Auf meinem Stehpult II

"Der gute Erzähler misstraut Geschichten, 

aus denen man etwas lernen soll. Er sagt:

Hat ein Schmetterling nur einen Sinn,

wenn er dir nützt? Glaubst du, 

die Blaumeise will mit ihrem blauen Bäuchlein

und der gelben Krawatte dir etwas sagen?...

Bekommt eine Erzählung,

so vielfältig, farbig und plastisch sie sein mag,

erst ihren Sinn,

wenn sie ausgepresst und in eine dünne Belehrung gegossen worden ist?

Der Geist der Erzählung - hört ihr ihn?-

er sagt:

Ach, ihr seid Kannibalen!

Ihr fresst eure eigene Welt.

Ihr erfreut euch nicht an ihr,

ihr fresst sie...

Märchen sind selbstbezüglich ."

Michael Köhlmeier

Zwei Bücher, die mich zuletzt beschäftigt haben, habe ich für den Februar zwecks Vorstellung auf meinem Stehpult liegen:

Da ist zum Einen - angeregt durch Andreas Monatsmotto - eine gar wundersame Märchensammlung aus dem Antiquariat bei mir eingezogen, edel aufgemacht mit bedrucktem Ganzleineneinband, zwei Lesebändchen und güldenem Vorsatzblatt ( so kann das doch nur bei einem Märchenbuch sein ).

Und in der schönen Hülle hat der österreichische Autor ( "Idylle mit ertrinkendem Hund",  "Zwei Herren am Strand" ) jeweils zehn Märchen unter zehn bestimmten Blickwinkeln ( deshalb "Decamerone" ) aus den diversen Märchenausgaben des Diederichs - Verlages - bei Andrea kann man die alten Bände sehen - herausgesucht und versammelt. 

Da ist zum Beispiel ein von mir geschätztes Andersen - Märchen wie "Die wilden Schwäne" unter dem Motiv "Bruder und Schwester" zusammen mit zwei Märchen der Gebrüder Grimm und welchen aus Japan, Korea, Russland, Australien, Ungarn, aus der Bretagne wie der Karibik zu finden.

Ich habe den Schmöker von über siebenhundert Seiten noch nicht ganz gelesen, auch nicht alle Anmerkungen von Michael Köhlmeier zu den einzelnen Märchenmotiven, bin aber auch wie er begeistert davon, dass in allen Völkern und Kulturen die ewig gleichen Motive und Bilder auftauchen, die mir die Menschheit nicht so zersplittert und aufgeteilt in Rassen, Nationen, Religionen erscheinen lassen, wie es manche einem weiß machen wollen.

Das zweite Buch ist von Ulrike Müller über die "Bauhaus - Frauen", welches ich in diesem Monat sehr viel öfter in der Hand gehabt habe, um daraus Informationen für meine Great - Women - Posts  zu entnehmen.

Auch optisch ansprechend aufgemacht werden in diesem Buch "Bauhäuslerinnen" vorgestellt, die mehr oder weniger bekannt sind, darunter vier Fotografinnen, drei Innenarchitektinnen & Designerinnen, fünf Webkünstlerinnen, zwei Keramikerinnen, drei Bildende Künstlerinnen sowie drei der Meisterinnen bzw. Lehrerinnen. Über die wird ausführlich in Wort & Bild berichtet. Eine ganze Reihe Fotos gibt auch Einblick in das Gemeinschaftsleben, denn das Bauhaus war eben doch mehr als eine Kunstschule...

Wer neugierig geworden ist durch die mediale Aufbereitung des Themas "100 Jahre Bauhaus" bekommt mit diesem Buch noch viele Zusatzinformationen von einer Kennerin der Szene!

Wegen des besonderen Märchenbuches verlinke ich diesen Post beim Monatsmotto der Zitronenfalterin, als Buchvorstellung auch im Lesezimmer der anderen Andrea ( Karminrot ).