Freitag, 25. Januar 2019

Denkanstöße


... gibt er mir öfter, dieser Kacem El Ghazzali ( hier habe ich über seinen Hintergrund berichtet ). So auch mit einer seiner jüngsten Publikationen in der "Neuen Zürcher Zeitung". Darin zitiert er einen Philosophen seines Herkunftslandes, den ich bemerkenswert finde:

"Europa bewahrt einen Teil der Erinnerung der Menschheit und ihrer Geschichte auf."

Zu dieser Menschheitsgeschichte gehören auch die Allgemeinen Menschenrechte. Dessen sollten wir uns immer wieder mal vergewissern ( in einigen Blogs geschieht das momentan auch, z. B. bei ihr ). Und uns auch gelegentlich auf die Schulter klopfen, dass wir deren Beachtung doch ganz gut hinkriegen ( besser machen kann man es immer ).




Kacem El Ghazzali erinnert uns daran und weist darauf hin, dass es Flüchtlinge gibt, die auch aus genau diesen Gründen bei uns Asyl suchen: 
"Manch einer träumt von Europa als perfekter Verkörperung der Freiheit, fernab des 'orientalischen Despotismus' (Bassam Tibi)", schreibt er. Und weiter: "Es gibt Menschen, die nicht nur schon integriert ankommen, sondern sogar aufgeklärte Europäer im Geiste sind. Sie betrachten den Westen als historische Verkörperung des Grundgedankens der Moderne, der Freiheit und der Menschenrechte. Dies macht Europa zu einem Teil ihrer persönlichen Identität – über geografische, sprachliche und ethnische Barrieren hinaus."
Am Beispiel von Ensaf Haidars, der Ehefrau des inhaftierten Bloggers Raif Badawi, lässt sich das gut illustrieren, die - obwohl aufgewachsen in einer konservativen Gesellschaft mit etlichen Repressionen und erheblichen inneren Konflikten ausgesetzt - sich trotzdem die Freiheit nahm, nach ihrer Façon zu leben: "Sie traf die Entscheidung, Weltbürgerin zu sein, und liess sich nicht auf ihre religiöse, ethnische oder geografische Zugehörigkeit reduzieren – trotz der Tatsache, dass dies Drohungen und soziale Sanktionen seitens ihrer Familie bedeutete."

Ein Plädoyer dafür, den Universalismus der Menschenrechte NICHT zu relativieren, indem man den islamischen Ländern ihre religiös verbrämten Einschränkungen nachsieht. Kacem El Ghazzali versteht die Aufforderung zur Integration nicht als Leugnung kultureller Unterschiede, sondern als Einladung, "Citoyen zu sein, Europäer zu sein, Universalist zu sein."
"Die Citoyenneté ist das Sicherheitsventil gegen die Vertreter der Identitätspolitik, die versuchen, den Staat zum Eigentum einer bestimmten Religion, Rasse oder Klasse zu machen. Staatsbürger zu sein, bedeutet, Demokrat zu sein, die Freiheit seiner Tochter zu respektieren und die Redefreiheit anzuerkennen, auch wenn über das Allerheiligste gelacht wird."
Dem kann ich mich nur anschließen.




Wer den gesamten Artikel lesen will - hier ist er zu finden.

6 Kommentare:

  1. Hach... ich vergessen immerden Namen Astrid, sorry!
    Liebe Grüße, Eva

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  2. Was für ein schönes Bild:
    "Sie traf die Entscheidung, Weltbürgerin zu sein,..."
    Trotz der schrecklichen Auswirkungen dieser Entscheidung, gab es für sie sicher keine andere - und sie war richtig.
    GlG Sieglinde

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  3. Die Sicht mit der Integration nicht seine Kultur zu verlieren, sondern noch mehr dazu zu bekommen ist auch die meine. Ich bin froh im hier und heute und in einem Europa mit (noch/teilweise) offenen Grenzen zu leben. Dafür habe ich recht wenig getan. Es waren meine Eltern, die den Osten Deutschlands unter großen Schwierigkeiten verlassen haben, damit ihre Kinder freiheitlich, demokratisch groß werden können. Das hatte seinen Preis, der es wert war.
    Wer wünscht es sich nicht seine Kinder in Freiheit groß werden zu lassen?
    Es gibt nur eine Welt.
    Mit vielen Grüßen,
    Karin

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  4. ich schließe mich ebenfalls an - dabei voller bewunderung für die menschen, die schon in ihren ursprungsländern repressionen (und mehr) auf sich nehmen, um diese menschenrechte zu leben und zu verteidigen.
    lg, mano

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  5. wieder sehr schön geschrieben ..
    und ich wehre mich immer vehemnt dagegen
    wenn Menschen ein Land für sich in Anspruch nehmen

    "Am Anfang schuf Gott Himmel und Erdend und die Erde war wüst und leer"

    Da steht nirgends..er schuf Europa und Asien und Afrika ect.

    die menschheit besiedelte die Länder nach und nach und immer zogen sie weiter wenn es nicht mehr genug Nahrung gab
    also wer will behaupten er ist "reiner" Deutscher ?
    In seinen Stamm-Genen finden sich sicher Abstammungen aus Afrika und sonst wo her ..
    so wenig wie die Erde gehört uns das Land
    wir können es nur verwalten
    und eigentlich hat jeder Mensch das Recht da zu leben wo er möchte

    ja.. wir haben sehr viel zu bewahren
    es ist gerade in dieser Gedenkzeit (Holocaust) ein "Trost" zu wissen dass unser Land vom Schrecken zur Hoffnung geworden ist
    und ich hoffe dass es das bleibt

    liebe Grüße
    Rosi

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst!

Ich wünsche mir allerdings nach wie vor, dass ein Name am Ende des Kommentars steht.
Da die anonymen namenlosen Kommentare zuletzt wieder zugenommen haben, hier der ausdrückliche Hinweis:

Ich werde sie ab jetzt wieder konsequent NICHT freischalten.

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