Freitag, 16. November 2018

Von Mistkerlen und Mistkerlen


"Der Kronprinz mag ein Mistkerl sein, 
aber er ist unser Mistkerl."

Das hat am Dienstag dieser Woche Jörg Lau in einem Kommentar in der "Zeit" über den saudischen Kronprinzen geschrieben und mal wieder die Doppelmoral westlicher Politik zum Thema gemacht. Denn die Vereinigten Staaten bzw. ihre Regierung sind in dieser Woche zu dem Schluss gekommen, Mohammad bin Salman, Kronprinz von Saudi-Arabien, wegen des Kashoggi - Mordes vorerst nicht weiter zu bedrängen, dafür sämtliche Sanktionen gegen den Iran wieder aufzunehmen, die vor drei Jahren nach dem Inkrafttreten des Atomabkommens ausgesetzt worden waren.

Es ist für mich nicht nachzuvollziehen, warum der eine Schurke schurkiger als der andere ist: 

Der Iran unterstützt Diktator Assad im Krieg gegen sein eigenes Volk und bedroht Israel über die Unterstützung der Hisbollah. Dafür haben die Saudis mit ihren Bomben und ihrer Blockade im Jemen die wohl größte derzeitige humanitäre Katastrophe heraufbeschworen und destabilisierten mit ihrem Export eines fundamentalistisch - rückständigen Islams weite Teile der Welt.

Es fällt mir auch schwer, den Unterschied zu sehen zwischen der Demütigung durch die 444 Tage währende Geiselnahme in der US-Botschaft in Teheran durch islamistische Studenten 1979 und der Demütigung durch den Angriff auf die New Yorker Twin Towers am 9. September 2001 mit immerhin knapp 3000 Toten durch Islamisten, die nachweisbar aus Saudi - Arabien unterstützt worden sind. Die alte Geschichte ist bis heute nicht beigelegt bzw. verarbeitet, die neuere scheint keine Rolle mehr zu spielen. Aber der Iran wurde damals nach Nine Eleven als eine Koordinate auf der Achse des Bösen von George W. Bush ausgemacht.

Der Irrationalismus amerikanischer Politiker ist immer schwerer auszuhalten. Es wird Zeit, sich da als Europäer auszuklinken...

Mit entsprechend großer Verwunderung habe ich deshalb auch gelesen, dass Ensaf Haidar, die Frau des inhaftierten Bloggers Raif Badawi, sich immer noch verspricht, den amerikanischen Präsidenten zu einer Fürsprache für ihren Mann bei seinen saudischen Freunden ( und Finanziers ) bewegen zu können. Die Zuversicht bei dieser Frau ist einfach unglaublich!


Das Weiße Haus hat bisher nicht reagiert. Wundert's jemanden?

6 Kommentare:

  1. Nein, da wundert uns gar nichts mehr! Herzlich, Sunni

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  2. allesamt Mistkerle ..
    da hackt doch eine Krähe der anderen kein Auge aus ..
    es ist wirklich zum "kübeln"
    und nach ein paar Wochen Entrüstung gehen alle wieder zum Tagesgeschäft über :(

    die Frau Haidar wird sich an die letzte Hoffnung klammern die sie hat
    denn sonst würde sie wohl den Mut verlieren

    sie tut mir Leid
    und alle die die ihre Lieben ungerechtfertig in den Gefängnissen sitzen haben

    liebe Grüße
    Rosi

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  3. Mistkerl ist ein viel zu braver Ausdruck für das, was tatsächlich vorliegt.
    Dass Ensaf Haidar alle Möglichkeiten ausschöpfen will, kann ich nachvollziehen. Dass sie keine Antwort erhält, leider auch. Man hat sich schon so daran gewöhnt, dass nichts Gutes von dort kommt.
    GlG Sieglinde

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  4. Tja - wieviel ist ein Menschenleben wert?
    Offensichtlich nicht viel, wenn du nicht zum Club der 1% gehörst, dem natürlich sowohl Donald Trump als auch sein Freund, der saudische Kronprinz angehören.
    Seinen Freunden und Finanziers tritt man halt nicht vors Knie.

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  5. Die Herren da oben wissen schon genau, was sie sich erlauben können. Und das ist ganz schön viel. Man schimpft dann ein bisschen, erhebt den Zeigefinger (im Extremfall) und gut ist's...
    Liebe Grüße
    Andrea

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  6. Nein, es wundert nichts mehr. Ich habe in dieser Woche vor allem den Brexitzirkus beobachtet. Ich überlege noch, ob ich dazu was schreibe, weil mich inzwischen der Mangel an Wissen - auch in der Presse - stört. Aber jetzt kommt erstmal die Familie.
    LG
    Magdalena

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