Donnerstag, 13. September 2018

Great Women # 154: Marie von Ebner - Eschenbach


"Wenn eine Frau sagt "Jeder", 
meint sie: Jedermann. 
Wenn ein Mann sagt "Jeder", 
meint er: Jeder Mann."
Die, die das gesagt hat, beweist, dass sie ein untrügliches Gespür für die Macht der Sprache hat, sich mit ihrer Rolle als Frau auseinandergesetzt und dabei zu dem Schluss gekommen ist, dass "... die Frau in erster Linie ein menschliches, und erst in zweiter ein weibliches Wesen (ist)." Heute gilt diese Frau (schlimmstenfalls) als verknöcherte Heimatdichterin oder ( bestenfalls ) als altmodische, weise, tierliebe Matrone, wenn sie nicht ganz vergessen ist. Dabei ist sie die erste realistische Erzählerin der deutschsprachigen Literatur, eine Größe der Literaturwelt des 19. Jahrhunderts, eine Kultautorin sozusagen, eine europäische Berühmtheit mit eigenen Autogrammkarten und die erste Frau, die die Ehrendoktorwürde der Wiener Universität erlangt hat. Sie ist dennoch auch heute all jenen, selbst wenn sie nicht  - wie es nach dem Krieg noch üblich war- ihren "Krambambuli" als Schullektüre hatten, wegen ihrer Zitate bekannt - da steht sie einem Goethe oder Wilhelm Busch in nichts nach! Aber, wie sagte sie so zutreffend:
"Jeder Mensch hat ein Brett vor dem Kopf –
 es kommt nur auf die Entfernung an."
Entfernen wir das Brett heute also und schauen uns einmal an, wer hinter dieser Person Marie von Ebner - Eschenbach steckt, deren 188. Geburtstag heute ist.
Schloss Zdislawitz in Mähren
(CC BY 2.0)
Am 13. September 1830 wird Marie von Ebner - Eschenbach als Freiin von Dubský auf Schloss Zdislawitz bei Kremsier ( Kroměříž ) in Mähren als Tochter des Barons Franz Dubský von Treboymslice und dessen zweiter Frau Baronesse Marie von Vockel geboren. Die Mutter, aus einem protestantisch- niedersächsischen Haus stammend, stirbt vierzehn Tage nach der Geburt Maries, ihres zweiten Kindes.
Ein Vorfahr des Barons, Wilhelm Dubský von Treboymslice, ist Anfang des 17. Jahrhunderts aus Böhmen nach Mähren gekommen und aufgrund seiner Verdienste von Rudolf II. zum obersten Richter der mährischen Markgrafschaft und in den Adelsstand erhoben worden. 1620 verlor er jedoch all seinen Besitz wieder, und erst seine Nachkommen haben im 18. Jahrhundert alles wieder zurückgewonnen. Maries Vater, der nächsten Generation angehörend, ist Geheimrat und k. und k. Kämmerer und wird 1843 zum Grafen ernannt- ein ausgesprochener autoritärer Patriarch vom alten Schlag, dem wenig an der Bildung von Marie und ihrer älteren Schwester liegt. Sein ältester Bruder Emanuel ist zeitweilig mährischer Provinzgouverneur.
Bald heiratet der verwitwete Vater Eugenie Freiin von Bartenstein, die Marie eine echte Ersatzmutter ist und ihr noch drei Halbgeschwister beschert. Doch auch diese stirbt, als Marie sieben Jahre alt ist. Zum Glück versteht sie sich auch mit der nächsten Frau ihres Vaters, Xaverine Gräfin Kolowrat-Krakowsky, gut. Maries zweite Stiefmutter ist eine hochgebildete Frau und fördert die Stieftochter auf jede erdenkliche Weise. Zwei weitere Geschwister kommen hinzu, und die illustre Kinderschar wird von tschechischen Kindermädchen - Anischa, die Märchenerzählerin, und Pepinka werden später auch literarisch verewigt - und französischen Gouvernanten betreut und erzogen, so dass Marie dreisprachig aufwächst. Ihr Leben lang wird so aufgrund dieser Sozialisation keine Standesdünkel haben.

Als die Elfjährige die Aufgabe bekommt, die Bibliothek ihrer verstorbenen Großmutter im Schloss zu ordnen, erhält die lesehungrige Halbwaise weitere Anregungen. Ungestört und ohne Anleitung kann sie lesen, was sie möchte und entwickelt sich zu einem echten Freigeist. Ihre Liebe zu Literatur und Theater wird folgenreich sein, ihre Begeisterung für Schillers Balladen und die Dramen Shakespeares, Grillparzers, Goethes. Von den enormen Umwälzungen der Zeit ahnt das "Komtesserl" damals noch nicht viel in den 1830er- und 40er-Jahren, in denen sie ihre Kindheit und Jugend teils in Wien, teils auf dem mährischen Familienschloss verbringt. Sie ist 14 Jahre alt, als sie ihrer französischen Erzieherin schließlich verkündet, "entweder nicht zu leben oder die größte Schriftstellerin aller Zeiten und Völker zu werden".
"Ich war ein junges Mädchen, beinahe noch ein Kind, meine traumhaften Ansichten, meine Sympathien und Antipathien wechselten wie Aprilwetter; aber eines stand immer klar und felsenfest in mir: Die Überzeugung, dass ich nicht über die Erde schreiten werde, ohne ihr eine wenigstens leise Spur meiner Schritte eingeprägt zu haben", wird sie in reiferen Jahren in einem Brief an ihren Freund und Biographen Anton Bettelheim schreiben.
"Sprich nicht davon; dann vergeht's vielleicht", rät die Schwester ihr angesichts ihrer ersten lyrischen Versuche. Welch ein Zwiespalt! Marie weiß, was sie kann und was sie will. Und die Auffassung, ein Mädchen solle zwar schreiben lernen, aber nur ja nichts damit anfangen, die vor allem die Männer ihrer Familie vertreten, setzt ihr einen Rahmen, den zu sprengen sie sich herausgefordert fühlt. Marie ist sehr mutig, sie kämpft gegen aristokratische Wissenslücken und macht all die sportlichen Dinge, die ein Junge unternimmt wie die Beschäftigung mit Hunden, Reiten - sie genießt die stundenlangen Ausritte über Feld und Flur rund ums Schloss – und Schießen, andererseits ist die "Sportkomtesse" ( Strigl ) darauf angewiesen, Anerkennung zu bekommen, ja, sie bettelt förmlich darum.

Und trotzdem nimmt sie immer wieder auf sich anzuecken, indem sich über alles lustig macht, was in ihren Kreisen etwas gilt: die Oberflächlichkeit des Adels, die Kirche allgemein und Betschwestern aller Art insbesondere.

Johann Nepomuk Horàk
"Bildnis einer jungen Frau in blauem Kleid"
(Marie von Ebner-Eschenbach 1851)
Einen Ausweg aus ihrer Misere, aus der so bedrückenden väterlichen Einfluss-Sphäre, bietet ihr ihr Cousin Moritz von Ebner - Eschenbach. Der, 15 Jahre älter, Sohn der ihr wohlgesonnenen Tante Helen, Schwester des Vaters, reagiert schon früh positiv auf die literarischen Erzeugnisse Maries und ermutigt sie. Auch fühlt er sich von ihrem Wissensdurst angezogen, kann er doch da seine pädagogischen Ambitionen ausleben. 

Es entwickelt sich eine beiderseitige Zuneigung, und als schließlich das Ehehindernis der nahen Verwandtschaft per Dispens aus Rom aufgehoben wird, steht einer Eheschließung im Jahr 1848 nichts mehr im Wege. Da ist Marie 18 Jahre alt, ihr Ehemann 33.  Sie zieht zu ihm nach Klosterbruck ( Louka, heute zu Znojmo gehörig ) in Südmähren. An die Freundin Josephine Freiin von Knorr schreibt sie: "Ich schwöre Dir ich bin hier vollkommen unter Wilden.
Moritz von Ebner-Eschenbach (1815–1898) stammt aus einer mährischen Seitenlinie des Nürnberger Patriziergeschlechts Ebner von Eschenbach. Als er um die junge Verwandte wirbt, ist er nach dem Besuch der Wiener Ingenieurakademie seit 1837 Ingenieurleutnant, seit 1840 gar Professor für Chemie und Physik an der Akademie. Zugleich ist er Militärschriftsteller und geachteter Erfinder in militärischen Anwendungsgebieten der Elektrizität. 1874 wird er dann im Alter von 59 Jahren in den Ruhestand versetzt und zum Feldmarschallleutnant befördert werden. Moritz ist ein gebildeter und belesener Mann, ein antiklerikaler Freigeist und derjenige, der seiner vor allem "Kuchlböhmisch" und Französisch sprechenden Cousine richtiges Deutsch beigebracht hat.
Die Eheschließung fällt in die Zeit der bürgerliche Revolution von 1848, die das junge Ehepaar quasi von seinen Fenstern verfolgt & durchaus mit gemischten Gefühlen betrachtet: Beide sympathisieren mit den liberalen Anliegen, und Marie ist begeistert vom Anbrechen einer neuen Zeit, fühlt sich dann aber auch abgestoßen von der Gewalt, die sich alsbald zeigt.

Gemeinsam mit ihrem Mann lernt sie in den ersten Ehejahren auch andere Teile Mährens und verschiedene Milieus kennen. Das Land wird Schauplatz vieler ihrer Werke werden, und das tschechische Element wird darin keine geringe Rolle spielen.

Marie hat schon vor ihrer Ehe Gedichte an Franz Grillparzer und Betty Paoli ( Barbara Elisabeth Glück, eine zu ihren Lebzeiten anerkannte Lyrikerin & eine der ersten Journalistinnen Österreichs ) geschickt, die sie zur weiteren Arbeit ermuntern. Die Kontakte hat ihr ihre Freundin "Sephine" vermittelt, mit der sie sich über ihre Werke austauscht ( und der Briefverkehr mit dieser ist einer der wenigen, der erhalten ist, denn Ebner- Eschenbach findet: "Briefe von geliebten Menschen verbrennt man gleich oder nie." )

Das Ehepaar Ebner-Eschenbach (ca. 1865)
Source
Ab 1856 lebt das Ehepaar in Wien. Maries erste Veröffentlichungen, darunter die bemerkenswerte satirische Prosa "Aus Franzensbad" (1858), kommen anonym oder unter Pseudonym heraus. Darin karikiert sie die Eitelkeit der Reichen & Adligen im Kurbad.

Doch bald entscheidet sich Marie nur noch Theaterstücke zu verfassen. Haben Vater und ihre Brüder ihre literarischen Versuche als Jugendliche missbilligt, so empfinden sie es jetzt als Skandal, dass sie fürs Theater schreibt, auch wenn ihre Werke kaum aufgeführt werden, schließlich habe sie gesellschaftliche Verpflichtungen. ( Den Skandal gibt es dann auch tatsächlich bei der Uraufführung des adelskritischen Gesellschaftsstücks "Das Waldfräulein" im Burgtheater 1873. )

Immerhin bewundert ihr Mann ihre künstlerische Arbeit und respektiert ihren Drang nach Unabhängigkeit leidlich: "Du trägst meinen Namen", heißt es aber, wenn ihm etwas nicht passt.

Ihr Lustspiel "Das Veilchen" wird 1863 tatsächlich am Wiener Burgtheater uraufgeführt und ist ein Achtungserfolg. Aber Maries Trauerspiele, historischen Dramen und Gesellschaftsstücke erhalten überwiegend negative Kritiken. Marie überlegt ernsthaft, die Schriftstellerei aufzugeben, zumal sie sich die Zeit für ihr Schreiben immer wieder erkämpfen muss: Sie kümmert sich um die depressive Schwiegermutter in ihrem Haushalt, um die zahlreichen Nichten und Neffen und später den pflegebedürftigen Vater. Migräne plagt sie: "Könnte ich mich mit Schreiben abgeben, ich würde gesund", meint sie. 

Karl von Blaas:
Freifrau Marie von Ebner-Eschenbach (1873)
Source
Sie ist schon 45 Jahre alt, als sie ihre erste Sammlung mit Erzählungen herausbringt. 1876 - ermutigt von Franz Grillparzer - veröffentlicht sie eines ihrer Hauptwerke, den gleichnamigen Roman über die Magd Božena, der zunächst nur zögerlich Anerkennung findet.

Ihren Durchbruch erreicht sie 1880 dann mit "Lotti, die Uhrmacherin", in dem sie geradezu utopische Verhältnisse beschreibt, denn ihre Protagonistin ist eine unverheiratete bürgerliche Frau, die selbstbewusst auftritt und für sich selbst handelt und verhandelt. Vorher hat die Schriftstellerin übrigens eine Ausbildung als Uhrmacherin in Wien gemacht, denn Formuhren sind Maries Leidenschaft ( ihre Kollektion befindet sich heute im Wiener Uhrenmuseum  ).

Im selben Jahr sind in Berlin auch schon ihre Aphorismen herausgekommen, und der meist zitierte daraus ist sicher jeder Leserin meines Blogs geläufig: "Eine gescheite Frau hat Millionen geborener Feinde: – alle dummen Männer".

Es folgt die Sammlung "Dorf- und Schloßgeschichten" (1883), darin enthalten "Er lasst die Hand küssen", ein Text, in dem feudale Denkmuster und mörderische Herzensträgheit ohne Nachsicht aufs Korn genommen werden.

Den Roman "Das Gemeindekind", der immer wieder als ihr Hauptwerk angesehen und als Meisterwerk des Spätrealismus gilt, veröffentlicht sie 1887. In dem Jahr wird auch in der "Illustrierte Frauenzeitung" die Parabel "Eine dumme Geschichte" gedruckt, in der sie die Erfindung des Stiefelknechts zur Keimzelle weiblicher Befreiung erklärt - ganz schön boshaft ( und hier nachzulesen )! 

Nicht nur in ihren Themen ist "die Eschenbach" modern, auch formalen Experimenten gegenüber ist sie aufgeschlossen: So schreibt sie "Novellchen in Korrespondenzkarten", Brieferzählungen und "Dialogisierten Novellen", bei denen sich die versierte Dramenverfasserin zu erkennen gibt. Zum Lesevergnügen trägt auch ihr satirisches Talent, ihre Ironie und ihr Humor bei. Sie weiß ihre Leser zu packen und setzt auch auf echtes Pathos, Rührung, Erschütterung - alles mit dem Ziel, die Welt zu verbessern, denn davon, dass Gene oder Milieu das Schicksal des Menschen festlegen, mag sie sich nicht abfinden. Poetischen Realismus nennt das ihre Biografin Daniela Strigl.

18 Jahre nach der ersten Buch- Veröffentlichung werden ihre "Gesammelten Schriften" in sechs Bänden herausgegeben - ein Meilenstein auf dem Weg zur Klassikerin!

Vergessen wird heutzutage gerne, dass die Schriftstellerin auch in der Frage der Gleichberechtigung der Frauen durchaus fortschrittlich gewesen ist, jedoch aus Rücksicht auf ihre Familie nicht in der ersten Reihe stehen mochte. Sie gründet 1885 allerdings den Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien und ist Mitglied im Deutschen Frauenverein Reform, dessen Forderung nach einer Gleichstellung in der Mädchenerziehung und dem Recht von Frauen auf ein Universitätsstudium aller Fächer sie unterstützt.

Kämpferisch ist sie bis ins hohe Alter, nur drückt sich das nun anders aus als in ihrer Jugend. Da hat sie einer Freundin noch mitgeteilt: "es ist ein grosses Unrecht, diese Sanftmuth – dieses leidende Dulden, die man den Frauen zur Tugend macht – Gleichviel welchem Geschlechte der Dichter angehört – sein Lebensberuf ist, die Verbreitung der Wahrheit unter den Menschen." Mit 78 Jahren bearbeitet sie literarisch in der Erzählung "Das tägliche Leben" den Selbstmord einer achtbaren Bürgersfrau am Vorabend ihrer silbernen Hochzeit, die die tägliche Demütigung durch die Familie nicht mehr ertragen mag und die öffentliche Heuchelei leid ist. Mit ihrem so ganz und gar anderen Blick auf das Sozialgefüge und das Alltagsverhalten versucht die Baronesse schreibend die gesellschaftliche Position von Frauen vorsichtig zu verändern, ohne allzu sehr zu provozieren, denn dann besteht die Gefahr, dass der Ruf der gesamten Familie bis ins letzte Glied leiden wird - für uns heute schwer nachzuvollziehen...

Marie nimmt auch lebhaften Anteil an den politischen und intellektuellen Auseinandersetzungen ihrer Zeit. Als Lebensthema bleibt die Kritik und moralische Demontage der Borniertheit und des Standesdünkels ihrer eigenen Aristokratenklasse. Mit ebenso wachem Blick wendet sie sich gegen den Antisemitismus, der seit den 1880er-Jahren immer unverhohlener das öffentliche Leben in Deutschland und Österreich, aber auch in Frankreich, zu bestimmen beginnt. Sie leidet unter der durch den Wiener Bürgermeister Karl Lueger und seiner massiven antisemitischen Propaganda vergifteten Atmosphäre in der Stadt und mit ihrem Mann gehört sie dem von Bertha von Suttner ins Leben gerufenen "Verein zur Abwehr des Antisemitismus" an. Ihrem engstem Freundeskreis gehören Juden an, was für eine Aristokratin unüblich ist.

Source
1900 - im Jahr zuvor ist ihr Ehemann gestorben, sie selbst in privater Audienz beim Kaiser, mit dem sie die Lebensdaten gemeinsam hat, mit dem höchsten zivilen Orden Österreichs "Pro litteris et artibus" ausgezeichnet worden und hat eine Reise nach Rom unternommen - erhält Marie von Ebner - Eschenbach als erste Frau den Titel "Ehrendoktor der Universität Wien". Zu ihrem siebzigsten Geburtstag wird ihr ein von 10.000 Frauen unterzeichneter "Brief der Wienerinnen" überreicht und Victor Adler, der Gründervater der österreichischen Sozialdemokratie, erweist ihr als "Volksschriftstellerin" Reverenz.

1906 veröffentlicht sie als letztes Buch ihre Erinnerungen "Meine Kinderjahre". Schon zu Lebzeiten werden ihre Bücher vielfach übersetzt, und sie ist im Gespräch für den Nobelpreis, den dann aber 1909 die Schwedin Selma Lagerlöf bekommt. 1903 ist sie allerdings im "Berliner Tageblatt" unter die "fünf bedeutendsten Frauen der Gegenwart" gewählt worden, hinter Bertha von Suttner, Carmen Sylva, Sarah Bernhard und Eleonora Duse.

"Der größte Feind des Rechtes ist das Vorrecht" reagiert sie auf das sogenannte "Allgemeine Wahlrecht" von 1907, das nur für Männer gilt. Das Wahlrecht für Frauen 1918 hat Marie von Ebner-Eschenbach nicht mehr erlebt: Sie stirbt am 12. März 1916 wird und in der Familiengruft der Grafen Dubsky in Zdislawitz (Zdislavice) beigesetzt.
"Das Werk der Marie von Ebner-Eschenbach hält der strengsten Prüfung stand. Es zeichnet kein geschöntes, sondern ein realistisches Bild der Gesellschaft. Wer sich darauf einlässt, betritt keine muffige Stube in altdeutscher Eiche, sondern einen Raum von klassischer Modernität: Ebner-Eschenbachs Werk enthält "die erstaunlichsten Identifikationen mit dem Dunklen und Abgründigen", wie Gertrud Fussenegger einmal festgestellt hat, es ist "nicht nur von leidenschaftlichen Gefühlstönen, es ist auch mit beißenden Ironien durchsetzt'" Und es vermag über den Abgrund der verstrichenen Zeit hinweg Leserinnen und Leser zu bewegen", so die Biografin Daniela Strigl. Ich habe ihr Werk für mich wiederentdeckt...

12 Kommentare:

  1. Tatsächlich begleiten mich die Zitate von Ebner-Eschenbach schon mein ganzes Leben. Für mich ist sie ganz und gar nicht altmodisch oder vergessen. Schön, dass du uns nun auch ihre Biografie näher bringst.
    Liebe Grüße

    AntwortenLöschen
  2. Voll ins Schwarze getroffen, ich bin sehr begeistert, und es ist ja eine Schande, dass ich außer den geliebten Aphorismen gar nichts von ihr kenne... Das muss sich aber nun über den Winter unbedingt mal ändern. Witzigerweise kannte mein Germanistenbruder damals einiges von ihren Werken, aber die Aphorismen nicht, die ich ihm in einer Inselband-Ausgabe schenkte, er war begeistert... Eine tolle Frau, ich mag sie und mache jetzt einen dicken Kringel in meinen Freiberger Winterkalender, um was von ihr am Kaminfeuer zu lesen. Gerade im Bibliotheksverzeichnis meiner sehr belesenen Eltern nachgeschaut, nein, da steht von ihr eine Auswahl von Erzählungen von Rütten & Loenig verzeichnet, 1969 gegenseitig zu Weihnachten geschenkt, vom da immer noch sehr knappen Geld wurden dennoch immer wieder Bücher gekauft..., da werde ich mal auf die Spur gehen, wo die Ausgabe steht bei meinen Verwandten..., Ausleihe für den Winter beantragen ;-). Herzlichen Dank für dieses Vergnügen an einem sonst eher mauen Morgen, eine allergische (hoffentlich nur...) Reaktion auf der Haut wächst statt zu verschwinden, muss ich nun doch mal nachgehen der Sache ;-(. Alles Liebe Ghislana

    AntwortenLöschen
  3. Was für eine Freude, die Aphorismen von Marie von Ebner-Eschenbach liebe ich so sehr. Ich mag ihre spitze Zunge und den sprühenden Geist. Da werde ich mal schauen, ob ich nicht einen längeren Text von ihr mal im Herbst lese. Danke für wieder eine so feine Frauenbiographie.
    Liebe Grüße
    Andrea

    AntwortenLöschen
  4. Von ihr weiß ich einiges... trotzdem hab ich sie genossen, deo e Biographie!

    AntwortenLöschen
  5. Liebe Astrid,
    das hat mich jetzt sehr interessiert, denn für mich war Frau Ebner-Eschenbach immer irgendwie der "erhobene Zeigefinger". Das hat mit manch einem Zitat zu tun, allem voran dem spaßverderberischsten überhaupt: "Und ich habe mich so gefreut!, sagst du vorwurfsvoll, wenn dir eine Hoffnung zerstört wurde. Du hast dich gefreut - ist das nichts?" Ich habe das in meiner Kindheit immer wieder mal gehört und es gehasst, denn wenn man sich AUF ETWAS freut, etwas erhofft und ersehnt, ist das nicht dasselbe wie ERLEBTE Freude. Es ist und bleibt einfach zerstörte Hoffnung. Und "Krambambuli" - schrecklich! Der Hund stirbt am Schluss, das geht für mich gar nicht!
    Durch deine Schilderungen habe ich jetzt eine andere Seite von ihr kennengelernt...
    Alles Liebe, Traude
    https://rostrose.blogspot.com/2018/09/1-gugelhupf-3-spatsommer-outfits-1.html


    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Traude, deine Gefühle in Bezug auf den Gebrauch des Aphorismus als Erziehungsmittel kann ich sehr gut nachvollziehen. Diese "Truisms" waren auch in meinen Kindertagen gang und gäbe ( vielleicht habe ich da auch heute noch zwiespältige Gefühle gegenüber solchen Zitaten, sind sie mir doch auch ein Indiz dafür, dass man sich hinter anderen Autoritäten verschanzt ). Krambambuli war für mich keine nachhaltige Schullektüre...
      LG

      Löschen
  6. Freu, wer kennt sie nicht, die Frau mit den klugen Zitaten.
    Ich mag ihre Zitat seher, es wäre aber jetzt falsch, sie nur an ihren Zitaten zu messen, wie dein Bericht über sie heute zeigt.

    Marie von Ebner-Eschenbach

    Der Gescheitere gibt nach!
    Eine traurige Wahrheit,
    sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit.

    Marie von Ebner-Eschenbach

    Liebe Grüße Eva hab dich fein,
    das ist eines meiner Lieblingszitate von ihr.

    AntwortenLöschen
  7. Liebe Astrid,
    ich liebe ihre Zitate, doch ich wusste nicht wirklich was hinter diesem großen Namen steht. Danke für diese schöne Biografie!
    Dir alles Liebe
    Karin

    Nicht, was wir erleben,
    sondern wie wir empfinden, was wir erleben,
    macht unser Schicksal aus.
    (Marie v. Ebner-Eschenbach)

    AntwortenLöschen
  8. Viele ihrer Aphorismen kenne ich. Dass sie einen ehemals aus dem Nürnbergischen Stammenden geheiratet hat, wusste ich nicht. Werde hier mal nachforschen...
    In Mähren war ich vor einigen Jahren, aber eher im Norden. Solch ein grünes und stilles Land. Viel zu unbekannt hier. Einen Blog-Post habe ich damals drüber geschrieben, es sind etliche Künstlerseelen hier geboren.
    Danke für das Vorstellen dieser lebensklugen Frau. Wie auch andere hier, werde ich im Winter mal ein Prosa-Werk von ihr lesen.
    Auch dafür Danke für die Anregung!
    Herzlichst, Sieglinde

    AntwortenLöschen
  9. sehr interessant ihre Geschichte zu lesen
    und die Zitate die du erwähnt hast lassen mich schmunzeln
    sie sind immer noch aktuell
    ich kenne zwar ihren Nahmen
    und wir haben in der Schule sicher auch etwas von ihr gelesen
    doch beschäfftigt habe ich mich nicht mit ihr
    danke wieder für das Portrait

    liebe Grüße
    Rosi

    AntwortenLöschen
  10. Liebe Astrid, danke dir für das ausführliche Portrait von Marie von Ebner-Eschenbach. - Dass sie einem Goethe oder Wilhelm Busch in nichts nachsteht, davon *schmunzel* zeugt treffend auch dieses kurze Gedicht "Das Schiff" von ihr: Das eilende Schiff, es kommt durch die Wogen wie Sturmwind geflogen; voll Jubel ertönt's vom Mast und vom Kiele: "Wir nahen dem Ziele!" Der Fährmann am Steuer spricht traurig und leise: "Wir segeln im Kreise." -Marie von Ebner-Eschenbach

    Wünsche dir ein schönes Wochenende!
    LG Gerda

    AntwortenLöschen
  11. Wie immer habe ich deinen Frauenpost mit großem Interesse gelesen (auch wenn es nicht immer einen Kommentar gibt)Ich muß zugeben noch nichts, außer Aphorismen, von ihr gelesen zu haben. Es gibt so viele tolle Frauen, dass man eigentlich ganze wochen nur mit Lesen zubringen müßte.Ich finde toll,dass du immer wieder Zeit für diese ausführlichen Porträts findest.
    Viele Grüße, Karen

    AntwortenLöschen

Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst!

Ich wünsche mir allerdings nach wie vor, dass ein Name am Ende des Kommentars steht.
Da die anonymen namenlosen Kommentare zuletzt wieder zugenommen haben, hier der ausdrückliche Hinweis:

Ich werde sie ab jetzt wieder konsequent NICHT freischalten.

Mit dem Abschicken deines Kommentars akzeptierst du, dass dieser und die personenbezogenen Daten, die mit ihm verbunden sind (z.B. User- oder Klarname, verknüpftes Profil auf Google/ Wordpress) an Google-Server übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhältst du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google.