In dieser Woche beehrte der saudiarabische Kronprinz Mohammed bin Salman im Rahmen seiner PR - Tour Frankreich und streute mal wieder reichlich Wüstensand in die Augen der Westler:
Was nützt das den Menschen in seinem Land, wenn Saudi - Arabien ab sofort am Filmfestival in Cannes teilnimmt? Wer bestimmt denn die Inhalte der teilnehmenden Filme ( eine Auswahl von Kurzfilmen ist vorgesehen )? Was haben die für einen Wert, wenn die Meinung nicht frei geäußert werden kann? Na ja, wieder so ein glamouröser Furz.
Was nützt das den Menschen in seinem Land, wenn Saudi - Arabien ab sofort am Filmfestival in Cannes teilnimmt? Wer bestimmt denn die Inhalte der teilnehmenden Filme ( eine Auswahl von Kurzfilmen ist vorgesehen )? Was haben die für einen Wert, wenn die Meinung nicht frei geäußert werden kann? Na ja, wieder so ein glamouröser Furz.
Frankreich will das Land auch bei der Ausbildung von Filmschaffenden und zudem beim Aufbau einer Oper und eines Nationalorchesters unterstützen, wie Kulturministerin Françoise Nyssen bekannt gab. Ich liebe Oper, ich liebe den Film und Kultur überhaupt, fände es aber sehr viel wertvoller, wenn Frankreich ( und nicht nur die ) den Saudis in Bezug auf Menschenrechte auf die Sprünge helfen würden. Davon hätten die Bürger Saudi - Arabiens mehr.
Nichtregierungsorganisationen wie die Internationale Liga für Menschenrechte (FIDH) u.a. haben die Aufgabe übernommen und vor dem Gespräch zwischen dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron & dem Kronprinzen einen Stopp der französischen Rüstungsexporte nach Saudi-Arabien verlangt. Ihre Begründung: Die Waffen werden von der Militärkoalition unter Führung Riads im Jemen eingesetzt. Human Rights Watch (HRW) weist auf die "Kriegsverbrechen" durch Saudi - Arabien im Jemen hin. Und schließlich forderte Amnesty International Macron auf, wegen der hohen Zahl von Hinrichtungen in Saudi-Arabien zu intervenieren und das Thema Menschenrechte anzusprechen. Reporter ohne Grenzen erinnerte zudem die längst überfällige Freilassung Raif Badawis.
Bekannt ist geworden, dass Präsident Macron dem saudischen Prinzen im Louvre "Die Freiheit führt das Volk" vorgeführt hat, bevor es zu einem Abendessen unter vier Augen ging. Geäußert hat er sich anschließend so, dass man bei solch sensiblen Themen wie die Menschenrechte "in Betracht ziehen (muss), was derzeit im Nahen Osten vor sich geht." Aha! Hoffnungsträger? Sehen für mich anders aus.
Jetzt ist der Prinz in Spanien. Dort sind auch nicht gerade Avantgardisten der Allgemeinen Menschenrechte zu vermuten...
In dieser Woche habe ich - wie wohl alle seine Unterstützer - eine Dankesmail von Deniz Yüzel bekommen. Und darin hat er sich also nicht nur für den Einsatz zu seiner Freilassung bedankt, sondern auch darum gebeten, sich weiterhin für all die Gewissensgefangenen einzusetzen, die nicht das Glück haben, im Focus der Öffentlichkeit zu stehen. Ich nehme das als Anlass an all diejenigen zu erinnern, über die ich an dieser Stelle freitags berichtet habe ( aber auch darüber hinaus ), auch als Anstoß, weiter am Ball zu bleiben. Das sind zum Beispiel:
Diese Aufzählung gibt nur eine kleinen Ausschnitt wieder aus den Listen der 326 Medienschaffenden und der 224 Autoren, die weltweit ihre Freiheit verloren haben ( andere Berufsgruppen habe ich gar nicht gelistet gefunden ), weil sie von ihrem Menschenrecht gebrauch gemacht haben.
Ich bin mir auch bewusst, dass mein Blick selektiv ist und ich Europa, Amerika und weite Teile Afrikas ausgespart habe. Aber ich musste für mich selbst im Laufe der letzten drei Jahre feststellen, dass mir die Beschränkung hilft, mich durch all meine Aktivitäten wie Unterschreiben von Petitionen, Mails an Politiker & Regierungen, das Sammeln & Lesen von Informationen und letztendlich auch das Schreiben von Blogposts nicht total zu verzetteln bzw. zu überfordern. Damit wäre dann niemandem mehr geholfen...
Wer sich ebenfalls einsetzen will: Auf den Seiten von Amnesty International, Reporter ohne Grenzen, Pen Deutschland oder den Frontlinedefenders ( sehr informativ & übersichtlich!) findet man immer wieder Gelegenheiten dazu.
Bekannt ist geworden, dass Präsident Macron dem saudischen Prinzen im Louvre "Die Freiheit führt das Volk" vorgeführt hat, bevor es zu einem Abendessen unter vier Augen ging. Geäußert hat er sich anschließend so, dass man bei solch sensiblen Themen wie die Menschenrechte "in Betracht ziehen (muss), was derzeit im Nahen Osten vor sich geht." Aha! Hoffnungsträger? Sehen für mich anders aus.
Jetzt ist der Prinz in Spanien. Dort sind auch nicht gerade Avantgardisten der Allgemeinen Menschenrechte zu vermuten...
Auch in biblischen Zeiten gerieten Menschen des offenen Wortes schnell in Haft |
- Ahmet Altan, Autor & Journalist, in der Türkei zu lebenslänglich verurteilt
- Ahmet Şık, türkischer investigativer Journalist, seit 9.3.2018 unter Auflagen aus der Untersuchungshaft entlassen, angeklagt wegen u.a. wegen "Propaganda für eine terroristische Organisation"
- Mohamed Cheikh Ould Mkhaitir, in Mauretanien wegen Apostasie jahrelang mit einem Todesurteil bedroht, zuletzt zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt
- Abdulaziz al-Shubaily, saudischer Anwalt für Menschenrechte, verurteilt zu 8 Jahren Gefängnis, vorläufig bis zur Berufungsverhandlung auf Kaution frei
- Alaa Brinji, saudischer Journalist wegen Beleidigung des Königshauses zu 5 Jahren Gefängnis verurteilt
- Waleed Abu al -Khair, saudischer Menschenrechtler, Anwalt Raifs, verurteilt zu 15 Jahren Gefängnis
- Ashraf Fayadh, palästinensischer Dichter, in Saudi - Arabien wegen Apostasie zum Tode verurteilt, nach Solidaritätsbekundungen weltweit zu acht Jahren Gefängnis
- Ali Mohammed al-Nimr, saudischer Jugendlicher, Neffe eines angesehenen schiitischen, hingerichteten Predigers im Land, wegen Teilnahme an einer Demonstration zum Tode verurteilt, seit 2012 inhaftiert
- Saleh al-Saeed, kuwaitischer Blogger, wegen Kritik an Saudi - Arabien zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt
- Abbas Fadhil, bahrainischer Politaktivist, wegen Kritik an der von Saudi-Arabien geführten Militärkoalition im Jemen zu drei Jahren Haft verurteilt
- Stellvertretend für die über 30 vietnamesischen Blogger und Journalisten, die inhaftiert sind, sei hier Nguyen Ngoc Nhu Quynh erwähnt, die Menschenrechtsverletzungen sowie Korruption in ihrem Heimatland angeprangert hat und deshalb zu zehn Jahren Haft verurteilt worden ist.
- Stellvertretend für die im Iran Inhaftierten stehen hier & heute die Schriftstellerin und Aktivistin Golrokh Ebrahimi Iraee, die wegen einer unveröffentlichten Kritik am in der Scharia üblichen Steinigen sowie einiger Facebook-Posts zu sechs Jahren Haft verurteilt worden ist, die Frauenrechtlerin Narges Mohammadi, wegen "Verbreitung von Propaganda gegen das System", ebenfalls zu sechs Jahren Haft sowie der Menschenrechtsanwalt Abdolfattah Soltani, Träger des Menschenrechtspreises der Stadt Nürnberg, u.a. wegen "Gründung eines Zentrums zum Schutz der Menschenrechte" zu 13 Jahren Haft.
Diese Aufzählung gibt nur eine kleinen Ausschnitt wieder aus den Listen der 326 Medienschaffenden und der 224 Autoren, die weltweit ihre Freiheit verloren haben ( andere Berufsgruppen habe ich gar nicht gelistet gefunden ), weil sie von ihrem Menschenrecht gebrauch gemacht haben.
Ich bin mir auch bewusst, dass mein Blick selektiv ist und ich Europa, Amerika und weite Teile Afrikas ausgespart habe. Aber ich musste für mich selbst im Laufe der letzten drei Jahre feststellen, dass mir die Beschränkung hilft, mich durch all meine Aktivitäten wie Unterschreiben von Petitionen, Mails an Politiker & Regierungen, das Sammeln & Lesen von Informationen und letztendlich auch das Schreiben von Blogposts nicht total zu verzetteln bzw. zu überfordern. Damit wäre dann niemandem mehr geholfen...
Wer sich ebenfalls einsetzen will: Auf den Seiten von Amnesty International, Reporter ohne Grenzen, Pen Deutschland oder den Frontlinedefenders ( sehr informativ & übersichtlich!) findet man immer wieder Gelegenheiten dazu.
Hallo Astrid, du triffst immer auf den Punkt mit deinen Worten. Welche Mühe du dir machst, um uns zu informieren. Klar, wer aufmerksam die Medien verfolgt weiß um diese Ungerechtigkeit. Aber schalten wir dann nicht oft weg, wenn über solche Themen berichtet wird. Ich höre und sehe und lese auch anderes, angenehmes, freudiges viel lieber. Weil man evtl. denkt, diese Probleme seien ja so weit weg!? Grüße von Rela
AntwortenLöschenPS: Durch deinen Post habe ich nun ein weiteres Wort in meinem Wortschatz: Apostasie. Das hatte ich noch nie gehört und gleich recherchiert. Danke!
Solch eine lange Liste von Namen und sicher gibt es noch viele mehr...
AntwortenLöschenSoltanis Frau kam dann ja sogar in Haft, weil sie den "ungesetzlichen" Preis entgegengenommen hat für ihren in Haft befindlichen Mann. Seine Tochter lebt in Nürnberg und macht immer wieder durch Aktionen auf seine Situation aufmerksam.
Gut, dass Menschen wie Deniz Yüzel auch wissen, wer sie unterstützt hat. Dann kann man annehmen, dass dies auch andere Inhaftierte tun und es gibt ihnen Hoffnung.
Danke, dass Du dranbleibst.
Danke für die Liste - sie ist endlos in echt. Und könnte einen mutlos machen. Doch dank unermüdlicher Menschen wie Dir zB kommen auch welche frei und manchmal muss mensch einfach auf die Erfolgsliste von amnesty international gucken. Und den Kopf heben, den Stift in die Hand nehmen und weitermachen. Danke Dir! Nachtgrüße, Eva
AntwortenLöschenLiebe Astrid,
AntwortenLöschendu bist eine Frau der klaren Worte, das schätze ich sehr. In der Politik hättest du vermutlich nur geringe Chancen, da wird mehr auf diplomatische Formulierungen gesetzt - und auf "eine Hand wäscht die andere und unsere Westen waschen wir bei der Gelegenheit auch gleich mit, damit sie weißer als weiß wird". Und in manchen Ländern auf Maulkörbe, damit klare Worte entweder nicht mehr gesprochen oder zumindest nicht mehr gehört werden... Das mit dem Nicht-Verzetteln-wollen (oder -können) verstehe ich gut, denn auch ich habe - einfach weil ich weiß, dass ich nicht mehr als DAS aufbringen kann - in Sachen Engagement meine Prioritäten. (In meinem Fall liegen sie eher bei der Natur als bei Menschen, auch wenn mir klar ist, dass es sehr oft die besten, klügsten und schützenswertesten Menschen trifft - aber Tiere und Regenwälder können noch weniger für sich selbst sprechen... Umso froher bin ich, dass das Sprechen für Menschen dann auch übernommen wird).
Herzliche Rostrosen-Freitagsgrüße
Traude
Liebe Astrid, auch ich habe mich über die warmherzigen Dankesworte von Deniz Yürzel sehr gefreut. - Ja weitermachen in unserem Einsatz für Freiheit, Gerechtigkeit, Menschenwürde und Liebe - nur so werden wir unserem Menschsein gerecht.
AntwortenLöschenHerzlich
Gerda