Freitag, 20. April 2018

Frauen für Menschenrechte - Menschenrechte für Frauen


Beim Schreiben des letzten Freitagsposts ist mir aufgefallen, wie wenige Frauen auf meiner Liste standen, die als Gewissensgefangene inhaftiert oder Repressionen staatlicher Organe ausgesetzt sind. Nicht, dass die Männer auffällig in der Überzahl wären - es ist alleine unser selektiver Blick. Deshalb kommt es mir sehr gelegen, dass die deutsche Sektion von Amnesty International am vergangenen Montag dem Nadeem-Zentrum in Kairo für seinen furchtlosen Einsatz im Rahmen einer feierlichen Gala ihren Menschenrechtspreis 2018 verliehen hat.

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Dieses Nadeem -Zentrum wird seit 25 Jahren von vier Frauen -  Dr. Mona Hamed, Dr. Aida Seif al-Dawla, Dr. Magda Adly und Dr. Suzan Fayad - geleitet. Diese Ärztinnen und Psychiaterinnen helfen Menschen, die in ägyptischen Gefängnissen gefoltert worden sind, und machen unermüdlich die Folter durch Sicherheitskräfte öffentlich. "Wir wollten ursprünglich eine Art Karte der Polizeiwachen zeichnen, in denen gefoltert wird", so Dr. Aida Seif al-Dawla. "Dabei mussten wir feststellen, dass die Landkarte der Folter die Landkarte des gesamten Landes ist."

In ihrer einzigartigen Spezialklinik für Folterüberlebende in Ägypten haben sie seit 1993 über 7.000 Menschen psychologisch und medizinisch behandelt. 

Bisher haben sie jeder ägyptischen Regierung die Stirn geboten. Deshalb sind sie der Regierung von Präsident Abdel Fattah al-Sisi ein Dorn im Auge. Im Februar 2017 ließ er die Klinik unter dem Vorwand der falschen Registrierung schließen und erteilte Aida und Suzan Ausreiseverbote. Im Oktober 2017 hat al-Sisi noch bei einem Staatsbesuch in Frankreich behauptet: "Wir machen keinen Gebrauch von Folter." Der UN-Ausschuss gegen Folter musste hingegen konstatieren, dass "Folter in Ägypten eine systematische Praxis" ist.

Aida, Magda, Mona und Suzan halten nach wie vor die Hoffnung auf ein Ägypten am Leben, in dem die Menschenrechte geachtet werden. Die vier Frauen bleiben unbeugsam: "Die Schließung der Klinik macht das Leben schwieriger. Aber unsere Therapeuten sind frei. Und so lange sie als Therapeuten arbeiten können, werden sie Menschen helfen. Wir werden nicht aufgeben, wir werden nicht einfach schließen. Wir werden so lange weiterarbeiten, wie es uns möglich ist."

Zur Verleihung des Preises konnten sie nicht in Berlin sein, weil die Regierung in Kairo ihre Ausreise verweigerte. Aida Seif al-Dawla sendete eine Videobotschaft, und den Preis nahm stellvertretend der ägyptische Arzt Taher Mokhtar entgegen, der aus dem französischen Exil nach Berlin gekommen war. Die Nadeem-Macherinnen seien Lehrerinnen für ihn gewesen, das Zentrum seine Schule, so äußerte er sich. In seiner Laudatio fragte unter anderem der Amnesty-Generalsekretär Salil Shetty die deutsche Regierung: "Warum verkaufen sie Waffen an Sisi?".( Das frage ich mich auch: Damit macht man das Land zum militärisch stärksten im Nahen Osten...


Öffentliche Aufmerksamkeit könnte den mutigen Frauen trotz alledem helfen, und wir, indem wir den ägyptischen Präsidenten auffordern, die Nadeem-Klinik wieder zu öffnen. Hier hat Amnesty eine - zugegebenermaßen - ungewöhnliche Idee der Unterstützung vorgeschlagen. Und hier kann man eine eher übliche Petition unterschreiben und abschicken.



Indien ist unter den Ländern, in denen das Leben für eine Frau am gefährlichsten ist, auf dem vierten Platz zu finden. Inzwischen fast täglich berichten die Medien bei uns von Vergewaltigungen kleiner Mädchen oder jugendlicher Frauen, denn das passiert dort alle dreißig Minuten, Gewalt an Mädchen und Frauen ist in diesem Subkontinent also an der Tagesordnung. Besonders spektakulär ist der Fall eines achtjährigen muslimischen Mädchens in der vergangenen Woche aufgegriffen worden, der zu den bisher größten Protesten seit Jahren im Land geführt hat.

Trotz verschärfter Gesetze ( so steht in drei Bundesstaaten die Todesstrafe auf Vergewaltigung ) gelingt es Indiens Regierung nicht, die Situation unter Kontrolle zu bringen und die Menschenrechte von Frauen und Mädchen zu garantieren und durchzusetzen. Nach wie vor werden Mädchen gleich nach der Geburt zu anpassungsfähigen bis unterwürfigen Dienerinnen für Männer erzogen. Werden sie Opfer von brutalen Vergewaltigungen, schaut die Polizei meist tatenlos zu. Und auch in den Schulen sind die Mädchen nicht geschützt, denn immer wieder gibt es entsprechende Übergriffe durch Lehrer. Viele Übergriffe haben auch kastenspezifische oder religiöse Hintergründe. Für Frauen aus benachteiligten, also systematisch diskriminierten Bevölkerungsgruppen ist es besonders schwierig, sexualisierte oder andere Formen von Gewalt anzuzeigen, da die Polizei ihren Anliegen oft nicht nach geht.

Source: dpa
Die Initiative "Justice for her" ist in Zusammenarbeit mit einer britischen Universität entstanden. Um den Opfern einer Vergewaltigung zu helfen, sollen in Indien Dutzende Hilfezentren für Frauen entstehen. Die Behörden von Madhya Pradesh, dem Bundesstaat mit den meisten Vergewaltigungsfällen, wollen allein mehr als 50 solcher Anlaufstellen für Frauen eröffnen. Auch die Hauptstadt Delhi und der Bundesstaat Punjab beteiligen sich an dem Projekt ( Näheres hier nachzulesen ). Ein ähnliches Projekt in Hyderabad führt das "BHUMIKA Women's Collective" mit seiner Anlaufstelle für Frauen in Not durch, das von "Terre des femmes" unterstützt wird.


Dass die Rechte von Frauen auf globaler Ebene - und insbesondere die Sicherheit von Frauen - noch ganz am Anfang stehen, vergessen wir in Europa manchmal leicht. "Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren", so die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte vom 10. Dezember 1948 (!). Frauen gehören dazu. Ich bewundere die Frauen in Indien, die da tagtäglich neben der ständigen Bedrohung durch männliche Übergriffe gegen diesen Moloch der Verweigerung ihrer Rechte als Menschen ankämpfen, und wünschte mir praktikable Möglichkeiten, sie dabei zu unterstützen. 

2 Kommentare:

  1. Bravo und großen Respekt für Dr. Mona Hamed, Dr. Aida Seif al-Dawla, Dr. Magda Adly und Dr. Suzan Fayad, diese tapferen, kompetenten und lebenserfahren Frauen. Der Menschenrechtspreis ist mehr als verdient.
    Schade, dass sie ihn nicht selbst in Empfang nehmen konnten. Aber das ist ja inzwischen schon üblich, das die HauptakteurInnen keine Ausreise bekommen zu solchen Preisverleihungen. Schlimm genug.

    Hoffentlich machen viele mit, bei der Petition von Amnesty. In welcher Form auch immer.
    Frau Klöckner habe ich übrigens auch eine persönliche Mail geschrieben, aber das ist ein anderes Thema...
    Danke, dass Du bei Deinem politischen Freitag-Abend Post diese Frauen vorgestellt hast.
    hast.
    GLG Sieglinde

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  2. diesen großartigen frauen kann man gar nicht genug danken. zumindest habe ich schon mal die petition unterschrieben. hoffen wir, dass solche aktionen unterstützen und dass in indien die hilfezentren wirklich hilfe leisten können. und vorbeugend eingreifen können.
    lg, mano

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