Mittwoch, 28. März 2018

Stadt - Land im März: ... und dazwischen Grün


Ein Artikel in meiner Tageszeitung hat mich darauf gebracht: Köln ist unter den vier deutschen Millionenstädten die grünste Stadt ( endlich mal nicht immer das Schlusslicht! ). "Im Gegensatz zu vielen anderen Großstädten Deutschlands ist es in Köln sehr leicht möglich, den Joggingtrip, Grillausflug oder eine Wanderung zu unternehmen, ohne erst lange Fahrten ins Umland planen zu müssen", schreiben sie da. Und da es sich mit unseren Erfahrungen deckt ( der Herr K. hat damals mit unserer neugeborenen Tochter im Trager einen Weg durch überwiegend Grünanlagen bis zum Rheinufer ausgekundschaftet ), habe ich beschlossen, einen dritten März - Beitrag zu "Stadt - Land" zu verfassen, nämlich zu all dem Grün, das - neben dem in den Innenhöfen - zwischen den Häuserblocks öffentlich zugänglich ist. Die meisten Fotos dazu stammen von einem kleinen Spaziergang am vergangenen Sonntag durch einen Teil dieser Grünanlagen. 


















Ja, Köln hat bei einer Fläche von knapp 405 Quadratkilometern und einer Einwohnerdichte von 2672 Menschen auf einem Quadratkilometer nahezu 50 Prozent der Fläche verbaut. Das heißt aber auch, dass die andere Hälfte der Fläche dieser Großstadt anderweitig genutzt  wird.
















Meine erste, verblüffende Erfahrung damit machte ich 1976, als ich mich auf den Weg zur ersten Vorstellung an meinem neuen Arbeitsplatz auf der Schääl Sick machte. Kaum hatte ich die Stadtautobahn verlassen, fuhr ich durch Felder links und Wäldchen rechts von der Straße. Und bevor ich in den Weg zu meiner neuen Schule einbog, kam ich an einer Weide mit Kühen vorbei. Unfassbar für mich, die bisher nur die dicht bebaute Kölner Innenstadt rund um den Dom und die Südstadt kannte!




Als der Herr K. zum ersten Mal die Wohnung besichtigte, die dann unser erstes gemeinsames Zuhause werden sollte, war er angetan von der Grünanlage, die nur ein paar Schritte entfernt war ( und uns damit versöhnte, dass diese Wohnung keinen Balkon hatte ), kannte er doch bis dato nur den äußersten Stadtrand. Und da ist in der Regel der Wald nicht weit.



Letzteren gibt es noch auf 17 Prozent der Stadtfläche, dicht gefolgt von landwirtschaftlichen Flächen mit 16,5 Prozent. Parks ( 841 insgesamt, 57 Prozent davon linksrheinisch ) nehmen wiederum zwölf Prozent der Stadtfläche ein und etwas mehr als ein Prozent die 55 Kölner Friedhöfe ( der größte mit 615.400 m² ist der mir gänzlich unbekannte Südfriedhof, mein Liebling "Melaten" ist hingegen nur 435.000 m² groß ). Und in einer Stadt am großen Strom braucht natürlich das Wasser seinen Platz: fünf Prozent der Stadtfläche sind von ihm bedeckt - das löst in mir immer, wenn ich es sehe, ein großes Wohlbehagen aus.



Stolz ist das Kölner Grünflächenamt auch auf die 76 000 Bäume am Straßenrand und die 17 691 Kleingärten der Stadt ( die immer noch nicht für alle Interessierten reichen ).

Das das alles so ist, liegt an einer vorausschauenden Planung unter dem ollen Adenauer, damals noch Oberbürgermeister der Stadt, die noch zu Zeiten der Weimarer Republik im Auge hatte, dass eine Stadt im Interesse seiner Bewohner eine grüne Lunge braucht. Man schuf also ein Netz aus Parks, Wiesen und Wäldern sowie den inneren und äußeren Grüngürtel, die auf fast 65 Kilometern Länge die Stadt durchziehen und umfassen.



Leider wird diese "Freifläche" immer mal wieder "angeknabbert" für dieses oder jenes Bauvorhaben, was ich auch auf meinem Sonntagsspaziergang feststellen konnte: Jede Menge schulische Containerbauten belegten die Grünfläche des zweiten kleinen Parks in meiner Nachbarschaft, was ich angesichts der wachsenden Schülerzahlen noch nachvollziehen kann. Weniger Verständnis habe ich dann, wenn ein Fußballverein seine Krakenarme nach einem Teil des Grüngürtels ausstreckt, um Trainingsgelände dazu zu gewinnen. "Grüngürtel für Alle" heißt entsprechend eine Bürgerinitiative.



In Zeiten der steten Klimaerwärmung ist man in einer Stadt doch quasi gezwungen, jede grüne Schneise zwischen all den Häusern und asphaltierten Böden zu erhalten ( eigentlich müsste man noch mehr schaffen ), um die Lebensqualität zu sichern. Sommer mit Tropennächten sind die einzigen Zeiten, in denen ich lieber auf dem Lande leben bzw. nächtigen möchte...

Übrigens war das in der Stadt immer schon so, dass es große Freiflächen gab. Im mittelalterlichen Köln gab es sogar richtige große Weingärten mittendrin in der von einer Stadtmauer umfassten, damals größten Stadt nördlich der Alpen...






Verlinkt mit Susanne/mamimade

14 Kommentare:

  1. Das ist doch der beste Titel, den sich eine Stadt holen kann. Super!
    Jeder Verantwortliche sollte sich hundertmal überlegen, ob und warum eine Grünfläche weichen soll. Jeder Busch und jeder Blumentopf tut gut.
    Die Fußballer können doch auch den öffentlichen Park für ihre Trainingseinheiten nutzen...
    Liebe Grüße

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  2. 22 jahre grossstädterin im damals noch viel grüneren berlin - ungeplantes grün oft - durch wg. armut nicht geschlossene bombenschneisen - und der ehemalige mauerstreifen wuchs auch ratzfatz zu nachdem da die grenzer nichtmehr mähten......
    aber auch riesige parks - die leider ab 2000 immer voller wurden durch die sich verdichtende innerstädtische bebauung (die die kleinen, "ungeplanten" grünflächen auf 0 reduzierte) - bis zur unerträglichkeit ab 2010. einer der gründe warum wir B verlassen haben.
    xxx

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    1. Ich hätte ja gedacht, dass Berlin mehr Grünflächen hat, wenn ich so an das Bild aus dem Flieger denke, als Köln. Das Ergebnis hat mich mehr als überrascht. Die Straßen sind einfach so viel weiter und da zieht& pfeift es einfach viel mehr als bei uns mit der römisch-mittelalterlich vorgegebenen engen Städtebaustruktur.
      Der Wohnungsbau bleibt halt ein Problem, das gelöst werden muss: Entweder in die Höhe oder in die Breite. Die"Flucht" aufs Land ist halt nicht für jeden eine Alternative. Ich hätte da auch noch ein Domizil, aber ich würde mental eingehen.
      LG

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  3. Wie schön für Euch, dass Ihr so viel Grün habt. Das ist labend.
    Unsere Mittelalter-Stadt gibt - besonders innerhalb der Stadtmauern - lang nicht soviel her. Die Friedhöfe sind am meisten grün.
    Wir wohnen ja am Stadtpark - eine der wenigen Grünflächen, aber eben auch außerhalb der Stadtmauern. Doch auch wenn wir in der Stadt wohnen, sind wir mit dem Rad in 10 Minuten draußen und im Wald oder auf Wiesen unterwegs. Das ist eine feine Sache.
    Den Landverbrauch stoppen, das wäre bei uns auch angesagt. Alle Brachflächen in der Umgebung sind inzwischen verbaut. Keine gute Nachricht für die Natur!
    Grün braucht der Mensch.
    GLG Sieglinde

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  4. Ich glaube auf der von dir erwähnten Kuhweide habe ich letzte Woche die Schafherde fotografiert :-).
    LG Astrid rechtsrheinisch

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  5. Das war wirklich interessant! Da können sich andere Großstädte ja mal eine Scheibe abschneiden.
    Liebe Grüße
    Andrea

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  6. ...so schöne Seite deiner Stadt, liebe Astrid,
    die du uns heute zeigst...tolle Bilder,

    liebe Grüße Birgitt

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  7. Viel Grün mitten in einer Stadt ist schone etwas Besonderes. Dass Köln so ein grüner Fleck ist wusste ich nicht. Wieder etwas gelernt! Danke dir!

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  8. ... da staune ich. Ich wusste überhaupt nicht, dass es in Köln so viel Grün gibt. Eigentlich kenne ich nur den Dom ;)
    Und bei euch blühen schön die Forsythien. Es sieht bei euch schon wunderbar nach Frühling aus.
    Eigentlich ist es gar nicht weiter südlich, aber es macht sich wettermäßig doch bemerkbar.
    Ich wünsche Dir und den deinen schöne Ostertage
    Liebe Grüße
    Susa

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  9. Großartig, München ist da ja auch beispielhaft oder sogar Stuttgart, hab ich mir sagen lassen :)
    Liebste Grüße
    Christel

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  10. Schön, die Frühlingsbilder aus der Heimat zu sehen. Ich wünsche viel schönes Frühlingswetter.
    Magdalena

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  11. Die Freiflächen erhalten... Ja, das wäre so wünschenswert!

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  12. da bin ich jetzt echt baff! sooo viel grün!
    manchmal denke ich, dass das bewusstsein für den sinn und den schutz der natur in städten wesentlich besser ausgeprägt ist, als auf dem land.
    ♥ monika

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  13. Sehr interessanter Beitrag und ich hätte nicht gedacht, dass Köln so viel Grün hat.
    Liebe Grüße
    Anette

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst!

Ich wünsche mir allerdings nach wie vor, dass ein Name am Ende des Kommentars steht.
Da die anonymen namenlosen Kommentare zuletzt wieder zugenommen haben, hier der ausdrückliche Hinweis:

Ich werde sie ab jetzt wieder konsequent NICHT freischalten.

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