Schon wieder ein Sonntag der Erinnerungen: Zwei Jahre ist es her, dass der Herr K. elternlos geworden ist. Auch damals ein mild temperierter, schöner Tag wie in diesem Jahr. Wie viel ist in der Zwischenzeit in unserem Leben passiert - manchmal bleibt mir noch heute die Luft weg, wenn ich mir das ins Gedächtnis rufe.
Sonst war in dieser Woche wirklich nichts besonderes los bei uns:
Jeder ging zwei Mal in der Woche zu seiner Physiotherapie, es wurde Wäsche gewaschen, geputzt, eingekauft, gekocht, gegessen. Ich habe meinen Nähplatz frei geräumt von mehr als sieben Wochen alten "Ablagerungen", ein Schnittmuster gesucht und nicht gefunden. Dann auch wieder genäht und die Stickmaschine zum ersten Mal nach ihrer Wartung angeworfen. Demnächst mehr dazu.
Unterwegs war ich auch immer dann, wenn es das Wetter zuließ ( In dieser Woche war es recht feucht und der Freitag ein reiner Regentag ). Die Miniermotten ließen das Laub der Kastanien immer stärker ( vorzeitig ) braun werden...
... während die Brombeeren noch einmal mit frischen Blüten durchstarteten.
Nach oben geblickt habe ich auch, dabei meine Blumenkästen und die Wolken in Augenschein genommen: Kein Hurrikan, nur Südwestwind! ( Welch Unglück für die Menschen, die dort leben, was ich damals als Paradies empfunden habe! Welcher Preis für unsere Unvernunft! )
Reduzierung ja, indem die Visualisierung eine Rolle spielt und mit nur wenigen Worten, dazu in Wiederholung, "gearbeitet" wird. Das ist das Merkmal der Konkreten Poesie. Poetisch wirkt das Gedicht auf mich, ein Loblied auf besonders Schönes in unserer Welt: Alleen, Blumen, Frauen. Da bin ich völlig auf einer Linie mit der Literaturwissenschaftlerin Barbara Vinken, die im Radio sagte, das sei ein"sehr bewundernswürdiges Gedicht, das die Schönheit der Welt einfach in fünf Wörtern erblühen lässt. Ich kann mich auch beim besten Willen nicht dabei belästigt fühlen, wenn die Schönheit der Frauen bewundert wird.
Nora Gomringer, die Tochter des Dichters, selber Bachmann - Preisträgerin, äußert sich sehr engagiert & temperamentvoll zum Vorfall ( wer mag, kann es sich hier anhören ). So wie ich es auch tun würde, wenn ich den Eindruck hätte, da wird frau aufgrund ihres Frauseins herabgewürdigt.
Das ist nämlich oft ( viel zu oft für meinen Geschmack ) der Fall auf Plakatwänden, Autolackierungen und sonstiger Werbung und sehr viel leichter aufzunehmen, da visuell, auch für jeden, der kaum lesen kann und schon gar nicht einer Fremdsprache mächtig ist. Auch für Kinder, da braucht man sich dann nicht zu wundern, dass die Selbstwertschätzung bei kleinen Mädchen bergab geht ( siehe hier ).
Dass Menschen Dinge unterschiedlich beurteilen, liegt vielleicht auch daran, dass sie verschiedenen Generationen angehören. Das führt mir dieses Beispiel wieder einmal vor Augen. Es ist frappierend. So frappierend wie es für mich ist, dass religiöse Bekleidungsvorschriften von vielen Jüngeren als normal angesehen werden und akzeptiert sind, während ich, die in ihrer Jugend heftig angekämpft hat gegen solche Vorschriften für Frauen & Mädchen, noch heute solche Eingriffe in die Freiheit der Frau als religiöse Machtausübung empfinde und kaum ertragen kann.
Ein Austausch über die individuellen Geschichten zwischen Menschen aller Altersklassen wäre manchmal nötig ( und schön )...
Übrigens biete ich da eine interessante Möglichkeit zu erfahren, wie verschieden die einzelnen Lebenserfahrungen sind, meine Linkparty zum Thema "Schulanfang" - fühlt euch weiterhin eingeladen!
Sonst war in dieser Woche wirklich nichts besonderes los bei uns:
Jeder ging zwei Mal in der Woche zu seiner Physiotherapie, es wurde Wäsche gewaschen, geputzt, eingekauft, gekocht, gegessen. Ich habe meinen Nähplatz frei geräumt von mehr als sieben Wochen alten "Ablagerungen", ein Schnittmuster gesucht und nicht gefunden. Dann auch wieder genäht und die Stickmaschine zum ersten Mal nach ihrer Wartung angeworfen. Demnächst mehr dazu.
Unterwegs war ich auch immer dann, wenn es das Wetter zuließ ( In dieser Woche war es recht feucht und der Freitag ein reiner Regentag ). Die Miniermotten ließen das Laub der Kastanien immer stärker ( vorzeitig ) braun werden...
... während die Brombeeren noch einmal mit frischen Blüten durchstarteten.
Nach oben geblickt habe ich auch, dabei meine Blumenkästen und die Wolken in Augenschein genommen: Kein Hurrikan, nur Südwestwind! ( Welch Unglück für die Menschen, die dort leben, was ich damals als Paradies empfunden habe! Welcher Preis für unsere Unvernunft! )
In diesem Wochenrückblick mal ein ganz anderes Problem, welches mir in dieser Woche auch ab und an durch den Kopf ging:
Source: dpa |
Das ist ein Gedicht des "Erfinders" der Konkreten Poesie, des 92jährigen Eugen Gomringer, auf die Fassade der Alice Salomon Hochschule in Berlin-Hellersdorf gepinselt.
Ich habe dieses Gedicht jahrzehntelang im Unterricht als Inspiration für die Eigenproduktion lyrischer Texte durch meine Schüler & Schülerinnen eingesetzt. Und nun muss ich erfahren, dass ich dabei auf einem Auge blind war: Ich habe nicht gemerkt, dass es sexistisch ist!
So sieht es der Allgemeine Studentenausschuss der Hochschule und verlangt die Entfernung. Der Hochschulrektor hat schon eine Fassaden - Neugestaltung ausgeschrieben. Begründung der Studenten:
"Dieses Gedicht reproduziert nicht nur eine klassische patriarchale Kunsttradition, in der Frauen ausschließlich die schönen Musen sind, die männliche Künstler zu kreativen Taten inspirieren, es erinnert zudem unangenehm an sexuelle Belästigung, der Frauen alltäglich ausgesetzt sind."Reduzierung? Sexuelle Belästigung?
Reduzierung ja, indem die Visualisierung eine Rolle spielt und mit nur wenigen Worten, dazu in Wiederholung, "gearbeitet" wird. Das ist das Merkmal der Konkreten Poesie. Poetisch wirkt das Gedicht auf mich, ein Loblied auf besonders Schönes in unserer Welt: Alleen, Blumen, Frauen. Da bin ich völlig auf einer Linie mit der Literaturwissenschaftlerin Barbara Vinken, die im Radio sagte, das sei ein"sehr bewundernswürdiges Gedicht, das die Schönheit der Welt einfach in fünf Wörtern erblühen lässt. Ich kann mich auch beim besten Willen nicht dabei belästigt fühlen, wenn die Schönheit der Frauen bewundert wird.
Nora Gomringer, die Tochter des Dichters, selber Bachmann - Preisträgerin, äußert sich sehr engagiert & temperamentvoll zum Vorfall ( wer mag, kann es sich hier anhören ). So wie ich es auch tun würde, wenn ich den Eindruck hätte, da wird frau aufgrund ihres Frauseins herabgewürdigt.
Das ist nämlich oft ( viel zu oft für meinen Geschmack ) der Fall auf Plakatwänden, Autolackierungen und sonstiger Werbung und sehr viel leichter aufzunehmen, da visuell, auch für jeden, der kaum lesen kann und schon gar nicht einer Fremdsprache mächtig ist. Auch für Kinder, da braucht man sich dann nicht zu wundern, dass die Selbstwertschätzung bei kleinen Mädchen bergab geht ( siehe hier ).
Dass Menschen Dinge unterschiedlich beurteilen, liegt vielleicht auch daran, dass sie verschiedenen Generationen angehören. Das führt mir dieses Beispiel wieder einmal vor Augen. Es ist frappierend. So frappierend wie es für mich ist, dass religiöse Bekleidungsvorschriften von vielen Jüngeren als normal angesehen werden und akzeptiert sind, während ich, die in ihrer Jugend heftig angekämpft hat gegen solche Vorschriften für Frauen & Mädchen, noch heute solche Eingriffe in die Freiheit der Frau als religiöse Machtausübung empfinde und kaum ertragen kann.
Ein Austausch über die individuellen Geschichten zwischen Menschen aller Altersklassen wäre manchmal nötig ( und schön )...
Übrigens biete ich da eine interessante Möglichkeit zu erfahren, wie verschieden die einzelnen Lebenserfahrungen sind, meine Linkparty zum Thema "Schulanfang" - fühlt euch weiterhin eingeladen!
Verlinkt mit Andreas Samstagsplausch und Maschas Weekend Green
Stimmt, der Anblick der befallenen, brauner werdenden Kastanienbäume fällt mir derzeit auch immer wieder ins Auge. Die anderen Bilder der Woche, die Du in die Waagschale wirfst, stimmen einen gleich wieder positiv.
AntwortenLöschenDie Reaktionen des Studentenausschusses auf das Gomringer-Gedicht finde ich wirklich nicht angemessen und kann sie in keiner Weise nachvollziehen. Der Kommentar von Nora-Eugenie Gomringer dazu ist so herzerfrischend, richtig und klar und hat mir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Es gibt so viel Frauenfeindliches im Alltag, in der Kunst überall, wo ich mir wünschte, dass mal so ein Aufschrei geschehen würde - und dann sowas... Showeffekt gewünscht??
Ich glaube nicht, dass das eine Altersfrage ist.
Ich mag das Gedicht. Sehr. Und jetzt erst recht.
Liebe Grüße
Andrea
es ist doch wirklich traurig, dass die situation heute den blick auf ein werk von 1951 so trüben kann. von damaliger bewunderung nun auf unter beobachtung und sexuellen übergriffen zu assoziieren, da fragt man sich, was da in den letzten jahrzehnten so in die falsche richtung laufen konnte, dass ein zeichen von bewunderung mit einmal so seine bedeutung wechseln kann.
AntwortenLöschenliebe grüße, sabine
ja, die kastanien... wenn wir nach hause wollen, kommen wir immer durch ein dorf, das von wunderbaren alten kastanien geprägt ist. und jedesmal muss ich ab august sagen "wie schade"! es ist wirklich ein trauerspiel!
AntwortenLöschenich bin auch ein bisschen geplättet, dass dieses gedicht als sexistisch eingestuft wird. da gäbe es wahrlich so unendlich viel anderes, das man anprangern sollte. wer möchte, kann auf pinkstinks.de ziemlich viele beispiele finden!
liebe grüße
mano
habe ganz schnell bei dir durchgeblickt... und sende dir viele liebe grüsse aus rom..
AntwortenLöschenAch ja, für was man alles seine Energien einsetzt, um sich nicht mit dem wesentlichen beschäftigen zu müssen. Diesesmal muss eine Fassade neu gestaltet werden. Ich fass es langsam nicht mehr.
AntwortenLöschenAber schön, dass Du Deine Stickmaschine wieder mobil gemacht hast. Ich bin gespannt!
glg Susanne
Nun ja, um all die durchaus häufigen und manchmal auch subtil versteckten Frauenfeindlichkeiten aufzudecken und zu entfernen, werden wir wohl 1. lange brauchen, 2. viel Arbeit haben (diskutieren müssen) und 3. manchmal auch Spitzen in die andere Richtung schlagen. Aber: so es uns in 1000 Jahren noch gibt, dann haben wir es wohl hinter uns!
AntwortenLöschenSeufz!
Oooooookey... das hab ich auch noch nie in dem Gedicht gesehen.
AntwortenLöschenIch hab jetzt wirklich lange darüber nachgedacht ob ich es immer noch gut finde und ja, das tu ich.
Stell dir mal vor eine Frau hätte das Gedicht geschrieben, also hieße es:
Straßen
Straßen und Blumen
Blumen
Blumen und Männer
Straßen
Straßen und Männer
Straßen und Blumen und Männer und eine Verehrerin
Für mich klingt das total schön! Dieses Gedicht ist für mich geschlechterneutral.
Nora Gomringer at her's best! Sie ist eine ganz Besondere und wie sie das Gedicht beschreibt, lässt die Kritikaster hübsch alt aussehen.
AntwortenLöschenWas für ein Eigentor der Studenten. Es gäbe wahrlich Vieles an Hochschulen und auch sonst im Leben zu verbessern im Umgang der Geschlechter. Dieses Gedicht gehört nicht dazu. Aber sie werden die Wand bekommen, die sie verdienen.
Eine gute neue Woche wünsch ich Dir. Mein Alltag hat mich auch wieder und der Urlaub ist vorbei. Schön war's!
GLG Sieglinde
Der Herbst stellt sich immer mehr ein. Kalt ist es Abends schon. Gar nicht meins. Am liebsten wäre ich da wo es warm ist. Aber der Hurrikan macht das auch nicht attraktiv. Und wenn dann bestimmt nicht Amerika!
AntwortenLöschenDiskriminierend sind all die Werbeplakate und Bilder die man in der Stadt findet. Da sagt keiner was! Ein Gedicht, das schon vor langen Jahren geschrieben wurde, als der Gedanke noch ein anderer war, macht mich eher nachdenklich.
Liebe Grüße
Andrea
Du sagst es. Hier gab es Flatrate - Angebote für Bordelle neben Schulen...
LöschenHeute Abend fand ich es denn auch mal frisch. Aber ich bin froh, wenn ich nicht mehr so schwitze.
LG
Liebe Astrid,
AntwortenLöschenDeine Bilder mag ich sehr. Du hast einen besonderen Blick auf die Dinge.
Taub und blind bin ich dann wohl auch, weil dieses Gedicht mich keineswegs erbost. Es ist doch schön, mit einer Blume verglichen zu werden. Daraus lässt sich doch nicht schließen, dass Frau auschließlich zur Freude des Mannes da ist. Erfreut sich an Blumen nicht jeder, bedingungslos.
Liebe Grüße
Sabine
Spontan fiel mir Gertrude Stein ein, mit: A rose is a rose is a rose!
AntwortenLöschenEwig diese Interpretationen, egal wo und worüber und über wen. Wenn ein Gedicht mich anspricht, mir ein Bild gefällt und einen Nerv trifft ist es etwas sehr persönliches. Ich mag zum Beispiel keine Kunstführungen, wenn sie nicht vom Künstler persönlich durchgeführt werden. Nur er weiß, warum er diesen Strich so und nicht anders gesetzt hat.
Deshalb mag ich Lesungen, wenn es dazu Gespräche mit dem Autor gibt.
Kunst infrage zu stellen, wie an dieser Hochschule, macht mich traurig.
Danke, liebe Astrid, für Deine Mutmachgedanken.
Mit vielen Grüßen,
Karin
Manchmal denke ich, meine Schüler
Was die interpretierte Bildende Kunst anbelangt: Das hat mich nach abgebrochenem Kunststudium beim Studium auf Lehramt dermaßen geärgert, dass ich aufs Hauptfach Deutsch umgestiegen bin. Und da schlägt man sich im Nachhinein mit solchen Irrungen herum...
LöschenWas denkst du zu deinen Schülern?
Einen guten Start morgen!
Tss.. was es alles gibt. Poesielos Gesöcks ;) Was die Kastanien angeht, freu Dich doch, dass es nur die Motte ist, liebe Astrid. Es sieht zwar unschön aus, aber der Baum überlebt. Das sieht bei dem Pilzbefall ganz anders aus. Aber wem erzähl ich das?! Liebe Grüße und einen schönen Start in die neue Woche. Herzlichst, Nicole
AntwortenLöschenAlso nee, wie verknöchert muss man sein, solches Gedicht als sexistisch einzustufen... Da gibt's im Alltag an jeder Straßenecke, und gerade zz. auch auf Wahlplakaten jede Menge Sexismus zu sehen, zu hören, zu lesen. Ich finde schöne Frauen übrigens auch schön ;-). Die Kastanien, ja, hatte neulich im Schlosspark so eine junge Allee, die sich in ihrem Braun vom satten Grün der anderen alten Laubbäume abhob. Ansonsten eine geruhsame Woche bei euch, tut auch mal gut. Auch wenn das Erinnern immer wieder schmerzt, auch. Liebe Grüße Ghislana
AntwortenLöschenÜber das Gedicht hatte ich an anderer Stelle auch gelesen und bin da echt hin und her gerissen. Auf der einen Seite wäre mir da kein Sexismus ins auge gesprunge beim Lesen, auf der anderen Seite kann ich die Argumentation nachvollziehen - die Reduzierung ist ja durchaus da. (Und die 50er sind in meiner nicht-teilnehmenden Beobachtung jetzt nicht gerade ein Jahrzehnt, in dem in Bezug auf Frauen Reduktion keine Rolle gespielt hätte.)
AntwortenLöschenGleichzeitig reduziert man ja auch Blumen beim bewundernden Anschauen erstmal auf ihre optische Wirkung, statt auf... Bienenernährung oder so einzugehen.
Du siehst, ich weiß an diesem Punkt nicht weiter. Wahrscheinlich wäre es für mich ein Gedicht, das ich nicht an meine Zimmerwand schriebe, aber wohl auch nicht übermalen lassen würde?
Was das Tragen von Kopftüchern betrifft, das von unterschiedlichen Generationen so unterschiedlich bewertet wird, könnte ich mir vorstellen, dass das daran liegen könnte, dass meine Generation vielleicht mehr selbstbewusste, selbstbestimmte junge Musliminnen kennt, die (zum Teil gegen den erklärten Willen ihrer Eltern) Kopftuch tragen. Aber das ist nur meine erste Idee dazu. Vielleicht liege ich hier auch völlig falsch.
Liebe Grüße
Sabrina