Freitag, 30. Dezember 2016

Raif Badawi - mein 98. Post


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Seit 1679 Tagen ist Raif Badawi in Saudi - Arabien inhaftiert, seit fast zwei Jahren schreibe ich fast jeden Freitag an dieser Stelle zu seiner Situation, zur Meinungs- und Religionsfreiheit im Nahen Osten oder generell, zu den Menschenrechten, zur politischen Lage in diesem Teil der Welt usw.

Heute zitiere ich nur einen Beitrag von Katharina Kühn, der in der "ZEIT" 51/2016 erschienen ist, und der den derzeitigen Stand der Dinge gut wiedergibt:

"Von außen betrachtet scheint es keine Bewegung zu geben. Seit viereinhalb Jahren sitzt der saudische Blogger Raif Badawi im Gefängnis, weil er mit seinen liberalen Artikeln das Regime verärgert hat.


Von innen betrachtet werden die letzten Wochen voll quälender Unruhe für Raif Badawi gewesen sein. Ende Oktober erfuhr seine Ehefrau, Ensaf Haidar, dass die Prügelstrafe wieder aufgenommen wird: 1.000 Peitschenhiebe sollte ihr Mann insgesamt bekommen, so lautete die Verurteilung, 50 Hiebe musste er bereits ertragen. Seitdem ruht die Strafe. Die Information über die Wiederaufnahme erhielt die Familie von der gleichen Person, die vor der ersten Folterung im Januar 2015 gewarnt hatte, dementsprechend viel Glauben schenkt ihr Ensaf Haidar. Auch ihr Mann, so Haidar, habe von der Wiederaufnahme gehört. So ist die Folterstrafe doppelt effektiv. Der Gefangene leidet zunächst unter den körperlichen Schmerzen und später, wenn er in der Zelle ausharrt, unter den psychischen, in der quälenden Erwartung der nächsten Hiebe. Viele Monate lang, sagt seine Frau, habe Raif Badawi Hoffnung gehabt, dass er freikommen würde. Seit einigen Monaten heißt es nur, es gehe ihm nicht gut. Sein Optimismus schwinde.



An dem Urteil, das zu Raif Badawis Schicksal geworden ist, lässt sich auf juristischem Weg nicht mehr rütteln: zehn Jahre Gefängnis, danach ein zehnjähriges Reiseverbot, eine Geldstrafe, eine Publikationssperre und die körperliche Züchtigung. Der saudische König könnte Raif Badawi begnadigen und so die Ausreise ins Exil nach Kanada, wo seine Familie lebt, ermöglichen. Am Anfang seines Prozesses lehnte Badawi diese Lösung ab, weil sie für ihn einem Schuldeingeständnis gleichkam. Mittlerweile ist die königliche Amnestie seine letzte Hoffnung."

Auch ich erwarte kaum mehr die Freiheit für Raif Badawi...

Im Norden & Süden von Saudi - Arabien herrscht Krieg. Der sunnitisch - wahabitisch geprägte Staat ringt mit dem schiitischen Iran um die Vorherrschaft im Nahen Osten - und momentan begünstigt die Entwicklung im Irak bzw. Syrien den Iran, der vor allem den Irak militärisch dominiert.
Im Innern Saudi - Arabiens üben Kleriker, denen der Staatswahabismus noch nicht weit genug geht, ebenso wie der sogenannte Islamische Staat massiven Druck auf das Königshaus aus und beanspruchen für sich die Führerschaft im Islam, obwohl der saudische König ja eigentlich der Hüter der heiligen Stätten des Islams sein soll. Das saudische Königshaus regiert mit immer größerer Härte. Da ist kein Platz für Großzügigkeit oder Menschlichkeit. Und die Möglichkeiten der Einflussnahme westlicher Gesellschaften schwinden, je mehr es um den eigenen Machterhalt der Familie Saud geht.

Die Illusionen bezüglich einer positiven Entwicklung im Nahen Osten sind nicht nur bei mir zu Bruch gegangen. Ich empfehle die Lektüre dieses Interviews... 





5 Kommentare:

  1. Liebe Astrid, leider mache ich mir gar keine Hoffnung mehr, dass sich in dieser Welt der Verblendeten irgendetwas ändern könnte, vor allem, da die westlichen Länder diesen Staat ja auch noch hofieren. Ich arbeite sehr daran, Ruhe zu bewahren und immer noch positiv zu denken. Aber es fällt verflixt schwer. Trotzdem: alles, alles Gute und vielen Dank für Deine Grüße aus Salzburg.
    Magdalena

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  2. Allein der Gedanke in der Zelle zu sitzen und auf die Strafe zu warten. Die könnten ja jederzeit wieder anfangen... Gruselig. Auf Milde kann man da bestimmt nicht mehr hoffen.
    Grüße aus Berlin
    Andrea

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  3. das ist wirklich so schlimm. Ich würde gern an ein Wunder glauben...
    Liebe Grüße Tina

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  4. Wer im Glashaus und Reichtum sitzt hat den menschlichen Blick weitgehend verloren, warum sollten die Scheichs ihr Verhalteb ändern- sie werden doch von < aller Welt< bewundert und beliefert!!
    Grausam.
    Mein Hoffnungsschimmer ist sehr weit abgesunken- möchte ich ihn doch weitertragen !!
    Gruß zu dir und eine gute zeit für dich
    heiDE

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  5. es ist wirklich so traurig..
    was muss deiser arme Mensch alles durchmachen und erleiden..
    man sollte diesen Staat wirklich meiden..
    ich würde da nie Urlaub machen..selbst wenn ich es könnte ..
    aber man darf die Hoffnung nicht aufgeben..
    LG
    Rosi

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