Freitag, 2. September 2016

Raif Badawi & saudische Veränderungen


Nach wie vor gibt es kaum Nachrichten zu Raif Badawi, wie es ihm geht usw. Mit schöner Regelmäßigkeit erfahre ich nur von der Mahnwache der österreichischen Grünen vor dem Wiener König-Abdullah-Zentrum am Schottenring ( die achtundachtzigste! ). Und diesmal kam eine Twittermeldung dazu, dass nämlich in Montréal ( Kanada ) der Maler Louis Robichaud in der rue Masson ein Doppelporträt von Raif & Ensaf Haidar gemalt hat. mehr also nicht...

Dafür andere Nachrichten aus der unmittelbaren Umgebung:
"Saudi-Arabien wird die von dem Land finanzierte König-Fahd-Akademie in Bonn bis zum Jahresende schließen. Die offizielle Begründung durch die Botschaft Saudi-Arabiens klingt für Deutschland schmeichelhaft: Weil die Bundesrepublik über „eines der weltweit besten Bildungssysteme“ verfüge, sehe die Regierung in Riad keine Notwendigkeit mehr für eine saudische Schule in Deutschland. Auch der Aufbau einer gleichnamigen saudischen Schule in Berlin sei deshalb gestoppt worden." So überraschte mich eine Meldung meiner Tageszeitung am Wochenende.

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Die Meldung interessierte mich aus mehreren Gründen:

Einmal bin ich in den vergangenen elf Wochen mehrmals wöchentlich auf dem Weg zu meiner Mutter an Schule und Moschee vorbeigefahren. Zum anderen habe ich die Kontroversen zwischen der Schulaufsicht beim Kölner Regierungspräsidenten und der Akademie im Hinterkopf, bei denen es darum ging, dass in der Schule ein fundamentalistischer Islam gelehrt und zum Dschihad aufgerufen bzw. in Schulbüchern der „Kampf gegen Ungläubige“ verherrlicht wurde. Selbst von einem Bezug zu Al Kaida war die Rede. Zuletzt hatte die Schule sich allerdings einen ganz anderen Anstrich gegeben, war bereit zu Öffentlichkeitsarbeit, und der Schulaufsicht seien seither „keine Informationen über verfassungsfeindliche Lehrinhalte oder entsprechende Positionen von Lehrpersonal bekannt geworden.

Überrascht zeigt sich die Stadt Bonn, die der Fahd-Akademie das 5000 Quadratmeter große Schulgelände in Bad Godesberg in Erbpacht überlassen hatte, als sie am vergangenen Freitag einen Brief des saudischen Botschafters erhielt.

Was steckt hinter diesem Rückzug? 

Auch im saudischen Königshaus gibt es offenbar Whistleblower. Letzte Woche verrieten die die neuesten tiefroten Budgetzahlen des ach so märchenhaft reichen Landes ( die Herrn Schäuble an den Rand eines Herzinfarktes bringen würden ).
Die Staatsausgaben Saudi-Arabiens betragen in diesem Jahr 270 Milliarden Euro, davon sind 115 Milliarden ungedeckt und werden zur Hälfte finanziert aus Rücklagen, zur anderen Hälfte mit neuen Krediten. Sparen ist also angesagt im Lande, aber auch bei ausländischen Einrichtungen. Und das betrifft die Bonner Akademie wie die zweite, im Bau befindliche in Berlin.

Es scheint aber auch so zu sein, dass die ständige Kritik am Export der islamistischen Pest durch SA und die verloren gegangene Bereitschaft des Westens, bei allen Aktivitäten der "saudischen Weltmission" wegzuschauen, langsam zermürbend wirkt. Der neue saudische Botschafter in Berlin, Vertrauter des Vizekronprinzen, der auch die Schließung der Schulen veranlasst hat, hat verlauten lassen, er wolle auch heikle Fragen mit der deutschen Öffentlichkeit debattieren. 

Hätt ich jetzt nicht wirklich was dagegen...





6 Kommentare:

  1. Das klingt wirklich interessant, liebe Astrid ... ist immer die Frage, was NOCH alles dahinterstecken könnte ...
    Herzliche rostrosige Grüße und ein schönes Wochenende,
    Traude
    http://rostrose.blogspot.co.at/2016/08/heute-mal-ein-bunt-gemixter-post.html

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  2. Da wird die Ursache wohl am ehesten beim Rotstift zu suchen sein.
    Ob wirklich heikle Fragen "debattiert" werden können, möchte ich bezweifeln.
    Liebe Grüße
    Andrea

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  3. ...überrascht zeigt sich die Stadt Bonn...

    Das kenn ich von Wien auch. Da gabs eine Studie (zweifelhafte Stichgröße - aber das nur am Rande) da kam auch raus, dass die öffentlichen Kindergärten recht seltsam organisiert und aufgestellt sind, die Lehrinhalte wurden angesehen usw. Das Ergebnis war jetzt nicht so toll. Und die Stadt Wien war - überrascht.

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  4. Tja, ich habe schon seit einiger Zeit den Eindruck, dass die saudische Führung "genervt" ist. Vielleicht ist es ja doch so, dass steter Tropfen den Stein höhlt. Ich muss momentan sehr an meinem Geduldspotential arbeiten.
    Schönes Wochenende, trotz allem.
    Magdalena

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  5. sehr interessant!! ich bin immer wieder erstaunt, wie viel informationen du findest.
    debattieren? na ja...
    liebe grüße, mano

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  6. Wäre es nicht eine unglaublich sinnvolle Fügung des Schicksals (oder der saudischen Verschwendungssucht), wenn dadurch die Verbreitung des aggressiven Wahabismus eingedämmt werden würde, weil sie aus Geldgründen ihre Propagandaschmieden zurückschrauben und mit dem Westen kooperieren müssten?
    Vielleicht gibt es das Karma doch.

    LG, Katja

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