Freitag, 26. August 2016

Raif Badawi & lauter Burka - Fragen


Laut einem Beitrag von livingtired.org ( "Daily News Of Internet" ) vom 18. August 2016 soll ein Gericht in Saudi Arabien das Urteil gegen Raif Badawi trotz Protests aus einer Vielzahl von Ländern erneut bestätigt haben. Danach bleibt Raif Badawi in Haft, und die Auspeitschung soll wieder aufgenommen werden. 
Diese Meldung konnte ich bislang nicht verifizieren und habe auch keine Anhaltspunkte dafür im Twitter - Account Raif Badawis finden können.

Saudi - Arabien als Thema ist momentan sehr, sehr weit weg, der gesamte Nahe Osten scheint es, so lange keine weiteren Geflüchteten vor unseren Grenzen stehen...


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Dafür stand in den vergangenen Tagen auf sämtlichen Kanälen das Thema "Burka" ( und deren Verbot ) auf der Agenda. In solchen Zeiten könnte man meinen, Deutschland habe nur ein einziges großes First World Problem. Dabei ist es sicher nicht ein Kleidungsstück, das unser gesellschaftliches Zusammenleben derzeit akut belastet...

Auch wenn ich viele andere Dinge im Kopf hatte, konnte ich mich einzelnen Fragen nicht entziehen ( immer reizvoll: die Möglichkeit der Ablenkung von persönlichen Nöten ). Das ist dabei herausgekommen:

  • Was ist eigentlich eine Burka?        Ich habe nämlich bisher eine solche immer nur in alten ethnologischen oder Trachtenbüchern zur Region Afghanistan zu sehen bekommen sowie in Filmen wie die "Reise nach Kandahar". Selbst im Bonner Stadtteil Bad Godesberg, in dem ich mich nun 2x wöchentlich aufhalte, ist mir noch nie jemand in einer Burka begegnet. Dafür lauter Frauen im Niqab. Da sollte man schon genauer sein, meine ich: Der Niqab ist im fundamentalistischen - wahabitischen Saudi-Arabien zu Hause und dort ist vom Gesetzgeber verpflichtend für Frauen das Tragen mindestens einer Abaya vorgesehen.*
Früher schon war es in den Wüsten der arabischen Halbinsel üblich, dass Männer wie Frauen sich mit Gesichtschleiern vor den Sandstürmen schützten. Zum Ende des 19. Jahrhunderts hin wurde daraus der Niqab als exklusive Kopfbedeckung der Oberschichtfrauen im Osmanischen Reich, die sich von der Öffentlichkeit auf der Straße abschirmen und der Alterung ihrer Haut durch Sonneneinstrahlung entgegenwirken wollten. In Saudi - Arabien wurde diese Bekleidung nach dem Sturz des Sultans 1908 wieder abgelegt wie in allen islamischen Gesellschaften nach dem Ende des Osmanischen Reiches. 
In Ägypten ist er ein neuzeitliches Phänomen, denn bis in die 1990er Jahre trug dort keine Frau einen Niqab, mir ist selbst im von den Muslimbrüdern dominierten Oberägypten jedenfalls keine begegnet. In Tunesien ist der Niqab auch erst nach dem Ende der Diktatur auf Druck der Salafisten 2011 aufgekommen und noch immer rechtlich strittig ( und der Verein zur Gleichstellung der Geschlechter in Tunesien eine Anti-Niqab-Kampagne in Tunis startete ).

  • Ist die Burka/Niqab/Abaya eine religiöse Pflicht?    Nein, das ist sie nicht. Mitglieder des Hohen Geistlichen Rates der Al - Azhar - Moschee in Kairo, der höchsten Autorität sunnitischer Muslime, betonen dies immer wieder und gehen sogar gegen verschleierte Studentinnen an ihren Schulen & Universitäten vor. Es gibt nur drei Stellen im Koran, aus denen muslimische Rechtsgelehrte die Pflicht von Frauen herleiten könnten, sich zu verschleiern. Die Schrift fordert Frauen auf, einen Schal zu tragen, der ihren Schmuck verdeckt bzw. etwas von ihrem Überwurf über sich herunterzuziehen, um Belästigungen zu verhindern. Außerdem heißt es im Koran, dass Männer keinen direkten Zutritt zu den Frauen des Propheten haben, sondern nur getrennt durch einen Hijab, also einen Vorhang, mit ihnen reden dürfen. Das scheint auch vielen Niqab - Trägerinnen, die befragt werden, bewusst zu sein. Noch einmal: Im Koran ( und auch in den Hadithen ) lässt sich keine Vorschrift finden, wie sich Frauen genau zu bedecken haben – weder von Kopftuch noch von Gesichtsschleier oder Burka ist die Rede!

  • Wofür ist die Burka ein Symbol?       Nach der islamischen Revolution im Iran und der Eroberung Afghanistans durch die Taliban wurde die islamische Bedeckung der Frauen zum politischen Symbol gegen die westliche Kultur. Seitdem setzt der Zwang zur Verhüllung in vielen islamischen Staaten die Frauen massivem Druck und Repressalien aus und wird auch in westeuropäischen Gesellschaften von islamistischen, also politischen, religiös verbrämten Strömungen als Statement genutzt. "Wer den Niqab akzeptiert, missachtet den Widerstand aller aufgeklärten Muslime gegen das Gift des politischen Islam", meint Tomas Avenarius hier
Hierzulande kommt der Symbolcharakter der Burka durchaus an, versteht frau ( und Mann oft auch ) es aber ganz, ganz anders, nämlich dass ein männliches Bedürfnis dahinter steckt, Frauen als verführerische Wesen zu neutralisieren, sie damit auf ihre Sexualität zu reduzieren ( die jüngst durch einen Iman wieder mal geforderte Beschneidung der Frauen, um ihre Sexualität einzuschränken, regt mich allerdings noch viel mehr auf ) und sie zu entmenschlichen, indem sie kein Gesicht mehr haben. 
Auch mir geht es beim Anblick dieser Frauen, wie es Sybille Berg hier ausgedrückt hat: "Als Angehörige der Spezies, zu der die Verhüllten vermutlich gehören - genau weiß man das ja nicht - wird mir ganz elend, wann immer ich vermummten Frauen begegne. Es zeigt mir, welchen Stellenwert Menschen wie mir, also ohne Penis, zugedacht wurde. Verhüllung ist ein Symbol für das, was falsch läuft auf der Welt. Menschen, die gleichberechtigt sein sollten, die dieselben intellektuellen Fähigkeiten haben, sind es nicht. Das diskriminiert mich, es nervt mich. Ich will das nicht sehen, nicht wissen." Und Susan Vahabzadeh schreibt hier: "Für Frauen wurden immer wieder Kleider erfunden, die ihre Bewegungsfreiheit einschränken. So eine Abaya verhüllt nicht nur, sie will auch dauernd sortiert und zusammengehalten werden, ihre Trägerin ist damit beschäftigt, angezogen zu bleiben. Das beraubt sie der Macht über ihren Körper." Dass Kleidung ein Weltbild übermittelt ist vielleicht einer Frau der Generation noch eher im Sinn, die sich in den späten 1960er Jahren das Tragen von Hosen in Schulen & anderen Institutionen mit viel Ärger & unangenehmen Gesprächen erkämpfen musste... 

  • Wie kompatibel ist die Burka und das Grundgesetz?       Ich finde, es war ein unglaublicher zivilisatorischer Fortschritt, als ins deutsche Grundgesetz der Passus aufgenommen wurde: "Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich. Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet.“ Im Klartext heißt das nämlich, dass man den Islam mögen kann oder auch nicht, ich kann ihn als rückständig betrachten & Mohammed für - was weiß Gott - halten. Genau so kann man zum Katholizismus, Buddhismus, den Zeugen Jehovas, Mennoniten, Evangelikalen usw. stehen, den jeweiligen Glauben annehmen oder nicht - meinem Nachbarn kann ich aber nicht seinen Glauben nehmen. (  Übrigens erlaubt mir die Demokratie sogar, dass ich dieselbe ablehne. Nur die Demokratie selbst abzuschaffen - das erlaubt unser Grundgesetz mir nicht. )
Viele Muslimas, die das Kopftuch oder auch den Niqab hierzulande freiwillig tragen, tun es, weil es ihrem Verständnis nach zu ihrer Religion dazu gehört. Da fängt für mich die Sache aber an, schwierig zu werden - siehe Antwort zur zweiten Frage! Das Recht, auch dumme oder gar hirnrissige Überzeugungen zu haben, haben unsere Vorfahren allerdings blutig erstritten und ist für mich von daher höchst respektabel. Aus dem Auge sollte man aber auch nicht verlieren, dass der moderne Rechtsstaat, wie wir ihn derzeit genießen, gegen die Ansprüche der Religionen durchgesetzt worden ist...

Ich weiß auch nur zu gut aus eigener Erfahrung, wie - und wie fundiert - religiöse Anschauungen im Kindes- und Jugendalter manipulativ durchgesetzt werden, denn mir hatte man in den 1950er Jahren u.a. auch noch solche blödsinnigen Sachen beigebracht, wie "dass die Blitze nur bei den Evangelischen im Nachbarort einschlagen, denn uns Katholische schützt die Muttergottes." Daraus hat mich nur meine Fähigkeit, vieles genau zu beobachten & ein allgemein kritischer Geist, befreit.

Bleibt jetzt nur noch an dieser Stelle der Artikel eins des Grundgesetzes zu erwähnen: "Die Würde des Menschen ist unantastbar." Mir stellt sich die Frage, ob man von unangetasteter Würde der Frau reden kann, wenn diese durch den Niqab vom gesellschaftlichen Miteinander ausgeschlossen wird, sie zwar vorhanden ist, aber als Person nicht präsent sein darf & kann? Menschenwürde versus Religionsfreiheit? Und was hat das Niqab - Tragen noch mit Religionsfreiheit zu tun, wenn die Verhüllung ohnehin kein religiöses Gebot ist? Noch einmal Susan Vahabzadeh: "Wer ... glaubt, sie sei einfach nur Ausdruck religiöser Zugehörigkeit und habe nichts mit Unterdrückung zu tun, ist ganz und gar schiefgewickelt."

  • Warum jetzt ein Burkaverbot?          Bei der derzeitigen Diskussion um ein Burkaverbot handelt es sich meiner Meinung nach um bloßen Aktionismus. Das Verbot ist ein treffendes Beispiel für Symbolpolitik, denn im Lande geht die Angst vor dem weltweit zunehmenden Islamismus & seiner Terrorakte um, vor allem nach den Vorkommnissen der letzten Monate. Dagegen gibt es - zumindest keine kurzfristigen - politischen Konzepte, ein Verbot der Vollverschleierung ist dagegen schnell umsetzbar. Bislang ist hier bei uns in Europa aber kein Terrorakt von Frauen ausgegangen ( mit einer kleinen Ausnahme in Hannover ). Es waren immer junge Männer, manchmal vermummt, meist aber nicht, die die 278 Toten der vergangenen beiden Jahre hier in Europa auf dem Gewissen haben. Warum massregelt man dann die Frauen? Das erschließt sich mir überhaupt nicht. Es macht mir nur die Hilflosigkeit der Politiker deutlich und ihr Hinterherhecheln gegenüber vereinfachenden, populistischen Weltsichten. Mit dem Schleier in den Wahlkampf sozusagen...Ich wundere mich darüber, dass wir immer wieder darauf reinfallen, mich eingeschlossen.

Ich hoffe, ich habe mit meinen Überlegungen nicht genervt. Ich kam mir zweitwillig vor wie vor über 45 Jahren beim Sammeln von Argumenten für einen Besinnungsaufsatz. Schreiben als gesteigerte Form der Selbstvergewisserung sozusagen.

Vielleicht regt es die eine oder andere Leserin auch an zur differenzierten Beschäftigung...









* In diesen Ländern besteht ebenfalls die Pflicht zur Verhüllung: Jemen, Oman, Arabische Emirate, Gaza - Streifen, Afghanistan, Pakistan, Irak


     

21 Kommentare:

  1. Da hast du dir wieder viel Arbeit gemacht und soviel Wissenswertes auf deine Fragen zusammengetragen. Ich bin auch genervt, dass es nun nichts Wichtigeres und Sinnvolleres zu diskutieren gibt als sich ausgerechnet mit einem Burkaverbot zu befassen. Wenn es käme, wäre die Folge nur, dass Frauen, die - ob nun gezwungen oder überzeugt - Burka tragen wollen/müssen ihre Wände gar nicht mehr verlassen... Ich denke dieser Tage oft an eine meiner muslimischen Studierenden in Berlin, ein fröhliches, auffallend schönes Mädchen mit großer Ausstrahlung. Sie trug kein Kopftuch, aber irgendwann dann doch. Wir waren verwundert und erstaunt. Sie hatte sich während der Ferien entschieden. Ihre Begründung: "Ich fühle mich damit befreit, endlich befreit von all den Glotzern und Anmachern hier." Alles schwierig, und soviel Heuchelei auf vielen Seiten... Das Grundgesetz hält ein paar Burkas aus. Lieben Gruß Ghislana

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  2. http://www.aargauerzeitung.ch/ausland/beifall-von-ungewohnter-seite-islam-theologen-fuer-burka-verbot-130503142
    Es wird durchaus nicht nur in Europa diskutiert.
    Sehr umfassend, dein Artikel. Ich bin bei Frau Berg, bei Frau Vahabzadeh und bei dir.
    Schönen Abend

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    1. Danke für den Link! Die jahrelangen Kontroversen in Ägypten und Tunesien dazu habe ich ja schon im Post erwähnt.
      LG

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  3. meine freundin in nizza berichtet : sie sieht immer mehr und mehr frauen mit diesem total-badeanzug am meer .. eine herausforderung ...nach diesen vielen toten am staatsfeiertag in frankreich...!

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    1. Doch es gibt jetzt seit heute auch ein erstes Urteil zum Burkini. Um den geht es hier in der BRD in der Diskussion aber gar nicht.
      LG

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    2. dieser badeanzug ist wieder erlaubt, seit gestern...

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  4. danke, liebe astrid!
    lg kathrin

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  5. Sehr interessant, Astrid.
    Letztendlich fällt es mir schwer, eine Position dazu zu entwickeln.
    Wenn die Frauen diese Dinger freiwillig tragen (warum das wollen wollte, ist mir allerdings unbegreiflich), dann muss das okay sein.
    Aber hier setzt für mich der entscheidende Unterschied zu den oft zu einem vergleich herangezogenen Nonnen an: In ein Kloster tritt man als erwachsene Frau ein, es ist eine bewusste, radikale Entscheidung.
    Die moslemischen Mädchen werden aber oft schon in Kopftuch und mehr gedrängt, bevor sie auch nur in die Pubertät kommen. Wir hatten in Hamburg auch schon Erstklässlerinnen, die im Kopftuch kamen.
    Kann man da von einer bewussten, freiwilligen Entscheidung sprechen?
    Bei uns haben sich damals auch schon Lehrerinnen (!) geweigert, mit Frauen im Niqab vertrauliche Elterngespräche zu führen - da weiß man wirklich noch nicht mal, wenn man da eigentlich vor sich sitzen hat.
    Die schärfste Gegnerin an unserer Schule war übrigens unsere sehr intelligente, sehr liberale, aus der Türkei stammende Türkischlehrerin, die oft genug angefeindet wurde, weil sie den Eltern nicht "muslimisch genug" war.
    Würden alle Muslima geschlossen hinter der Vollverschleierung stehen, wäre das ein starkes Argument dafür.
    Aber insbesondere viele Muslima lehnen die Verschleierung als ein Mittel der Unterdrückung ab - darf man dieses Warnsignal wirklich ignorieren, nur weil wir partout liberal-integrierend sein wollen?

    Was ist, wenn noch nicht mal die Männer mehr wollen, dass ihre Frauen sich verschleiern müssen - aber das Gesetz es trotzdem vorschreibt?

    http://www.middleeasteye.net/news/iranian-men-wear-hijabs-women-protest-headscarf-law-645609373

    Warum "die Burka" das Problem ist? Weil sie so wundervoll sichtbar ist. Es muss schließlich einfach und eineindeutig sein, was man angreift. Auch wenn es völlig sinnlos ist (genau so, wie das dusselige Ausziehen der Schuhe an der Sicherheitskontrolle im Flughafen).

    Oder, wie es so schön auf Twitter stand:

    Ich bin gegen Burkas.
    Und gegen das Burkaverbot.
    Möge schlichten Gemütern das Gehirn implodieren.

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  6. Eigentlich bin ich für die Freiheit eines jeden, sein Kleidungsstück auszuwählen, mit dem er ins Wasser oder in den ÖNV steigt, solange er nicht andere gefährdet oder moralisch verletzt. Und da fängt es schon an. Du beschreibst den Zwiespalt sehr gut.
    Ich kann mich nur nicht des Gefühls erwehren, dass diese frauenkörperverschleiernden Gewänder vor allem als Affront, als Absetzen von der umgebenden Kultur verstanden werden wollen. Wenn sich eine "Einwanderergruppe" (mal neutral formuliert) um Assimilation bemüht, kann ich mich problemlos mit kleidungsbetreffenden Extravaganzen anfreunden und mich an der Vielfalt erfreuen.
    Ein extrem schwieriges Thema, bei dem ich merke, dass meine Grenzen der Toleranz angekratzt werden.
    Liebe Grüße
    Andrea

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  7. Lieber Astrid,
    dieses Burkaverbot und alles was damit zusammenhängt, ganz eindeutig möchte ich auch nicht dazu Stellung beziehen.
    Einerseits ist es für manche eine Glaubenssache, andererseits von Zuhause her vorgegeben. Manche Frauen machen das auch um zu provozieren.

    Aber ich überlege mir auch immer und immer wieder, wer denn hier unter dieser Burka denn steckt und was da so mitgetragen wird.

    Ich kenne viele Muslimas aber keine von ihnen trägt eine Burka. Mit Burka meine ich diese langen schwarzen Gewänder mit Schlitzen für die Augen. Die Muslimas die ich kenne, tragen höchstens ein Kopftuch.

    Ich akzeptiere ein Kopftuch oder islamische Mode aber mit diesen schwarzen Gewändern kann ich mich nicht anfreunden und mag sie auch nicht.

    Ich kann dazu nur sagen, wenn ich in einem islamischen Land bin, kleide ich mich auch dementsprechend und renne am Strand auch nicht mit kurzen Hosen oder einem Bikini oder Badeanzug herum.

    Hier erinnere ich mich immer wieder, dass wir auf unserer Nilkreuzfahrt immer wieder von dem Steward auf dem Nilschiff darauf aufmerksam gemacht wurden, dass wir wenn wir unter einer Brücke durchfahren uns ein Handtuch über den Körper legen sollen. Das haben wir gemacht, denn oben auf den Brücken tat sich schon einiges.

    Nun denn, ich wünsche dir ein schönes Wochenende
    Lieben Gruß Eva

    die islamische Mode gar nicht soo schlecht findet.

    http://www.islamische-kleidungen.de/

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  8. Bei mir in der Gegend gibt es den Niqab getragen nicht. Kopftücher schon, das ist sehr üblich unter vielen Muslima hier - aber kein Niqab. Selbst in Wien hab ich noch nciht viele gesehen, ganz vereinzelt nur.
    Bis wir voriges Jahr in Salzburg Urlaub gemacht haben, drei Tage Salzburg Stadt. Bei den Saudis ist Salzburg, auch das Umland, total angesagt, weil das Wetter auch schlecht sein kann. Sie lieben Regentage. So weit so lustig.

    Mir ist das lachen jedenfall regelmäßig im Hals Stecken geblieben. Am schlimmsten war es in der Getreidegasse, der nobelsten Einkaufsstraße. 50% der Touristen waren saudische Familen - und dort findet man ja nur Touristen. Das heißt verschleierte Frauen waren überall. Fast alle hatten schwarze oder dunkelblaue Gewänder an und einen Schleier der alles bis auf die Augen verdeckt. Viele trugen noch riesige schwarze Sonnenbrillen, was einer totalen Verschleierung gleich kommt. Diese Unbehagen beim Anblick der Frauen spüre ich jetz, ein Jahr später, noch sehr direkt. Es macht mir ein schlechts Gefühl Frauen so zu sehen, ich war wirklich betroffen bei deren Anblick. Mann und Kind ging es übrigens ebenso. Ich bin Feministin und denke, dass Männer und Frauen gleiche Rechte haben. Wobei mir Feministin oft noch zu wenig weit greift. Humanistin wäre vieleicht besser. Alle Menschen haben das REcht als gleicwertig angesehen zu werden - auch Kinder. Auch Menschen in anderen Gebieten,...
    Aber ich schweif gerade ab.

    Eine Situation in der Getreidegasse hat mich allerdings sehr, sehr wütend gemacht: wir sind geschlendert, haben in Auslagen geblickt. Unser Sohn war immer ein paar Auslagen vor uns. Er ist etwa 20 Meter vor uns vor einem Geschäft stehengebleiben und hat hineigeblickt. Da kommt plötzlich ein Mann herausgerast und fuchtelt vor ihm herum und redet ihn englisch an er soll weitergehn usw. - alle sehr schroff. Gerade dass er ihn nicht weitergeschubst hat. Als ich näher kam erkannte ich den Grund. es war eines dieser Fotogeschäfe die es nur in Urlaubsorten gibt. Man zieht hübsche Kleider an mit Reifrock, Schirmchen und macht ein Foto in Sepia. Im Geschäft stand eine arabische Dame in einem schulterfreien Kleid und versuchte mit Fächer und Schirm sich zu verdecken. Ich verstehen, dass sie sich nicht gut gefühlt hat, wenn ihr jemand anderer beim Fotografieern zusieht. Noch dazu in ungewohnter Kleidung. Mit bloßer Schulter fühlte sich sich gewiss nackt. Aber warum macht man das?!? Das ist total dreist! Ich lasse mich auch nicht im Bikini im Schaufenster fotografieren. Ich würde mich schrecklich unwohl fühlen! Möchte ich so eine Art Foto, dann gehe ich in den Hinterraum - und nicht in die Auslage. Was ist das für eine Frechheit seine Frau hinter Kleidern zu verstecken - und wenn jemand schaut, dann sind die anderen Schuld... ein 6jähriger Junge nämlich. Boha - das regt mich auch noch ein Jahr später auf.

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    1. Das ist ja ein krasses Erlebnis, bestätigt mich aber in meinem Eindruck seit Kindertagen, dass Frömmler auch immer Heuchler sind - nach außen immer den Schein wahren und anderen gegenüber massiv auftreten, aber hinter der Fassade dann doch machen, wozu man Lust hat. Wobei in diesem Falle statt Fassade ein Schaufenster gewählt wurde...
      GLG

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    2. Ich bin mir sicher, da wären die Grenzen meiner Toleranz erreicht gewesen.
      Würde ich ein muslimisches Land bereisen oder dort leben wollen, dann würde ich mich dort bedecken, wie es die Vorschriften des Anstands dort mindestens fordern. Aus Respekt des Gastes dem Gastgeber und seiner Kultur gegenüber.
      Gleiches erwarte ich von allen muslimischen Touristen, die unsere westliche Welt bereisen und ich erwarte es auch von Zuwanderern. Das heißt, weder nackt noch komplett unkenntlich vermummt in der Öffentlichkeit herumzulaufen, aber vor allem: unsere Gesellschaft und Kultur zu respektieren. Das bedeutet, dass nicht wir uns im Zweifelsfall kulturell den Gästen anpassen müssen, sondern umgekehrt.
      LG, Katja

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  9. Liebe Astrid,

    vielen Dank für diesen tollen und differenzierten Post, vor allem über die vielen informationen zum Thema Verschleierung.
    Ich habe hier auch neulich meine Nachbarin (die Hidschab und Abaya trägt) an einem sehr heißen Tag gefragt, ob der Koran eine bestimmte Form der Verschleierung und Bedeckung von Frauen fordert. Sie sagt ja, aber welche jetzt genau, das wisse sie nicht. Sie trägt das alles so, weil alle Frauen in ihrer Familie das tun, die Mutter, die Großmütter es immer getan haben und der Iman und ihr Mann das erwarten. Sie tut das also deutlich mehr aus Tradition und Sorge vor männlichen Repressalien, als aus tiefer religiöser Überzeugung. In Anbetracht der Tatsache, dass ihre kleine Tochter bald in die Pubertät kommt und dann auch "aus Tradition" in diese Kleider gesteckt werden wird, fängt da die Wut an, in meinem Bauch zu gären. Niemand erzählt mir, dass ein 11jähriges Mädchen Mädchen sich gerne in diesen Kleidern unter Gleichaltrigen bewegt - steht, geht und sitzt - anstatt mit ihnen in temperaturangemessener Kleidung über ein Wiese oder im Freibad zu toben - denn ja, abgesehen vom Statement engt das alles die Bewegung sehr ein und muss entsetzlich heiß sein darunter im Sommer.
    Und ja, auch nach deinen Erläuterungen bringt mich die andere Erklärung, zumal bei Muslimas, die sich entschieden haben in Deutschland oder anderen westlichen Demokratien zu leben, noch mehr gegen die Vollverschleierung auf - wenn sie sie aus Protest gegen die Freizügigkeit der westlichen Welt und die Entpolitisierung des Islam aus Überzeugung tragen. Denn dann, dann empfinde ich das als Symbol und tatsächlich als unterschwellige Bedrohung, als Form der Ab- oder Kampfansage an unsere freiheitliche Demokratie und Gesellschaft, genauso wie ich auch bei einem eindeutig rechtsradikalen Tattoo empfinden würde - ob es nun noch grundgesetzkonform ist oder nicht.
    Zum Glück tragen die meisten jüngeren Muslimas hier nur den Hidschab, während ihre Mütter und Großmütter noch Abaya tragen - das zeigt mir, dass sich doch langsam etwas bewegt in den Folgegenerationen und auch die Familientradition kein unbedingter Zwang sein muss.

    Ich würde mir sehr wünschen, dass sich alle Menschen so viele Gedanken wie du machen würden, bevor sie sich eine Meinung bilden, auch wenn das Ergebnis dann lautet, dass man sich nicht wirklich komplett "dafür" oder "dagegen" entscheiden kann. Aber das tun die meisten Menschen leider nicht, auch, weil eine eindeutige Meinung so viel leichter zu ertragen ist - auch und gerade für einen selbst.

    Herzlich, Katja

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    1. Das kenne ich noch aus meiner katholischen Zwangssozialisation: Nicht wissen, was genau in den religiösen Schriften steht und so schwammige, ungefähre Begründungen abgeben wie "das tut man halt so". Damit konnte ich mich schon damals nicht abfinden. Immerhin haben meine bigotten Verwandten damals noch auf den Papst gehört. Im Falle der sunnitischen Muslime hören die ja noch nicht einmal auf ihre obersten Lehrer, die den Niqab als unislamisch erklären.

      Das Problem ist bei uns hierzulande ist, dass wir vor Augen geführt bekommen, dass unsere Vorstellungen vom guten Leben, von Gleichberechtigung, Freiheit und Toleranz nicht von allen, die bei uns leben, geteilt werden, wir in unserer Lebensweise in Frage gestellt werden, und das Befolgen von ( vermeintlichen ) religiösen Vorschriften moralische Überlegenheit demonstriert. Da stehen wir dann mit unserem laizistischem Weltbild dann oft auf dem Schlauch, flüchten uns wohl in großzügige Liberalität und Toleranz und geben unsere selbst gestellten Ansprüche, was Menschenwürde & Rolle der Frau anbelangt, auf, statt eine Auseinandersetzung darüber zu führen, wie & warum wir in unserem Land so und nicht anders leben wollen. Diese Burkini - Diskussion in Frankreich ist so billig angesichts der Versäumnisse der vergangenen Jahrzehnte, in denen man sich um eine Miteinanderleben hätte bemühen müssen. ( Aber wir haben es ja auch versäumt mit unserer "Gastarbeiter" - Vorstellung. )

      Es wäre so schön, wenn statt populistischer Schnellschüsse mal wirklich die Gehirne benutzt würden...
      GLG

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  10. Ein so wichtiger Beitrag, vielen Dank.Mich beschäftigt dieses Thema sehr.Sehe ich dich seit einiger Zeit immer wieder ein paar Frauen im Niqab.Selbst die Hände in schwarzen Handschuhen und einen Kinderwagen schiebend, wird mir schon komisch, weil ich die ganze Zeit übrlege wie das Kind ohne Mimik die Mutter wahrnimmt.
    Die Aussagen über Vorschriften im Koran liest man immer wieder gegensätzlich, weil offensichtlich Halbwissen oder interpretiert.Journalisten bersichten, dass Männer, die im reichen Suaduarabien arbieten waren diese Verhüllen mit ihre Länder genommen haben und es nicht zur Tradition gehörte!! Und niemand kann mir ausreden, dass es nicht eine Form von Macht ist, die hier ausgeübt wird. Du siehst nicht, was ich habe!Man kannn es zu einer Tradition gemacht unter diesem Deckmantel. Wenn man so aufwächst und es zu den Grundfesten der Familie gehört, gehört es zu ihrem Leben. Und diese familiären Traditionen nehmen die zu uns Kommenden neben ihre Religion als einziges mit und man hält daran noch fester, wenn man seine Heimat verläßt.Es ist das, was einem Halt gibt.Die Nähe zur Religion wir in der Fremde immer größer werden, weil es das Heimatgefühl stärkt.
    Für mich bleibt der Schlüssel die Bildung für alle!Im Lernprozeß ist aber die Gegenreaktion für Lehrer auch über Mimik etc.eine wichtige Verständigung. Wenn aber genau diese Hülle den Zugang zur Bildung verwehrt, haben wir ein Problem!Eine Endlospirale...
    Ich verstehe, aber ich kannn es nicht aktzeptieren.
    VG Karen

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  11. Ok, nochmals durchlesen, wäre sinnvoll gewesen, aber der Sinn ist nicht entstellt, sorry!Ich schicke es immer zu schnell ab.

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  12. Vielen Dank für die umfassende Recherche. Das war sehr lehrreich, liebe Astrid. Ich halte die Überlegungen zum Burkaverbot aber keinesfalls für unnötig oder bloßen Aktionismus. Wenn die zugereisten Menschen integriert werden sollen, ist das ein wichtiger Schritt, der große Auswirkungen auch auf die kommenden Generationen hat.
    Lieben Gruß
    Gabi

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  13. Danke für diesen wissenswerten Artikel, da bin ich wieder ganz auf deiner Seite. Doch noch schlimmer als die Vollverschleierung, die mir ebenfalls Angst einflößt, finde ich ich die Beschneidung von Jungen und Mädchen aus religiösen Gründen. - Das ist ein barbarisches Ritual aus dem tiefsten Mittelalter.
    Lieben Gruß, Gerda

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  14. Wenn man dieses Thema ernsthaft diskutieren wollte, wäre es eine Debatte über Religionsfreiheit. Und die ist doch eine Errungenschaft, oder etwa nicht? Zudem steht da noch die interessante Frage nach der Trennung von Kirche und Staat, der weltanschaulichen Neutralität des Staates und seiner Dienerinnen und Diener auf der Tagesordnung. Es gäbe eine Menge zu regeln, auf dem Weg zu einem neutralen Staat. Und es gilt eine Menge zu lernen auf dem Weg zur Erkenntnis, dass Religionsfreiheit für alle gilt. Wenn man Freiheit will, dann wird man damit leben müssen, das andere anders sind und andere Entscheidungen treffen.

    LG, Bronte

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  15. Jetzt bin ich endlich dazu gekommen, Deinen Post in Ruhe zu lesen. Das Theater um den Burkini verstehe ich nicht, am Strand wäre es manchmal gut, man würde einige Damen auffordern, sich zu verhüllen. aber das führt ja alles nicht weiter. Ich werde sowieso immer skeptischer, ob man mit diesen Diskussionen weiterkommt. In der heutigen SZ ist ein Interview mit einer Frau, die freiwillig den Niqab trägt, behauptet sie jedenfalls. Ich werde fatal an andere Formen des religiösen Wahns erinnert, immer verbunden mit einer unterschwelligen Betonung der besonderen Moral. Ich erkenne in diesem Verhalten eine ordentliche Portion Geltungsdrang und den Wunsch nach persönlicher Überhöhung. So ist es mir früher in der extrem katholischen Umgebung meiner Kindheit gegangen, wo alles in Ehrfurcht erstarrte, wenn eine Nonne oder ein Geistlicher den Raum betrat. Auch was Raif Badawi angeht, frage ich mich, was ich überhaupt tun kann, auch bei anderen politischen Fragen entsteht so ein unangenehmes Gefühl von Ohnmacht.
    Hoffen wir, dass es auch ab und zu gute Nachrichten gibt.
    Magdalena

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst!

Ich wünsche mir allerdings nach wie vor, dass ein Name am Ende des Kommentars steht.
Da die anonymen namenlosen Kommentare zuletzt wieder zugenommen haben, hier der ausdrückliche Hinweis:

Ich werde sie ab jetzt wieder konsequent NICHT freischalten.

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