Freitag, 8. Juli 2016

Nichts Aktuelles zu Raif, dafür Neues zu Saudi Arabien


Da ich nach wie vor keine Neuigkeiten über Raif Badawi zu vermelden habe, wende ich mich heute mal wieder den Entwicklungen in Saudi - Arabien zu ( auch da werde ich über den Badawischen Twitter - Account regelmäßig mit Informationen versorgt ).

Medina, 4. Juli 2016
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Denn dort ging der Fastenmonat Ramadan mit einer Reihe von Selbstmordanschlägen zu Ende. Der folgenreichste mit vier toten Sicherheitskräften galt dem zweitheiligsten Ort des Islam, der Moschee des Propheten in Medina. ( Das ist das 2. Mal, dass so ein heiliger Ort in Saudi - Arabien angegriffen wird nach der Attacke auf die Moschee in Mekka von 1979. )

Fast gleichzeitig fand ein weiterer Angriff auf eine Moschee in Qatif in der östlichen Provinz statt. ( Qatif ist die Hauptstadt der schiitischen Minderheit im Königreich SA. ) In der Nacht vorher hatte sich in der Nähe des US - Konsulats in Jeddah am Roten Meer ein Attentäter in die Luft gesprengt. Zwei Wachen wurden leicht verletzt. 

Für die Angriffe hat sich bisher niemand verantwortlich erklärt, aber die Methode der Operationen deutet auf die Organisation Islamischer Staat (IS), der zahlreiche Angriffe gegen das Königreich seit November 2014 durchgeführt hat. Wie in der Türkei wollen die Extremisten aber offenbar auch in SA nicht die Sympathien verlieren, die sie dort in bestimmten Kreisen genießen. 

Der Angriff auf die Moschee von Medina mit dem Grab des Propheten, jedes Jahr Ziel von Millionen von Pilgern, gilt als eine provokante Herausforderung an die Königsfamilie und den Staat  - ihnen wird quasi der Fehdehandschuh zugeworfen - , um deren Vorherrschaft über die heiligen Stätten in Frage zu stellen, er ist in seinen Folgen natürlich nicht vergleichbar mit jenem Anschlag in Bagdad vom 3. Juli mit mehr als 292 Toten ( Stand gestern ). Dort war das Ziel, die Menschen selbst zu treffen und zu verunsichern.

Auf jeden Fall sind, nach Meinung von Experten, diese Angriffe nicht gerade förderlich, um ausländische Investoren zu gewinnen, mit denen der Kronprinz Mohammed bin Salman den auf das Königreich zukommenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten entgegentreten will. “Our Vision is a tolerant country with Islam as its constitution and moderation as its method,” verlautbart er in seinem Vorwort zu seiner "Vision 2030".  

Zweifel an seinen guten Absichten sind auch hier formuliert worden. Denn warum bleibt jemand vier Jahre lang inhaftiert, der nur gefordert hat ein "Leben und leben lassen" für eine künftige saudische Gesellschaft?

Das legt nahe, dass in Saudi - Arabien ganz andere den Ton angeben, als es das saudische Königshaus uns glauben machen will: Die einflussreiche Predigerkaste des Landes bringt den religiös-ideologischen Überzeugungen des IS offen Sympathien entgegen, denn deren Vorstellungen kommen der wahabitischen Islam - Version, die Staatsreligion in SA ist, sehr nahe. "Wir folgen denselben Gedanken wie der IS, nur praktizieren wir sie in kultivierter Weise", verkündete Anfang des Jahres der Scheich Adel al-Kalbani, langjähriger Iman der Großen Moschee von Mekka und geschätzt von all den Saudis, die mit dem IS sympathisieren, in einem Interview. Im Umgang mit Häretikern stimmen saudische Kleriker mit dem IS ohnehin überein: "Wer den Islam verlässt, der muss hingerichtet werden." ( Quelle u.a. hier )

Noch Fragen bitte?



4 Kommentare:

  1. viele fragen..!
    nun gibts ja auch wieder neue waffenlieferungen für s.a., sog "defensive" patrouillenboote. so kann man sich's schönreden.
    lg, mano

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  2. Das ist ein ganz dusteres Kapitel! Die BRD ist da ja wohl auf Platz 3 gelandet bei den Rüstungsexporten..
    Das habe wir gerne: Gewinne einstreichen, aber die sozialen, menschlichen Folgen der Allgemeinheit aufdrücken.
    LG

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  3. Gruseliges am frühen Morgen... ;-( Ich werde nicht aufhören Blumen und Bäume zu pflanzen. Dieser Hang am Wirtschaftswachstum um jeden Preis, Sch... Ein Wochenende zum Aufatmen wünsche ich dir. Lieben Gruß Ghislana

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  4. Summarium: Religionsunterschiede erzeugen mehr Streit als politische Parteiunterschiede.
    Wendell Phillips (Politiker)

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