"Die Schlacht an der Somme war eine der größten Schlachten an der Westfront des Ersten Weltkrieges. Sie begann am 1. Juli 1916 im Rahmen einer britisch-französischen Großoffensive gegen die deutschen Stellungen. Sie wurde am 18. November desselben Jahres abgebrochen, ohne eine militärische Entscheidung herbeigeführt zu haben. Mit über einer Million getöteten, verwundeten und vermissten Soldaten war sie die verlustreichste Schlacht des Ersten Weltkriegs." ( Quelle Wikipedia, Hervorhebungen durch mich )
Ich erinnere heute an dieses Ereignis von vor hundert Jahren angesichts der evidenten Krise, in die Europa mit dem Brexit geraten ist - dem schwersten politischen Rückschlag seit Gründung der Gemeinschaft.
Jene "Urkatastrophe" bildet die finstere Matrix, die den europäischen Einigungsverträgen seit den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts unterlegt ist: Die Massenschlächtereien des Stellungskrieges an Marne, Somme und bei Verdun waren das gemeinsame Trauma der europäischen Gründergeneration und begründeten zusammen mit dem Erlebnis des zweiten furchtbaren Krieges jene kraftvolle Vision, dass ein gemeinsames Europa unerlässlich ist, wenn die Menschen des Kontinents in Zukunft in Frieden miteinander leben sollen.
Kriegsfreiwillige vor der Schlacht Ernst Jünger dazu: "Man lebt, man erlebt, man gelangt zu Ruhm und Ehren, das alles nur um den Einsatz eines armseligen Lebens." |
Jene Desaster - und das Wissen um die persönlichen Erfahrungen in meiner Familie & den Schlussfolgerungen daraus - bilden die Grundlage dafür, dass in meinem Herzen die Idee von der europäischen Einheit trotz aller ( auch bei mir vorhandener ) Kritik fest verankert ist.
Bei vielen meiner Mitmenschen, in Großbritannien, Frankreich, hierzulande und anderswo, scheint sich diese Idee aber erschöpft zu haben, und es wird stattdessen die des alles heilenden Nationalstaates heraufbeschworen. Ich halte es nach wie vor mit François Mitterand: "Le nationalisme, c'est la guerre!"
Sammelstelle für tote deutsche Soldaten ( aus dem Nachlass von Wilhelm Gronebaum ) Source |
Stattdessen gibt es Mitbürger, durchaus gebildet, die behaupten: "Boris Johnson, Norbert Hofer oder Victor Orban verfügen über die Themen und Begriffe, um die Sehnsüchte und Erwartungen der Gegenwart aufzunehmen und in die politische Debatte einzubringen. Deshalb ist ihre Zeit erst am Beginnen" ( Quelle hier ). Deren Angriff gilt allerdings, nicht nur in Großbritannien, den Fremden und Brüssel. Dabei wird von diesen Protagonisten viel auf Emotion, Verschwörungstheorien & Beschwörungsformeln, auf Vorurteile als Ersatz für Erfahrung gesetzt, alles Dinge, die den Kontinent schon öfter in die Katastrophe katapultiert haben, und das Positive am Mythos von Europa wird zugunsten der mit einer Gloriole versehenen Fiktion vom goldenen Zeitalter der Nationalstaaten abgewertet.
Geschichtsvergessen nenne ich das ( es gibt ja sogar Meinungsmacher unter jenen, die behaupten, es gäbe gar keine Geschichte ) und Zeugnis eines geistigen Niederganges, werden doch gleichzeitig die Eliten allerorten beschimpft und der Lüge geziehen ( dabei versäumt man es nicht, die eigene Zugehörigkeit zu diesem Bildungsbürgertum herauszukehren & zu betonen - hier oder hier -. Aber Bildung verhütet offensichtlich keine politische Niedertracht ).
Ein Patriot ist ein Mensch, der sein Land sehr gern mag. Ein Nationalist blickt auf andere Völker herunter und hält es für das eigene Interesse, sich auf deren Kosten durchzusetzen. Fürsten, Kriegstreiber, Deutschnationale und Nazis fügten der Nation, deren Interessen sie doch stets im Munde führten, unermesslichen Schaden zu. Und etlichen anderen Völkern dazu.
Natürlich kann jeder seine eigenen Schlüsse aus der Geschichte ziehen. Ich habe meine gezogen. Und die wollte ich doch an diesem denkwürdigen Tag noch einmal deutlich sagen...
Ein Patriot ist ein Mensch, der sein Land sehr gern mag. Ein Nationalist blickt auf andere Völker herunter und hält es für das eigene Interesse, sich auf deren Kosten durchzusetzen. Fürsten, Kriegstreiber, Deutschnationale und Nazis fügten der Nation, deren Interessen sie doch stets im Munde führten, unermesslichen Schaden zu. Und etlichen anderen Völkern dazu.
Natürlich kann jeder seine eigenen Schlüsse aus der Geschichte ziehen. Ich habe meine gezogen. Und die wollte ich doch an diesem denkwürdigen Tag noch einmal deutlich sagen...
... und in österreich wählen wir nochmal.
AntwortenLöschenIch pack das nicht! Echt!
Wie kann man so dreist sein? In allen Wahlgremien sitzen, brav unterschreiben und NACHHER sagen wir haben eh schon immer gewusst dass das System schlecht war. Es geht uns natüüüüüürlich nicht ums Gewinnen - nein, wo denkst du hin - nur um der Gerechtigkeit willen machen wir das. Wir sind ja die Retter der Demokratie!
Und wieso mehen die Retter ihre Verantwortung nicht VOR dem Desaster wahr?
Bah! Ich bin echt heiß!
Schlüsse aus der Geschichte ziehen? Pfffff.
Gut, dass morgen Nordseeabkühlung ansteht. Eine Woche KEIN Österreich ist mir jetzt auch ganz recht.
Danke.
AntwortenLöschenGLG Elena
Liebe Astrid,
AntwortenLöschennachdem ich in meinem alten Blog einmal über diese Geschichte 1. und 2. Weltkrieg geschrieben habe, erklärte mir eine allseits bekannte Bloggerin, dass das keinen Menschen mehr interessiert.
Ich habe hier von der Schlacht um Verdun berichtet. Seither lasse ich Geschichte Geschichte sein und denke mir meinen Teil.
Aber dennoch finde ich es gut, dass du über diesen denkwürdigen Tag.
Der "Blaue Reiter" Franz Marc fiel an der Schlacht an der Somme, wie viele andere Soldaten auch.
Als wir 1991 in London waren, waren wir auch im Imperal War Museum. Ein Kriegsmuseum der ganz besonderen Art und dort haben wir in vielen Bildern und auch Filmen diese schrecklichen Kriege gesehen und haben uns in Schützengräben teilweise in die Lage versetzt, was ja nicht möglich ist, aber ein wenig.
Dann hat mir auch noch heute Jemand erklärt, "ich will nichts mehr von Krieg wissen, alles was damit zusammenhängt will ich nicht wissen!". Also gut, vielen Dank liebe Astrid.
Lieben Gruß Eva
Von Juli bis November… unvorstellbar. Und die Freiwilligen sind auch allesamt nicht mehr die Jüngsten…
AntwortenLöschenEinmal mehr danke, Astrid. Und liebe Grüße von der anderen Rheinseite.
"So furchtbar kann nicht einmal die Hölle sein"
AntwortenLöschenDanke für die Erinnerung zum Mordsommer - 1.Juli 1916 - an der Somme. - Ich denke, dass für viele Humanisten dieser Welt, das niemals in Vergessenheit geraten wird.
Das von Dir angeführte Zitat "[...]Deshalb ist ihre Zeit erst am Beginnen." habe ich letztens mit Schaudern auch gelesen und gehofft, dass es kein Menetekel ist. Leider sind auch die sogenannten gebildeten Schichten nicht gefeit vor Geschichtsamnesie oder Populismus.
AntwortenLöschenDas Lernen aus der Geschichte hat nicht unbedingt etwas mit Bildung zu tun.
Liebe Grüße
Andrea
Das stimmt, mein Großvater ist dafür ein Beispiel ( hier:https://lemondedekitchi.blogspot.de/2016/05/das-erbe-der-vater.html).
LöschenUnd hier im Kleinen wurde gerade ein Durchgangstor in der Nachbarschaft mit Schlüsselmacht besetzt.Scharniere wurden extra verschraubt, damit man das Tor nicht mehr ohne Schlüssel öffnen kann. Von einem zur einen Seite offenen Hofareal zu einer öffentlichen Wiese. Damit die Leute der Nachbarhäuser diesen Weg nicht passieren können und, wie eine "Schlüsselmächtige" sagte: endlich keine fremden Kinder mehr hier spielen....ich warte auf den Stacheldraht und die Mienen und frage mich, was die Menschen im allgemeinen über Solidarität in ihren Herzen tragen...Im Großen, wie im Kleinen... Liebe Grüße, Taija
AntwortenLöschenDanke! Ich schließe mich an. Wenn unsere offene, moderne Gesellschaft erhalten bleiben soll, dann müssen die ewig Gestrigen auch vorgeführt werden, auch in der heilen Welt der Kreativen.
AntwortenLöschenSchönes Wochenende
Magdalena
Wir müssen weiter an die schrecklichen Dinge erinnern, wer sonst kann es in die nächste Generation tragen- gegen das Vergessen !!!
AntwortenLöschenGruß zu dir
heiDE
Danke Astrid, exakt und scharfsinnig hast Du formuliert, woran dieser Tag uns immer erinnern soll. Das mit der geistigen Verarmung ist meiner Meinung nach richtig. Und noch etwas verschwindet: Herzensbildung.
AntwortenLöschenTrotz des Schwachsinnes ringsherum Dir ein schönes Wochenende!
Lieben Lisagruß!
danke astrid! du hast mir voll aus dem herzen gesprochen und das formuliert, was ich im kopf habe. ich erinnere mich dabei wieder an das lied von hannes wader "es ist an der zeit", das mich immer wieder zu tränen rührt. der text sollte jedem nationalisten auf die stirn geklebt werden!
AntwortenLöschenliebe grüße, mano
Ich bin ganz an deiner Seite! Lieben Gruß Ghislana
AntwortenLöschenGut daran zu erinnern...die gegenwärtigen Ereignisse sind angsteinflößend, genau wie solche Zitate ...'Deshalb ist ihre Zeit erst am Beginnen'. LG Sigrun
AntwortenLöschenNein, nicht Angst, Wut & Aufbruchstimmung sollte an dieser Stelle aufkommen. Mit Angst macht man sich zum Advokaten des Teufels...
LöschenLG