Freitag, 11. September 2015

Raif Badawi & ein übler Fall von freier Meinungsäußerung bei uns



Auch heute ist in Dschiddah die öffentliche Auspeitschung des Bloggers Raif Badawi wieder ausgefallen. Die Nachricht erreichte das www. erst gegen 19.30 Uhr, und mir entschlüpft jedes Mal ein Seufzer der Erleichterung, auch wenn ich mir noch immer mehr für den tapferen Menschen erhoffe.

Am Mittwoch hat übrigens der Bürgermeister von Straßburg die Ehrenmedaille der Stadt, verliehen an Raif Badawi,  im Hotel de Ville an seine anwesende Ehefrau Ensaf Haidar überreicht. Und heute hat sie den Preis "Freedom of Speech Award" der Deutschen Welle stellvertretend für ihren Mann entgegen genommen.

links Straßburg, rechts Berlin
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Ensaf Haidar hat heute auch eine Stiftung zur Förderung von Meinungs- und Pressefreiheit in der arabischen Welt ins Leben gerufen. Die "Raif-Badawi-Stiftung für Meinungsfreiheit" hat ihren Sitz in Kanada & soll eine Plattform werden für Nichtregierungsorganisationen und Einzelkämpfer für Presse- und Meinungsfreiheit in der arabischen Welt, die Diskussionskultur zu stärken und ihnen einen Kommunikationskanal in den Westen bieten. "Zunächst gehe es darum, Partner für eine stabile Finanzierung zu suchen, sagte Haidar. Als erstes Projekt werde die Stiftung eine Studie über die Blogger-Szene in der arabischen Welt in Auftrag geben. Sie können sich auch vorstellen, bald Seminare für arabische Journalisten oder Workshops für Blogger anzubieten."  ( Quelle hier )




Doch jetzt möchte ich diesen Ort noch einmal nutzen, um auf einen Fall von Missbrauch des bei uns per Grundgesetz verbrieften Rechts auf freie Meinungsäußerung aufmerksam zu machen, der nichts mit Raif Badawi & der arabischen Welt zu tun hat, sondern sich in unserem Land abgespielt hat. Ich finde diese Meinungsäußerung so ekelhaft und bin der Meinung, dass sie uns einen weiteren Blick in rechtes Gedankengut eröffnet, dass ich darauf aufmerksam machen muss:

Der Stellvertretende Vorsitzender der AfD-Jugend NRW, Maximilian Kneller, veröffentlichte auf Facebook als Reaktion auf dieses Foto der Facebook-Seite der Jungen Liberalen Bochum 

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folgenden Kommentar:




Und im Facebook-Forum "Liberale Zukunft Deutschlands" setzte Kneller  noch einen drauf:
"Meine fresse, insgeheim will die kleine schlampe doch ein mal in ihrem drecksleben nicht von einem blümchensex-gutmenschen, der danach 15 mal fragt, wie er war, gefickt werden, sondern von einem rechten, manchesterliberalen wie mir." 

Inzwischen sind diese Beiträge gelöscht und die Polizei hat Ermittlungen aufgenommen. Zur Klärung des Begriffs "hatefuck" verweise ich auf die Seite der Ruhrbarone.

Wegen seiner verbalen Entgleisungen ist Kneller wohl inzwischen zurückgetreten: "Die „Junge Alternative NRW“ spricht von einem „einmaligen Ausrutscher“ Maximilian Knellers. Die Nachwuchsorganisation der rechtspopulistischen AfD bedaure deshalb den Rücktritt ihres stellvertretenden Landesvorsitzenden, heißt es in einem Statement auf ihrer Facebook-Seite. Am Dienstagabend habe Kneller sein Amt niedergelegt – auch um seine Partei zu schützen." ( Quelle hier )

Ah, ja...


Meinungsfreiheit hat seine Grenze, wenn es um die Menschenwürde geht. Und in diesem Fall geht es darum, eine Frau aufgrund ihres Geschlechts herabzuwürdigen & als Mensch zweiter Klasse zu behandeln und damit implizit darum, ihre Menschenwürde zu verletzen. Das hat mit Mimosentum nichts zu tun, wie es die Jugendorganistion des AfD immer noch in  anderen Facebook - Einträgen sieht.

Eigentlich möchte ich mein Blog von solchem Dreck frei halten. Aber es hat mich dermaßen empört, dass ich diesen Einblick in die Geisteshaltung derer der "Alternative für Deutschland" unbedingt auch unter meinen Leserinnen publik machen möchte...



14 Kommentare:

  1. Obwohl man schon viel gesehen hat, ist man doch noch manchesmal entsetzt über die Entgleisungen seiner Mitmenschen!

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  2. Ich bin sprachlos...und ein wenig übel ist mir auch zumut...
    aber ich bin beeindruckt von Deinem "Biss" in Sachen Raif Badaiwi ♥
    danke dass Du uns hier so unermüdlich informierst!
    Viele liebe Grüße,
    Kerstin

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  3. Es ist unglaublich, was sich zz. in Kommentaren auf FB abspielt. Was macht diese Leute so sicher, dass sie glauben, solch empörende Kommentare blieben ohne Gegenwind und ggfs. Strafverfolgung? Denn sie wollen ja - mit Klarnamen agierend - ganz offenbar gelesen und zugeordnet werden. Wie gut, dass es auch andere Kommentatoren gibt. Um mich zu orientieren, habe ich in den letzten Tagen auf Facebook viel gelesen, ich habe mir jetzt eine Pause verordnet, denn es ist nur schwer auszuhalten, was dort an Schmutz über unschuldige Menschen ausgekippt wird. Ich bin so froh, dass es inzwischen wachsende FB-Gruppen gibt, die gegenhalten. Der Stiftungsgründung von Ensaf Haidar wünsche ich von Herzen Erfolg auf ihrem Weg. Hab ein gutes Wochenende, du Liebe! Ghislana

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  4. Eigentlich kann man ihm für diese verbale Entgleisung nur dankbar sein, wird doch nun so mancher die AfD...auf der Suche nach Alternativen...kritischer unter die Lupe nehmen...hofft man zumindest...LG Lotta.

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  5. Einfach niveaulos, widerlich und abstoßend sind solcherlei Kommentare. Wie schön, daß manch einer es von ganz alleine schafft, sich ohne fremdes Zutun erfolgreich zu demontieren.
    Liebe Grüße.

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  6. "Bald Seminare für arabische Journalisten anbieten" hört sich super an. All mögliche Seminare und Kurse sind schließlich sehr sinnvoll. Ich bin oft in Kursen eingeschrieben, man kann immer was mitnehmen. LG

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  7. Urks. Ich weiß schon, warum ich nicht auf Facebook bin. Aber ich finde die Entwicklung gut, dass immer mehr Menschen diese widerlichen Kommentare zur Anzeige bringen. Was für eine Geisteshaltung aus solchen kurzen Zeilen spricht.
    Ansonsten ist es zwar gut, wenn die Auspeitschung ausgesetzt wird, aber solange dieser arme Mann nicht frei kommt, ist und bleibt es für ihn und seine Familie ein immer währender Alptraum...

    Ja, es ist Dreck, und ich scheue mich sehr davor, diesen auf meinen Blog zu lassen, aber dass du es getan hast, finde ich sehr bewundernswert... LG mila

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    1. Sexismus & Mysoginie sind eigentlich ein Riesenaufreger für mich und ich könnte ständig darüber posten, möchte mir aber auch einen davon freien Raum bewahren. Diesmal habe ich es eher im Zusammenhang gesehen mit den Mitmenschen, die sich angesichts der momentanen Fragen von solchen politischen Gruppierungen angezogen fühlen, ohne deren ganze Ideologie im Blick zu haben, dieses Menschenverachtende in jeglicher Hinsicht.
      Dir ein schönes Wochenende!

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  8. obwohl schon oft gelesen und selbst oft auf anti-pegida-demos erlebt ging mir dein beitrag jetzt doch sehr unter die haut. woher bloß dieser unglaubliche hass und diese ekelerregende menschenverachtung??
    die raif-badawi-stiftung finde ich sehr gut, hoffentlich führt sie auch wirklich zu mehr meinungsfreiheit!
    lg, mano

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    1. Wie ich schon Mila schrieb, ist das für mich ein wichtiges Thema. Und ich möchte gerne darauf hinweisen, was so alles noch sich hinter diesem Gedankengut versteckt, dass ja auch für einige besorgte Mitbürger attraktiv wird angesichts der derzeitigen Lage.
      Ein schönes Wochenende!

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  9. Hallo,
    ich weiß auch, warum ich nicht auf Facebook bin. Ich habe mich bei Bekannten, die einen Zugang haben, mal umgesehen und muß sagen, das ist teilweise so dumm und niveaulos.
    Nein danke und ich muß auch nicht überall sein.

    Es ist wirklich ein Alptraum und ich hoffe, dass dieser Mann endlich frei kommen wird.
    Auf der anderen Seite macht mir die ganze Entwicklung total Angst.

    Lieben Gruß und ein schönes Wochenende Eva

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    1. Ich war & bin nicht bei Facebook. Und solche Geschehnisse bestätigen mich nur darin. Ich lese allerdings sehr viel in Zeitungen & auch politischen Blogs. Und da bekomme ich doch mittelbar Einiges mit.
      Di auch ein schönes Wochenende!

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  10. Das einzig Güte ist, dass diese braunen erbärmlichen Hanswurste sich mit so unterirdischen Äußerungen selbst in das Licht Rücken, für alle sichtbar, das sie nicht bescheint.
    Sei lieb und herzlich gegrüßt von
    Lisa

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  11. einfach nur widerlich! ich bin immer wieder erschüttert, dass solche hassredner nicht von allen seiten aufs schärfste verurteilt werden und ihr gift weiter verbreiten dürfen...
    liebe grüsse, monika

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst!

Ich wünsche mir allerdings nach wie vor, dass ein Name am Ende des Kommentars steht.
Da die anonymen namenlosen Kommentare zuletzt wieder zugenommen haben, hier der ausdrückliche Hinweis:

Ich werde sie ab jetzt wieder konsequent NICHT freischalten.

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