Samstag, 9. Mai 2015

Raif Badawi aktuell 4



Heute wegen der Duplizität der Ereignisse mein wöchentlicher informativer Freitagspost zu Raif Badawi wieder mal am Samstag:


  • Raif Badawi wird nun auch mit einem Sonderpreis des Deutsch-Französischen Journalistenpreises* geehrt. Die Veranstalter wollen auf diese Weise die weltweiten Bemühungen um eine Freilassung des 31-jährigen unterstützen. (Quelle hier

  • Zum ersten Jahrestag des drakonischen Urteils gegen Raif Badawi am ( vorgestrigen) 7. Mai hatte "Reporter ohne Grenzen" die Forderung bekräftigt, alle im Königreich Saudi-Arabien  inhaftierten Journalisten und Blogger bedingungslos freizulassen. Insgesamt sitzen in Saudi-Arabien derzeit mindestens zwei Journalisten sowie sieben Blogger und Online-Aktivisten wegen ihrer Aktivitäten im Gefängnis. Zensur ist im Königreich alltäglich: So sind Kritik an Religionsführern und Berichte über Gerichtsverfahren, aber auch solche über die Proteste der schiitischen Minderheit oder Kritik an der Diskriminierung von Frauen verboten & werden bestraft. 

  • "Reporter ohne Grenzen" forderte auch den französischen Präsidenten Hollande auf, der am Dienstag dieser Woche als erster westlicher Staatschef Ehrengast beim Gipfel des Golfkooperationsrates in Saudi-Arabien war, bei seinem Besuch die Freilassung  Raif Badawis zu verlangen. 

  • 30 Abgeordnete des Europäischen Parlaments haben den 100. Tag seit Amtsantritt des neuen saudischen Königs Salman als Anlass genommen, ihm einen Brief zu schreiben. Darin kommen sie auf die Menschenrechtslage in Saudi-Arabien zu sprechen und fordern den König auf, politische Gefangene wie Raif Badawi freizulassen. Auf über drei Seiten stehen die Namen der Politiker, ohne die Parteizugehörigkeit oder die Nationalität zu nennen. Die Abgeordneten hatten zuvor ein Gespräch mit dem saudischen Botschafter in Brüssel gesucht, müssen aber seit Mitte Januar nach wie vor auf eine Antwort warten. ( Quelle hier )

  • Die Ehefrau des Bloggers, Ensaf Haidar, wird, nach Auskunft der Deutschen Welle, zum "Global Media Forum" vom 22. bis 24. Juni 2015 nach Bonn kommen, wo ihr im Rahmen der Medienkonferenz stellvertretend für ihren Mann der "Deutsche Welle Freedom of Speech Award" überreicht werden wird. ( Die Deutsche Welle hatte  im Februar dem Blogger den erstmals ausgelobten Preis verliehen. )





Bei der Regierung in Riad hat die weltweite Empörung allerding bisher nicht zum Einlenken geführt: Zwar wurde die öffentliche Auspeitschung vorerst gestoppt - auch gestern fand sie zum 17. Mal in Folge nicht statt -  wahrscheinlich in der Hoffnung, die Aufmerksamkeit im Westen werde alsbald erlahmen. Doch der neue, 55jährige Innenminister Mohammed bin Nayef sorgt im Inneren ebenso hart für Ruhe, wie es sein abgesetzter Vater, der "Schwarze Prinz",  vor ihm getan hat: Zehntausende Internetseiten sind immer noch gesperrt & die Zahl der Hinrichtungen - Amnesty International spricht von einer „makabren Steigerung“ - ist inzwischen bei 79 in den ersten vier Monaten dieses Jahres angelangt ( zum Vergleich: im gesamten Vorjahr waren es 87, Anfang März 38, Quelle hier ).


Ich würde gerne mehr Mut machen, kann es angesichts der Hartleibigkeit, ja Grausamkeit der Familie Al Sa'ud nicht. Ich kann nur hoffen, dass das Aufrechterhalten der Weltöffentlichkeit im Fall Raif Badawi das Schlimmste verhindert.











*Der Deutsch-Französische Journalistenpreis (DFJP) wurde 1983 vom Saarländischen Rundfunk ins Leben gerufen. Die weiteren Mitglieder des DFJP sind Deutschlandradio, ZDF, France Télévisions, Saarbrücker Zeitung, ARTE, Robert Bosch Stiftung, Deutsche Welle, Le Républicain Lorrain, Radio France, Deutsch-Französisches Jugendwerk, Deutsch-Französische Hochschule, Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik und die Fondation Robert Schuman.

10 Kommentare:

  1. Nein...das macht nicht wirklich Mut...leider. Ich wünsche dir trotzdem ein wunderbares Wochenende! LG Lotta.

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    1. Mein Beitrag war nicht darauf angelegt, nur "Idylle pur" rüberzubringen...im Gegenteil...;-). Also alles gut...liebe Astrid!

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  2. dieser traurige jahrestag war sogar unserer regionalzeitung einen artikel wert. hoffnung macht leider auch er nicht. im gegenteil; es wurde mir wieder einmal deutlich, wie unengagiert, um nicht zu sagen feige, die schweizer politikerInnen sind.
    zitat: ' in vielen hauptstädten wurden saudische diplomaten einbestellt.' von den demos in berlin ist die rede und vom könig-abdullah-zentrum in wien. aber kein wort zur rolle der schweiz. das geht uns wohl nichts an, wir sind ja neutral... beschämend!
    ♥ monika

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  3. Liebe Astrid,
    das hoffe ich auch. Dir - wie immer - Danke, dass Du dran bleibst.
    LG Astrid rechtsrheinisch

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  4. Liebe Astrid!!!
    Ja, hinsehen ist wichtig. Sehr, sehr wichtig sogar! Es gibt viele Ecken, die aus dem Blickwinkel zu verschwinden drohen und auch verschwinden! Daher einen ganz besonders dicken Dank für diesen Post. Aber: Das bist eben du! Und so ist es wunderbar!
    Ich hoffe, dass du in deiner ganz persönlichen Welt ein kleines feines Wochenende verbringen darfst. Ich darf!
    Elisabeth

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  5. Danke für deine Hartnäckigkeit, so dass das Thema für mich nicht völlig in den Hintergrund rückt. Vermutlich spielt die Regierung wirklich auf Zeit. Und wie wichtig daran zu erinnern, dass Raif Badawi ja nur ein populärer Fall unter vielen ist... LG mila

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  6. Ja, das ist nur die Spitze des Eisberges. Möge er in der Sonne dort unten endlich schmelzen... Gut, dass auch die Presse weiter dran bleibt.
    Liebe Grüße
    Andrea

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  7. Mit dir auf dem Laufenden bleiben zu können und immer wieder erinnert werden - gut! Die Anzahl der Todesurteile ist erschreckend... Danke und Grüße, seit 5 Minuten regnet es, endlich! Lieben Gruß Ghislana

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  8. Ich hoffe auch, dass die Aufmerksamkeit und das Engagement der Öffentlichkeit, der Medien, nicht erlahmt und dass weiter Druck ausgeübt wird. Allerdings befürchte ich, dass von den Politikern auf ganz bestimmte (wirtschaftliche) Interessen Rücksicht genommen wird :-(

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  9. das hoffe ich auch sehr!! wie gut, dass du jede woche dranbleibst, sonst wäre womöglich in meinem kopf raif badawi auch schon in den hintergrund gerückt - bei all den problemen die sich allüberall auftun. deshalb danke dafür!
    die zahl der todesurteile ist einfach haarsträubend!!
    lg, mano

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst!

Ich wünsche mir allerdings nach wie vor, dass ein Name am Ende des Kommentars steht.
Da die anonymen namenlosen Kommentare zuletzt wieder zugenommen haben, hier der ausdrückliche Hinweis:

Ich werde sie ab jetzt wieder konsequent NICHT freischalten.

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