via |
Heute ist wieder Freitag, und auch wenn dieser Tag für mich eine besondere Bedeutung hat, habe ich Raif Badawi & sein Leid auch heute nicht vergessen, der ja jeden Freitag durch öffentliche Auspeitschung in Dschiddah/Saudi Arabien dafür bestraft werden soll, dass er in seinem Blog das politische System in seinem Land kritisiert hat. Hier, hier und hier habe ich dazu gepostet.
Nach Auskunft von Amnesty International sind auch heute die Schläge ausgesetzt worden.
"Hintergrund der erneuten Aussetzung ist offenbar auch dieses Mal der nach wie vor schlechte Gesundheitszustand von Badawi. Zuvor hatte sich die Frau des Bloggers, Ensaf Haidar, an die Öffentlichkeit gewandt. "Sein Zustand ist schlecht und er wird immer schlechter", sagte die in Kanada lebende Haidar an der Seite von kanadischen Abgeordneten und Vertretern von Amnesty. "Ich bin sehr besorgt um ihn." Gleichzeitig warnten Experten vor den körperlichen Langzeitfolgen, die die wöchentliche Bestrafung zur Folge haben könnte.", schreibt ZEIT ONLINE heute Mittag dazu.
"Von Deutschland wünscht sich Badawis Ehefrau ein stärkeres Engagement für Menschenrechte. Für die bisherige Unterstützung für ihren von Auspeitschung bedrohten Mann "möchte ich auch der Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und dem deutschen Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) danken", sagte Ensaf Haidar dem "Tagesspiegel". Sie hoffe aber auf noch mehr Unterstützung. "Deutschland ist ein in Saudi-Arabien sehr respektiertes Land, mit einem enormen Einfluss. Es sollte seine Stärke für meinen Mann und die Menschenrechte einsetzen", sagte die 35-Jährige." ( Quelle TAGESSPIEGEL )
Die ZEIT wird ab sofort immer donnerstags eine wöchentliche Kolumne zu Raif Badawi veröffentlichen - so lange bis der Blogger freigelassen wird.
Meiner Meinung nach darf der Druck auf unsere Politiker nicht aufhören, denn diese sind - auch nach der immer größer werdenden Instabilität im Nahen Osten - daran interessiert, einen mächtigen Verbündeten in Saudi Arabien zu behalten. Dafür sind sie nur allzu bereit, über eklatante Menschenrechtsverstöße hinwegzusehen, die sie anderswo - zu Recht - anprangern. Das ist empörend. Wer Blogger auspeitscht ( oder Frauen auf offener Straße hinrichtet, wie das ein Video dokumentiert, das inzwischen von Youtube entfernt wurde), muss mit seinem Bruch der Menschenrechte immer wieder konfrontiert werden, meine ich.
Allerdings komme ich immer mehr zu dem Schluss, dass wir hier in Europa unter Menschenrechten etwas anderes verstehen als das, was die in der "Organisation für islamische Zusammenarbeit" zusammengeschlossenen 56 Staaten 1990 in Kairo als Menschenrechte propagierten:
Diese Kairoer Erklärung basiert vom ersten bis zum letzten Absatz auf der Scharia und stellt fest, diese sei die "einzig zuständige Quelle für die Auslegung oder Erklärung jedes einzelnen Artikels dieser Erklärung", das Recht auf freie Meinungsäußerung etwa gilt nur insoweit, wie es nicht die Grundsätze der Scharia verletzt. Es sei verboten, "die Heiligkeit und Würde der Propheten zu verletzen, die moralischen und ethischen Werte auszuhöhlen und die Gesellschaft zu entzweien, sie zu korrumpieren, ihr zu schaden oder ihren Glauben zu schwächen".
Wenn also Homosexuelle von hohen Gebäuden gestürzt, Ehebrecherinnen gesteinigt, Kritiker der Regierung ausgepeitscht, Gotteslästerer zum Tode verurteilt und hinterfragende Journalisten eingekerkert werden, liegen keine Verstöße gegen Menschenrechte vor, denn diese Strafen werden im Einklang mit der Scharia, der Grundlage der Menschenrechte in diesen Ländern, verkündet und vollstreckt.
Indirekt wird also mit dieser Erklärung die Allgemeingültigkeit der 1948 durch die Generalversammlung der Vereinten Nationen beschlossenen Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte in Frage gestellt. Was Raif Badawi anbelangt, ist seine Bestrafung im Sinne der Menschenrechte der OIC gerechtfertigt, denn er sucht ja "die Gesellschaft zu entzweien" durch seine im Blog geäußerten kritischen Fragen.
Appelle an unsere Politiker sollten destotrotz nicht unterlassen werden, und mein Emailtext an Frank Walter Steinmeier bzw. andere Politiker ist nach wie vor bei mir zu erfragen. Ich halte dies auch aus einem anderen Grund für wichtig:
"Der Präsident des EU-Parlaments hat Saudi-Arabien wegen der öffentlichen Prügelstrafe für den Blogger Raif Badawi scharf kritisiert. Martin Schulz sagte im ZDF-Morgenmagazin, er könne keinen Unterschied erkennen zwischen einem Enthauptungsvideo der Terrormiliz "Islamischer Staat" in einem sozialen Netzwerk und einer staatlich betriebenen Prügelstrafe, Hinrichtung oder Enthauptung, die auf einem öffentlichen Platz gezeigt werde. "Ich glaube, Saudi-Arabien muss begreifen, man kann nur ein glaubhafter Partner für uns sein, wenn diese mittelalterlichen, archaischen Methoden eingestellt werden", sagte der SPD-Politiker. Die Strafe für den Blogger sei eine "Hinrichtung auf Raten".", berichtete die ZEIT am 23. Januar.
Meiner Meinung nach darf der Druck auf unsere Politiker nicht aufhören, denn diese sind - auch nach der immer größer werdenden Instabilität im Nahen Osten - daran interessiert, einen mächtigen Verbündeten in Saudi Arabien zu behalten. Dafür sind sie nur allzu bereit, über eklatante Menschenrechtsverstöße hinwegzusehen, die sie anderswo - zu Recht - anprangern. Das ist empörend. Wer Blogger auspeitscht ( oder Frauen auf offener Straße hinrichtet, wie das ein Video dokumentiert, das inzwischen von Youtube entfernt wurde), muss mit seinem Bruch der Menschenrechte immer wieder konfrontiert werden, meine ich.
Allerdings komme ich immer mehr zu dem Schluss, dass wir hier in Europa unter Menschenrechten etwas anderes verstehen als das, was die in der "Organisation für islamische Zusammenarbeit" zusammengeschlossenen 56 Staaten 1990 in Kairo als Menschenrechte propagierten:
Diese Kairoer Erklärung basiert vom ersten bis zum letzten Absatz auf der Scharia und stellt fest, diese sei die "einzig zuständige Quelle für die Auslegung oder Erklärung jedes einzelnen Artikels dieser Erklärung", das Recht auf freie Meinungsäußerung etwa gilt nur insoweit, wie es nicht die Grundsätze der Scharia verletzt. Es sei verboten, "die Heiligkeit und Würde der Propheten zu verletzen, die moralischen und ethischen Werte auszuhöhlen und die Gesellschaft zu entzweien, sie zu korrumpieren, ihr zu schaden oder ihren Glauben zu schwächen".
Wenn also Homosexuelle von hohen Gebäuden gestürzt, Ehebrecherinnen gesteinigt, Kritiker der Regierung ausgepeitscht, Gotteslästerer zum Tode verurteilt und hinterfragende Journalisten eingekerkert werden, liegen keine Verstöße gegen Menschenrechte vor, denn diese Strafen werden im Einklang mit der Scharia, der Grundlage der Menschenrechte in diesen Ländern, verkündet und vollstreckt.
Indirekt wird also mit dieser Erklärung die Allgemeingültigkeit der 1948 durch die Generalversammlung der Vereinten Nationen beschlossenen Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte in Frage gestellt. Was Raif Badawi anbelangt, ist seine Bestrafung im Sinne der Menschenrechte der OIC gerechtfertigt, denn er sucht ja "die Gesellschaft zu entzweien" durch seine im Blog geäußerten kritischen Fragen.
Appelle an unsere Politiker sollten destotrotz nicht unterlassen werden, und mein Emailtext an Frank Walter Steinmeier bzw. andere Politiker ist nach wie vor bei mir zu erfragen. Ich halte dies auch aus einem anderen Grund für wichtig:
Raif Badawi weiß in seinem saudi- arabischen Gefängnis um die Unterstützung, die ihm von so vielen Menschen zuteil wird. Das alleine hilft ihm schon, Hoffnung zu bewahren.
Weitere Unterstützungsmöglichkeiten gibt es hier:
"Reporter ohne Grenzen"hat eine weitere Online - Petition aufgesetzt, die sich direkt an den neuen saudischen König Salman wendet. Sie wurde bereits von mehr als 42.600 Menschen unterzeichnet. Hier kann man sich anschließen.
Amnesty International Kanada hat hier die Möglichkeit eingerichtet, eine Petition zu unterstützen:
Amnesty International Kanada hat hier die Möglichkeit eingerichtet, eine Petition zu unterstützen:
Auch ich werde erst dann aufhören, über diesen mutigen Blogger zu posten, wenn seine Strafe ausgesetzt ist.
Nachtrag um 23.30 Uhr: Ich fand folgende Nachricht auf der Seite der Süddeutschen Zeitung von heute, 23.15 Uhr:
"Nach Angaben aus Sicherheitskreisen kam am Freitag die Bloggerin und Mitbegründerin des liberalen Badawi-Blogs nach drei Monaten auf freien Fuß. Die Ehefrau Badawis bestätigte die Freilassung der Aktivistin Suad al-Schammari in einem Telefongespräch. "Ich hoffe, dass jetzt auch mein Ehemann freikommt", sagte sie. Al-Schammari war ebenfalls Beleidigung des Islams im Internet vorgeworfen worden."
Recht so, Astrid, weiter so! Da wir von hier nicht mehr tun können, als unserer Empörung Ausdruck zu geben, sollten wir wenigstens das tun.
AntwortenLöschenHerzlichst,
Karin
Liebe Astrid,
AntwortenLöschenes ist gut, dass du immer wieder darauf aufmerksam machst.
Es darf nicht nachgelassen werden, darauf hinzuweisen.
Unsere Politiker müssen immer wieder aufgerüttelt werden.
Ich freue mich, dass ich nun wieder kommentieren kann.
Einen guten Start ins Wochenende wünscht dir
Irmi
Hallo liebe Astrid,
AntwortenLöschenich finde es mutig und entschlossen und ich finde es bemerkenswert, dass Du dran bleibst am Geschehen.
Viele Grüße, Synnöve
Liebe Astrid,
AntwortenLöschenabsolut erschreckend und empörend. Ich bin froh, dass Du nicht aufhörst, davon zu berichten.
Bei der Petition hab ich mich mal eingetragen.
Liebste Grüße,
Pamela
Hallo Astrid,
AntwortenLöschenwie ich schon heute Mittag geschrieben habe,
bewundere ich Deine genzenlose Menschenliebe.
Werde mich gleich bei Amnesty einloggen.
Danke für Deine Hartnäckigkeit!
Liebe Grüße, Kerstin
Liebe Astrid, vielen Dank für dein Update !!! Auch ich bin fassungslos und betroffen und habe mich der Petition angeschlossen, in der Hoffnung, dass sie etwas bewirken kann.
AntwortenLöschenGanz herzliche Grüsse, helga
Sehr gut! Aufregen allein reicht nicht. Das Wenige, das wir tun können, hilft vielleicht.
AntwortenLöschenLG
Magdalena
Auch ich habe mich eingetragen. Du hast ganz recht, man muss dran bleiben. Gut, dass so eine renommierte Zeitung wie die ZEIT da wöchentlich Stellung bezieht.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Andrea
Ich glaube, dass nur die Aktionen in der ganzen Welt geholfen haben, dass die Auspeitschung ausgesetzt wurde. Und nun habe ich die Hoffnung, dass ein nicht nachlassendes Engagement für ihn helfen wird, dass er frei kommt.
AntwortenLöschenI have had the link to the petition on my sideboard for two weeks now, and I hope at least some of my readers signed it...
AntwortenLöschenWunderbar, liebe Astrid...du bleibst dran...vielen Dank für die neuen Informationen! LG Lotta.
AntwortenLöschenDarf ich noch um die Arab Charter of Human Rights in der Fassung von 2004 ergänzen? Saudi-Arabien hat sie mittlerweile wohl ratifiziert und was sehen wir an einem so "guten" Dokument? Es ist sicher nicht mit europäischen oder allgemeinen Menschenrechtserklärungen vergleichbar und die Interpretation ist aufgrund der unterschiedlichen Kulturräume schon schwierig, doch der beste Vertrag, die schönste Charta und das umfangreichste Dokument bringen uns nichts, wenn es keine Durchsetzungsmechanismen gibt. Ich hoffe weiterhin auf diplomatisches Geschick unserer und anderer Politiker, damit Raif irgendwo wieder glücklich und frei leben kann!
AntwortenLöschenDanke für dein Update.
AntwortenLöschenIch hatte gelesen, dass die Schläge erneut ausgesetzt wurden, hatte aber in meiner Naivität gehofft, es sei auf Grund des internationalen Drucks.
Es ist furchtbar, dass der Grund ist, dass es ihm zu schlecht geht.
Ich habe die beiden online Petitionen natürlich sofort unterzeichnet.
Ich hoffe so sehr, er kommt frei.
Liebe Astrid,
AntwortenLöschendeine Ergänzungen zum Sachverhalt sind uns auch bekannt- und besorgen uns sehr. Wenn wir unseren Blick auf die jüngsten Vorkommnisse hier in Deutschland richten- und die (oftmals fehlenden) Reaktionen darauf... nunja...
Freie, unverfolgte Meinungsäußerung hat schon was und wenn diese unpopulär bzw political incorrect ist, haben wir auch hier in Deutschland auf einmal ein Problem.
Natürlich trage ich mich ebenfalls in die Petition ein...
Danke für den Link und dir ein schönes Wochenende!
Liebe Astrid,
AntwortenLöschenvielen Dank für Deinen Bericht und Dein "Dranbleiben". Ich glaube, daß gerade der Druck von außen, vor allem auch mal wieder die bemerkenswerte Arbeit von Amnesty, zu einem Einlenken und Aussetzen geführt haben und kann nur hoffen, daß es so auch zur Freilassung kommt. Eine leise Hoffnung besteht ja nach der Freilassung der Mitgründerin.
Liebe Grüße und Dir ein schönes Wochenende,
Silke
Gerade eben in der aktuellen "Zeit" das Interview mit seiner Frau gelesen. Die Grausamkeit bestürzt mich sehr, und es ist tatsächlich die Frage, was ist man alles bereit in Kauf zu nehmen... Danke für dein Dranbleiben mit all deiner Zeit, die das braucht! Lieben Gruß und jetzt endlich trete ich vor den Dom ;-) Ghislana
AntwortenLöschenDanke, liebe Astrid, dass du das Thema weiter verfolgst und uns auf dem Laufenden hältst. Ich habe wieder unterschrieben und hoffe, dass es bald gute Nachrichten gibt.
AntwortenLöschenLiebe Grüße,
Steffi
liebe astrid,
AntwortenLöschendanke für dein engagement und deine informationen! es ist so wichtig in dieser unmenschlichen zeit. ich bemühe mich mitzuhelfen und leite alle appelle und unterschriftenaktionen an freunde weiter. jede unterschrift zählt - auch um die doppelmoral vieler politiker deutlich zu machen.
ich freue mich, dass frau al-schammari freigekommen ist und hoffe so sehr, dass für raif auch baldigst die stunde kommt.
liebe grüße von mano
Hallo Astrid,
AntwortenLöschennun antworte ich doch nochmal hier auf deinen Kommentar bei mir :)
Die Thematik beschäftigt mich in meinem Studium der internationalen Politik und des internationalen Rechts, hier nur das öffentliche und nicht das Privatrecht. Sprich Menschenrechtsschutz und Völkerrecht sind mit nun im Master noch an die Hand und ins Köpfchen gegeben worden.
Leider hat sich mir auch gezeigt, dass es weder Gerechtigkeit, noch andere durchsetzungsstake Mittel geben wird. Zumindest solange es nicht überall Sanktionssinstanzen gibt und der Internationale Strafgerichtshof nicht von ALLEN Staaten in seiner Jurisdiktion anerkannt sprich sein Statut ratifiziert hat. Es wirkt dann wie eine Legitimation die staatlichen Täter zur Rechenschaft zu ziehen. Darf ich dir die Dokumentation "Der Chefankläger" ans Herz legen? Dort siehst du mit welcher Leidenschaft und Inbrunst man dort gegen diese schlimmen Verbrechen kämpft. Man findet den Film mittlerweile bei youtube oder vllt. noch bei Arte in der Mediathek :)
Hab es schön!
Du bist bei diesem Thema tatsächlich sehr viel aktiver als ich. Das macht mir Mut, ich lese viel zu selten Einträge über ernste Themen.
AntwortenLöschenAber was verstehen wir in Europa denn unter Menschenrechten? Ich habe den Eindruck auch hier verwässern diese immer mehr. Saudi-Arabien ist stärkster Bündnispartner gegen Islamismus, wobei ich immer noch die Pointe suche.
Wir lassen Flüchtlinge auf dem Meer ersaufen, retten dafür aber irgendwelche Banken.
Ich werde dir nun auch unauffällig folgen und mich in Ruhe nach und nach durch deine Beiträge lesen. Ich freu mich.
Liebe Grüße
Papyrus