Dienstag, 7. Oktober 2014

Unter anderem: Prinzessin sein



Eine Verkleidungskiste war schon immer der Hit, wenn kleine Mädchen zusammen leben. Das war früher schon so, das ist heute immer noch so. Und meist gibt es arge Engpässe, wenn alle gleichzeitig Prinzessin sein wollten ( wobei ich mich früher immer bei meiner Tochter & ihren Freundinnen gewundert habe, welch kreative Lösungen sie dann entwickelt haben ).

So einen Engpass gab es auch immer wieder in der Kita - Gruppe des kleinen M. Und in einem Gespräch mit mir trug die Gruppenleiterin den Wunsch an die Oma ( deren Nähleidenschaft bekannt ist ) heran, doch einen solchen Rock zu nähen.

Letzte Woche habe ich es endlich einmal geschafft:
















Mit uralten Stoffschätzchen, zwei Metern Brauttüll in Rosa und ein paar Metern Bändern & Spitze ist es mir gelungen,  Mädchenträume zu erfüllen. Ein Schnittmuster habe ich dafür nicht benötigt, denn alles ist aus Stoffrechtecken entstanden. Und im Taillenbund habe ich Knopfgummi eingezogen, damit der Rock den jeweiligen Taillenweiten angepasst werden kann.

Auch das kleine M suchte sich einen Kuschelsweat in der bei Mädchen im Kindergartenalter so geliebten Farbe aus, als es letzte Woche noch einen zweiten grenouillère als Schlafanzug bei mir bestellte:
































Den gab es zusammen mit einem neuen Buch aus einer vom Kind geschätzten Reihe fürs abendliche Einschlafritual: "Billy bei den Indianern" von Catharina Valckx ( hier mehr darüber. Alle weiteren Einzelheiten zum Schnitt sind hier zu finden. )


In letzter Zeit ist mir immer wieder aufgestoßen, wenn ich mich so in der Bloggerwelt umtue, dass sich viele Mütter darüber mokieren, dass sich ihre kleinen Töchter gerne als Prinzessinnen anziehen und als solche aufführen.
Und wenn ich mich dann weiter darauf einlasse, muss ich feststellen, dass oft ein Verhalten beschrieben und kritisiert wird, dass meiner Meinung gar nichts mit dem Kostüm zu tun hat ( denn bei kleinen Jungen tritt das in der absolut gleichen Form auf ), sondern im Selbstfindungsprozess & dem Selbstbehauptungswillen kleiner Kinder begründet ist: Die wollen nun mal herausfinden, wer sie sind, was sie wollen und was nicht, was geht im Zusammenleben, was nicht. Das hat nichts mit prinzessinnenhafter Zickigkeit zu tun, finde ich.

Wenn ich noch einmal meine eigene Kindheit vor 60 Jahren Revue passieren lasse, wünsche ich mir im Nachhinein, ich hätte all diese Möglichkeiten gehabt, mich selbst zu behaupten, MEINE Wünsche & Bedürfnisse herauszufinden, weil ich immer eingeschränkt worden bin mit dem Hinweis, ich sei zu egoistisch, ich müsste mehr Rücksicht auf meine Mitmenschen nehmen.
Denn ohne meine überaus große Anpassungsfähigkeit an die Erwartungen anderer wären mir im letzten Jahr einige hässliche Erlebnisse erspart geblieben. Hätte ich gelernt, auch meine Bedürfnisse als gerechtfertigt anzusehen, hätte ich die letzten Tage meiner Berufstätigkeit ausüben können, ohne an meine Belastungsgrenze zu stoßen & in Selbstzweifel zu verfallen. Mir ist im letzten Vierteljahr ( teilweise schmerzhaft ) bewusst geworden, dass ich andere mehr liebe als mich selbst. Das ist mir nämlich nie zugestanden oder gar beigebracht worden. ( Meinen Eltern verüble ich das nicht, denn das waren damals in diesen Gesellschaftskreisen einfach übliche Erziehungsprinzipien, und meine Eltern waren jung & ebenfalls sehr angepasst nach dem Krieg. )

Ich möchte aber das einmal Eltern von heute zu bedenken geben...


13 Kommentare:

  1. Guten Morgen!
    Ich schick dir einen rosaroten Prinzessinnengruß!
    Ich richte gleich meine Krone und unterrichte die lieben Prinzessinnen und Prinzen!
    :-))

    ♥ Franka

    AntwortenLöschen
  2. Liebe Astrid, als Mutter einer Tochter, die genau in dieser rosa Glitzer-Fantastik-Prinzessin-Lillifee-Zeit aufwächst, beäuge ich die Rollenspiele der Mädchen schon sehr kritisch. Nichts gegen Prinzessin spielen - solange das bedeutet, dass das Kind auch zum Holzschwert greift und selber gegen Drachen kämpft. Gerne auch im rosa Röckchen, kein Problem. Tatsächlich glaube ich, dass die Mädels viel mehr ausprobieren dürfen im Selbstfindungsprozess. Die Jungs haben es meinem Eindruck nach schwerer. Ich weiß noch, als mein Sohn voller Stolz mit einer selbstgemachten Glitzerkette in den Kindergarten ging - und am Nachmittag die Kette nicht mehr anrührte, weil die anderen ihm den Spaß daran gründlich verdorben haben. Übrigens nicht allein die Kinder. Auch die Erzieherinnen empfand ich als sehr eingefahren in ihren Vorstellungen. Also: Rosa Prinzessinnen-Röcke für alle - auch für Jungs! LG mila

    AntwortenLöschen
  3. Guten Morgen,
    ich muss meiner Mutter zugute halten, dass sie sich nie in das eingemischt hat, was meine Freundinnen und ich gespielt haben. Kleidungstechnisch musste ich sowieso vieles auftragen was von meinen älteren Schwestern übrig war und wenn Prinzessin spielen angesagt war, dann war eben Fantasie gefragt (ich musste sowieso häufig den Prinz spielen ...). An die Farbe Pink kann ich mich im Zusammenhang mit den 70ern nicht erinnern ;o))
    Liebe Grüße
    Astrid rechtsrheinisch

    AntwortenLöschen
  4. und da ist es wieder - lasst die Kinder doch einfach Kinder sein.
    Wenn ich sehe, wie sehr sich bei den Nachbarsfrauen die Mütter ins Spielen einmischen, wird mir manchmal schlecht. Wenn die Mädels bei uns waren hatten a l l e gerne mit Puppen gespielt, zu Hause n i e ! Und warum? Weil Mama bei jeder Gelegenheit rumtönt, dass ihr Kind schon zu groß sei dafür sei. Und wenn die Mädels ein Spielzeug haben wollten (ich kann mich an kleine Stoffhamster erinnern) hieß es gleich "guck doch mal, da steht drauf ab vier". Oh Mann, ich war um jeden Tag froh, den meine nicht schon auf Erwachsen machten. Vernünftig müssen sie noch lang genug sein...
    liebe Grüße und ich wünsche Dir, dass Du jetzt immer auch Dein Wohl und Deine Wünsche im Auge hast!

    AntwortenLöschen
  5. Also liebe Astrid, ich liebe diese Röcke und fast ein bißchen neidisch...
    Du kennst ja meine Einstellung zu rosa und pink und weißt, dass mich diese Farben glücklich machen!
    Und bezüglich Deiner Gedanken zu den Rollenspielen der Kinder gebe ich Dir auch recht! So lange das nicht allzu sehr an Mechandising gekoppelt ist finde ich es toll, wenn Kinder ihrer Fantasie freien Lauf lassen können! Und ich glaube, dass es den Kindern gut tut!!
    Vor allem, wenn es so eine liebe Oma gibt. die die Weltschönsten Röcke zaubert :-))
    In diesem Sinne,
    einen wunderschönen Tag Dir,
    Kerstin

    AntwortenLöschen
  6. Glückliche Enkelinnen (und Kindergärten!) Von Catharina Valckx mochten wir auch sehr "Der unglaubliche Sansibar", etwas älter schon…
    liebe Grüsse!

    AntwortenLöschen
  7. Kinder wissen, meiner Beobachtung nach, ziemlich gut, was sie gerade brauchen. Nicht, dass man sie alles selber entscheiden lassen kann, aber ist es nicht so, dass Kinder ständig lernen. Ständig ausprobieren, ständig testen, ständig Grenzen suchen?
    Unsere Aufgabe ist es zu erkennen, welche Grenzen uns denn wichtig sind. Und wo wir sagen können: Geh los! Entdecke! Ich bin da, wenn du mich brauchst.

    Prinzessin spielen ist super!
    Drachen bekämpfen auch!
    Ich sehe da keinen Unterschied.

    :-)
    Susanne

    AntwortenLöschen
  8. In Rollen schlüfen zu dürfen, sich ausprobieren ist ganz, ganz wichtig!
    nicht nur für Kinder ist es wichtig.Hin und wieder sollten wir ach so geplanten, vernünftigen Erwachsenen es auch tun!

    AntwortenLöschen
  9. Ich denke, es gibt kaum ein Mädchen, was sich nicht in einem bestimmten Alter gern als Prinzessin verkleidet und die Farbe Rosa mag...Ich finde das völlig in Ordnung...und hatte immer sehr viel Spaß daran, wenn meine Mädchen sich verkleidet haben und stolz im Haus herum stolziert sind...Meine große Tochter trägt jetzt nur noch Hosen und die Farbe Rosa ist ihr ein Gräuel...alles hat seine Zeit...;o). LG Lotta.

    AntwortenLöschen
  10. Oh ja, das stimmt. Ich glaube, Kleiderkisten kommen nie aus der Mode. Wunderbar! Und glückliche Kindergartenprinzessinnen!
    Liebe Grüße zu Dir
    Sonja

    AntwortenLöschen
  11. Lasst die Kinder Kinder sein und rausfinden, wer sie sind, was sie können und was sie können wollen - der beste Weg zum Lernen ;-). Wenn da auch Prinzessinnen den Weg kreuzen, was haben nicht Prinzessinnen alles für märchenhafte Abenteuer zu bestehen. Dein Beitrag zur Verkleidungskiste ist jedenfalls "Spitze"! Herzlichen Gruß Ghislana

    AntwortenLöschen
  12. Liebe Astrid,
    ich war zwar nie eine Prinzessin, ich war lieber der Indianer (und nicht die Indianerin, die musste ja auch zu Hause bleiben und kochen ... etc.). Meine Mutter hat mich jeden Sommeranfang in eine kurze Lederhose gesteckt, denn das war das einzige Kleidungsstück, dass mich ein paar Wochen - einiger Maßen - unbeschadet überlebt hat. Damit du weißt, was ich für eine war - und daher kann ich dir nur recht geben - es sind ganz normale Entwicklungsprozesse - was auch immer daraus wird. Ich bin auch kein Indianer geworden ... o)!
    Du weißt, wie ich das meine.
    Deine Prinzessin würde ich aber ganz sicher tragen - süß!
    Hab eine wundervolle Zeit
    Elisabeth

    AntwortenLöschen
  13. Liebe Astrid,
    wie wahr Du schreibst. Das Thema Selbstliebe ist ganz meins, ich übe daran endlich zu zu lassen, dass meine Bedürfnisse genauso wichtig sind wie die der anderen. Ich schicke Dir per Mail einen Text dazu.

    Mein dritter Sohn hatte eine Zeit in der er nur mit seiner Puppe spielte und sich für diese Puppe gold und silber Kleider wünschte - ich habe sie ihm genäht und die Puppe durfte jeden Tag mit in den Kindergarten, da E. damals lange blonde Haare hatte glaubten alle er sei ein Mädchen, seit Beginn des WS ist er Student in Berlin und niemand glaubt mehr er sei ein Mädchen... Er ist ein selbstbewußter junger Mann geworden.

    Verkleiden, meine beiden Schwestern und ich taten das immer. Vielleicht tue ich das heute noch? Letzte Woche kriegte ich von verschiedenen Seiten zu hören, dass ich einen ganz besonderen Kleidungsstil hätte - nämlich meinen.

    herzlich Judika

    AntwortenLöschen

Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst!

Ich wünsche mir allerdings nach wie vor, dass ein Name am Ende des Kommentars steht.
Da die anonymen namenlosen Kommentare zuletzt wieder zugenommen haben, hier der ausdrückliche Hinweis:

Ich werde sie ab jetzt wieder konsequent NICHT freischalten.

Mit dem Abschicken deines Kommentars akzeptierst du, dass dieser und die personenbezogenen Daten, die mit ihm verbunden sind (z.B. User- oder Klarname, verknüpftes Profil auf Google/ Wordpress) an Google-Server übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhältst du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google.