Mittwoch, 17. Juli 2013

Urlaubserinnerungen { MMi 16/ Wien VI }





Das Frollein Pfau aus dem höchst geschätzten Nachbarstadtteil sammelt heute wieder ein, was andere mögen.

Und ich, ich mag Urlaubserinnerungen & schwelge seit Tagen in solchen an meinen Wienaufenthalt vor zwei Wochen. Das heißt, ich schaue immer wieder meine Fotos durch, sortiere, stelle Collagen her, lese in Büchern über die Stadt oder ihre Geistesgrößen, recherchiere im Internet - all das, was ich VOR einer Reise nie tun würde. Aber so kann ich die Urlaubszeit einfach am besten verlängern. Und so bin ich auch auf die Idee für diesen Post gekommen:



In einem Interview aus Anlass seines 70. Geburtstages, welches ich  kurz vor unserem Wien - Besuch im Radio hörte, äußerte Klaus Maria Brandauer, dass die Stadt im Vergleich zu Berlin aussähe, als hätte einer halt überall Torten verteilt ( eine solche erhielt er wohl auch zu seinem Geburtstag, wie "Der Standard" berichtete...).
Aber neben all den barocken, klassizistischen, gründerzeitlich - historistischen gibt es im Stadtbild immer wieder auch Häuser anderer Stilrichtungen zu sehen, die mehr oder weniger touristische Anziehungspunkte sind.

So ist uns gleich beim ersten Gang durch die Stadt dieses Mosaik an einer Hausfassade an der Kärntner Straße aufgefallen:


Es handelt sich um die Seitenfassade des im Krieg zerstörten legendären Hotels Meissn & Schadl mit einem Mosaik im Stile des Symbolismus des Künstlers Eduard Veith, die als einziger Teil des Gebäudes wieder restauriert worden war.


Als in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts eine erneute Begeisterung für den Jugendstil aufkam, wurde auch ich davon angesteckt. Seitdem gehören Gebäude in diesem Kunststil für mich allerorten zu meinen touristischen Zielen. So war auch klar, dass wir uns bei unserem zweiten Stadtrundgang im Anschluss an den Besuch entsprechender Ausstellungen im Leopoldmuseum zur Wienzeile aufmachten, um Otto Wagners berühmte Häuser zu besichtigen:






































Das sog. Majolikahaus und das Haus mit den Medaillons von Koloman Moser, beide 1898 errichtet.
( Mindestens so interessant wie die Häuser fand ich aber auch den Naschmarkt, der sich vor ihnen ausbreitet....)


An dritter Stelle der touristischen Ziele in Wien steht angeblich das Hundertwasser - Haus im 3. Bezirk. Auch wir kamen bei einem Rundgang, vom Belvedere ausgehend, vorbei und tranken eine Mélange auf der dazugehörigen Außenterrasse im 1. Stock:







































Merkwürdigerweise hat mich während des Kaffeetrinkens mehr als die Farben & Formen des Gebäudes die Frage beschäftigt, wie sich die üppigen Bäume mit der Statik der Mauern vereinbaren lassen. Auf der Terrasse herrschte trotz des Rummels auf der Straße drunten eine wohltuende  Ruhe & Entspanntheit, die Raum für solch Simeliererei bot...


Was ich aber unbedingt in dieser Ecke Wiens sehen wollte, ( und was genaue Gegenstück zum Hundertwasser - Haus ist ) war das Wittgenstein - Haus:







































Ich kann nicht mehr nachvollziehen, wo oder wodurch ich von diesem Haus in einem dem Bauhaus verwandten Stil erfahren habe. Mit dem Philosophen Ludwig Wittgenstein habe ich mich nicht wirklich auseinandergesetzt ( allerdings einmal Biografisches über ihn und seine Kontakte zum Bloomsbury - Kreis in England gelesen ). Bekannt ist mir das Porträt seiner Schwester, Margaret Stonborough - Wittgenstein,  von Gustav Klimt, für die der Bruder das Haus zusammen mit Paul Engelmann entworfen hatte. Die Familie Wittgenstein war übrigens vergleichbar mit der Familie Krupp in Deutschland, schwerreiche Industrielle mit einem Hang zu Kunst & Kultur, aber auch zur Melancholie...

Leider wird das geradlinige, schlichte, aber wohlproportionierte Gebäude überschattet von einem protzigen Versicherungsgebäude ( Hauptverband der Sozialversicherungsträger ), welches im ehemaligen Garten nach dem Verkauf errichtet wurde. Das Haus selbst ist als bulgarisches Kulturinstitut wohl bei entsprechenden Veranstaltungen zugänglich.





15 Kommentare:

  1. oooh da hast du meine beiden lieblingshäuser beim naschmarkt abgelichtet, die sind ein traum gell?! ich finds auch toll, wien aus sicht eines nicht wieners zu sehen :)
    glg andrea

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    1. Das kann ich mir vorstellen! Obwohl ich ja auch fast nur die touristischen Routen abgelaufen bin. Aber Wien ist einfach eine Stadt zum Wiederkommen...
      Ganz liebe Grüße!

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  2. Hallo Astrid,
    bei früheren Dienstreisen bin ich des öfteren auf die Mathildenhöhe in Darmstadt gelaufen, wo die russische Kapelle, Hochzeitsturm usw. im Jugendstil gebaut worden sind. Die Fassaden in Wien gefallen mir. In Bonn oder Köln habe ich nicht durchdrungen, wo Elemente des Jugendstils zu sehen sind. Ich habe zwar manche Philosophen gelesen, zu denen Wittgenstein nicht gehört. Neu ist für mich, dass Wittgenstein zu einer schwerreichen Familie gehört hat.

    Gruß Dieter

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  3. Was für wunder-wunderschöne Häuser!
    Ich wünschte, ich würde in einem der Jugendstilhäuser leben <3

    Viele Grüße
    Kyra

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  4. Das haben wir gemeinsam: die Nachlese ;-) Ich versuche mich vorher zu informieren - man will ja schließlich wissen, was besuchenswert ist, aber erst nachher kann ich das 'richtig' tun. Dann kann ich das, was ich lese mit dem verbinden, was ich gesehen habe. Und wenn man dann nochmal hinfährt, dann ist es wieder anders mit dem Hintergrundwissen.

    Übrigens, vom Naschmarkt war ich sehr enttäuscht. Ich fand die Buden hässlich und alles viel zu kommerziell. Ich lasse mich aber gerne von dir vom Gegenteil überzeugen. auch das Hundertwasserhaus hat mir nicht gefallen, weil es inzwischen durch Bäume so verdustert ist. Das Café dagegen mit seinem Innenhöfchen (wo war das bloß noch?) gefiel mir gut und erst recht das Heizkraftwerk (die Müllverbrennung Spittelau).

    Schön, dass ich bei dir noch mal durch Wien gehen und es mit deinen Sugen sehen kann.

    LG, 'Franka'

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    1. Oh je, vielleicht kannst du verbessern: 'Augen' natürlich und dies hier dann löschen. Und 'Auch' natürlich groß. Tz.

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    2. :-D
      Am Naschmarkt hat mich das Angebot an diversem Obst & Gemüse überwältigt, dass es hier bei uns ( trotz täglichem Markt in Nippes - aber der ist inzwischen auch so was von gruslig ) so nicht gibt.
      Und dann die österreichischen Bezeichnungen, die ich von meiner Oma aus Mähren kenne - das hat mich eingenommen! Auf die Buden hab ich gar nicht geachtet, aber mit den gastronomischen Möglichkeiten gute Erfahrungen gemacht. Ja, und was das Hundertwasserhaus anbelangt, versteh ich den Hype auch nicht.

      Hingegen hat mich die Geschichte der Wittgensteins fasziniert & ich habe gestern ganz lange über Margret Stonborough - W. gelesen - eine tolle Frau!

      So geht's immer weiter und ein nächstes mal in Wien muss es geben.
      Liebe Grüße!

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  5. Wunderbare Eindrücke. Das Hundertwasserhaus ist großartig. Wobei mir auch die anderen "Hausmalerein" gut gefallen :-)

    Liebe Grüße
    Sabine

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  6. da erfasst mich heimweh, liebe astrid! ich liebe wagners bauten, selbst die u6 bahnhöfe am grütel :-)
    liebe grüsse, nelli

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  7. da warst du also auch in meinem heimatbezirk unterwegs - wie schön!
    alles liebe
    dania

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  8. Liebe Astrid,
    danke für den schönen Rundgang, hat mich gleich an die Zeit erinnert, als ich um die Ecke der linken Wienzeile gewohnt habe.
    Mit den Urlaubsnachlesen gehts mir so wie Dir, vorher will ich immer gar nichts wissen und stürze mich lieber einfach rein, nachher ärgert es mich dann zu lesen, was ich alles verpasst habe. Obwohl - dafür habe ich eben Sachen gesehen, die nicht unbedingt in Reiseführern stehen.
    Liebe Grüße, Karin

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  9. danke für die schönen fotos! manchmal mag ich ein bisschen prunk und protz auch ganz gern, aber mein herz gehört doch eher dem wittgenstein-haus. ich war vor kurzem mal wieder in dessau und hab dort die sog. meisterhäuser gesehen (kandinsky, klee und co haben dort gewohnt). da würd ich leidenschaftlich gern wohnen - auch die innen-farbgestaltung ist phantastisch.
    ich mustere übrigens immer mit dem "picmonkey". das programm kannst du dir z.b. bei chip kostenlos runterladen. es ist für viele collagen kostenlos zu nutzen, für andere muss man bezahlen (was ich nicht mache). probier es mal aus, es macht riesenspaß und ist eigentlich ziemlich einfach zu bedienen.
    viele grüße von mano

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  10. Liebe Astrid,
    das sind wirklich wundervolle Fotos.
    Ich denke auch gern an die vergangenen Urlausbsreisen.
    Man schwelgt in Erinnerungen und die zaubern oftmals ein
    stilles Lächeln ins Gsicht.
    Einen schönen Abend wünscht dir
    Irmi

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  11. Wow, das sind tolle Fotos! Ich muss unbedingt noch mal dahin, es ist schon ewig her! GLG Und ein schönes Wochenende wünsche ich dir!

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst!

Ich wünsche mir allerdings nach wie vor, dass ein Name am Ende des Kommentars steht.
Da die anonymen namenlosen Kommentare zuletzt wieder zugenommen haben, hier der ausdrückliche Hinweis:

Ich werde sie ab jetzt wieder konsequent NICHT freischalten.

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