Samstag, 21. Dezember 2024

Meine 51. Kalenderwoche 2024

"Zukunft ist das, was Menschen daraus machen."
Florence Glaub, Zukunftsforscherin

"Wer die Geschichte der Menschheit als negativ erzählt, 
beeinflusst auch die Zukunft entsprechend.
.....
Erfolg hatten in der Evolution diejenigen,
die kooperativ und sozial waren -
nicht die Stärksten.
.....
Wenn man aber Forschung und Fakten berücksichtigt, 
sind die Zyniker die Naiven"
Rutger Bregman, niederländischer Historiker

"Wenn ich eine negative Nachricht sehe, 
dann schaue ich hin, 
denn es könnte ein Säbelzahntiger sein."
Marina Weisband, ukrainisch-deutsche Publizistin

"Wie gelingt Fortschritt? 
Indem eine Gesellschaft Probleme löst 
und daraus lernt."
Rahel Jaeggi, Schweizer Philosophin


Boah! Da klingelt es letzten Samstag um Viertel nach zehn, und ich liege noch im Bett! Aus dem Fenster im 1. Stock ( die Geranien blühen immer noch! ) verständige ich mich mit dem Postboten, und er deponiert die Post auf der Fußmatte. In der Post war u.a. die schöne Brosche von Roswitha/weggefaehrtin. Sofort angesteckt und dann ein herzliches Dankeschön an dich in der alten Heimat!

Den ganzen Tag über habe ich noch aussortierten Weihnachtschmuck und mehr übers Nachbarschaftsnetz unter die Leute gebracht. Da konnte ich erst in der Dämmerung zum Supermarkt gehen. Früher habe ich das gerne gemacht und in die erleuchteten Fenster gespinkst, mein liebster Adventskalender...


Als ich Sonntafrüh wach wurde, wurde ich erstmalig der Tatsache gewahr, was da in einer Woche auf mich zukommt. Die Tochter um Hilfe gebeten, und schon konnte ich Bestellungen für Lieferdienste aufgeben und weitere Listen anfertigen. Anschließend habe ich meine muckende Overlockmaschine gründlich gewartet und den Schlafanzug fertig genäht, der seit Freitag herumlag. Dann war es Zeit, die restlichen Geschenksendungen zu verpacken, Plätzchendosen zu füllen, weitere aussortierte Weihnachtssachen unter die Leute zu bringen und schließlich & endlich mein neues MacBook mit dem alten zu synchronisieren. Zwischendurch kamen zum Glück die Nachbarn auf eine Stunde zum Tee vorbei, sonst wäre der Tag völlig ungemütlich gewesen. Ungemütlich war auch der Montag, so vom Wetter her gesehen. Bei meinem Stadtgang habe ich da  nicht fotografieren mögen.



Von der Nachbarin zur Rechten hatte ich erfahren, dass der kleine Laden von "Aktion Gruen" immer montags geöffnet ist. Und so bin ich dort endlich zu Vogelfutter gekommen, denn seit der grauslichen Mottenplage in den noch von meinem Mann angelegten Großvorräten hatte ich mir kein solches mehr ins Haus holen wollen. Aber ich mag doch meine kleinen Nachbarn so gerne und will sie durch den Winter bringen! Abends habe ich in der ARD-Mediathek den Film "Bach - ein Weihnachtswunder" angeschaut. Sehr aufwühlend! 


Ein Besuch bei der Friseurin stand  in dieser Woche an...

... und einer auf dem Friedhof ( 28 Monate ist mein Mann nun tot ),...

Rechts das Gräberfeld der "Regenbogenkinder"
Der Eisenholzbaum/Parrotie im Winter




... immer wieder noch das Backen von Weihnachtsplätzchen ( Nr. 10 & 11 ), Sortieren und Schmücken und viel Simelieren über die über siebzig Weihnachtsfeste, die schon hinter mir liegen. Die Alben, die davon erzählen, habe ich aus der Schublade im Sekretär geholt.

Hinter dem "Efeugewölle" ist mein Häuschen versteckt...









Am Freitag gab es doch tatsächlich Himmelsblau & Sonnenlicht.

Am frühen Abend war ich dann in der Nachbarschaft bei Freunden zum Weihnachtssingen. Es swingte ordentlich!


Der Anfang der Jahreszeit, die so ganz die meine ist, beschäftigt mich auch immer wieder, verbunden mit Dankbarkeit, weil es nun gemächlich wieder heller wird.


Solche und ähnliche Aussagen sind mir in den letzten Wochen vermehrt in den social media begegnet. Und sie haben mich angesprochen... Sie haben mich daran erinnert, dass für mich Weihnachten lange nicht den Glanz hat wie für die Jüngeren in der Familie, wie es mir stinkt, dass dafür so ein Weihnachtsmann allen Ruhm einheimst. Und offensichtlich scheint das momentan auch immer mehr anderen Frauen so zu gehen.

Weihnachten, dass hieß für mich über mindestens zwanzig Jahre: Doppel- bis Dreifachbelastung. 

Frau K. in der unteren Reihe, Mitte
Projektthema "Engel"
Beruflich habe ich meinen Schüler*innen die schönsten Wochen des Jahres beschert: Drei Wochen Projektunterricht zu besonders ansprechenden weihnachtlichen Themen ( Engel, Sterne, Weihnachten in aller Welt z.B., immer  dem Jahrgang angepasst ). Das Herstellen eines dreizehnteiligen Kalenders mit Bildern aus dem Kunstunterricht gehörte auch Jahr für Jahr zum Programm ( und da nicht alle Kinder im Schulhalbjahr mit ihren Arbeiten fertig wurden, musste nachgearbeitet werden  und ich den Überblick behalten ). Natürlich wurde dieser Kalender liebevoll als Geschenk für die Eltern verpackt in selbst hergestelltes Papier mit einen selbst gebastelten  Gebamsel verziert. Und natürlich geschah das an den allerletzten Schultagen vor den Ferien. Und ebenso natürlich brauchte es dabei Hilfe, und jedes Kind hatte das Gefühl, zu kurz zu kommen und viele machten durch Quengeln aus meinem Hirn Haschée: 

Einmal habe ich einem Kind, dass besonders ungeduldig war, entnervt gesagt: "Dann fass mal meine Stirn an, dann weißt du, wie es mir geht." Den Ausdruck von Ekel in seinem Gesicht, nachdem es an meine Stirn, in Schweiß gebadet, gepackt hatte, habe ich bis heute nicht vergessen. Zu all dem gab es in diesen Wochen den gemeinsamen Besuch eines Weihnachtsstückes, eine Weihnachtsfeier mit Eltern, Geschwistern, Großeltern, für die Gedichte, Lieder und Musikstücke eingeübt werden mussten. Und manches Mal, wenn mein Mann oder Mütter mir den Teig zur Verfügung stellten, wurden auch Plätzchen dafür gebacken. Fragt mich nicht, unter welchen Bedingungen das in verlotterten deutschen Schulgebäuden stattfand!

Kein Wunder, dass die Kinder in diesen Wochen immer aufgeregter, ja regelrecht durchgeknallter wurden vor lauter Erwartungen an das große Fest. Frau/man stelle sich das malgenommen mit zwanzig bis dreißig kleinen Menschen vor. Jauchzet, frohlocket... 

Zuhause wartete auch ein Kind & eine große Familie auf ähnlichen Weihnachtszauber mit Besuch eines Weihnachtsstückes, mindestens eines Weihnachtsmarktes, gemeinsamem Basteln des Tannenbaumschmuckes ( jedes Jahr gab es ein neues Thema beim Kinderbaum ) oder von Geschenken für die geliebten Großeltern. Und ebenso hochgejuchert & nervlich angespannt war auch dieses Kind. 

Geschenke für alle Familienmitglieder mussten erdacht, gefunden, gekauft, verpackt werden. Mein Mann gab sich immer viel Mühe mit dem Geschenk für mich, backte seine fünfundzwanzig Stollen für Kollegen, Freunde, Nachbarn und seine Plätzchen, die bis Karneval reichten, und beförderte den Baum in den Ständer & platzierte die ( echten ) Kerzen unter feuerpolizeilich genehmen Gesichtspunkten. Er kochte auch Teile des Weihnachtsmenüs ( übrigens ganz vorzüglich ). Aber für all das andere Drumherum war ich zuständig, auch für Einkaufs- und sonstige Listen, Besorgen, Verteilen, selbstredend auch für die ganze Weihnachtspost für die entfernte Verwandtschaft, die jährlichen Fotokalender für die Großeltern. Und klar, habe ich kurz vor Schluss auch noch den grade verlassenen Schwager zum Essen aufgenommen und manch anderen Wunsch kurzfristig erfüllt, bevor es dann am Weihnachtsfeiertag zu den Eltern bzw. ( wer grad dran war ) zur Schwiegerfamilie ging. Jauchzet, frohlocket... Entspannung war anders.

Ich kann mich erinnern, dass ich einmal - da war die Tochter schon Studentin und aus dem Studienort ins Elternhaus gekommen - so erschöpft war, dass ich auf eine blöde Bemerkung von ihr dermaßen ausgerastet bin, dass ich zur "Bescherung" erst am nächsten Tag in der Lage war, als ich mich wieder eingekriegt hatte... 

Vor zwanzig Jahren hat sie dann allmählich Jahr für Jahr immer mehr übernommen ( vor allem das aufwändige mehrgängige Essen am Weihnachtsabend ) und in den letzten Jahren für mich und meinen Mann fürsorglich Weihnachtsatmosphäre geschaffen, zuletzt für mich alleine. Mittlerweile war sie selbst völlig in die übergroßen Fußstapfen des weihnachtlichen Helden getreten.

Jauchzet, frohlocket... 

Das Weihnachtswunder ergab sich - gänzlich wundersam - beim Hören der ersten Takte des Bachschen Oratoriums. Als ich mir in dieser Woche den dazugehörigen Film angeschaut habe, gab es am Schluss viele, viele Tränen aus Erinnerung an diese Magie, die dieses Fest auch für mich hatte, als ich noch Kind und unbelastet war, aber auch später, als ich mit dem mir eigenen, verfluchten Perfektionismus eine solche für meine Familie geschaffen habe. Ich bin gespannt, ob sich davon wieder etwas einstellen wird in den nächsten Tagen.

Die Inszenierung des Weihnachtsmannes, ob er Santa Claus oder Père Noël oder sonst wie genannt wird, empfinde ich inzwischen immer mehr als anmaßend und blöde. Mit Befana, der italienischen Weihnachtshexe, kann ich mich eher identifizieren. Denn zaubern, dass tun wir Frauen in dieser Zeit allemal viel mehr und besser.

                                                        


Ich verabschiede mich ins letzte Adventswochenende, indem ich mich wie gewohnt verlinke: mit dem Samstagsplausch bei Andrea Karminrot, den Sonntagsschätzchen und dem Mosaic Monday. 

4 Kommentare:

  1. Was für eine bewegte Woche mit vielen EIndrücken, liebe Astrid. Befana kommt ja später, die hat noch ein wenig Zeit:-))) Ganz liebe Grüße und viel Freude auch am Trubel und Durcheinander, es ist schön, wenn man liebe Menschen um sich hat. Mein 43-jähriges Arbeitsleben umfasste auch immer alle Tätigkeiten der Vorbereitung und Durchführung von Festen, eingschlossen die Probleme, Dinge überhaupt zu besorgen vor 1990. Ich frage mich heute, wie ich das alles immer geschafft habe unter widrigsten Umständen. Man hat es aber doch immer wieder...Alles Liebe, Sunni

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  2. Weihnachten ist schön und Weihnachten ist anstrengend, besonders für uns Frauen. Wie wahr. Der Weihnachtsmann wäre nichts ohne seine im Hintergrund arbeitende Weihnachtsfrau... Mother Christmas, das klingt sehr gut. Jetzt muss sie sich aber noch auf den Schlitten schwingen, den Father Christmas gepackt hat...
    Deine Schilderung macht mich im Nachhinein noch schwindelig.
    Nun sind wir alt und müssen sehen, dass wir ein Tempo bekommen, das zu uns passt. Gut, dass Deine Tochter vieles übernimmt. Aber auch sie muss erkennen, dass Perfektionismus seinen Preis hat. Und ob er es wirklich wert ist.
    Der Bach-Film hat mir auch so gut gefallen: wir haben ja die letzten Jahre wirklich alle Orte aufgesucht, in denen er gelebt und gewirkt hat.
    Und auch seine beiden Frauen und Mütter der Kinder. Was für Leben!
    Jauchzet, frohlocket!
    Das wünsche ich Dir und sende herzlichste Grüße,
    Sieglinde

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  3. Frau kann sich da schon in was reinsteigern lassen. Ich sehe mit grosser Erleichterung, dass sich weder Tochterfamilie noch Sohnfamilie dermassen in Erwartungen noch in Verpflichtungen stürzen, sondern eher dem "weniger ist mehr" frönen. Mit allem, was dazu gehört, und trotzdem in einem guten Level.
    Dir wünsche ich ein besinnliches und mit guten Erinnerungen erfülltes Weihnachtsfest
    Herzlichst
    yase

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  4. Liebe Astrid, ich wünsche Dir ein frohes Weihnachtsfest. Ich habe die Arbeit meiner Mutter früher zu Weihnachten als Kind nur am Heiligen Abend so richtig empfunden, denn Mama war ein Christkind und hatte am 24.12. Geburtstag. An dem Tag war also bis etwa 17 Uhr Geburtstag mit Kaffeebesuch und allem Drumherum. Dann ging es in die Kirche und es war Weihnachten. Dieser Tagesstress schlug sich auch auf mich nieder. Mamas Lieblingsjahreszeit war Weihnachten und dementsprechend war geschmückt und gekocht und gebacken. An Mamas Vanillekipferl kamen keine anderen ran, bis heute nicht, egal wie viele ich schon probiert und selbst gebacken habe. Ich wünsche Dir ein sanftes Weihnachtsfest, an dem der Stress in Entspannung mündet, so wie ich es immer empfunden habe. Liebe Grüße, Martina.

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst! Ich setze allerdings voraus, dass am Ende eines anonymen - also von jemandem ohne Google- Account geposteten - Kommentars ein Name steht. Gehässige, beleidigende, verleumderische bzw. vom Thema abweichende Kommentare werde ich nicht veröffentlichen.

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