Donna Ashworth
Joy comes back
When you finally realise
that joy is less fireworks,
more firefly,
less orchestra,
more birdsong,
she will come back much more often.
For joy will not fight
with the fast pace of this life.
She is not in the shiny or the new.
She breathes in the basic,
simmers in the simple,
and dances in the daily to and fro.
Joy has been beckoning you
for many a year, my friend.
You were just too busy doing to see.
The very next time joy wraps
her quiet warmth around you
as the garden embraces your weary body
in its wildness,
tip her a nod.
She doesn’t stay long,
but if you are a gracious host,
joy comes back.
Wenn du endlich begreifst,
dass Freude weniger Feuerwerk,
mehr Glühwürmchen,
weniger Orchester,
mehr Vogelgezwitscher ist,
wird sie viel öfter zurückkehren.
Die Freude lässt sich nicht ein
auf das irre Tempo des Lebens.
Sie verfängt sich nicht im Glamour oder im Neuartigen.
Sie holt Luft im Grundlegenden,
brodelt im Einfachen
und tänzelt im täglichen Auf und Ab.
Die Freude hat dir zugewinkt
seit vielen Jahren, mein Freund.
Du warst einfach zu sehr bemüht, sie zu fassen.
Beim nächsten Mal hüllt dich die Freude
in ihre stille Wärme ein,
derweil der Garten deinen müden Körper
in seiner Wildheit umarmt.
Gib ihr ein Zeichen.
Sie bleibt nicht für immer,
aber wenn du ein liebenswürdiger Gastgeber bist,
kommt sie wieder.
. ( Übersetzung durch mich )
Dieses Gedicht ist von der 48jährigen schottischen "Instagram-Dichterin" ( so der "Observer" ) Donna Ashworth, die 2020 bekannt wurde, als ihre Gedichte über den Lockdown in Großbritannien in sich schnell verbreitenden Videos vorgelesen wurden, um Geld für den National Health Service ( NHS ) zu sammeln. Später wurde diesen Auftritten zugeschrieben, dass die Verkaufszahlen von Gedichten-Anthologien in Großbritannien neue Rekordhöhen erreichten.
Donna Ashworth selbst veröffentlichte ihre Lyrik bereits seit 2017 auf ihrem Blog. Der Erfolg der Internetauftritte von Prominenten mit Rezitationen ihrer Gedichte veranlasste sie, eine Broschüre mit diesen im Selbstverlag bei Amazon herauszubringen.
Ihre zweite Sammlung im Selbstverlag - "To The Women" - verkaufte sich dann schon 100 000 Mal und die Lyrikerin schloss einen Vertrag mit einem Verlag ab. 2023 war sie mit drei Titeln in den "Top five" der britischen Lyrikcharts gelistet, und die gebundenen Ausgaben ihrer Gedichte beliefen sich auf rund 70.000 gekaufte Exemplare.
Donna selbst kennzeichnet ihre lyrische Arbeit als "Selbsthilfe in Poesie", als "Überlebenstaktik" ( ihre Lebensgeschichte zeigt, dass das notwendig war ) und findet, dass "vieles von dem, was ich sage, kitschig ( cheesy ) ist". Ihre Fans empfinden hingegen ihr Schreiben "like a warm hug". Ganz kritische Stimmen nennen ihre Werke jedoch mit ChatGPT generierte "Kühlschrank-Magnete".
"Es ist meine Mission, Worte zu finden, die man im Alltag und auch in den Momenten verwenden kann, in denen das Leben am härtesten zuschlägt. Worte tragen, was sie sind, und Poesie ist nicht nur etwas für literarisch interessierte Poesie-Fans, sie kann auf so viele Arten verwendet werden, um die Strapazen des Lebens zu lindern – ein Balsam, wenn Sie so wollen", so schreibt sie auf ihrer Website. "I write to keep my mindset focused on the light."
Poesie ist eine Tat. Und die wirkt oft unmittelbar. Was ist notwendiger in einer Zeit der "Polykrise"? Ich freue mich, dass Lyrik nicht mehr die unpopulärste literarische Gattung ist, deren Anteil jahrzehntelang auf dem Buchmarkt unter 1 Prozent gelegen hat ( der letzte, postum erschienene Lyrikband von Sylvia Plath fand weltweit nur 15000 Käufer ).
"Instapoetry" bricht mit germanistischen Normen, Reimschemen und poetischen Metren - so what? "... weg von den Schleusenwärtern des elitären Kulturbetriebs, den Feuilletons, den Buchpreisjurys und den wenigen Verlagen, die überhaupt noch Lyrik ins Programm nehmen", meint Marco Berg vom Verlag Pro Lyrica, Winterthur, sei allemal besser. Genau!
Ihr Gedicht war gestern auf Insta zu finden. Sehr schön. Aber als Lyrikliebhaber*in finde ich, man muss gar keine Gegenüberstellung machen von Lyrik in anderer Form und dieser. Schon vor vielen Jahren schrieben meine 12.Klässler*innen Kursarbeiten über beide Formen. Und keiner fand darin ein Ausschlusskriterium. Jede Form steht für sich und ist an sich gut oder weniger, je nach Situation und Empfinden. Schön, mal wieder ein Gedicht bei dir zu finden, liebe Astrid!
AntwortenLöschen😂 Ich habe den Vortrag von stage-door-johnny mehrfach geteilt, weil ich dabei so sehr die englische Sprache genossen habe.
LöschenGrade die vielen Rezitationen englischsprachiger Gedichte bei Instagram haben mich dieser Sprache wieder näher gebracht, denn gerade in der Lyrik entfaltet sie eine Schönheit, die ich früher nicht wahrgenommen habe.
GLG
Liebe Astrid,
AntwortenLöschenwie schön das Gedicht ist.
Wir wollen oft soviel und vergessen dabei, was das wirklich Wichtige ist -
bzw. bemerken es erst, wenn wir es nicht mehr haben.
Danke fürs Teilen.
Liebe Grüße,
Claudia
AntwortenLöschenLiebe Astrid,
ich mag Poesie, wenn sie so unverkrampft daherkommt wie hier. Wenn sich vor meinem inneren Auge sofort Bilder entwickeln, ohne dass ich lange hin- und herinterpretieren muss. Und wenn ich das Gefühl habe, da wurden ziemlich genau meine eigenen Gefühle in passende Worte gefasst. Somit trifft dieses Gedicht sehr gut meinen Geschmack. Ähnlich geht es mir mit den Gedichten meiner Neuseeländischen Blogfreundin Marja - die wandern bei mir sehr häufig direkt von den Augen in die Seele. Mein Lieblingsgedicht von Marja ist das hier: https://dutchcorner.blogspot.com/2024/04/age-work-of-art.html
Alles Liebe und schöne Oktober-Tage,
Traude
https://rostrose.blogspot.com/2024/10/weltreise-2024-sw-usa-roadtrip-teil-2.html
Oh ja, das Gedicht passt zu meiner Lebenserfahrung, zu meinem Blick aufs menschliche Daseein im Alter. Danke für die Verlinkung und liebe Grüße!
LöschenWunder-wunderschön, liebe Astrid, vielen Dank!
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Ingrid
ein sehr schönes Gedicht
AntwortenLöschenund sehr war dazu ;)
ist es doch die Freude .. am Tun oder am bloßen Dasein
die uns gut durch den Tag trägt (besser als die Sorge .. ;) )
Quer bringt auch immer so schöne Stophen
deren Worte mir Bilder direkt ins Herz malen
direkt mal etwas Positives wenn durch das Net
Dichter und Dichterinnen mit ihren Werken besser bekannt werden
liebe Grüße
Rosi
Sehr gut übersetzt hast Du das feine Gedicht, liebe Astrid.
AntwortenLöschenIch kannte die Dichterin bisher nicht und finde es großartig, dass das Internet auch solche Fundstücke bereithält und es Frauen ermöglicht mit ihren Gedanken, Fähigkeiten und Wünschen eine breite Öffentlichkeit zu erreichen.
Auf Instagram bin ich nicht, umso schöner ist es, wenn Du solche Frauen hier vorstellst. Ich werde bei meinem nächsten Shared Reading Abend sie und diese Form der Veröffentlichung meinen Lese-Freundinnen vorstellen.
Danke!
Herzlichst,
Sieglinde