Samstag, 9. Juli 2022

Meine 27. Kalenderwoche 2022


"Seit 136 Tagen verpuffen Friedensappelle in all ihrer Lächerlichkeit, 
weil es auf der anderen Seite niemanden gibt, 
der Frieden schließen möchte."
Stefan Kornelius

"Das Licht der Erfahrung ist eine Laterne, 
die am Heck unseres Bootes aufgehängt ist; 
sie beleuchtet nur die Wellen hinter uns."
Samuel Taylor Coleridge, Dichter, Kritiker & Philosoph

"Es ist kein Naturgesetz, 
dass eine Gesellschaft sich immer weiter emanzipiert und liberalisiert. 
Die Verbindung von rechtspopulistischer Politik 
und religiösem Eifer ist brandgefährlich - 
vor allem für Frauen, 
aber auch für die ganze Gesellschaft."
Katharina Riehl, 


Ich mag diese morgendliche, sommerliche Farbstimmung bei mir zu Hause so. Da kann ich verschmerzen, nicht in der Ägäis zu sein ( oder gar auf den Seychellen, wie mein großes Gemälde meiner ehemaligen Lehrerin heißt ).



So schön ich es bei uns finde, wir müssen täglich raus ins Veedel, denn das Aufeinanderhocken bekommt uns auf Dauer nicht.



Und dabei geht es dann ab und an zum Bücherschrank im Bürgerzentrum. Ich hab mir angewöhnt, die Bücher, die ich für meine Porträts ( meist antiquarisch ) kaufe, gar nicht mehr in den Regalen unterzubringen, sondern sie gleich weiterzugeben. Reingucken werde ich eh nicht mehr.




In dieser Woche gab sich der Sommer wohltemperiert, so, wie ich es aushalten mag. Da kann frau ihn auch in der Stadt genießen, genug Möglichkeiten gibt es ja.




Mitte der Woche neigte sich das schöne Biergartenwetter dem Ende zu, und am Donnerstag nach ein paar Regenschauern brachen stattdessen die sonst versteckten Gartenbewohner zu Erkundungen auf.




Der Freitag verwöhnte nicht nur mit neuem Obst, sondern auch einem Sommertag nach meinem Geschmack: 24°C, Wolken und Wind. Wenn man solche Temperaturen konservieren könnte! Mir graut schon vor den 36°, 37°C, die uns nächste Woche bevorstehen!

Den Boulespielern schauen wir gerne zu- Erinnerungen an die Provence-Sommer! Neben dem Bouleplatz...


... gibt es eine Kleingartenanlage. Die würde ich mir gerne mal anschauen, aber das Tor ist immer verschlossen.


Das zweite Zitat habe ich übrigens einem sehr bemerkenswerten Beitrag von Christopher Clark in der "Süddeutschen" entnommen, der sich mit der derzeit überstrapazierten Gewohnheit in Politik wie Alltagsleben befasst, historische Ereignisse heranzuziehen, um aktuelle Geschehnisse damit zu vergleichen und sie damit in eine bestimmte Richtung zu ziehen. Der Herr P. ist da ein ganz großer Meister, um seine Schandtaten zu überhöhen und zu legitimieren. Allerdings geht man auch mit ihm entsprechend um. 

Jedenfalls soll der "Gegner wie ein Eber in das Dickicht der historischen Vergleiche getrieben werden, bis er sich nicht mehr bewegen kann", so Clarke, ein australischer Historiker in Cambridge. Viele Äußerungen, die derzeit in Tagesabstand abgelassen werden, sind  aber historisch unpräzise und analytisch leer. Die "Analogien entsprechen den unterschiedlichen Stilen, Temperamenten und Weltanschauungen der jeweiligen Entscheidungsträger. Gemeinsam ist nur die Tatsache, dass sie alle etwas rechtfertigen sollen – eine Handlung oder das Unterlassen einer Handlung."

Im Falle Russlands bzw. Putins geht es um ein ganzes Konglomerat an historischen Vergleichen - Clark beschreibt es auch als "Geräuschteppich"-, mit dessen Hilfe "die öffentliche Wahrnehmung der politischen Lage gerahmt und gelenkt werden soll." Einfache Gleichsetzungen bedienen die Emotionen der Angesprochenen, mehr aber nicht. So gleicht die derzeitige Krise eben "nicht der vom Sommer 1914. Es gibt heute keine binäre kontinentale Bündnisstruktur der Großmächte. Russland ist in Europa zurzeit geopolitisch isoliert." Deshalb muss die Moralkeule besonders groß und dick sein, die Herr P. schwingt. Und welche ist gewaltiger als der Nazivergleich? Und welcher abwertender, als die Ukraine als Landstrich denn als Nation zu bezeichnen ( gerade hat auch ein Duma-Abgeordneter das auch in Richtung Litauen versucht )?

Der Herr P. weist ja immer weit von sich, eine neo-imperiale Politik zu betreiben. Je mehr er das tut, umso mehr bestätigt er es. Als studierte Historikerin - Studienschwerpunkt: das Zeitalter des Imperialismus -, fallen einem da schon Gemeinsamkeiten ins Auge. Wichtiger ist mir allerdings, auf die wirksamen Manipulationsmöglichkeiten mittels historischer Gleichsetzung hinzuweisen, sowohl in der eigenen Bevölkerung als auch wie bei Anhängern anderswo. Von wirklicher Geschichtskenntnis zeugt das Ganze nicht. Es ist nur ein weiteres Zeugnis für Rank & Schliche, Lenkung & Verführung.







Verlinkt mit dem Samstagsplausch bei Andrea Karminrot und dem Sommerglück der Gartenwonne

10 Kommentare:

  1. Liebe Astrid, da hast du wieder treffende Zitate gefunden. Aber der, auf den sie abzielen, wird sie weder lesen noch begreifen wollen und seine Anhänger auch nicht. Wie schön, dass ihr so eine bunte Vielfalt um euch habt an Möglichkeiten draußen zu sitzen und zu schauen. Das lenkt ab und hebt die doch manchmal drückende Zweisamkeit etwas auf. Gut so. Genau darum versuche ich doch immer noch unterwegs zu sein, wenn es irgend geht. Habt ein gutes WE! Herzlich, Sunni

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  2. Liebe Astrid,

    dein mediterraner Flair zu Hause finde ich jetzt gerade im Sommer besonders schön. Er hat etwas Erfrischendes. :-)
    Eine gute Entscheidung, die Bücher, die man nicht mehr unterbringt und sie auch nicht mehr anschaut, in den Bücherschrank zu stellen.
    Regen darfst du gerne mal zu uns schicken, denn wir bekommen so gut wie nichts hier ab. :(
    Diese heißen Temperaturen mag auch ich nicht mehr gerne und 24 Grad reichen mir vollkommen aus.
    An Pfingsten musste ich besonders an dich denken. Ich war mit Family in Köln, wir haben unserem Jungjournalisten besucht und gemeinsam mit ihm ein schönes Wochenende verbracht.
    Ganz besonders denken musste ich an dich, als wir durch Nippes fuhren, denn vor einiger Zeit hattest du darüber hier mal berichtet, wenn ich mich noch recht erinnere.
    Am Pfingstsamstag war die Stadt brechend voll, besonders die Einkaufsmeile. Unglaublich, welche Massen sich durch die Straßen bewegten und wir mussten schon aufpassen, uns nicht aus den Augen zu verlieren.
    Gegen dieses Pulsieren in Kölle ist Mainhattan echt ein Waisenkind.
    Abends in einem Brauhaus habe ich zum 1. Mal ein Kölsch getrunken.....lach, es wurden dann 2. *g*

    Liebe Grüße und ich wünsche dir ein schönes Wochenende
    Christa

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  3. Viele Bücher aus meiner schulbegleitenden Literatur werde ich auch in das öffentliche Bücherregal stellen. Ich gehe nicht davon aus, dass ich in diese noch einmal hineinschaue.
    Deine Zitate finde ich wieder sehr treffend!
    Unsere Kleingartenanlage ist in der Regel tagsüber geöffnet, zumindest im Sommer und es finden sich immer Besucher ein.
    An der Ägäis oder an der Costa Brava, bei der Freundin, wäre ich gerade auch so gerne. Bleiben die Erinnerungen und das Träumen.
    Mit vielen lieben Grüßen,
    Karin

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  4. In so Vielem in deinem Wochenrückblick kann ich meine Situation zu Hause erkennen. Du weißt ja sicher, was ich meine.
    Wie oft habe ich in den letzten Tagen gedacht, so kann das Wetter bitte bleiben, denn 35 Grad muss ich nun wahrlich auch nicht haben.
    Die Weltlage deprimiert mich, sobald ich ihr genug Raum in meinem Denken einräume so sehr, dass ich versuche mich an Positivem im engeren Umfeld zu erfreuen. Das gelingt mal mehr, mal weniger.
    Da kann ich nur versuchen mein, eigentlich positives Naturell Überhand nehmen zu lassen.
    Liebste Grüße, Monika

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  5. Liebe Astrid
    Schön, dass du die Bücher weiterverschenkst und jemand anderer Freude daran hat. Deine Bücher werden begehrt sein.
    Bei mir im Garten ist sich die Rudbeckia erst am Überlegen, wann sie die Blüten öffnen soll, es dauert noch.
    Rausgehen ist stets eine gute Idee, es lüftet den Kopf, bringt neue Eindrücke und Bewegung tut einfach gut. - Wir gehen am Weekend oft im Wald joggen, das mag ich sehr.
    Dir einen sonnigen, aber nicht zu warmen, Sonntag und liebe Grüessli
    Eda

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  6. liebe astrid, danke für deinen wochenbericht mit vielen denkanstössen. besonders danke ich dir für die politischen gedanken, wissen macht das gerede von herrn p. weniger aufregend. schönen sonntag in meiner liebsten stadt köln, gruß roswitha

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  7. Deinen Wochenrückblick hast du wieder so schön bebildert, liebe Astrid... solche Unternehmungen und kleine Abwechslungen im Alltag sind die täglichen Freuden. Ich wünsche dir ebenfalls eine gute Zeit neben all deinen Anforderungen, die deine Kraft und Ausdauer beanspruchen.
    Lieben Gruß und eine gute neue Woche, Marita

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  8. Die Temperaturen waren sehr angenehm vergangene Woche, zum wohlfühlen. Schön, dass Ihr immer Mal wieder kleine Ausflüge machen könnt. Dafür war das Wetter doch bestimmt perfekt.
    Einen guten Start in die Woche (kann noch gar nicht glauben, dass es so warm werden soll)
    Liebe Grüße
    Nina

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  9. Erschreckend sind sie schon, die vielen Manipulationsmöglichkeiten und nicht immer erkennt man sie gleich.
    Gut, dass Dein wacher und studierter Geist hier auch für uns in Deinen Blog mit aufpasst! Du findest immer total zutreffende Zitate, allein das ist schon großartig.
    Deine Woche scheint ansonsten angenehm verlaufen zu sein. Das wünsche ich Dir auch für diese Woche, die ja große Hitze bringen soll.
    Ich genieße derzeit die kühlen Temperaturen um die 20 Grad....
    Herzlichst, Sieglinde

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  10. eine schöne bunte Woche wieder ;)
    ich finde es toll dass ihr raus geht..
    wir haben hier auch einen schönen Bücherschrank aber ich komme im Moment nicht dazu rein zu schauen oder etwas hinein zu tun
    habe hier 3 "angelesene" Bücher liegen
    das gab es selten ;)
    aber heute habe ich im Garten gesessen und etwas gelesen
    es war einfach zu warm

    liebe Grüße
    Rosi

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst!

Ich wünsche mir allerdings nach wie vor, dass ein Name am Ende des Kommentars steht.
Da die anonymen namenlosen Kommentare zuletzt wieder zugenommen haben, hier der ausdrückliche Hinweis:

Ich werde sie ab jetzt wieder konsequent NICHT freischalten.

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