Freitag, 16. Oktober 2020

Raif-Badawi-Preis 2020

"Wir können uns nicht nur beschweren, 
wir müssen etwas tun.
Jeden Morgen erwarte ich 
in den Trümmern meines Hauses 
aufzuwachen."
Abdul-Rahman Al-Zbib,  jemenitischer Anwalt & Journalist

Der nach dem inhaftierten saudischen Blogger Raif Badawi benannte Preis für herausragende, mutige Journalisten ist zum sechsten Mal in diesem Jahr verliehen worden, und zwar dem jemenitische Kolumnisten und Menschenrechtsanwalt Abdul-Rahman Al-Zbib. Die Auszeichnung der Friedrich Naumann-Stiftung gemeinsam mit dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels wurde wegen der Corona-Pandemie in diesem Jahr nicht wie üblich auf der Frankfurter Buchmesse, sondern am Mittwoch virtuell überreicht. Die Laudatio hat die UN Sonderberichterstatterin für außergerichtliche und willkürliche Erschießungen, Agnes Callamard, gehalten. "Der Krieg im Jemen hat die größte humanitäre Krise dieser Welt hervorgerufen, da 80 Prozent der Bevölkerung in die Abhängigkeit von humanitärer Hilfe geraten sind", erinnerte sie in ihrer Laudatio. 

Constantin Schreiber,  der ARD Tagesschau-Sprecher und Herausgeber der Texte Raif Badawis in Deutsch, moderierte den Livestream. Al-Zbib sagte in seiner Dankesrede: "Es ist sehr wichtig, dass die Welt informiert wird, wie die Situation in Jemen ist."

Das sehe ich auch so: In Zeiten der Pandemie ist der Krieg in Zbibs Heimatland nur noch eine kleine Randnotiz und bekommt keine Aufmerksamkeit mehr. In dem seit mehr als sechs Jahre andauernden Konflikt leiden die Menschen und ihre Rechte massiv. Informationen werden von der einen wie der anderen Kriegspartei oder ihrer Unterstützern manipuliert, so dass eine unabhängige Stimme wie die Al-Zbibs, die für Menschenrechte eintritt, von großer Wichtigkeit ist. 

In seinen Kolumnen greift er "gesellschaftliche Themen auf und stößt als Jurist gesetzliche Änderungen an", so die Begründung der Jury. "Trotz Armut und Krieg hat Jemen eine erstaunlich vitale Zivilgesellschaft. Darin nimmt Abdul-Rahman Al-Zbib eine sehr wichtige Scharnierfunktion zwischen Medien und Nichtregierungsorganisationen ein." 

Der 39jährige Al-Zbib, der schon als Anwalt und Staatsanwalt tätig war, verteidigt heute Gefängnisinsassen. "Der Mensch wird nicht durch den Krieg entmenschlicht“, erklärt er seine Motivation, sich den täglichen Herausforderungen im Jemen zu stellen.

Abdul-Rahman Al-Zbib nimmt auch eine sehr wichtige Scharnierfunktion zwischen Medien und Nichtregierungsorganisationen in seinem Land ein. Mehr über den Preisträger, die Situation für Journalisten und die Rechtssituation im Jemen kann hier nachgelesen werden. 

Manche haben sich ja hierzulande zur Gewohnheit gemacht, auf sehr hohem Niveau zu lamentieren und sich unterdrückt zu fühlen, da könnte ab und an ein Blick über den Tellerrand nicht schaden, finde ich.

                                                                          

5 Kommentare:

  1. Ein so unglaublich wichtiger Mensch. Danke für den Artikel! Liebabendgruß, Eva

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  2. schön dass es so einen Preis gibt
    und dass es solche Menschen gibt die sich einsetzen
    obwohl sie sich dadurch in Gefahr begeben
    ja.. so mancher sollte sich mal umschauen.. und da muss man gar nicht so weit gehen um Unterdrückung zu finden
    da ist eine Maske tragen ein Klacks

    liebe Grüße
    Rosi

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  3. Sehr beeindruckend ist das Engagement von Abdul-Rahman Al-Zbib. Durch den Preis werden er und Raif Badawi zugleich geehrt. Wenigstens das.
    Sehr gut, dass Du darüber berichtest.
    GLG Sieglinde

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  4. Gut, die Ehrung, hoffentlich ohne Folgen für ihn. Wenn ich in meiner Umgebung hier etwas von "der Staat unterdrückt uns und nimmt uns unsere Grundrechte höre", bin ich nahe daran, mich vor Ekel zu übergeben! Herzlich, Sunni

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst!

Ich wünsche mir allerdings nach wie vor, dass ein Name am Ende des Kommentars steht.
Da die anonymen namenlosen Kommentare zuletzt wieder zugenommen haben, hier der ausdrückliche Hinweis:

Ich werde sie ab jetzt wieder konsequent NICHT freischalten.

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