Montag, 4. Mai 2020

"Social Distancing"

... heißt es ja derzeit. Aber viel lieber würde ich es "Physical Distancing", physische Distanz, nennen, denn die Kommunikation - gerade wichtiger denn je - ist besser & vielfältiger zu bewerkstelligen als früher. Und so kommt es, dass ich vielen Menschen näher bin als in der Zeit davor. In der Familie fern und nah, in der Nachbarschaft, unter Gleichgesinnten und mit denen, die alles anders erleben als ich, aber an Austausch interessiert bleiben. Das ist bereichernd.

Lisa Fithian meint: " ... wir sollten diese tollen Dinge füttern. Indem wir aufeinander aufpassen."

Alpenblick und Ausflug mit dem Auto dorthin


Die Verbindung zwischen uns allen, die sich in dieser erzwungenen Stille entwickelt hat, kann also stärker werden, das sieht auch Teodor Currentzis, der Chefdirigent des SWR Symphonieorchesters, so. Die Betonung liegt auf "kann", muss aber nicht. Anzeichen auch dafür kann ich im Moment nicht übersehen, leider.

"Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war", hat Joachim Meyerhoff eines seiner großartigen Bücher betitelt und damit darauf hingewiesen, dass der Mensch dazu neigt, sich das Vergangene, Verlorene schön zu reden und mit der Gegenwart zu hadern, wie es wohl auch derzeit bei manchen Mitmenschen der Fall ist. Da hat sich mir öfter eine Frage gestellt, der sich auch Sandra Richter, Leiterin des Deutschen Literaturarchivs Marbach, unterzieht:
"Hilft Humor, einander in Krisenphasen zu verstehen? Spielt Ironie eine Rolle, wenn es darum geht, den Streit über das richtige Vorgehen gegen die Pandemie zu entschärfen?"  
Gerade seit meinem letzten Montagspost treibt mich ein solcher Gedanke umher, und ich analysiere und versuche die teilweise veränderte Tonlage, zuletzt auch in den Blogkommentaren, zu verstehen.

"Sundowner" - je nach Altersklasse verschieden!
"Ausnahmezustände fordern neue Spielarten von Humor ja geradezu heraus, spätestens, wenn sie vorüber sind", meint Sandra Richter.

In meinen "Bubbles" wird das gerade praktiziert und viele "Versuche" medial ausprobiert und geteilt, egal, wie knifflig die derzeitige Arbeits- und Finanz-, aber auch Gemütslage bei jedem Einzelnen ist. So viel Kreativität zeigt sich da, so viel umausgeschöpftes Potential, das in unserer zuletzt Immer-Höher-Schneller-Weiter-, in unserer Immer-Mehr-Welt, keine Zeit, keinen Platz mehr fand. Über sich selber lachen - für mich immer eine tolle Medizin! Und schön, dass man das auch teilen kann!

Endlich Zeit, um zu üben: Nähen oder Einradfahren

Eine weitere Idee aus dieser Zeit, in der ich wegen der physischer Distanz viel mir selbst überlassen bin, mich meiner eigenen Natur als Mensch stellen muss, teile ich mit dem österreichischen Künstler Timo Seghal: "... vielleicht könnten die Industrienationen in Zukunft jedes Jahr eine Art Fastenzeit für die Erde verabreden?" 

Frischluftschnappen auf dem Friedhof oder beim Spaziergang über den rummelfreien Montmartre
Sich zu besinnen, was die wesentliche Aufgabe eines Menschen im Leben ist, ist in den hinter uns liegenden Zeiten, in denen man sich oft nur noch als freier Mensch fühlen konnte, wenn man unablässig konsumierte und unterwegs war, um ja nichts zu verpassen, schwierig gewesen ( obwohl man wusste, dass man übersättigt ist ). Jetzt beschäftige ich mich mit Dingen, über die ich keine Macht habe und mit solchen, über die ich selbst entscheiden kann: 
"Wo finde ich dann das Gute oder Böse? Nicht in den Dingen, die nicht in meiner Macht stehen, sondern in mir selbst, in den Entscheidungen, die ich treffe", sagte Epiktet, der überall kalenderblattseits gern zitierte, schon vor fast zweitausend Jahren. 
Da ich mich offensichtlich mit dem fortschreitenden Alter und dem über vierzigjährigen Aufenthalt in diesem speziellen Biotop namens Köln zum ortsüblichen Stoiker entwickelt habe, sage ich mir, dass es keinen Sinn hat, mit Umständen zu hadern, die man nicht beeinflussen kann. Die Zeiten, wo ich die so einbehaltene Energie brauchen werde, kommen sicher noch, wenn diese Krise denn dereinst vorüber sein wird.

Mundschutz bei jeder Wetterlage aus Respekt für Gefährdete
Was sich meiner Macht entzieht, dafür bin ich nicht alleine verantwortlich. Wenn jemand an mir vorbeigeht und hustet, kann ich nichts machen. Wenn mich das Virus dann erwischt, auch nicht. Deshalb "Physical Distancing" und Verantwortung füreinander, das finde ich praktizierte Gemeinschaft.
"Ich hoffe inständig, dass sich der Vorhang bald über dieses seltsame Stück senkt und wir danach alle etwas bescheidener nach Hause gehen und darüber nachdenken, was da eigentlich gespielt wurde. Vielleicht fühlen wir dann endlich, wie zerbrechlich diese Welt ist und wie schützenswert. Wissen tun wir es längst", sagt der geschätzte Schauspieler Ulrich Tukur.
Ich hoffe aber auch inständig, dass es dann zu keiner echten sozialen Distanz, ja einem sozialen Auseinanderbrechen unserer Gesellschaft kommt, wie es sich in den Vereinigten Staaten immer mehr und in erschreckender Weise abzeichnet.
Die Idee zum heutigen Post kam mir, als ich mir immer öfter Aussprüche bekannter Mitbürger "notierte", von denen ich mich angesprochen fühlte, weil sie Widerklang in meinen eigenen Gedanken fanden. ( Genausogut hätte ich mir solche Aussprüche von Mitmenschen aufschreiben können, mit denen ich in den vergangenen Tagen über Telefon kommuniziert habe. Aber ich kann nicht beides, schreiben & telefonieren 😄) Doch was soll die bloße Sammelei? Also habe ich sie in einen Post gepackt, ebenso die Fotos, die ich zugeschickt bekommen habe, damit ich auch visuell über den Tellerrand meiner Klause hinaus komme. Ein Blick darauf, wie es in Wien ausschaut, hat mir heute Morgen der Post meiner Bloggerfreundin Susanne ermöglicht.



Verlinkt mit dem Monatsmotto der Zitronenfalterin

18 Kommentare:

  1. liebe Astrid, " damit ich auch optisch über den Tellerrand meiner Klause gucken kann", ist genau die Aussage für den Zustand in dem wir uns z.Zt. alle befinden.
    Danke für deinen heutigen Post
    Im Moment hat man ja viel Zeit in den unterschiedlichsten Blogs zu stöbern, um zu erfahren wie andere mit der Situation umgehen, wie sie denken, selbst handeln, kreativ sind oder verzweifeln/oder unglücklich unbefriedigt sind.
    sich Aussprüche anderer anzuhören um sich zu wundern, wie selbstgefällig manche sind und überzeugt sind alles zu wissen hab ich mir abgewöhnt, denn das frustriert nur noch.
    Jeder möchte mehr hat man den Eindruck und ist mit dem was erreicht wurde nicht zufrieden, statt froh zu sein, dass er es selbst gesund übersteht.
    ich denke, die Krise ist noch lang nicht vorbei, das scheint aber nicht jedem klar zu sein, kein Wunder, wenn man sich nur selbst sieht.
    eine Art Fastenzeit für die Erde wäre jedes Jahr dringend erforderlich, vielleicht packen wir manche Menschen noch mit dazu, denn im Fasten kehrt man zu sich selbst zurück und denkt anders als gestern...
    liebe Grüße in deinen Tag...
    herzlichst angelface

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  2. Liebe Astrid, danke für diesen tollen Post! Mir haben Deine "gesammelten" Aussprüche und Gedanken sehr gut gefallen. Tatsächlich verursacht diese in letzter Zeit gerne verwendete Phrase "Es wird nicht mehr so sein, wie es mal war!" in Bezug auf "Nach Corona" bei mir eher ein ständiges Augenrollen, denn ich finde diese "Dramatik" darin komplett unangebracht, weil: Hal-lo-hooo! Es ist einfach sowieso NICHTS, wie es einmal war. Und es war auch noch nie so. Stimmt, die Menschen verklären die "gute alte Zeit" schon immer, vielleicht auch, um sich der Gegenwart nicht zu stellen. Und womöglich die Chancen zu sehen und zu nutzen. Als "Fastenzeit für die Erde" vielleicht, genial! Warum nicht!? ich hätte rein gar nichts gegen eine jährliche "Fastenzeit" für die Erde.
    Liebe Grüße, Maren

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  3. Liebe Astrid,
    Ulrich Tukur hat es so gut gesagt, dem ist nichts mehr hinzuzufügen.
    Guten Wochenstart und liebe Grüße
    moni

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  4. Ziemlich viel physische Distanz erlebe ich, wenn ich draußen bin. Fast alle gehen einem aus dem Weg oder wechseln gar die Straße. Das ist nicht nur schön. Auch wenn es den gewünschten Schutz-Zweck erfüllt, so fühle ich doch auch spürbare soziale Distanz und auch ein gewisses Misstrauen im öffentlichen Raum. Dazu die maskenverhülltem Gesichter, wo man nicht mehr recht in der Mimik etwas lesen oder erkennen kann. Ich finde, das macht durchaus etwas mit mir. Und wahrscheinlich auch mit den anderen.
    So versuche ich selbst mit einer achtsamen und respektvollen Haltung dies nicht zu verstärken und die physische Distanz von mir aus nicht zu einer sozialen werden zu lassen. Im engeren Kreis gelingt dies recht gut, im öffentlichen Raum bin ich mir da über die Möglichkeiten nicht so sicher. Kleine freundliche Gesten, ein kleines Lächeln, eine humorvoll hingeworfene Bemerkung - im Abstand und mit Maske verringert sich leider schnell mal die beabsichtigte Wirkung. Das muss ich noch üben...
    Bis wir soweit sind wie Ulrich Tukur es sagt, müssen wir noch einiges über uns lernen, fürchte ich.
    Danke für die wunderbare Zitate-Auswahl. Ist viel Stoff zum Weiterdenken dabei.
    Bleibt behütet in der Klause, das wünscht herzlichst, Sieglinde

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  5. Liebe Astrid, jeden Satz unterschreibe ich. Und Tukurs Zitat habe ich mir eben für den heutigen Tag extra kopiert. Ja, genau. So sollte es sein. Herzlich, Sunni

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  6. Wobei ich immer wieder feststellen kann, dass das Internet weitaus anders ist, als die Wirklichkeit und auch heute konnte ich feststellen, als ich einen Frisörtermin ausmachte, dass ich mit vielen Menschen, die - natürlich im Abstand - drauf gewartet haben, einen Termin zu bekommen. Es entstand eine rege Kommunikation.

    Meiner ist heute mittag bei meiner Sylistin. Ich freue mich darauf sie zu sehen.
    Leider werden manche Meinungen absolut nicht akzeptiert und man wird immer und immer wieder in eine Ecke gestellt, in die ich nicht gehöre.

    Ich habe aber auch noch nie in der Wirklichkeit draußen erlebt, dass Jemand sich mir gegenüber schlecht benimmt, im Gegenteil, vielleicht kommt es auch drauf an, wie man sich selbst benimmt, ich weiss es nicht.

    Dass man auch in den Zeiten jetzt, das alles auch ein wenig auf die Schippe nimmt, Satire und auch ein wenig Schwarzen Humor praktiziert, das finde ich nicht mal sooo schlecht. Auch in diesen Zeiten darf man doch lachen und man merkt es auch unter einer Maske, und wie!
    Da werden auch Eroberungen gemacht, man kann so schön mit den Augen spielen. Das wußte ich aber auch schon vor Corona. :-))
    Habs fein und eine gute Woche.
    Lieben Gruß Eva

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  7. Ich bin auch ganz bei Ulrich Tukur . Er hat es auf den Punkt gebracht. Natürlich wird nicht mehr alles wie es mal war. Werden wir sagen " Vor Corona war alles besser?" Ich hoffe ja immer wir wachsen aus dieser Situation heraus und machen in Zukunft vieles besser.
    Dabei denke ich immer an das Zitat von Voltaire:
    Eines Tages wird alles gut sein, das ist unsere Hoffnung. Heute ist alles in Ordnung, das ist unsere Illusion.
    Ein toller Post Astrid, der klar macht wieveichtig es ist nachzudenken.
    Liebe Grüße Tina

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  8. Da hast Du ja mein Monatsmotto vorausgenommen, ehe ich es heute formulieren werde. Ich musste erst einmal innere Distanz nehmen, da mich Äußerungen von Politikern, Blogbeiträge und Kommentare in anderen Blogs dermaßen schockiert haben. Da wird Lebensrecht abgestrichen, mit Zahlen jongliert, um zu "beweisen", dass alle Maßnahmen übertrieben gewesen wären, Verschwörungstheorien wieder aufgekocht, Häme und Menschenverachtung ausgepackt.... echt gruselig. Das mutet eher nach einem sozialen Auseinanderbrechen an.
    Wenn ich mich nur hier im kleinen Örtchen anschaue, wie "Social distancing", das richtige Tragen des Mundschutzes und andere sinnvolle Anordnungen umgesetzt werden, könnte ich mir nur noch an den Kopf fassen (ist aber nur sinnvoll, wenn ich die Hände vorher desinfizieren würde...).
    Um mit Tukur zu reden, fürchte ich, dass sich der Vorhang nur kurz senkt, um sich dann für den zweiten Akt zu heben. Seufz.
    Liebe Grüße
    Andrea

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  9. In Ausnahmesituationen lernt man sich und andere besser kennen. Das ist auch jetzt so. Ich sehe es nicht negativ, es trennt sich Spreu vom Weizen.
    Humor hilft auf jeden Fall im Umgang miteinander. Zitate, wenn sie zu meiner aktuellen Situation passen, schreib ich auf meine Küchentafel. Da steht jetzt: wenn nichts sicher ist, ist alles möglich.
    Ich wünsche Dir die Distanz, die Du brauchst und die Nähe, die Du möchtest.
    Liebe Grüße
    Sabine

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  10. von Helga:

    Liebe Astrid,

    die Apokalypse unter geputztem Frühjahrshimmel, mit Blüten an den Bäumen.
    Man denke an Goethes Faust und seinen berühmten Spaziergang in der Campagna. Aber noch gilt die Ausgangsbeschränkung, auch wenn viele schon anfangen an den Stäben zu rütteln. Wir wollen hier raus. Wir wissen nicht wie die Lage sein wird, wenn alles wieder offen ist und die Krankheit hoffentlich eingedämmt ist. Kinos, Theater, Restaurants und Clubs wieder belebt? Keine Angst vor Infektionen mehr, vor allem in den Einrichtungen und an den Treffpunkten für Senioren. Nichts haben wir gewußt oder geahnt was seit März geschehen ist. Das Zusperren von Geschäften, das Hamstern von Toilettenpapier, Homeoffice, die Erstarrung der Produktion, die Schließung von Reisewegen und Grenzen, die Vermehrung der Vermummung, Polizeikontrollen in Parks und die Bestrafung von Menschen an Grillfeuern. Gottesdienste verstummten, das Selbstverständliches wurde zur Ausnahme. Unsere Freiheiten eingeengt. Wir Älteren wurden zur Risikogruppe ernannt und unter " schützenswert" eingestuft. Wir haben das Wort "Triage" kennengelernt. Wir wissen nun daß es in Kliniken die Selektion der zum Sterben ausgewählten Menschen gegenüber denen die an Lebensmaschinen angeschloßen werden, gibt. Und nun, ist das eine Triage der Generationen, nach Risikogruppen? Die einen dürfen auf die Straßen, die anderen bleiben in den " Schutzraum" des häuslichen Umfeldes gebannt? Vieles haben wir sehr schnell und widerspruchslos akzeptiert, wogegen wir vor ein paar Wochen noch aufbegehrt hätten. Die Einschränkung oder gar Abschaffung der verfassungsmäßigen Freiheit in fast jedem Bereich. Keine Versammlungen, keine Demos, keine Bewegungen draußen nur mit trifftigem Grund! Bänke abgeschraubt, damit Menschen nicht verweilen konnten. Die Regierenden riefen den Notfall aus. Dabei haben gerade viele der jetzigen Risikogruppen aus Altersgründen im Jahr 1968 heftig gegen die Notstandsgesetze gekämpft. Tausende protestierten auf dem Nürnberger Hauptmarkt.
    Wir stellen uns und verknüpfen unsere Unterwürfigkeit mit der Hoffnung, daß wir unsere Freiheiten zurückbekommen und die Macht der Seuche beschränken, die uns ihre truimphierende Fratze in Bergamo und Madrid zeigte. Der Mensch hat die ungeheuerliche Fähigkeit zu verdrängen. Viele scharren schon wieder mit den Füßen und sehnen sich an den Strand von Mallorca oder zum nächsten Volksfest. Wir haben nun gezeigt, daß gute Untertanen in den Demokraten stecken. Nach der Krise wird es in vielen Bereichen weniger Sicherheit geben. Vor unserer Volkswirtschaft gähnt ein großer Abgrund, viele werden sich weniger leisten können. Manche werden ihre Arbeit verloren haben, weil der "Shutdown" ihnen den Existenzgrundlage wegschlug.
    Das Virus wird bleiben und unsere Ängste werden erst durch wirksame Impfstoffe und Medikamente beschwichtigt werden. Fachleute malen allerdings schon die Ankunft des nächsten Virus an den Horizont.
    Das Auftreten von Corona hat uns wie ein Menetekel daran erinnert, was im Buch "Prediger" der Bibel steht." Der Mensch soll sich an die Freude halten. Er soll essen und trinken und sich freuen; das ist das Beste, was er unter der Sonne bekommen kann." Es wird uns schon nichts anderes übrig bleiben im Zeichen und in Zeiten der körperlichen und geistigen Ansteckungsgefahr, an diesen Ratschlag zu halten.

    Grüße in den Montag von Helga

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  11. Danke immer wieder für Deine Worte, liebe Astrid! Es tut so gut, bei Dir - und auch manchen anderen - zu lesen; das macht die Situation erträglicher, auch das Verhalten mancher Menschen..

    Herzliche Grüße
    Elena

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  12. Liebe Astrid, gleich bei deiner Einführung in diesen Post hat sich in mir Widerspruch geregt. Ich finde, es greift zu kurz, 'Social Distancing' auf 'Phycical Distancing' reduzieren zu wollen. Ich bin mit dir einig, dass die modernen Medien es massiv erleichtern, miteinander (sozial) im Kontakt zu bleiben. In meinem privaten wie auch beruflichen Alltag habe ich jedoch die Erfahrung gemacht, dass das niemals ein Ersatz für soziale Nähe ist. Es grenzt all jene aus, die mit den 'modernen Medien' nicht so gut klar kommen, sei es technich, finanziell oder 'sozial' (und von ihnen gibt es immer noch viele). Dabei denke ich nicht nur an ältere Menschen sondern auch an solche mit psychischen oder kognitiven Einschränkungen, Flüchtlinge, Armutsbetroffene usw.
    Ich selber bin auch oft überfordert mit der Flut der Informationen und Meinungen in Medien und den sozialen Netzwerken.
    Aber auch, wenn wir die aktuelle Situation mit 'Phycical Distancing' gleichsetzen würden, so darf man meiner Meinung nach nicht vergessen, dass auch das allein bereits eine massive Einschränkung der persönlichen Rechte bedeutet und nicht spurlos vorbei geht. Und damit wäre ich wieder bei der Frage nach der Verhältnismässigkeit.
    Ob die Massnahmen angemessen oder übertrieben waren, kann in einem späteren Moment aufgearbeitet werden. Sie scheinen jedenfalls gegriffen zu haben. Das erklärte Ziel, die Spitäler nicht zu überlasten wurde zumindest in der Schweiz übertroffen. Hätten wir als 'Gesellschaft' nun nicht Grund, stolz und dankbar zu sein, dass uns das gelungen ist? Die Vehemenz mit welcher sich einige nun gegen jegliche Lockerung der Massnahmen, für Maskenpflicht und milimetergenaue Abstandeinhaltung einsetzen macht mir mittlerweile Angst. Und wenn dann bei jeder Frage nach der Verhältnismässigkeit (und ich rede hier explizit nicht vom Geld!) Vergleiche zu den düstersten Zeiten im letzten Jahrhundert gezogen werden, dann wird bange.
    Es ist höchste Zeit, dass wir uns wieder einmal Gedanken über die Verhältnismässigkeit machen, dass wir uns mit Ethik beschäftigen!
    Sorry, dass ich dich hier so zugetextet habe, liebe Astrid. Das hätte schon fast für einen Post in meinem Blog gereicht, aber irgendwie schienen meine Gedanken hierher zu gehören.
    Herzlich, Monika

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    1. Liebe Frau Mo, ich glaube, ich sollte hier nichts mehr zu meinen Erfahrungen mit dem Lockdown schreiben, denn ich scheine nicht genug zu betonen, dass es mein ganz subjektives Erleben MEINER Situation und meine Geschichte ist, über die ich hier schreibe.
      Die Kraft habe ich momentan mit einem pflegebedürftigen Partner nicht, mir zu überlegen, wie es anderen geht, tut mir leid. Ich bin froh, dass wir beide das überstehen und dabei viel liebevolle Aufmerksamkeit von unserer Familie und Nachbarn erhalten. Physisch fehlen sie mir alle, aber bewältigen muss ich das hier so oder so ganz alleine, das macht keinen Unterschied. Und es befriedigt mich, dass mein kranker Gefährte oder mein schwerkranke Schwester vor weiterer Unbill geschützt werden können.
      Mir macht auch einiges Angst, auch die Vehemenz, mit der meine Tochter & die Enkelkinder attackiert werden, wenn sie frühmorgens mit einer Maske ( und das von alten Leuten, die sie eigentlich schützen wollen, so ihr Bewusstsein ) rausgehen, um in einer Grünanlage zu spielen, oder eine Freundin erleben muss, wie Menschen im medizinischen Bereich die Maßnahmen als Quatsch abtun, die Regeln nicht einhalten und man sogar mit entsprechenden Horrorvideos auf dem Handy Angst gemacht bekommt ( war zufällig ein Schweizer Video ). Hilfe, die man als kranker Mensch dort sucht, so abzutun, finde ich furchtbar & übergriffig.

      Momentan kann ich zu jedem der einen Seite vorgeworfenem Fehlverhalten mindestens ein Beispiel auf der anderen Seite entgegensetzen. Ich glaube inzwischen, dass diese Krise ein weiterer Kristallisationspunkt ist, der den tiefen Riss in unserer Gesellschaft zeigt und man lieber übereinander herfällt und dem anderen unbedingt seinen Standpunkt aufzwingen will, statt sich über das zu freuen, was man erreicht hat ( und auch dankbar dafür zu sein ).

      Ich bin froh, dass wir keine Erlebnisse wie in den Krankenhäusern und Altersheimen der Nachbarländer haben, mir ist der Preis, was unsere Rechte anbelangt, angemessen gewesen. Doch ein Dauerzustand darf das nicht bleiben, wird es auch nicht, wenn man vernünftig alles "zurückbaut". Ich bin mir sicher, dass es genug Menschen gibt, die darauf achten werden.

      Du musst dich nicht entschuldigen, ich verstehe, dass du ganz andere Erfahrungen machst als ich, dazu sollte der Austausch ja auch dienen. Ich selber merke nur momentan, dass mir das alles zu viel wird. Meine eigene eingeschränkte Situation, das kriege ich noch hin. Mehr aber, so mein heutiger Zustand, nicht.
      Mach es so, wie du es kannst und dir entspricht. Das du dir viele Fragen stellst, kann ich mir vorstellen, hätte ich unter anderen Bedingungen auch. Jetzt geht es mal bei mir/uns nur ums Überleben, vor allem meines Gefährten.
      GLG

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  13. wow
    das kann ich voll und ganz unterschreiben ..
    auch die Zitate die du gesammelt hast gefallen mir sehr
    ja.. vielen nützt die Zeit um ihre Kreativität neu zu entdecken oder mehr auszuleben
    allerdings gibt es auch solche die diese Ader gar nicht haben und die dann in dumpfes Brüten verfallen oder agressiv werden (oder beides)
    die einen wollen unbedingt zum Alten zurückkehren .. die anderen haben Angst..
    ein Mittelmaß zu finden ist nicht ganz einfach
    mich wundern allerdings Aussagen wie.. es war doch gar nicht so schlimm.. man hätte doch nicht.. usw. wie es ohne die Maßnahmen gekommen wäre kann man nicht wissen nur ahnen ..es ist also müßig jetzt zu schimpfen
    freuen wir uns lieber dass es nicht mehr Menschen das Leben kostet

    es ist so schön von deinen Kontakten zu lesen und dass alle so lieb an euch denken
    und ich gebe dir vollkommen recht.. ich kann nicht ändern was kommt ich werde mich darauf einstellen wenn es soweit ist ..ich richte meine Gedanken auf das Jetzt und freue mich an den Dingen die sind ..
    es lohnt sich nicht sich zu ärgern.. das schluckt nur Lebenszeit ..

    liebe Grüße
    Rosi

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  14. Ich hoffe und wünsche, dass die Lockerungen behutsam genug sind, so sehr ich mir eine Ostseewoche zu meinem Geburtstag gewünscht hätte... Später dann. Ich habe mich damit abgefunden, dass in mein Leben nicht mehr alles hineinpasst, was ich gern gemacht hätte. Aber aus jedem Tag das Schönste zu machen, was geht, da steht schon ein bisschen in meiner Macht. Und heute war so in Tag, nur mit meiner Bibliothek und meinem Garten und ein Telefonat mit einer alten Freundin, friedlich und gut... Liebste Grüße Ghislana

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  15. fastenzeit für die erde klingt genial. ich hab da allerdings die befürchtung, dass dat nix wird. schon greifen die autokonzerne wieder nach höhenflügen und allerlei lobbyisten kochen ihr süppchen in berlin, hannover oder münchen. schade eigentlich, die gelegenheit wäre so gut.
    stoiker*in bin ich schon lange, ich mache das was mir möglich ist, mit dem anderen finde ich mich ab, warte ab und hoffe immer noch auf gutes.
    liebe grüße
    mano

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  16. Liebe Astrid,

    vielen Dank auch für diese Gedanken und Denkanstöße. Die #corontäne macht viel mit einem. Glücklich diejenigen, die ihren Humor nicht verlieren und nicht verzweifeln.

    Liebe Grüße

    Anni

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  17. Uff, da musste ich jetzt aber lange bei dir "zurückspulen", bis ich endlich deinen (in deinem Kommentar bei mir erwähnten) Post vom 4. Mai gefunden habe. ;-)
    Du schreibst ja so irrsinnig viel und so interessant, klug, engagiert...ich komme nur leider nie dazu es zu lesen :-(
    Ich mag nicht so viel Zeit am Handy verbringen (tu es aber dann leider dennoch...). Aber wenn ich dann mal wieder bei dir reinschaue, dann bin ich überwältigt! Du bist schon eine ganz schön tolle, besondere Frau!!!
    Liebe Grüße Andrea

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst!

Ich wünsche mir allerdings nach wie vor, dass ein Name am Ende des Kommentars steht.
Da die anonymen namenlosen Kommentare zuletzt wieder zugenommen haben, hier der ausdrückliche Hinweis:

Ich werde sie ab jetzt wieder konsequent NICHT freischalten.

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