Donnerstag, 19. Dezember 2019

Great Women # 204: Anita Augspurg

Wer mit der Geschichte der deutschen Frauenbewegung vertraut ist, hat sicher ihren Namen schon gehört. Weil sich morgen ihr Todestag zum 76. Mal jährt, fand ich es eine gute Gelegenheit, sie hier vorzustellen und sie noch mehr Menschen in Erinnerung zu rufen ( und vielleicht auch näherzubringen ) und das doch oft karikaturenhaft - verzerrte Bild von ihr zurechtzurücken. Die Rede ist von Anita Augspurg. 

Anita Theodora Johanna Sophie Augspurg wird am 22. September 1857 in der norddeutschen Kleinstadt Verden an der Aller, damals noch im Königreich Hannover gelegen, in eine Familie geboren, die mütterlicher- wie väterlicherseits seit mehreren Generationen Mediziner und Juristen hervorgebracht hat.

Verden/Aller, ca. 1850
Die Familie lebt An der Grünen Straße 19 in der gutbürgerlichen Süderstadt Verdens, was auf einen gewissen Wohlstand hindeutet.

Anita ist das jüngste von insgesamt fünf Kindern, sieben Jahre nach dem jüngsten Bruder Diedrich, vierzehn Jahre nach der ältesten Schwester Auguste geboren. Ihr Vater Wilhelm Moritz Augspurg, ein engagierter bürgerlich-liberaler Jurist, wegen seiner politischen Aktivitäten 1848 in Festungshaft gewesen, ist seit fünf Jahren Anwalt am königlich-hannoverschen Obergericht und Notar. Ihre Mutter Augustine Langenbeck stammt aus einer Mediziner- und Pastorenfamilie und lässt ihren Kindern – auch den Mädchen – "völlige Freiheit, sich nach eigenen Vorstellungen zu entwickeln". Anita streift gerne mit dem Familienhund Tell durch die Allerwiesen oder klettert auf den Bäumen im großen elterlichen Garten herum. Ihre spätere Liebe zu Pferden ist damals entstanden.

Anita kann schon lange vor Schulbeginn lesen, schreiben und stricken dank der ältesten Schwester, die an ihr ihre pädagogischen Ambitionen auslebt. Von 1864 bis 1873 besucht sie dann aber die private "Pensions- und Unterrichtsanstalt für Töchter" der Schwestern Eleonore und Henriette Hertzig am Rande des "Fischerviertels". Das nahe beim Elternhaus gelegene Domgymnasium bleibt ihr verschlossen, denn zur damaligen Zeit ist man der Meinung, dass Mädchen keiner gymnasialen Erziehung bedürfen, da sie ja für  Familie und Haushalt und nicht für einen Beruf geschaffen sind ( erst 1965 nimmt das renommierte Institut Mädchen auf ). Diese Schule pflegt die standesgemäße Unterrichtung "höherer Töchter", wozu auch das Lesen klassischer deutscher Dichtung und Englisch und Französisch gehören. Anita ist anfangs nicht sehr angetan von der Schule und genehmigt sich selbst immer mal Auszeiten, doch dann entwickelt sie dort die Liebe zum Theater. Später wird sie wohlwollender urteilen und dem Institut attestieren, es habe "die Zusammenhänge der Dinge ( vermittelt), lehrte sie sehen, selbst urteilen."*

Nach dem Abschluss der Schule sitzt Anita in der damals üblichen "Mädchenfalle": Sie will eigentlich kein Leben als bürgerliche Hausfrau und Mutter führen, denn die Ehe der Eltern erlebt sie als unglücklich. Aber ein Leben, wie es Männern zugestanden wird, mit Studium und Beruf, bleibt ihr verwehrt. Dabei ist ihr doch unabhängiges und rationales Denken in die Wiege gelegt worden!

Als "leere, bittere Jahre" wird sie diese Zeit beschreiben, das Leben in der Kleinstadt als "philiströses Elend", denn die "Interesselosigkeit des Milieus" stößt sie ab:
"Rettung schuf nur eine Doppelexistenz, das heißt, das äußere Leben vollzog sich völlig getrennt vom innerlichen. Man atmete, schlief, ass, vegetierte mit in einer Familie, mit Menschen, mit denen man sich ... durch nichts verbunden fühlte."
Solche junge Frauen bezeichnet man in jener Zeit als überspannt, dieses Urteil trifft auch Anita. Die  einzigen Fluchtwege, die ihr bleiben: Fürs Erste die Literatur: Sie liest und studiert die Rollen der klassischen Dramen. Als Zweites ein Aufenthalt bei einem Onkel in Jena. Doch die hohlen Vergnügungen dort bieten dem jungen Mädchen keinen Lebensinhalt. Bleiben nur die Berufe Lehrerin oder Malerin - beide Schwestern haben bereits diesen Ausweg gewählt. Erst einmal löst der Vater, den Anita wohl schätzt, das Problem, indem er sie in seiner Kanzelei gegen Bezahlung Akten kopieren lässt. So erhält sie einen Einblick die Juristerei.

Mit der Volljährigkeit verlässt Anita das Elternhaus, an das sie ohnehin keine engere Bindung hat, und das "Philisterland Verden", um nach Berlin zu gehen. Sie wohnt - anfangs gegen ihren Willen, aber die Sache entwickelt sich erfreulicher als gedacht - bei zwei alten Musiklehrerinnen, die ihre Theaterbegeisterung teilen & mit Freikarten unterstützen.

Sie besucht das Lehrerinnen-Seminar, um in einem Schnellkurs die Ausbildung zu machen. Tatsächlich legt sie schon nach einem halben Jahr die preußische Staatsprüfung für das Lehramt an höheren Mädchenschulen ab und hängt die Vorbereitung an eine Turnlehrerinnenprüfung an, um nicht nach Hause zurückkehren zu müssen. Zum Lehrerinnendasein findet sie sich nämlich nicht wirklich berufen, lieber möchte sie Künstlerin sein. Deshalb nimmt sie zeitgleich mit dem Studium privaten Schauspielunterricht bei der Hofschauspielerin & Sängerin Johanna Frieb-Blumenauer, die als begnadete Actrice gilt. Für die Schauspielerei bringt Anita gute Voraussetzungen mit: ein ausdrucksstarkes Gesicht, eine auffallend schöne, dunkle Stimme und profunde Kenntnis der klassischen dramatischen Literatur.

Zum Glück kann Anita ab diesem Zeitpunkt auch ein von der Großmutter erlassenes Legat in Anspruch nehmen, das ihr die Unabhängigkeit von der Familie möglich macht. Nach drei Jahren Schauspielausbildung geht sie ein Engagement bei den "Meiningern" ein, um das berühmte Tourneetheater nach einem Jahr wieder zu verlassen, denn die Realität dort ist ernüchternd: Ihr eigener künstlerischer Ausdruck ist bei den "Meiningern" nicht gefragt. Ab da wechselt sie jede Spielzeit das Theater: Mal ist sie in Riga, dann in Amsterdam, dann in Altenburg. Ihren größten Erfolg hat sie schließlich in Dresden, wo sie als Gastschauspielerin in einer Hosenrolle einspringt, als sie in Karl Gutzkows ( siehe auch dieser Post ) "Der Königsleutnant" den jungen Goethe verkörpert ( den sie ohnehin zeitlebens verehrt ). 1886 ist mit dem Theater Schluss: Anita möchte endlich mitwirken "am sich vollziehenden Wandel der Dinge in Staat und Gesellschaft".
Anita Augspurg & Sophia Goudstikker

Sie kommt vorübergehend bei ihrer Schwester Amalie unter, die in Dresden eine Kunstschule für Frauen betreibt. In deren Haus lernt sie die acht Jahre jüngere Sophia Goudstikker, Tochter eines jüdisch-niederländischen Kunsthändlers, kennen, ein "gescheites, künstlerisch begabtes und geschäftstüchtiges Mädchen".

Die Malerei gilt in jener Zeit vor allem als ein Zeitvertreib für höhere Töchter, für die junge Sophia, von kleinauf mit Kunst konfrontiert, scheint sie ein echtes Anliegen zu sein. "Wenn es je einen Menschen gab, dem Schönheit Lebensodem war, dann ist sie es."

Anita und Sophia stellen fest, dass sie gemeinsame Interessen und ähnliche Vorstellungen vom Leben haben, eine Ehe für sie nicht in Frage kommt und sie beide nach künstlerischer und finanzieller Unabhängigkeit suchen. Die Beiden kommen sich schnell sehr nahe und fassen einen Plan: Sie wollen gemeinsam ein Fotostudio gründen.

Da die Fotografie damals noch eine recht junge Angelegenheit ist, gibt es keine Restriktionen wie Ausbildungsvorschriften oder Beschränkungen für Frauen. Sie bietet also Freiraum in vielerlei Hinsicht und ist handwerklich durchaus relativ schnell erlernbar. Für Anita ist es die Nische, die sie gesucht hat: Entgegen sämtlichen bürgerlichen Konventionen kann sie als Geschäftsfrau und Bohémienne unabhängig bleiben.
"Von allen Großstädten erschien München als die geistig freieste, wenigstens vorurteilsfreieste Stadt; sie war schön gelegen, künstlerisch von höchster Bedeutung, und es bestanden manche Beziehungen zu ausgezeichneten Persönlichkeiten dort, zu Theater- und Malerkreisen."
Anita Augspurg als Mönch -
Aufnahme aus dem Atelier "Elvira"
München ist am Ende des 19. Jahrhunderts tatsächlich eine der wichtigsten Kunstmetropolen Europas, was der Kulturpolitik unter der Regentschaft von Ludwig I. zu verdanken ist. "Isar - Athen" wird die bayerische Residenzstadt auch genannt.

Im November 1886 treffen die beiden jungen Frauen also in dieser Stadt ein, lassen sich den Winter über als Fotografinnen ausbilden und eröffnen am 13. Juli 1887 in der Von-der-Tann-Str. 15 das Atelier "Elvira". ( Das ist zu dieser Zeit ein echter Modename, gleichnamige Ateliers gibt es schon in Köln, Nürnberg, Regensburg, Wien. )

In München erregt das frisch eröffnete Fotoatelier vor allem Aufsehen wegen seiner weiblichen Leitung. Das sind keine sitzengebliebenen "höhere Töchter", sondern welche, die sich der überlieferten Frauenrolle auch sonst versperren: Sie tragen das Haar kurz ( "Tituskopf" ) und machen aus ihrer Gesinnung wie der Art ihrer Partnerschaft in der Öffentlichkeit keinen Hehl. Dazu fahren sie Fahrrad, reiten im Herrensitz auf ihren Pferden ( ohne Kavaliersbegleitung! ) durch den englischen Garten, tragen Reformkleider, Hosen oder andere, irgendwie männlich geschnittene Kleidung.

Nachträgliche Kolorierung der "Drachenburg"
nach zeitgenössischen Beschreibungen
Ihrem Ruf in der katholischen Residenzstadt schadet es kaum noch, als sie sich 1896 vom Berliner Baumeister August Endell ein Stück Jugendstil-Architektur für ihr Atelier leisten mit einem geschuppten Fabeltier außen und medusenhaftem Schlangendekor im Inneren.

"Polypenrokoko", nennen es die Böswilligen, andere können nicht genug bekommen von dem eigenwilligen Haus in der Von-der-Tann-Straße.

Das Haus gibt es heute nicht mehr, und es existiert nur noch nur eine Schwarz-Weiß-Fotografie.

Obwohl Anita Augspurg ( bis heute ) in den Augen vieler Männer den Typ "gefährliche Suffragette" verkörpert bzw. als scharfsinnige Lesbe gilt, erfolgreich ist sie in München dennoch, und zwar dank ihrer Kundinnen. Die Spezialität des Studios sind nämlich zuerst  Kinderfotos, und damit kann man zufriedene Mütter längerfristig an sich binden. Außerdem verfügen sie über eine gewisse Kompetenz in Sachen Kleidung und Mode. Und das Etikett "Frauenatelier" besitzt auch für Männer einen gewissen Reiz. Da schadet es auch nicht, dass ihre Foto - Porträts eher konventionell in der Gestaltung sind; Schriftstellerinnen & Denkerinnen bilden sie allerdings in Männerposen ab, so à la "Der Denker" oder am Schreibtisch sitzend. Die Schriftstellerin Emma Merk - damals eine herausragende Persönlichkeit in München - lässt sich als eine der Ersten fotografieren, Marie Haushofer, eine Malerin, Lou Andreas-Salome, Ricarda Huch, Helene Böhlau sind unter den Porträtierten. Auch Schauspielerinnen und Schauspieler, Opernsängerinnen und - sänger drängen sich vor ihre Kamera. Auf die Dauer gilt es als angesagt, sich im Atelier "Elvira" fotografieren zu lassen. Und der Glamour der Kundschaft färbt ab, das Atelier prosperiert.

Gleichzeitig bekommt es aber auch eine ganz andere Funktion: als Keimzelle der Frauenbewegung in München.:

1888 begründen Anita und Sophia begeistert den Münchner Ableger des Frauenvereins "Reform" der Weimaranerin Hedwig Kettler, 1891 in "Frauenbildungsreform" umbenannt, als Anita gar in deren Vorstand gewählt wird. Die ist schon aufgrund eigner Erfahrung "schärfste Gegnerin aller Bildungs - Surrogate für Frauen". Ihr reger Verstand will die gleichen Rechte wie ein Mann, und der Verein hat auf seine Fahnen geschrieben, auch für Mädchen Gymnasien zu schaffen.

Als das erste auf Initiative der "Frauenbildungsreform" im September 1893 in Karlsruhe eröffnet wird, hält Anita die Eröffnungsrede. Mit ihrer tollen Stimme wird sie bald eine gefragte Rednerin, und sie geht auf mehrere ausgedehnte Vortragsreisen. Die sind vor allem der Münchner Polizei ein Dorn im Auge, und die Frauen werden einbestellt und auf das bayerische Vereinsgesetz hingewiesen. ( Frauen ist nach den bayerischen wie preußischen Gesetzen seit 1850 der Beitritt zu politischen Vereinen verboten. Später wird Anita den Verein in eine "Gesellschaft zur Förderung der geistigen Interessen der Frau" umwandeln, was dann statthaft ist.  )

Von links nach rechts:
Anita Augspurg, Marie Stritt, Lily von Gizycki ( die später unter dem Namen Lily Braun sehr bekannt wird), Minna Cauer und Sophia Goudstikker (1894)
















Die Arbeit im Atelier reduziert Anita. Das liegt aber sicher zum Teil auch an der wachsenden Entfremdung zwischen ihr und Sophia, deren Art, Geschäft und Alltag zu regeln ihr "unerträglich" wird...

1893, als Sechsunddreißigjährige, entscheidet sie sich dann relativ spontan, aus München fortzugehen zu einem Studium der Staatswissenschaften in Zürich, denn dort können sich Frauen seit 1867 als Studentinnen immatrikulieren. Gründe gibt es mehrere: Zum einen ist es durch die Familiengeschichte bedingt, zum anderen möchte sie das Recht auf ein Frauenstudium nicht nur fordern, sondern auch selbst ins Anspruch nehmen. Und drittens findet sie, sollten Frauen die notwendigen juristischen Kenntnisse besitzen, damit dies nicht ein männliches Privileg bleibt. Den letztendlichen Anstoß gibt ihr Käthe Schirmacher, die auf dem Weg nach Zürich zu ihrer Promotion in München vorbeischaut. In Zürich lehrt außerdem Emilie Kempin- Spyri, die erste Juristin der Schweiz und eine Sensation in Europa.

Im Wintersemester 1893/94 mietet Anita sich also in Zürich - Oberstrass ein Zimmer und besucht die Vorlesungen, gemeinsam mit Rosa Luxemburg übrigens, mit der sie sich im "Internationalen Studentinnenverein" engagiert, und mit Anna Mackenroth, mit der sie in der "Frauenbildungsreform" agiert und den "Schweizerischen Verein Frauenbildungsreform" gründet. Ihr wichtigstes Studienziel ist allerdings, ihr juristisches Wissen sehr schnell für die Politik nutzbar zu machen. Im Deutschen Reich arbeitet man nämlich seit 1873 an einem Bürgerlichen Gesetzbuch, und Anita Augspurg möchte dafür kämpfen, dass dieses gleichermaßen für Frauen wie für Männer gilt.

In ihren Erinnerungen wird sie festhalten: "Das Studium in Zürich war eine ungetrübt glückliche Zeit."

Zum Wintersemester 1895/96 wechselt Anita nach Berlin. Dort sind zum ersten Male an der Friedrichs - Wilhelm - Universität Frauen als Gasthörerinnen erlaubt - mit entsprechender Genehmigung des Rektors und des vortragenden Professors. Anita legt Wert auf Kenntnisse des deutschen Privatrechts und der deutschen Rechtsgeschichte. Der Dozent, bei dem sie Privatrecht hört, ist allerdings der Ansicht: "Sorgen wir vor allem, dass unsere Männer Männer bleiben." 

Die meiste Zeit ist sie jedoch nicht im Hörsaal anzutreffen, sondern auf Reisen, um ihre Position zum Entwurf des Bürgerlichen Gesetzbuches unter die Leute, besonders die Frauen, zu bringen: "Die Gesetze, die uns der Mann vorschreibt, werden immer zu seinen Gunsten ausfallen müssen", so formuliert es Mitstreiterin Marie Stritt.

Minna Cauer (links), Lida Gustava Heymann

Schon vor dem Umzug zum Studium hat Anita Augspurg auf der Internationalen Frauenkonferenz in Berlin Lida Gustava Heymann kennengelernt, die später sich erinnern wird, wie die zehn Jahre Ältere sie auch von ihrer Erscheinung her beeindruckt hat. Diese erste Begegnung scheint bei beiden emotionale Verwirrungen hervorgerufen zu haben, denn frau beschließt, niemals zusammenzuziehen.

Nach Abschluss ihrer Promotion im Wintersemester 1896/97 kehrt Anita als erste deutsche promovierte Juristin nach Berlin, zurück, obwohl ihr die Stadt bzw. Preußen verhasst sind. Doch sie sieht die Notwendigkeit, die Sache der Frauen voranzubringen. Und das geht nur in der Hauptstadt.

In Berlin lebt sie zunächst bei Minna Cauer, Vorsitzende des als radikal geltenden Berliner Vereins "Frauenwohl", und mit ihr gilt sie alsbald als unzertrennliches Paar. Über die persönliche Beziehung der Beiden ist kaum etwas bekannt, doch scheint Minna sich mehr erhofft zu haben. Was bleibt ist die enge Zusammenarbeit bei der Herausgabe der "Frauenbewegung", für deren erste Ausgabe Anita schon 1895 ihren ersten Beitrag verfasst hat, der später zum Credo der jungen radikalen Richtung der bürgerlichen Frauenbewegung werden wird. Ab 1899 hat sie eine eigene Beilage zur Zeitschrift namens "Parlamentarische Angelegenheiten und Gesetzgebung".

Sophia Goudstikker ist im Sommer der Jahrhundertwende zu ihrer neuen Lebenspartnerin Ika Freudenberg in ein Jugendstilhaus in der Königinstraße 3a gezogen, Anita Augspurg verbringt ihn im Kloster Schäftlarn. In der Erinnerung an die frühere Lebens- und Arbeitsgemeinschaft mit Sophia bleibt nur die Feststellung, "dass sie einem jungen Mädchen helfen wollte, dass aus unerfreulichen Familienverhältnissen zu ihr geflüchtet war."

Den Winter über findet man Anita dann wieder in Berlin, wo sie "den weiblichen Standpunkt nach und nach in alle Bereiche des Alltags und des öffentlichen Lebens" einbringen will, darunter zu so divergenten Themen wie Reformkleidung und das Recht der Reiterin, im Herrensitz zu reiten, aber auch Fragen des Mutterschutzes oder die Situation obdachloser Frauen zum Beispiel. Wesentlich ist ihr allerdings, für alle Rechtsgebiete einen eigenen Rechtsstandpunkt für Frauen zu formulieren.

Nachdem am 1. Januar 1900 das Bürgerliche Gesetzbuch in Kraft getreten ist, welches keine Abänderung des bisherigen bürgerlichen Eherechts bringt - so bleibt es dabei, dass die Ehefrau keinen Anspruch hat auf eine finanzielle "Errungenschaft", obwohl sie im Haushalt oder Geschäft des Ehemannes arbeitet - und damit keine zivilrechtliche Besserstellung der Frauen, sieht es die Juristin Augspurg als ihre vorrangigste Aufgabe an, mittels Rechtskursen Frauen zu befähigen, die wenigen Rechte, die ihnen zugestanden werden, auch tatsächlich auszuschöpfen.

Als ungeheurer Skandal wird in der Gesellschaft des Kaiserreiches aufgenommen, dass Anita zum Boykott der bürgerlichen Ehe aufruft, weil diese den "Verzicht auf ihre Rechtsexistenz" für die Frau mit sich bringt. Ein "Shitstorm" - so würden wir das heute nennen - sondergleichen bricht über sie herein.

Anita & Lida 1913
Die einzige Alternative sieht Anita Augspurg in der freien Ehe. Sie veröffentlicht ihre Gedanken zur Veränderung des Geschlechterverhältnisses und bedient sich dabei der Ideen & Vorstellungen eines Charles Darwin oder des Rassehygienikers Alfred Ploetz - allerdings wendet sie deren Ansichten so, dass die sexuelle Selbstbestimmung der Frau sowie ihre Gesundheit Vorrang haben solle vor dem Interesse des Staates an einer hohen Geburtenrate. Sie fordert eine Mutterschaftsrente, ist aber in Bezug auf den Geschlechtsverkehr päpstlicher als der Papst sozusagen, denn der solle nur dem Zweck der Fortpflanzung dienen. Die Liebe - das bleibt für Anita das "Geheimnis zweier Menschen". 

Und so handhabt sie es ihr ganzes Leben: Kein Wort zur weiblichen Homosexualität wird von ihr zu hören sein, keines zu der Art ihrer lebenslangen Beziehung zu Lida Gustava Heymann. Auch als 1910 die Strafbarkeit der Homosexualität ( §175 RSTGB ) auf Frauen ausgedehnt werden soll äußert sich Anita nicht.
Lida Gustava Heymann, 1868 in eine Hamburger Großkaufmannsfamilie hineingeboren und unglücklich, da isoliert, in einer Millionärsvilla mit Privatlehrern und Erzieherinnen aufgewachsen, hat ebenfalls davon geträumt, Künstlerin zu werden und entschieden, niemals zu heiraten. Finanziell unabhängig durch ein Erbe, bezieht sie mit 28 Jahren eine eigene Wohnung und setzt vor Gericht durch, dass sie die im Testament des Vaters festgelegte Nachlassverwaltung seines Vermögens tatsächlich wahrnehmen kann. Von ihrem Geld hat sie in der Hamburger Paulstraße eine Art soziales Frauenzentrum eingerichtet. Als Vorsitzende des Hamburger Zweiges der "Internationalen Abolitionistischen Föderation" verklagt sie den Senat wegen der gesetzwidrigen Duldung von Bordellen und wendet sich gegen die "geschlechtliche Sklaverei, die direct auf einem Teil der Frauen, indirekt auf allen Frauen lastet." 
Mittlerweile haben sich in der bürgerlichen Frauenbewegung Deutschlands Konflikte und Richtungsstreitigkeiten entwickelt, die diese schließlich in zwei Lager spalten. Anita gehört gemeinsam mit Lida Heymann und Minna Cauer zum Kern des radikalen Flügels, dessen Ziel das Frauenstimmrecht in absehbarer Zeit ist. Organisiert sind sie im "Verband fortschrittlicher Frauenvereine (VFF)".

1902 gründen die Beiden - eine Lücke im deutschen Vereinsrecht nutzend - den "Deutschen Verein für Frauenstimmrecht", der das allgemeine, freie, gleiche und geheime Wahlrecht für Frauen und Männer fordert, was anderen Frauen, auch Freundinnen der Beiden, zu weit geht.

1904 wird Anita in den Vorstand des "Weltbundes für Frauenstimmrecht" gewählt. Seit 1907 gibt sie die Publikation "Zeitschrift für Frauenstimmrecht" heraus. Sie fordert immer wieder die Frauen auf, die Lücken im Vereinsrecht zu nutzen und in Parteien einzutreten. Für sie selbst kommt ein solcher Eintritt in die SPD - der einzigen Partei, die die volle politische Gleichberechtigung der Frauen unterstützt - nicht in Frage, weil für sie die wesentliche gesellschaftliche Frage die Unterdrückung der Frauen ist und nicht der Klassenkampf.

In einem Prozess 1907 wegen angeblicher Beleidigung von Schutzmännern und Falschmeldungen über Einsätze der Hamburger Polizei gelingt es Anita Augspurg, die Polizei und ihre Machenschaften an den Pranger zu stellen. Das Presseecho damals ist enorm und verschafft ihr einen noch größeren Bekanntheitsgrad.

Nach dreijähriger, immer enger werdender Zusammenarbeit mit Lida, erklärt Anita gegenüber Minna Cauer die Beziehung zu ihrem "Bund fürs Leben". Ab 1904 leben sie im Gartenhaus der Kaulbachstraße 12 in München, im Sommer im Kloster Schäftlarn. 1907, nach dem Verkauf ihres Anteils am Atelier "Elvira", lassen sich die Frauen ein Haus in Irschenhausen im Münchner Umland bauen. Später erwirbt das Paar ( das wegen seiner Ablehnung der "brutalen Schlacht- und Schächtmethoden" vegetarisch lebt ) den "Siglhof" in Peißenberg, um dort Landwirtschaft zu betreiben. Nachdem es zweimal innerhalb von 5 Jahren einen Brandanschlag auf den Hof gegeben hat, geben sie ihn wieder auf. Anfeindungen sind sie ja gewohnt, doch das können sie nicht mehr hinnehmen.

Frauenstimmrechtskongress in München, Anita Augsburg mit weißem Hut & Jacke (1913)






Als im Juli 1914 der erste Weltkrieg ausbricht, steht das Paar mit seiner scharfen Kritik am Krieg in der völlig euphorischen Stimmung der Nation, ja sogar in den Frauenrechts- und Intellektuellenkreisen, nahezu allein da. Als Mitbegründerin der "Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit" (IFFF) richtet Anita im Gartenhaus in der Kaulbachstraße deren Münchner Zentrale ein. Die Treffen dort muss sie als Teestündchen tarnen.

Beide Frauen gehören auch zu den Organisatorinnen des "Internationalen Frauen-Friedenskongresses" 1915 in Den Haag. Vom 28. April bis zum 1. Mai tagen die Frauen dort und fordern u.a. die "Allgemeine Abrüstung", "Ausschaltung der Privatinteressen an der Waffenproduktion", "schiedsgerichtliche Austragung und Vergleich aller internationaler Streitigkeiten" sowie "Gleichstellung der Frauen auf allen Gebieten" ( der letzte Punkt ist auf Anitas Antrag aufgenommen worden ). Die Resolution wird vierzehn Regierungen, darunter der deutschen, überreicht.

"Vaterlandsverräterinnen" schimpft man sie bei ihrer Heimkehr. Selbst andere Frauenbewegte wie Gertrud Bäumer greifen sie an, isolieren die Pazifistinnen oder ziehen sie ins Lächerliche. Trotz behördlicher Verbote und harter Schikanen - Anita erhält als Pazifistin ein Publikations- und Redeverbot & ihre Post wird kontrolliert - setzen die beiden Frauen während des Krieges ihre pazifistischen Aktivitäten engagiert fort.

Als am 8. November 1918 in München die Bayerische Republik proklamiert und in Bayern das Frauenwahlrecht eingeführt wird, gehört Anita Augspurg dem "revolutionären Zentralarbeiterrat" und später dem Rätekongress an. Eine kurze glückliche Zeit voller Aktivitäten, der die 61 Jahre alte Anita nach Lidas Eindruck verjüngt.

Aber am 21. Februar 1919 ist diese Aufbruchstimmung bereits wieder zunichte gemacht, als Kurt Eisner auf dem Weg zur Eröffnung des Bayerischen Landtages erschossen wird. Anita ist von diesem - einem von vielen im ersten Halbjahr 1919 - Mord am meisten erschüttert. Im Mai des Jahres ist dann das Experiment "Bayerische Räterepublik" Geschichte, in Bayern herrschen wieder reaktionäre Politiker, für die die Frauen an den Herd gehören. Anita und Lida empfinden Zürich, wohin sie zu einem Kongress des IFFF reisen, als wohltuende "Oase".

In der Weimarer Zeit erhebt Anita Augspurg dennoch weiter ihre Stimme und kritisiert politische Missstände in der von ihr mitherausgegebenen feministisch-pazifistischen Monatsschrift "Die Frau im Staat" und in anderen Publikationen und bezieht eindeutig Stellung gegen den wachsenden antisemitischen Terror.

Schon vor der Jahrhundertwende haben die beiden Frauen diese antisemitische Hetze am eigenen Leibe zu spüren bekommen, als die Frauenbewegung generell als "jüdisch" diffamiert, sie selber als Jüdinnen bezeichnet worden sind. Nahtlos knüpfen die Nationalsozialisten nun  in den 1920er Jahren daran an und übernehmen die falschen Behauptungen. Hinzu kommt zu den verbalen Attacken die besondere Brutalität und Gewalttätigkeit der Nazis.

Öffentliche Versammlungen der IFFF werden von ihnen ab 1920 gezielt attackiert. Ein besonders brutaler Übergriff ereignet sich im Januar 1923, als fünfzehn mit Schlagringen und Knüppeln bewaffnete "Hitler-Faschisten" eine Mitgliederversammlung sprengen und dabei eine Frau schwer verletzen. Das veranlasst Anita und Lida an der Spitze einer Frauendelegation, der unter anderem die Gründerin des "Katholischen Frauenbundes", die Landtagsabgeordnete Ellen Ammann angehört, beim bayerischen Innenminister Franz Xaver Schweyer (BVP) vorzusprechen und von ihm die Ausweisung Hitlers zu fordern. Schweyer schließt sich ihrer Meinung an, kann sich aber mit seiner Haltung gegenüber anderen Parteivorsitzenden nicht durchsetzen. Noch im selben Jahr unternimmt Hitler seinen Putschversuch. Schweyer wird entlassen. Ab da werden die Frauen und er ganz oben auf der Liste der nach der Machtergreifung zu liquidierenden Personen stehen.

1924 in Amerika
Auch in den folgenden Jahren bleibt Anita dauerhaft Zielscheibe der völkisch-nationalen Hetze:

Als am 13. Januar 1932 die Münchner Ortsgruppe der Frauenliga im Hotel Union in der Barerstraße eine Friedenskundgebung veranstaltet, bei der auch Erika Mann als Gastrednerin auftreten soll, wird diese Veranstaltung von SA-Männern gestört.

Auch die rechte Presse verfolgt eine Hetzkampagne gegen die Mitglieder der pazifistischen Frauenbewegung ohnegleichen. Nach einem pazifistischen Vortrag Anitas in London puschen sie diese Rede zum "Augspurg-Skandal" hoch.

In der Inflationszeit haben Anita und Lida einen Teil ihres Vermögens verloren und sehen sich gezwungen, ihren Alterssitz zu verkaufen. Dadurch gewinnen sie aber auch Bewegungsfreiheit, die sie für Reisen nach Nordafrika, Nordamerika und europäische Länder nutzen. In den europäi­schen und amerikanischen Großstädten verbinden sie ihre Reiselust jeweils mit ihrem politischen Engagement und treffen überall andere Pazifistinnen. Mit siebzig bzw. sechzig Jahren machen auch beide den Führerschein, um mit dem eigenen Auto reisen zu können. Ihr erstes Ziel ist für die lebenslange Goetheverehrerin Anita natürlich Weimar.

1927
Am 22. Januar 1933 treten die beiden Frauen ihre traditionelle Winterreise in den Süden an, ohne daran zu denken, dass es eine Reise ohne Wiederkehr sein wird: Am 30. Januar 1933 wird Adolf Hitler Reichskanzler, da befinden sie sich  gerade auf Mallorca. Aus berechtigter Vorsicht kehren sie nicht nach München zurück, sondern setzen die Reise nach Oman, Algier und später Italien fort. Anfang April fahren sie in die Schweiz zu einer Konferenz der Internationalen Frauenliga und sehen ihre Situation noch gelassen.

Nachdem ihr gesamtes Eigentum inklusive Grundbesitz, Bankdepots, Leibrenten durch die Nazis zugunsten des Landes Bayern konfisziert worden sind, sind die beiden Frauen einkommenslos, und durch die Schweizer Flüchtlingsbestimmungen ist Anita "zum Schweigen verdammt", d.h. sie kann sich kaum durch Schreiben von Artikeln ein kleines Einkommen verschaffen. Finanzielle Zuwendungen erhalten sie durch die Liga und von Flüchtlingsorganisationen, wohnen können sie vorerst bei Freundinnen und Freunden.

Eine ab 1934 betriebene Ausbürgerung und Aberkennung der Staatsangehörigkeit verläuft im Sande. Aber selbst die "Drachenburg", das vormalige Atelier "Elvira", entgeht nicht der Rache der Nazis: Hitler selbst ordnet an, dass der "von ihm verhasste Jugendstildrache herausgehauen" wird und "die hässliche und im Straßenbild sehr störend wirkende Fassade" verschwindet ( den Rest besorgen die Bomben 1944 ).

Resignation lässt Anita vorerst nicht aufkommen: Sie tritt selbstbewusst gegenüber den Schweizer Behörden auf, korrespondiert über Deckadressen mit den in Deutschland verbliebenen Mitarbeiterinnen der IFFF, setzt sich für ein Wirtschaftsboykott Deutschlands plus Waffenembargo ein ( was in der Liga nicht unumstritten ist ).

Doch mit den fortschreitenden Jahren im Exil macht sich deprimierende Lähmung breit:
"Sinn und Ziel unseres Lebens war: Für Freiheit, Gerechtigkeit und Gleichheit in völliger Öffentlichkeit zu wirken. Diese Basis war verloren. Häufig überkam uns die Empfindung, als hätten wir uns selbst überlebt, als seien wir lebend gestorben."
Lida links, Anita rechts (1937)
Ab Ende 1937 ist die mittlerweile achtzigjährige Anita nicht mehr in der Lage, ihr Leben selbständig zu bewältigen, muss immer wieder länger, geplagt von Fieber und Lungenentzündungen, im Bett liegen. Unfälle mit Knochenbrüchen schwächen sie zudem, eine Alters - Gewebetuberkulose verursacht in der rechten Hand qualvolle Schmerzen und alles zusammen nimmt ihr ihre Unabhängigkeit. Sie lebt nur noch in der Vergangenheit und verfasst schließlich gemeinsam mit Lida als Schriftführerin ihre Lebenserinnerungen "Erlebtes – Erschautes". 1941 ist diese Arbeit abgeschlossen, eine Veröffentlichung aber unmöglich.

Anfang 1943 erkrankt dann die langjährige, jüngere Lebensgefährtin, die bis dato Anitas Pflege organisiert hat, an Krebs, der nicht mehr heilbar ist. In der gemeinsamen Wohnung stirbt sie im Juli des gleichen Jahres. Mit der Freundin verliert Anita Augsburg ihren Lebenswillen. Am 20. Dezember 1943 schließt auch sie in Zürich für immer die Augen. Sie wird wie Lida Heymann auf dem Friedhof Fluntern in Zürich beigesetzt.

Nach 1945 gerät Anita Augspurg erst einmal völlig in Vergessenheit und wird erst von der Neuen Frauenbewegung wiederentdeckt. 1972 erscheint endlich "Erlebtes – Erschautes" in der Bundesrepublik.

In mehreren deutschen Städten werden in der Folgezeit Straßen & Plätze nach Anita Augspurg benannt, unter anderem in ihrem Geburtsort Verden. In Zürich wird 1993 zu ihrem 50. Todestag eine Gedenktafel für sie und Lida Gustava Heymann enthüllt. Seit 1994 vergibt die Stadt München den Anita-Augspurg-Preis zur Förderung der Gleichberechtigung von Frauen, die IFFF zusammen mit der Stadt Verden seit 2017 einen gleichnamigen Preis für für Frauen, die sich in ihren Heimatländern für Frieden und Gerechtigkeit einsetzen. Im Fernseh-Dokudrama "Die Hälfte der Welt gehört uns – Als Frauen das Wahlrecht erkämpften" von 2018 wird Anita Augspurg von Johanna Gastdorf dargestellt.



Was hat mir die Beschäftigung mit Anita Augspurg gebracht? Auf jeden Fall ist mir noch einmal deutlich geworden, wie viel Mut, Tatkraft und Einsatz, was für Aktionen und Reden vonnöten waren, um uns heutzutage ein gleichberechtigteres Leben als Frau zu ermöglichen. Viele der Gedanken Anita Augspurgs sind bis heute noch nicht immer vollständig verwirklicht.

Der Kahlschlag der Nationalsozialisten hat uns ja die Erinnerung an unser feministisches Erbe gründlich genommen, und diese Unkenntnis scheint immer noch wirksam zu sein. So wie der Hass auf Frauen weiterhin wuchert, der von ihnen damals in besonders übler Weise geschürt worden ist ( aber in Wirklichkeit noch viel älter ist ), wenn ich allein an die Umgangsformen mit Frauen in den sozialen Medien wie in der Realität denke, die sich heute in der Öffentlichkeit äußern. Da braucht man gar nicht mal so rebellisch im Denken und Handeln zu sein wie Anita, um als Frau vielfältig verunglimpft, bedroht, eingeschüchtert zu werden.

Anita Augspurg hat damals nicht für die Frauenrechte gekämpft, damit man sich heute an sie erinnert, sie hat es getan, weil es für sie das absolut Richtige und Notwendige war und wir profitieren davon. Es wäre alleine aus diesem Grunde schön, wenn sie in unserem Gedächtnis den Platz inne hätte, den sie sich verdient hat.





* Die Zitate sind der rororo - Monographie von Christiane Henke entnommen 

7 Kommentare:

  1. Auch ich hatte bislang noch nichts von Anita Augspurg gehört. Es ist schlimm, dass diese Frauen so in Vergessenheit gerieten, denn ihre Ziele sind noch immer nicht vollständig erreicht.
    Liebe Grüße
    Andrea

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  2. Anita Augspurg hätte es noch erleben sollen, dass in München ein Frauenpreis nach ihr benannt wird! Von wegen sich überlebt und lebend gestorben...!
    Schade, dass solche Frauen erst immer tot sein müssen, dann vergessen und dann endlich ihrer sich erinnert wird und ihrem großartigem Vordenken und Vorhandeln. Sie war sowas von Avantgarde und klug. Allein schon, dass sie die Gesetzgebung juristisch austricksen konnte, so strategisch und genial.
    Danke für Dein ausführliches und wunderbar geschriebenes Portrait dieser Frau und ihrer Mitstreiterinnen. Wir müssen wachsam sein, diese Errungenschaften zu halten.
    GlG Sieglinde

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  3. wow
    da hast du wieder ein pralles Frauenleben "ausgegraben"
    ich staune immer wieder wie "umtriebig" diese Frauen waren
    waren doch Reisen ect. mit vielen Mühen verbunden
    trotzdem ist sie ja sehr alt geworden
    und wie selbstverständlich damals Frauen diekriminiert wurden
    nur weil sie gleiche Rechte forderten
    leider ist das heute wieder auf dem Vormarsch
    ich habe wie immer mit Spannung gelesen
    dankeschön

    liebe Grüße
    Rosi

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  4. Wieder so ein spannender Lebensweg einer Frau. Ich hatte auch keine Ahnung von ihr, leider... Danke dir für das lebendige Porträt. Herzlichen Gruß Ghislana

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    1. Ah, ich war schon hier, wie gut... Auch da freue ich mich, auf die Serie neuer Porträts in diesem Jahr... Lieben Gruß Ghislana

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  5. Wunderbar, dass Du ihr Leben so ausführlich schilderst. So viel Kraft in einer so schwierigen Zeit. Und letztendlich haben wir Frauen das wirkliche Ziel noch nicht erreicht.
    LG
    Magdalena

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  6. Wundervoll erzählt... was für eine mutige, wie tatkräftige Frau.
    Und an das Haus mit dem Drachenkopf kann ich mich noch erinnern. Ich meine es als Kind öfter im Bild gesehen zu haben. Ich habe dieses Haus geliebt, ein bisschen gefürchtet aber zugleich auch bewundert.

    Grüßle von Heidrun

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst!

Ich wünsche mir allerdings nach wie vor, dass ein Name am Ende des Kommentars steht.
Da die anonymen namenlosen Kommentare zuletzt wieder zugenommen haben, hier der ausdrückliche Hinweis:

Ich werde sie ab jetzt wieder konsequent NICHT freischalten.

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