Freitag, 6. September 2019

Ein Schimmer von Freiheit auf saudische Art

Jeder, der meine freitäglichen Raif-Badawi- Posts liest, weiß inzwischen, dass "das saudische Königshaus ein Imageproblem (hat), das noch größer ist als das von Trump. Schlagzeilen machten unter anderem der heimtückische Mord am Regimekritiker Jamal Ka­shoggi, die Auspeitschungen des kritischen Bloggers Raif Badawi sowie die Raubpiraterie, die die Saudis mit dem TV-Sender beoutQ zum Verdruss der Katarer (beInSPORTS) betreiben", so Markus Völker in einem Beitrag in der "TAZ" am Mittwoch dieser Woche.

©ap

Und weiter schreibt er: "Die Saudis mögen dem Nachbarn Katar schaden wollen, aber eines haben sie jetzt von ihm gelernt: dass man mit Sportevents einen Schleier über die moralischen Dreckecken des Landes legen und trotz der Durchschaubarkeit des Unterfangens für die gewünschte Volksbelustigung sorgen kann. "

"Sportwashing" nennt er dieses manipulative Verfahren, das mit dem Import von im Westen erfolgreichen Sportformaten wie Profisportligen, Wrestling und der Olympiade die Bevölkerung mit den nötigen "Spielen" versorgen soll. Aber auch ans "Brot", besser gesagt an den eigenen Geldbeutel, ist dabei gedacht, denn es sollen damit auch ökonomischer Potenziale jenseits des Erdöls erschlossen werden. So sollen allein 40.000 neue Jobs im Sportbusiness entstehen, Investoren angelockt und das viele Geld der Saudis, das sie ansonsten im Ausland ausgeben, im Land gehalten werden.

Um das auf die Wege zu bringen hat Kronprinz Mohammed bin Salman 2016 einen Sportentwicklungsfonds auflegen lassen und Prinzessin Reema bint Bandar al-Saud ist Mitglied im Internationalen Olympischen Komitee geworden sowie in der führenden Sportorganisation ihres Landes, der Saudi General Sports Authority ( und im übrigen seit Juli dieses Jahres die Botschafterin ihres Landes in den USA ). Die amerikanische Beratungsfirma Churchill Ripley Group ist ihr und den saudischen Interessen behilflich.

Die Prinzessin nutzt jede Gelegenheit, neben den sportlichen Themen immer wieder herauszukehren, dass ihr Heimatland in puncto Gleichberechtigung und Menschenrechte gar nicht so schlecht wie sein Ruf sei. Zu den Fällen von inhaftierten Frauenrechtlerinnen in ihrem Land kommt von ihr hingegen nur das Statement, dass es sich dabei nur um "Fragen der nationalen Sicherheit" handele. 

Die sportive Charme­offensive hat zuletzt auch dazu geführt, dass der  (deutsche) THW Kiel an einer Klub - WM in Dammam teilnahm, so ganz ohne Protest ( ganz anders als beim FC Bayern 2015 ). "Diese Europäer kämpfen mit stumpfem Schwert", so Markus Völker. Und das ist den Saudis in vielerlei Hinsicht klar... 


3 Kommentare:

  1. Es gibt ja kaum was Politischeres als den vermeintlich unpolitischen Sport. Ich glaube das war schon im alten Olympia so, als ja auch nur Männer mitmachen durften. Das ist schließlich auch eine massive politische Ansage. Gelder fließen auch reichlich und Intrigen und Lügen gibts auch massenhaft. Dennoch möchte man an das Gute und Reine im Sport nur zu gern glauben... wenigstens da soll die Welt doch in Ordnung sein.
    Dieses Image nützen die Saudis nun mit Sportwashing (wieder was dazu gelernt!), nachdem sie es mit der Kunst anscheinend nicht so haben. Ein Super-Museum wie in Abu-Dhabi wäre ja auch ein Super-Image-Booster...
    Und dann eine saudische Frau Prinzessin im Olympischen Komittee, auch ein toller Coup. Sie wird es genießen, endlich weniger unter Kontrolle zu sein.

    Den inhaftierten Frauen und Männern bringt es leider nichts. Sie fallen einfach unter "Fragen der nationalen Sicherheit" und damit aus der Öffentlichkeit.
    Frauen und Männer, die keine Gewehre verwendet haben, sondern nur Worte...
    GlG Sieglinde

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  2. Diese Verlogeneheit ist wahrhaftig zum Heulen. Und die Feigheit unserer Politiker, Sportfunktionäre etc. gleich dazu. Knurrende Grüße, Eva

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  3. ..und immer wieder gibt es Menschen die darauf reinfallen
    oder die Augen zu machen
    so nach dem Motto..
    ich will doch nur spielen .. :(

    liebe Grüße
    Rosi

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst!

Ich wünsche mir allerdings nach wie vor, dass ein Name am Ende des Kommentars steht.
Da die anonymen namenlosen Kommentare zuletzt wieder zugenommen haben, hier der ausdrückliche Hinweis:

Ich werde sie ab jetzt wieder konsequent NICHT freischalten.

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