In den letzten Monaten...

... gibt es auf dieser Welt und in unserem Land so viele Themen & Probleme, um die frau sich kümmern könnte und müsste, da fühle ich mich mit meinem ( vor über drei Jahren selbst gewählten ) freitäglichen Beitrag zum Blogger Raif Badawi und dem Stand der Menschenrechte im Nahen Osten, speziell Saudi - Arabien ein bisschen aus der Zeit gefallen. 

Es wird auch immer schwieriger, neue Informationen zu Raif zu finden, die mitteilenswert sein könnten. Und ehrlich gesagt, habe ich - und nicht nur ich - niemals damit gerechnet, dass das saudische Regime so hartleibig ist, aber auch, dass westliche Regierungen so wenig bewirken oder bewirken wollen ( das offizielle G20- Foto spricht da ja wieder Bände: Kronprinz Mohammed bin Salman absolut im Mittelpunkt ).

Vor vierzehn Monaten hat das Regime Menschenrechtsaktivistinnen und insbesondere Frauenrechtsaktivistinnen in Haft genommen und brutal in den Medien diffamiert. In den Gefängnissen wurden die Frauen auf die in Saudi - Arabien wohl gebräuchliche Art & Weise gefoltert und in Einzelhaft gehalten, schwangere Gefangene und Doppelbürgerinnen nicht ausgeschlossen.

Loujain al-Hathloul ist eine von ihnen. Sie wurde wegen einer Reihe von Straftaten angeklagt, darunter der der Kontaktaufnahme zu Menschenrechtsorganisationen und die Bewerbung um eine Stelle bei den Vereinten Nationen.

Loujain, Jahrgang 1989, hat in Frankreich gelebt, in Kanada studiert und ist 2013 in ihre Heimat zurückgekehrt. Im selben Jahr saß sie 72 Tage im Gefängnis, weil sie Videos von sich ins Internet gestellt hatte, in denen sie verbotenerweise Auto fährt. Später hat sie sich gegen die gesetzliche Abhängigkeit der Frauen von Männern eingesetzt. Seit dem 18. Mai 2018 ist sie inhaftiert.

In der Haft wurde sie mit Elektroschocks, Auspeitschungen und so weiter gefoltert. Diese Folter wurde von Saud al-Qahtani, ( ja der, der die Ermordung von Jamal Khashoggi überwachte und schließlich entlassen und unter Hausarrest gestellt worden ist ) als damaliger Top-Berater des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman, angeordnet. Der verkündete Loujain auch, dass er sie töten und in Stücke schneiden werde, aber vorher werde  er sie vergewaltigen.

Loujain wurde gezwungen ein Ersuchen um Vergebung durch den König zu unterschreiben.

Das hat nun Walid al-Hathloul, der Bruder von Loujain, der inzwischen im Exil lebt, Ende Mai dieses Jahres beim "Oslo Freedom Forum" vor Publikum berichtet und damit bestätigt, was bei einschlägigen Menschenrechtsorganisationen  über das saudische Justizsystem bekannt ist. 

Monatelang schwiegen Walid und seine Familie, die selbst argen Repressionen ausgesetzt wurden, weil sie es für die beste Strategie hielten. Sie beschrittenen alle zugelassenen Wege, appellierten an die zuständigen Ministerien, bis sie feststellen mussten, dass Loujain nichtsdestotrotz gefoltert wurde. Da beschlossen sie, sich öffentlich zu äußern, um auf ihren Fall aufmerksam zu machen, einen unter vielen in ihrem Heimatland.

Die saudische Regierung bestreitet das alles, kann aber auch nicht das Gegenteil beweisen, da unabhängige Parteien saudische Gefängnisse nicht besuchen dürfen. Aber sie behaupten ja auch, dass sie das Land zur Zeit reformieren und präsentieren es als offene und tolerante Nation, indem sie Spitzenmusiker auftreten lassen ( Maria Carey war im Januar dort, Nicki Minaj* - ausgerechnet! - kommt Mitte Juli ) und in Tourismuswerbung Supermodels einsetzen. ( Um einmal die unverfrorene Doppelmoral zu visualisieren, habe ich ein Foto der US - Rapperin hier links eingestellt. )

Wie unglaubwürdig, wenn im Land nicht einmal grundlegende Menschenrechte eingehalten werden und Frauen besonders übel angegangen werden, wenn sie diese für sich fordern!

Nachtrag: *Minaj erlebt gerade einen Shitstorm. Vor kurzem hat sie sich an den Gay-Pride-Aktivitäten beteiligt und sich als Vorkämpferin für  LGBTQ - Rechte produziert. Jetzt lässt sie sich für eine siebenstellige Summe einkaufen von einem Land, das im vergangenen April fünf schwule Männer enthaupten ließ.