Nachdem es im Juni keine Buchtipps bei mir gegeben hat, möchte ich mich wieder bei Andrea Karminrot ins Lesezimmer setzen.
Glühwürmchen - oder Große Leuchtkäfer, wie die herrlichen Tierchen in den Bestimmungsbüchern heißen, sind so eine richtig schöne Sommererinnerung für mich, denn in meiner Kindheit und Jugend sind sie mir immer begegnet ( hier waren sie auch schon mal Thema bei mir ).
Nun habe ich zufällig wieder mal ein Buch entdeckt, dass den schönen Tierchen gewidmet ist: "Greta Glühwürmchen" von Jane Clark, illustriert von der geschätzten Britta Teckentrup. Darin werden die Mühen beschrieben, die Glühwürmchen Greta hat, in unserer nachts mit vielen Lichtern illuminierten Welt ihre Freunde zu finden. Die kleinen Buchleser werden aufgefordert, Greta dabei zu helfen. Und zum Schluss wird noch "Gute Nacht, Greta!" geflüstert - ein echtes Betthupferl - Buch also für die ganz Kleinen. Mir haben vor allem die Bilder gefallen, die haben Charme. Die Geschichte hat mich nicht so wirklich überzeugt.
Das zweite Buch passt sehr gut für diesen Monat, jährt sich doch am 20. Juli zum 75. Mal der Versuch, den Diktator Hitler an seiner weiteren Zerstörung Europas & des eigenen Landes und an seiner Inhumanität zu hindern.
Diesmal ist es die Enkelin von Stauffenberg, Sophie von Bechtolsheim, eine Historikerin, die sich zu Wort meldet. Ihr geht es darum, all den Zuschreibungen, die ihr Großvater im Laufe der Zeit erfahren hat - vom Attentäter bis zur Lichtgestalt -, all den Versuchen, ihn zu vereinnahmen, deren jüngster der neuen Rechten zuzuschreiben ist, ihn zu instrumentalisieren oder als Objekt unserer Projektionen zu missbrauchen, all dem eine Schilderung des Menschen mit allen menschlichen Facetten entgegenzusetzen.
Es ist auch ein Buch, dass irgendwie stärkt, indem es von einer Familie erzählt, die heute als ein Triumph über die Geschichte zu betrachten ist, denn eigentlich sollte diese Familie nach dem gescheiterten Umsturzversuch aus Rache völlig ausgelöscht werden. Thema ist also auch, wie diese Familie mit den Erinnerungen an Stauffenberg lebt, und die eigentliche Heldin des Buches ist Nina, die kühl - nüchterne Witwe Staufenbergs und Großmutter der Autorin, die nie eine "Berufshinterbliebene" sein wollte.
Anlass, dieses Buch zu verfassen, war für die Enkelin, einmal die erst kürzlich erschienene Biografie von Thomas Karlauf, der Claus Schenk Graf von Stauffenberg abspricht, beim Versuch, das nationalsozialistische Regime zu beseitigen, haben moralische Motive eine Rolle gespielt. Dass Stauffenberg aus Gewissensgründen zum Tyrannenmord gegriffen habe, hält dieser Autor also für abwegig. Stattdessen versucht er zu erhärten, die Tat sollte allein um ihrer selbst willen ausgeführt werden. Für die Enkelin hingegen sind die Vorkommnisse des 20. Juli ein Versuch, Terror und Tyrannei zu beenden und keinesfalls ein Akt, um mit Gewalt Aufmerksamkeit zu erregen.
Der zweite Grund für die Autorin, innerhalb von zwei Monaten das Buch zu schreiben, ist die ausdauernde Vereinnahmung ihres Großvaters durch die Blaunen: So ist vor zwei Jahren in Thüringen ein Plakat mit Stauffenberg installiert worden mit der Losung: "Der echte Antifaschismus hat keine bunten Haare". So stellte der "Bürgerlichkeitsdarsteller" ( C. Seidl /FAZ ) der Blaunen eine Beziehung her zwischen "einem Widerstand in einem Rechtssystem, in unserem System" und den Männern und Frauen, "die im Nationalsozialismus am Galgen gelandet sind". ( Als was soll man einen solchen Satz nach den Ereignissen in letzter Zeit lesen? )
Interessant fand ich an diesem Büchlein auch, den Versuch, "die Lebensumstände und Alltagsbedingungen im Deutschland der 1930er und 1940er Jahren besser zu verstehen." Daraus konnte ich Erkenntnisse für die Jetztzeit gewinnen. Damit ist es vielleicht nicht nur für Geschichtsinteressierte eine spannende Lektüre...
Verlinkt mit Andrea Karminrots Lesezimmer
Nun habe ich zufällig wieder mal ein Buch entdeckt, dass den schönen Tierchen gewidmet ist: "Greta Glühwürmchen" von Jane Clark, illustriert von der geschätzten Britta Teckentrup. Darin werden die Mühen beschrieben, die Glühwürmchen Greta hat, in unserer nachts mit vielen Lichtern illuminierten Welt ihre Freunde zu finden. Die kleinen Buchleser werden aufgefordert, Greta dabei zu helfen. Und zum Schluss wird noch "Gute Nacht, Greta!" geflüstert - ein echtes Betthupferl - Buch also für die ganz Kleinen. Mir haben vor allem die Bilder gefallen, die haben Charme. Die Geschichte hat mich nicht so wirklich überzeugt.
Das zweite Buch passt sehr gut für diesen Monat, jährt sich doch am 20. Juli zum 75. Mal der Versuch, den Diktator Hitler an seiner weiteren Zerstörung Europas & des eigenen Landes und an seiner Inhumanität zu hindern.
Diesmal ist es die Enkelin von Stauffenberg, Sophie von Bechtolsheim, eine Historikerin, die sich zu Wort meldet. Ihr geht es darum, all den Zuschreibungen, die ihr Großvater im Laufe der Zeit erfahren hat - vom Attentäter bis zur Lichtgestalt -, all den Versuchen, ihn zu vereinnahmen, deren jüngster der neuen Rechten zuzuschreiben ist, ihn zu instrumentalisieren oder als Objekt unserer Projektionen zu missbrauchen, all dem eine Schilderung des Menschen mit allen menschlichen Facetten entgegenzusetzen.
Es ist auch ein Buch, dass irgendwie stärkt, indem es von einer Familie erzählt, die heute als ein Triumph über die Geschichte zu betrachten ist, denn eigentlich sollte diese Familie nach dem gescheiterten Umsturzversuch aus Rache völlig ausgelöscht werden. Thema ist also auch, wie diese Familie mit den Erinnerungen an Stauffenberg lebt, und die eigentliche Heldin des Buches ist Nina, die kühl - nüchterne Witwe Staufenbergs und Großmutter der Autorin, die nie eine "Berufshinterbliebene" sein wollte.
Anlass, dieses Buch zu verfassen, war für die Enkelin, einmal die erst kürzlich erschienene Biografie von Thomas Karlauf, der Claus Schenk Graf von Stauffenberg abspricht, beim Versuch, das nationalsozialistische Regime zu beseitigen, haben moralische Motive eine Rolle gespielt. Dass Stauffenberg aus Gewissensgründen zum Tyrannenmord gegriffen habe, hält dieser Autor also für abwegig. Stattdessen versucht er zu erhärten, die Tat sollte allein um ihrer selbst willen ausgeführt werden. Für die Enkelin hingegen sind die Vorkommnisse des 20. Juli ein Versuch, Terror und Tyrannei zu beenden und keinesfalls ein Akt, um mit Gewalt Aufmerksamkeit zu erregen.
Der zweite Grund für die Autorin, innerhalb von zwei Monaten das Buch zu schreiben, ist die ausdauernde Vereinnahmung ihres Großvaters durch die Blaunen: So ist vor zwei Jahren in Thüringen ein Plakat mit Stauffenberg installiert worden mit der Losung: "Der echte Antifaschismus hat keine bunten Haare". So stellte der "Bürgerlichkeitsdarsteller" ( C. Seidl /FAZ ) der Blaunen eine Beziehung her zwischen "einem Widerstand in einem Rechtssystem, in unserem System" und den Männern und Frauen, "die im Nationalsozialismus am Galgen gelandet sind". ( Als was soll man einen solchen Satz nach den Ereignissen in letzter Zeit lesen? )
Interessant fand ich an diesem Büchlein auch, den Versuch, "die Lebensumstände und Alltagsbedingungen im Deutschland der 1930er und 1940er Jahren besser zu verstehen." Daraus konnte ich Erkenntnisse für die Jetztzeit gewinnen. Damit ist es vielleicht nicht nur für Geschichtsinteressierte eine spannende Lektüre...
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Zwei sehr unterschiedliche Bücher hast Du auf dem Pult liegen...
AntwortenLöschenDas Glühwürmchen-Buch finde ich total niedlich, auch für meine Enkelinnen.
Das über Stauffenberg finde ich wichtig, weil über ihn schon so viel geschrieben wurde und ihm angedacht wurde, dass nun seine Enkelin da etwas mehr Licht hineinbringen will. Licht, das ihren Großvater und ihre Familie so beleuchtet, wie sie es verdient haben ihrer Meinung nach.
Ein schöner Gedanke, dass die Enkelinnen hier bei beiden Büchern eine Rolle spielen, wenn auch ganz unterschiedliche.
Im Moment komme ich viel zu wenig zum Lesen.
Morgen habe ich aber wieder meine Shared-Reading Gruppe, da bekomme ich etwas vorgelesen und wir diskutieren darüber. Das Stauffenberg-Buch könnte ich mir auch mal dafür vorstellen.
Danke für die Tipps,
sagt Sieglinde
Danke für die spannenden Buchtipps!
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Andrea
nanu..
AntwortenLöschengestern hatte ich hier etwas geschriebn..
ist wohl davon geflogen ;)
Über die Autorin von dem Staufenberg Buch habe ich letztens schon gelesen
eine Frechheit finde ich was dieser Karlauf sich erdreistet
er war sicher dabei da er es so genau weiß
warum sollte ein Mann wie Staufenberg einen "Mord" begehen nur um dafür ev. Ruhm und Bewunderung zu erringen oder den Platz von seinem Opfer einzunehmen
ein Offizier der damaligen "Schule" hätte so etwas nicht ohne zwingende Gewissensnöte durchziehen können
so war er nicht erzogen
das Glühwürmchen- Buch ist allerliebst und wird deinen Enkeln sicher gut gefallen
liebe Grüße
Rosi
Das GlühwürmchenBuch ist bestimmt niedlich anzuschauen. Ich mochte solche Bücher immer.
AntwortenLöschenAber das Staufenberg-Buch finde ich noch spannender. Auch in den Doku's wird oft davon gesprochen, dass Staufenberg es wohl aus Eigennutz, nicht für die Allgemeinheit, versucht haben soll.
Ich bin heute ohnehin bei meinem Buchdealer...
Lieben Gruß
Andrea
Halli hallo,
AntwortenLöschendurch die Linkparty von Andra bin ich nun auch bei dir gelandet. :-) Beide Buchvorstellungen klingen sehr interessant für mich. Die Glühwürmchen wären sicher was für meine Kinder (3,5 und fast 5). Ich schau mal in der Buchhandlung rein. Vielleicht passt der Text für die Kleinen ganz gut.
Dein zweiter Buchtipp interessiert mich sehr. Den habe ich mir mal rausgeschrieben. Ich lese viel #GegenDasVergessen und auch Biografien in diesem Zusammenhang.
Andreas Linkparty finde ich sehr toll und nun habe ich es ihr nachgemacht. Wenn du magst, kannst du auch monatlich bei mir Bücher vorstellen. Hier ist meine LinkPARTY Juli.
GlG und einen schönen Abend für dich,
monerl