Donnerstag, 14. März 2019

Great Women # 174: Maria Slavona

Impressionistische Maler waren bei unserer Elterngeneration groß in Mode. Dass es unter den berühmten männlichen auch so tolle weibliche Impressionistinnen gab wie Berthe Morisot oder Eva Gonzalès, die zu den bedeutendsten Malerinnen des Impressionismus überhaupt zählen und zu Lebzeiten teilweise erfolgreicher als ihre Kollegen waren, habe ich erst spät erfahren. Ruft man bei Wikipedia die Liste impressionistischer Maler Deutschlands auf, findet man unter den aufgeführten dreiundvierzig Namen nur eine Frau ( und dann auch noch ihren Namen verhunzt und ohne funktionierenden Backlink )  - Grund genug, der Sache auf die Spur zu gehen! Mein heutiges Porträt ist also der impressionistischen Malerin Maria Slavona gewidmet. Warum sie dem Vergessen anheim gefallen ist, lässt sich nicht klären, ist sie doch zu Lebzeiten bereits um die Jahrhundertwende mit dem Ankauf eines ihrer Werke durch den französischen Staat anerkannt & geehrt worden. 

Theodor Scherer,
gemalt von seiner Tochter
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Maria Slavona wird am 14. März 1865 - also heute vor 154 Jahren - als Marie Dorette Caroline Schorer in Lübeck in eine angesehene Familie hineingeboren:

Dem Vater Theodor Schorer gehört die traditionsreiche Lübecker Löwen-Apotheke, zudem ist er Chemiker und als Mitglied der Bürgerschaft rege am Gemeinschaftsleben  der Hansestadt beteiligt. Lange wird auch ein Bild von ihm, gemalt von der Tochter,  in der Lübecker Gewerbekammer hängen. Angesichts der Cholera-Epidemien des 19. Jahrhunderts macht er sich verdient um die Verbesserung der Lübecker Trinkwasserversorgung. Theodor Schorer selbst stammt eigentlich aus einer alten Augsburger Patrizierfamilie und versteht sich mehr als Chemiker denn als Pharmazeut.

Marias kunstsinnige Mutter Ottilie Steger ist eine Schwester des Kieler Bildhauers Fritz Steger.

Maria hat noch zwei Brüder und drei Schwestern. Das liberale fortschrittliche Elternhaus ermöglicht nicht nur den beiden Söhnen Carl und Otto eine gute Ausbildung, sondern auch seinen Töchtern:

Die zwei Jahre ältere Schwester Cornelia wird eine der ersten Frauen in Deutschland sein, die Medizin studieren darf, Friederike wird Schauspielerin, die dritte, Alwine, Pianistin. Dies ist in der damaligen Lübecker Gesellschaft eher ungewöhnlich, so ungewöhnlich, dass die mit den Schorers befreundete spätere Schriftstellerin Franziska zu Reventlow in einem Brief bemerkt, dass der Kontakt zu den Schorer - Schwestern von ihrer Mutter nicht gern gesehen worden sei.

Löwenapotheke heute
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Der familiäre Lebensraum ist ein Lübecker Patrizierhaus in der damaligen Johannisstraße, dessen Anfänge bis in das 13. Jahrhundert reichen und das noch heute romanische Bauelemente erkennen lässt.

Marie scheint ein zartes Kind von wenig stabiler Gesundheit gewesen zu sein, aber gewandt und flink wie ein Junge, wird eine Schwester später über sie sagen. Schon mit vier Jahren beginnt sie zu zeichnen, später jede freie Minute, gefördert von der Mutter, der künstlerische Betätigung nichts Ungewöhnliches ist. Auch die im Elternhaus vorhandene Kunst - wiederum ungewöhnlich in einer Stadt, die nicht nur das junge Mädchen als ausgesprochen kunstfeindlich erlebt, sondern auch ein Schulfreund Thomas Manns, der Kunsthistoriker Otto Grauthoff  -  beeinflusst Marias Geschmack und Interesse. Die ablehnende Haltung jeglicher Kunst gegenüber außerhalb des Elternhauses führt zu einer Art innerer Emigration des kunstaffinen Mädchens, dem die Mutter die einzige Vertraute und Ratgeberin sein kann, und bringt Maria dazu, ganz selbständig & alleine durch das  Studium alter Meister die Geheimnisse der Malerei herauszufinden.

Schließlich erlaubt die Familie Maria, nach Berlin zu gehen, um dort eine künstlerische Ausbildung zu machen. Nach vorbereitenden Stunden in der Privatmalschule Eichler kommt die 17-Jährige an die Berliner Kunstgewerbeschule - die Kunstakademie wird Frauen ja noch bis zum Ende des Kaiserreiches verwehrt.

Drei Jahre lernt sie und wechselt dann 1887 in die Zeichen- und Malschule des Berliner Vereins der Künstlerinnen, wo es endlich keine fachlichen Beschränkungen in puncto Anatomie gibt und nach lebenden Modellen gezeichnet wird.

Für Marias weitere Entwicklung bedeutsam ist, dass sie zum Unterricht bei Karl Stauffer-Bern zugelassen wird, dem sie nach eigenem Bekunden "am meisten zu verdanken habe". Aus jener Zeit stammt ihr bekanntes, wunderbares Selbstporträt mit Pastellkreiden auf Pappe, das eine beeindruckende Person mit ungebändigtem Haar, und wachforschem Blick zeigt, der man viel Eigensinn abnimmt.

Als Stauffer-Bern Berlin verlässt, tut es ihm Maria nach und geht nach München, weil sie dort, so heißt es, ohnehin das Malen besser erlernen könne.

Anfangs tut sie sich schwer mit der Stadt, in der "man das Leben so ohne Sentimentalität" ansieht. Unterricht nimmt sie zuerst in der privaten Malschule des Bildnis- und Genremalers Alois Erdtelt, wechselt 1889 nach Schließung derselben aber an die Münchner Damenakademie und besucht die Malklasse von Ludwig von Herterich, der nur sehr begabte und nach Professionalität strebende Schülerinnen aufnimmt. Zu denen gehört auch die spätere Käthe Kollwitz - damals noch Käthe Schmidt - und Rosa Pfäffinger, mit denen sich Maria zuvor angefreundet hat.
"Bei Herterich oder nirgends lernt man das Malen... Herterich kann einen freilich fast tot machen, man wird von einem Kater in den anderen geschleudert. Und daß man mit vielen anderen herumwühlt ist nicht das Schlechteste an der Sache." ( Quelle hier )
Herterich ist aber auch derjenige, der der jungen Malerin in den Kopf setzt, dass eine Ausbildung in Paris noch viel effektiver sei. Bestärkt wird sie darin noch, als sie während eines Ferienaufenthaltes 1890 in Lübeck ein paar skandinavische Künstler kennenlernt, darunter der Däne Niels Pedersen Mols, die ihr eine große Zukunft versprechen. Einen letzten Auslöser bewirkt die Münchner Jahresausstellung mit Werken von Max Lieberman, Fritz von Uhde u.a., die alle von der  neuen französischen Malerei beeinflusst sind.

"Katze" ( vor 1890 )
Maria nimmt ihren Mut zusammen und verkündet der Familie ihren Entschluss, von dem selbst die ihr sonst wohlgesonnene Mutter sie abzubringen versucht. Doch ein "leidlich bezahlter Auftrag" verschafft ihr die Chance, ihr Vorhaben umzusetzen. Der 25jährigen tut sich eine neue Welt auf:
"Die ersten Besuche im Louvre betäubten mich fast. Aber von den Schulen, die ich sah, war ich sehr enttäuscht, dort gefiel mir nichts. Ich entschloß mich, allein zu arbeiten und Rat und Urteil nur im Kreise einiger junger gleichgesinnter Freunde, fast alle Dänen und Norweger zu suchen." 
Besonders begeistert ist sie von der Malerei van Goghs und Cézannes, persönlich begeistert allerdings noch mehr von dem zwei Jahre jüngeren Vilhelm Petersen, den sie wohl bereits im Lübecker Ibsenclub kennengelernt und der sie von Anfang an nach Paris begleitet hat. Gemeinsam haben sie auch entschieden, in Paris für ihre Kunst Decknamen anzunehmen, er wird Willy Grétor und sie Maria Slavona. Zusammen lebt man in einem winzigen Atelier in der rue de Buci. Und bald erwartet Maria ein gemeinsames Kind. Schwierig, schwierig...

Elterliche finanzielle Zuwendung ist knapp, und so überredet Maria die Münchner Freundin Rosa Pfäffinger, nach Paris zu kommen. Rosa verfügt über einiges Vermögen, welches sie von ihrem Vater, einem einstigen österreichischen Konsul in Damaskus bzw. Triest, geerbt hat.

1891 beziehen sie also - Maria, Grétor, Rosa -  mit der slowenischen Impressionistin Ivana Kobilca und dem dänischen Bildhauer Hans Birch Dahlerup eine gemeinsame Sechs-Zimmer-Wohnung auf dem Boulevard Malesherbes im 8. Arrondissement in Paris, auch gedacht als Experiment mit einer neuen Lebensform, ein Versuch in "Freier Liebe", um "das überlebte, starre, aber affektbetonte, subjektivistische Haus-, Familien- und Ehesystem zu sprengen." ( Rosa Pfäffinger, Quelle hier ). Libertinage, Verschwendungssucht, Eifersucht und Demütigungen bestimmen aber bald das Zusammenleben in einer der spektakulärsten und gesellschaftlich provokantesten Bohème-Wohngemeinschaften jener Zeit: 

Maria bringt am 27. September 1891 ihre Tochter Lilly zur Welt, zu einem Zeitpunkt, als schon Ivana Kobilca die Geliebte Grétors ist und Maria selbst von Rosa als seine Verlobte abgelöst wird. Die wird Grétor später auch heiraten und mit ihm 1892 einen gemeinsamen Sohn, Georg, haben, den später Käthe Kollwitz in Pflege nehmen wird. Marie leidet ein Jahr lang an einer Psychose. Dahlerup nimmt sich nach dem Zusammenbruch der Wohngemeinschaft das Leben.

Vilhelm Petersen aka Willy Grétor
Ein kurzer Einschub zum schillernden Lebenskünstler sei an dieser Stelle erlaubt: Vilhelm Rudolf Julius Petersen, genannt Grétor, Sohn eines deutsch-dänischen Kaufmanns in Flensburg, ist nach seiner Übersiedlung nach Paris alsbald ein anerkannter und gesuchter Förderer moderner Kunst, der alle Museen der Welt kennt, aber auch immer in Affären und Fälschungsmanöver verstrickt, bis in die 1920er Jahre eine kleine Berühmtheit im europäischen Kunstbetrieb. Er regt Schriftsteller wie Frank Wedekind, Jakob Wassermann, Knut Hamsun & Sven Lange zu literarischen Figuren an. Auch die Idee des erfolgreichen satirischen Wochenblatts "Simplicissimus" soll von ihm stammen, den Tilly Wedekind eine "Idealgestalt eines Hochstaplers" und Käthe Kollwitz einen "Edelanarchisten" nennen wird. 1923 stirbt er in Kopenhagen.
Eine dauerhafte Beziehung zwischen der Malerin und dem "Gentlemanschwindler" ( Tilla Durieux ) ist aber auch von Anfang an wohl nicht wirklich geplant gewesen. Die beiden Freundinnen teilen sich alsbald als alleinerziehende Mütter die Kinderversorgung und die Arbeit im Atelier, denn diese neue Lebensform bietet ihnen die Möglichkeit, neben den mütterlichen Verpflichtungen professionelle Künstlerinnen zu bleiben. Trotz finanzieller Einschränkungen - Rosa verschwendet ihr Restvermögen an Grétor - und starker psychischer Belastungen können sie den gesellschaftlichen Repressionen trotzen, die in Frankreich eben weniger als in Deutschland ausgeprägt sind, und sich ihrer künstlerischen Weiterentwicklung widmen. Anfangs mit der Absicht gekommen, nur für mehrere Monate in Paris zu studieren, werden sie mehr als ein Jahrzehnt in Frankreich bleiben. Maria wird übrigens später ihre ersten bewegten Jahre in Paris in ihren Selbstzeugnissen mit keiner Silbe mehr erwähnen...

"Häuser am Montmartre" (1898)
1893 kann sie das erste Mal im "Salon de Champ-de-Mars" der "Société Nationale des Beaux-Arts" unter dem Pseudonym "Carl-Maria Slavona" ausstellen, das Porträt einer alten Blumenhändlerin, das  beliebteste Bild der Künstlerin, so wird gesagt, das heute im Bröhan Museum in Berlin ist.

Die Inspiration durch die französischen Künstler, ihr Umgang mit Farbe, die Atmosphäre von Paris lässt sie ihren eigenen Weg in die Malerei finden. Sie pflegt einen immer engen Kontakt zur Pariser Künstlerwelt, besonders zu Camille Pissarro.

1898 zieht Maria auf den Montmartre in eine Privatstraße. Den Blick aus ihren Fenstern wird sie häufig malen.

Dann lernt sie den Schweizer Kunstkenner und Sammler Otto Ackermann kennen, den sie 1900 heiratet und der ihre Tochter adoptiert. Die gemeinsame Wohnung entwickelt sich zu einer Art Salon: Mit ihm bewegt sich Maria in einem Kreis von Menschen, die sich der internationalen Verständigung und dem Frieden verschieben haben - Treffpunkt: Café du Dôme,  Boulevard du Montparnasse, Ecke rue Delambre. Sie pflegen Kontakt zu Malern wie Munch, Liebermann und Walter Leistikow, zu französischen Sammlern, aber auch zu Bertha von Suttner und Leon Balzagette. Auch Rainer Maria Rilke ist ihr Gast, ebenso der bekannte deutsche Sammler Wilhelm Uhde ( und selbst der spätere Bundespräsident Theodor Heuß verkehrt als junger Mann bei ihnen ).

In diesen Pariser Jahren findet die nunmehr in ihren Dreißigern befindliche Malerin ihre Anerkennung als Künstlerin und schafft ihre besten Werke. Ab 1901 wird sie korrespondierendes Mitglied der Berliner Sezession und des Deutschen Künstlerbundes und hält Kontakt zu Paul Cassirer ( siehe auch dieser Post ) und Richard Muther, dessen Frau sie porträtiert ( verschollen ). 1904 macht sie bei der ersten gemeinsamen Ausstellung mit der Münchener Sezession mit.

"Lübecker Gang" ( 1912 )
Warum das Paar Ackermann - Slavona Paris 1906 verlässt und nach Lübeck geht, ist nicht nachzuvollziehen - immerhin ist die Stadt so kunstfern wie eh und je! Dort entstehen zwar Porträts von Familienmitgliedern und Stadtansichten, aber Aufträge bleiben aus, auch Interessenten für den Kunsthandel Ackermanns.

1909 lässt sich die Familie dann in Berlin nieder, wo das Ehepaar wieder Anschluss an die künstlerischen Entwicklungen der Zeit bekommt. Man wohnt zunächst in der Gerviniusstraße in Charlottenburg, dann in dem vornehmen Blumes Hof, einer Privatstraße nahe dem Schöneberger Ufer im Tiergartenviertel.

1912 hat Maria eine Einzelausstellung bei Paul Cassirer und ist beteiligt an der Berliner Ausstellung "Die Frau in Haus und Hof". 1913 wird sie ordentliches Mitglied der "Berliner Secession", nach deren Spaltung wechselt sie in die von Liebermann geführte "Freie Secession", an deren Ausstellungen sie sich beteiligt.

"Ein Nachmittag im Düsseldorfer Hofgarten" ( 1910/15)
Das Ehepaar Ackermann durchlebt finanzielle Höhen und Tiefen, besonders dann auch nach dem 1. Weltkrieg. Otto ist eher  leidenschaftlicher Sammler denn Händler. Einst hat er seine Erbschaft in Kunstwerke investiert, von denen er sich jetzt immer mal unter Schmerzen trennen muss.

Um ihre eigenen Bilder verkaufen zu können, muss Maria den herrschenden bürgerlichen Geschmack bedienen, und so bleibt sie häufig unter ihren künstlerischen Möglichkeiten. Trotz Ausstellungserfolgen und einiger Ankäufe ihrer Bilder durch Museen und prominente Sammler bleibt ihr der wirkliche Durchbruch und eine breite Anerkennung in Deutschland versagt.

1920 werden zum ersten Mal ihre Bilder durch die Overbeck - Gesellschaft in ihrer Geburtsstadt ausgestellt. 1922 kauft die Stadt Lübeck für ihre Museen sogar drei ihrer Bilder ( "Mann mit Pelzmütze", "Landschaft an der Oise", "Herbstblumenstrauß" ). Eine Ausstellung zu ihrem sechzigsten Geburtstag, obwohl von Lieberman, Thomas Mann und anderen Prominenten gefordert, wird hingegen von der Stadt abgelehnt. Nachträglich erfolgt diese Ehrung durch eine Kollektivausstellung im Rahmen der "Großen Berliner Kunstausstellung" 1927. Für die Nationalgalerie wird in diesem Zusammenhang das Bild "Häuser am Montmartre" erstanden.

"Blühender Garten" ( 1931?)
Zu Beginn der 1920er Jahre - die Tochter Lilly macht sich inzwischen als Schauspielerin einen Namen - versucht sich Maria mit ihrem Mann eine Zuflucht am Starnberger See zu schaffen, denn sie erhofft sich vom Landleben eine Erholung von ihrer körperlichen und künstlerischen Erschöpfung. Doch die Inflation lässt das Projekt zur Belastung werden, und es kommt nicht recht voran. Maria wendet sich der Naturheilkunde zu, dann der Anthroposophie, später anderen religiösen Lehren. Im Berliner Hexenkessel kommt sie schlecht zur Ruhe.

In der zweiten Hälfte der Dekade schafft sie aber wieder einige ihrer schönsten Blumenstillleben, die ihr besonderes Gefühl für Farben aufblitzen lassen, welches schon Käthe Kollwitz an ihr so bewundert hat. Sie pflegt ihre langjährigen Freundschaften - all das als Eigentherapie, um gegen den schleichenden Verfall ihrer Gesundheit anzukämpfen. Ein letztes Selbstporträt von 1929 lässt  ablesen, wie sie leidet. Es ist das Jahr, in dem sie noch an der Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes im Kölner Staatenhaus teilnimmt.

"Selbstbildnis" (1929)
Am 10. Mai 1931 stirbt Maria Slavona in Berlin, 66 Jahre alt.  Sie wird auf dem alten Luisenkirchof in Charlottenburg beigesetzt.

Posthum wird sie von der Nationalgalerie mit einer Ausstellung ihrer Werke im Berliner Kronprinzenpalais gewürdigt, die danach in weiteren neun deutschen Städten, darunter auch Lübeck,  gezeigt wird.

Ihr Mann wird sie um 32 Jahre überleben.

Ab 1933 wird ihre Kunst als "entartet" gebrandmarkt, teilweise zerstört oder ins Ausland verkauft. Im 2. Weltkrieg fallen viele ihrer Bilder, im Keller des Hauses im Tiergartenviertel eingelagert, einem Bombenangriff zum Opfer. Das alles gemeinsam führt dazu, dass Maria Slavona als Künstlerin lange Zeit vergessen bleiben wird.

Erst 1956 organisiert die Lübecker Overbeck - Gesellschaft im Beinhaus eine Gedächtnisausstellung für sie. Dann bleibt es wieder still um Maria Slavona, bis 1981 eine große Retrospektive im Bröhan Museum gezeigt wird, die auch vom Lübecker St. Annen Museum übernommen wird.

"Feldblumenstrauß" (
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2014 würdigt eine Ausstellung im Münchner Stadtmuseum das künstlerische Schaffen der "Malweiber" in München um 1900, darunter Maria Slavona.

In Maria Slavona habe ich für mich eine weitere Malerin entdeckt, die am Entstehen der Moderne in in der Malerei unseres Landes beteiligt gewesen ist und wie die von mir schon porträtierten Maria Caspar - Filser und Mathilde Vollmoeller - Purrmann die akademischen Pfade der Salonmalerei des 19. Jahrhunderts verlassen hat. Das widerlegt einmal mehr den blöden Ausspruch, dass Frauen eben "keine stilprägenden, populäre Werke der Vergangenheit" geschaffen haben. Dass sie unsichtbar wurden, ist im Fall Maria Slavonas sicher zu einem großen Teil der unseligen Nazizeit mit all ihren Auswirkungen zuzuschreiben, aber auch dem männlichen Blick in der Kunstgeschichte.







17 Kommentare:

  1. Schon wieder so ein spannendes Frauenportrait! Danke, liebe Astrid!
    Herzlich, Monika

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  2. Schade, eine außerordentliche Künstlerin.
    In Neu-Ulm war ich 2015 auf einer Ausstellung
    Die Malweiber von Paris im Edwin Scharff Museum in Neu-Ulm . Dort wurde der künstlerische Werdegang von Maria Slavona gezeigt und von vielen anderen Malerinnen ihrer Zeit.
    Ich bin sehr angetan von ihrer Malerei.
    Lieben Dank, dass du an sie erinnerst.

    Lieben Gruß Eva

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  3. Liebe Astrid,
    wieder so eine faszinierende Künstlerin.
    Biographien von Malerinnen interessieren mich natürlich immer sehr :-)
    Und ihre Bilder sind fantastisch!
    Ganz viele liebe Grüße von Urte

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  4. Was für wunderbare Blumenbilder diese Künstlerin geschaffen hat, bisher war sie völlig unbekannt für mich.

    Danke für das Porträt einer Künstlerin, danke für die Anregung, mich mit ihr und anderen "unbekannten" Künstlerinnen zu beschäftigen.

    Beste Grüße - Brigitte

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  5. Wie oft habe ich schon bei Deiner Great Women Reihe gedacht: Die kenn ich ja gar nicht! - Und so auch heute.
    Solch eine fulminante Malerin und ich kenn sie nicht!
    Danke für ihr Vorstellen und auch das ihrer außerordentlichen Bilder. Wo Du nur immer die Quellen her hast? Du beschreibst immer so lebendig, dass man richtig dabei sein kann und sich freut, wieder eine tolle Frau kennenzulernen.

    Mein heutiger Termin bei Deinen Great Women hat sich also wieder voll gelohnt und ich hoffe, dass meine Blog-LeserInnen sich auch heute dafür Zeit nehmen und Du viele neue LeserInnen haben wirst.

    Immer wieder donnerstags: Danke und liebste Grüße von
    Sieglinde

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    1. Wenn man erst einmal den Blick dafür hat, begegnen einem überall Frauen. In den letzten fünf Tagen bin ich allein auf drei weitere, mir bis dato unbekannte interessante Frauen gestoßen.
      LG

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  6. wunderbares portrait im instagram... muss weiter lesen... bis bald.. lg

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  7. ich bin immer wieder sehr beeindruckt von deinen wunderbaren Great Women Posts. Und ich frage mich immer wie lange du an solch tollen Beiträgen recherchierst. Ganz gr0ße Hochachtung !!
    Deine heutige Künstlerin kenne ich überhaupt nicht ; um so mehr freue ich mich wieder etwas gelernt zu haben.
    Vielen Dank für deine Mühen- ich selbst komme zur Zeit sehr wenig dazu interessante Themen aufzugreifen.
    Lieben Gruß nach Köln von
    heiDE

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    1. Ja, es ist schon sehr viel Zeit... Die letzten Beiträge bis zu dem von heute hatte ich schon vor dem Karnevalsbesuch von Tochter & Enkelinnen fertig gestellt. Seitdem sitze ich an meinem Beitrag für nächste Woche und komme nicht voran, obwohl ich die Biografie schon vor zwanzig Jahren gelesen habe. Aber ich bin von den anderen Aktivitäten abends oft zu müde...
      LG

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  8. Danke für diese interessante Biographie, wieder eine Künstlerin, deren Namen mir vorher kein Begriff war.
    Das war wieder eine feine Donnerstagsauszeit! (die reserviere ich immer für die Great Women-Reihe)
    Liebe Grüße
    Andrea

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  9. spannend vom ersten bis zum letzten Wort
    und auf ihrem Selbstbildnis sieht sie aus wie eine junge Frau von heute
    man merkt dass auch sie ihrer Zeit voraus war
    schade dass sie so vergessen ist

    liebe Grüße
    Rosi

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  10. Ich danke Dir für diesen interessanten Beitrag. Ich hatte sie gar nicht mehr im Blick. All die Namen, die da auftauchen, machen wieder klar, wie sehr insgesamt das kulturelle Leben unter den schrecklichen politischen Verhältnissen gelitten hat.
    LG
    Magdalena

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  11. ein weitergeleiteter Kommentar von meiner Mama:

    Liebe Astrid,

    die Nr. 174 habe ich mit Spannung gelesen. Du schreibst es so eindringlich, als wäre es heute oder gestern gewesen, man ist voll dabei. Ich leite Deine Künstlerposts immer meinem Sohn weiter, auch er kann nicht alle kennen. Ich nehme an, daß die Frauen erst viel später bekannt wurden. Sie hatten stets um Anerkennung zu kämpfen und die Mutterschaften die sich nunmal immer dazwischen drängten ( mußten) taten ihr übriges. Frau wurde als erstes immer mit Kindern und Küche in Verbindung gebracht. Stimmt garnicht, geh nie gerne in die Küche, ich kann zwar nix künstlerisches, aber wer weiß, wenn der Krieg nicht dazwischen gekommen wäre, ich hätte gerne ein Klavier gehabt. Als Kriegerswitwe war es leider meiner Mama aber nicht möglich, diesen Wunsch zu erfüllen. Dafür hab ich jetzt als Entschädigung einen klavierspielenden Sohn und eine Enkelin.
    Aber hier geht es nicht um mich jetzt, sondern um die Malerin Maria aus Lübeck, die ich durch Dich nun kennenlernen durfte.
    Danke für alle Mühen, mit herzlichen Grüßen von der Helga

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  12. Wie schon so oft bei deinen ausgewählten Frauen zeigt sich, wie mutig sie „anders“ waren, wie talentiert und lebendig... und wie Ihnen dann teilweise doch durch die Gesellschaft die Lebendigkeit genommen und das Talent nicht gesehen wurde... Es ist schön, dass du diese Frauen aus der Versenkung holst, aber es macht mich traurig 😔 und wütend 😡, dass sie überhaupt dorthin geraten sind und dass Frauen auch heute in somanchem Bereich nicht ernst genommen werden... Liebe Grüße Traude

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  13. Grosses Dankeschön für diese Entdeckung einer mir unbekannten Künstlerin, deren Bilder mir gut gefallen! Und was für ein aufregendes und aufzehrendes Leben.
    Liebe Grüsse
    Nina

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  14. Diese Malerin gefällt mir. Ich werde mal sehen, vielleicht finde ich ihr Grab auf dem Friedhof in Charlottenburg. Wäre eine Ergänzung zu meinem 12tel Blick.

    Schade, das so viele gute Malerinnen irgendwo im "Dunklen" gearbeitet haben. Aber du bist ihnen auf der Spur.
    Liebe Grüße
    Andrea

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  15. Oh, das ist eine spannende Biografie! ich konnte mich gar nicht mehr an sie als Teil der Münchener Ausstellung erinnern...eine ganz wunderbare Malerin!Liebe Grüße, Taija

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst!

Ich wünsche mir allerdings nach wie vor, dass ein Name am Ende des Kommentars steht.
Da die anonymen namenlosen Kommentare zuletzt wieder zugenommen haben, hier der ausdrückliche Hinweis:

Ich werde sie ab jetzt wieder konsequent NICHT freischalten.

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