"Wie eine Laufmasche in einer Strumpfhose zieht sich eine gewisse Abneigung gegenüber Farben durch die westliche Kultur. Viele Schriftsteller der Klassik hielten nichts von Farbe, sie lenke nur von den wahren Werten der Kunst ab: Linie und Form. Farbe wurde als Ausschweifung und später als Sünde betrachtet: ein Zeichen von Verstellung und Unaufrichtigkeit."
Das schreibt Kassia St. Clair in ihrem Buch "Die Welt der Farben", das ich mir gerade zu meiner Erbauung selbst gekauft habe. Denn ich bekenne: Ich gehöre zu diesen Sündern! Selbst wenn mich der sonst sehr geschätzte Geheimrat dann unter die Wilden, Ungebildeten und Kinder subsumiert - damit kann er mich nicht treffen, weiß ich doch um die heilenden, wunderbaren Kräfte der Farben in täglichen Eigenversuchen, lebenslang.
In ihrem Buch beschreibt sie so herrliche Farbtöne wie "Isabellfarben", "Auripigment", "Baker-Miller-Pink", "Koschenille", "Tyrischer Purpur" oder "Scheeles Grün" ( natürlich neben vielen Farbtönen, die uns eher geläufig sind ) und erzählt Geschichten dazu, wie zum Beispiel die, weshalb Napoleons Leichnam in der Verbannung auf der Insel St. Helena auch nach der Exhumierung so gut erhalten war: Das lag an der Tapete in seinem Sterbezimmer, die im Farbton "Scheeles Grün" gehalten war.
Dieser Farbton geht auf den deutsch - schwedischen Forscher Carl Wilhelm Scheele zurück, der ihn im Kupferarsenit entdeckte. Weil die Farbindustrie damals besonders nach Grüntönen gierte ( da in Mode und von daher gut verkäuflich ), produzierte sie sogleich aus dem giftigen Stoff das Farbpigment in Serie. Bedruckt wurden damit Stoffe & Tapeten, es wurden künstliche Blumen & Papiere eingefärbt, es gab Künstlerfarben und sogar Süßwaren in der Farbe. Um 1850 waren um die 250 Quadratkilometer mit Kupferarsenitpigment gefärbte Tapeten in englischen Wohnungen verklebt, Hotels, Krankenhäuser & Bahnhofswartehallen kamen dazu.
Um 1870 ging Ärzten & Wissenschaftlern so allmählich ein ( grünes? ) Licht auf, dass die Farbe giftig sein könnte. Herr Scheele hat das zwar schon gegen Ende des 18. Jahrhunderts gewusst, aber aus Sorge, ein anderer könne von seiner Entdeckung profitieren und statt seiner selbst ein gutes Geschäft machen, sich darüber geflissentlich ausgeschwiegen.
Die Bezeichnung "Giftgrün", die ich als Kind für diesen schönen Farbton kennengelernt habe, wäre damit auch ein für allemal geklärt...
Wer wie ich eine Schwäche für lexikalisches Wissen hat, aber auch bekennender Chromophilist ist, ist das - nicht ganz billige Buch - eine sehr kurzweilige, empfehlenswerte Lektüre ( ich bin auch nicht gesponsert, sondern habe mir das Buch aus eigenem Antrieb besorgt und von meinem Geld bezahlt, wem das hier zu sehr nach Werbung ausschaut )...
Verlinkt mit dem MMi des Frollein Pfau ( auch wenn ich aus Versehen den Post schon am Dienstag veröffentlicht habe )
Die Welt der Farben lebe ich in meinen Shop aus. Für mich selbst darfs eher verhalten farbig sein. An anderen gefallen mir jedoch Farben oft sehr gut.
AntwortenLöschenDass Farben giftig sein können, wussten die guten Maler. Und sie haben farbige Gemälde geschaffen, die Jahrhunderte überdauert haben. Das bewundere ich sehr.
Ein schönes Buch hast Du Dir da gegönnt und uns vorgestellt. Danke.
GLG Sieglinde
ich liebe Farben
AntwortenLöschenbesonders Farbstifte ;)
ich habe jeden Buntstift gesammelt und habe eine ganze Kiste voll damit ;)
auch bunte Kreiden und Aquarellstifte
ich kann da kaum widerstehen ..
mir fällt da ein ..ich habe noch nicht alle Farben zusammen die es es von den Aquarellstiften gibt..
ich liebe auch den Herbst sehr weil er bunter und lebhafter ist als die anderen Jahreszeiten
zu den Giften in Farben
da gibt es wohl eine ganze Menge die nicht so unbedenklich sind oder waren
heute wird ja schon etwas genauer hingeschaut..
liebe Grüße
Rosi
Dann ist das ein Buch für mich:-) Seit ich über viele Jahre Wolle mit Pflanzenfarben eingefärbt habe, hat sich mein Interesse für Farben und auch mein Verständnis dafür sehr verändert. Das war eine sehr spannende Zeit in meinem Leben und ich glaube, das Buch wird bei mir einziehen...
AntwortenLöschenHerzliche Grüsse
Susanne
Hui, das ist ja interessant! Deshalb "giftgrün"! Puh.....was für eine Story!
AntwortenLöschenLieben Gruß von der bunten Gisi :-))))
Das Buch finde ich sehr interessant. Ich liebe Farben, auch wenn man es meiner Wohnung und meinem Kleiderschrank nicht immer ansieht. Für mich machen Farben sofort Bilder im Kopf, ich verbinde Farbe sofort mit Dingen oder Situationen.
AntwortenLöschenLustig finde ich immer, wenn eine Gruppe von Menschen eine Farbe völlig unterschiedlich definiert. Da ist Lila für manche Rosa oder Pink oder Blau.
Dass du ein besonderes Händchen für Farben hast, kann man immer wieder hier sehen. Viel Vergnügen bei der Lektüre.
Liebe Grüße
Das mit dem Giftgün wusste ich schon... Trotzdem, das wäre wohl ein Buch für mich!
AntwortenLöschenBaker-Miller-Pink wäre auch eine scharfe Geschichte gewesen...
LöschenLG
Chromophilie - was für ein cooles Wort. Und Scheelgrün auch - tolle Geschichte!
AntwortenLöschenManchmal mag ich es bunt ... aber leider halte ich das nie sehr lange aus und dann brauch ich wieder eine gute Portion neutrale Farbwelten, wie weiß und creme und grau.
Das wechselt einfach ständig ...
Liebe Grüße
Hilda
oh cool! ich bin für farbe! das buch ist ja die perfekte vorbereitung auf den winter, finde ich. nicht nur dass es da besonders trist wird oder eine jahreszeit mir zu viel rot und gold ... ne da ist noch mehr, ich höre es flüstern ... ich kling jetzt bestimmt, als hätte ich an giftgrün geschnuppert ... ha. nun ja. die tabea grüßt durch den dauerregen bei waffelhörnchenduft
AntwortenLöschenEin toller Post, der sich für starke Farben stark macht! In dieser Beziehung liegen wir beide ja sowieso auf einer Linie. Das Buch kommt auf meine Wunschliste!
AntwortenLöschenEiner Freundin von mir wurde nach dem Tod ihrer Tochter empfohlen, mit Farben zu arbeiten, um aus dem seelischen Tief wieder herauszukommen. Deshalb kann ich die heilende Wirkung von Farben nur bestätigen.
Liebe Grüße
Renate D.
Hallo Astrid,
AntwortenLöschenvielen Dank, ich habe heute wieder was gelernt.
So wenig Farbe in unserer Einrichtung zu finden ist,
so sehr mag ich sie bei Blumen und meinen Aquarellfarben.
Liebe Grüße, Kerstin
Wunderbar, das sieht nach einem ganz und gar lustvollen Buch aus.Das ist doch gleich ein echter Weihnachstwunsch entstanden.
AntwortenLöschenSeltsam, dass man früher schon Farben dem Intellekt opfern wollte, was würden diese Geister heute sagen,denn Farbe heute, chemisch aufgebaut und Farbe gestern durch Natur gefärbt, ist ja ein himmelweiter Unterschied.
Danke fürs Vorstellen.
Bunte Grüße schickt Karen
Danke für das Vorstellen dieses schönen Buches! Es gefällt mir sehr und habe es auf meine Wunschliste gepackt...
AntwortenLöschenLG Marita
Ui! Ein wunderbarer Geschenktipp, von dem man selbst mitprofitieren könnte...
AntwortenLöschenDass Dachdecker oft krank wurden, wusste man damals schon auch. Aber vieles will man ja auch nicht wissen, da sind die Menschen heute nicht anders als damals. Und so vergiften sie Mensch und Tier heiter weiter...
Lieben Lisagruss!
Liebe Astrid, was für ein schönes Buch hast du da gefunden. In Bezug auf Kleidung bin ich eher der farblich wenig interessante Typ, bei der Gestaltung von Esstischen oder im Wohnbereich, aber auch im Blumenreich liebe ich sie. Und darum gönne ich mir dieses interessante Buch als ein Geschenk für mich im Sinne von "Sei gut zu dir selbst!". Herzlich, Sunni
AntwortenLöschenEin ganz toller Buchtipp, den man nicht besser präsentieren könnte... kommt auf meinen persönlichen Wunschzettel!
AntwortenLöschenLieben Gruß Ulrike
Ich gehöre auch definitiv zu diesen Sündern... lach... wenn auch mittlerweile in abgeschwächter Form...:) Das Buch hört sich klasse an und wäre vielleicht was für meinen Dad.... Muss ich mal im Blick behalten....
AntwortenLöschenLiebste Grüße
Christel
Das hört sich sehr interessant an. Die Namen der Farben ein Traum. Herrlich. Die Gifte der Farben bzw. einiger ist mir ein Begriff. Bin neugierig. Versuche mich gerade auf einige Farben zu beschränken, dennoch Liebe ich diese und froh, dass die Welt nicht schwarz-weiss ist. Danke für das Teilen!
AntwortenLöschenToll, das scheint ein grossartige Buch zu sein. Ich liebe Farben... Danke für den tollen Tipp
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Susa
Wer meinen Garten und mein Haus kennt, der weiß, dass ich Farben liebe.Wenn ich in meinem Hobbykeller töpfere, dann freue ich mich immer auf das Glasieren. Hier kann ich in Farben schwelgen. Leider verströmen auch heute noch viele Glasuren beim Brand giftige Dämpfe. Mein Grün ist auch jetzt noch ein Giftgrün.
AntwortenLöschenDas tolle Buch kann ich mir nicht leisten, aber morgen fahre ich in die Bücherei. Vielleicht kann ich es ausleihen.
LG Anette
Gute Idee! Aber eher unwahrscheinlich, denn es ist gerade erst herausgekommen. Durch den abonnierten Buchblog von Jastram in Ulm bin ich immer ruckzuck auf dem Laufenden...
LöschenLG
Ähnlich ist es mit Bleiweisz - ich las grad neulich irgendwo von jemandem, der unerklärlich krank war und schlieszlich kam heraus, dasz seine tolle Nostalgiebadewanne, die noch bleihaltig ausgekleidet war, ihn krank machte... man wuszte ja früher oft nicht so genau, woran Menschen litten oder gestorben sind -
AntwortenLöschenIch bekenne ich auch zu den Sünderinnen, bin farbensüchtig, durch und durch und musz immer aufpassen, mein Blog nicht zu kunterbunt zu machen und verwende oft viel Mühe auf die farbliche Aufeinanderfolge der Posts bzw. trenne unpassende Farben durch Texte oder neutrale Bilder.
Das Buch werde ich mir sicher später mal kaufen, wenn es als Restauflage oder günstig gebraucht zu haben ist. Steht jetzt auf meiner Wunsachliste, danke für den Tip.
Regenbogengrüsze aus dem verregneten Harz
Mascha
Danke für den schönen Tipp.
AntwortenLöschenIch liebe Farbe sehr und könnte mir ein Leben ohne sie nicht vorstellen!
Liebste Grüße von Ines
Die Punkte auf dem Cover sind magisch. Sie schickten mich sofort in die Buchhandlung.
AntwortenLöschenIch habe mir das Buch zugelegt und gestern Abend begonnen, darin zu schmökern. Danke für den tollen Tip, von allein wäre ich darauf nicht gekommen.
AntwortenLöschenIch bin mein Leben lang umgeben von Farben und finde es ein schade, dass sogar in den Babyzimmern "gestylt" wird, denn ich erlebe gerade bei meine 1,5 Jahren alten Enkelkindern, wie die mit allerlei bunten Farben umgehen und leben.
Ach ja, seit vergangenem Jahr habe ich mir auch eine Hüft-Tep und sechs Wochen später eine Knie-Tep zugelegt :). Hätte ich vorher gewußt, wie gut ich danach laufen kann, hätte ich nicht so lange gezögert mit der OP.
Beste Grüße - Brigitte (bin "Nur"-Leserin)