Freitag, 29. September 2017

Was tut sich rund um Raif Badawi?



Mohammad Tawhidi, ein bekannter Imam aus Australien, hat sich eine besondere Aktion ersonnen, um sich für den saudischen Blogger Raif Badawi einzusetzen:

Vergangenen Mittwoch wandte sich der Imam mit iranischen Wurzeln in einer Nachricht bei Twitter an das saudische Justizministerium. Darin erklärte er, dass er stellvertretend für den inhaftierten Blogger Raif Badawi 200 Peitschenhiebe erhalten will. Der Tweet des selbsternannten "Imam des Friedens" wurde hundertfach auf Twitter geteilt – unter anderem von Badawis Frau Ensaf Haidar. Viele erklärten sich danach ebenfalls bereit, stellvertretend für den saudischen Blogger bestraft zu werden.

Dass die saudische Regierung auf das Angebot eingeht, ist unwahrscheinlich. Denn die saudische Justiz sieht keine Möglichkeit einer stellvertretenden Bestrafung vor. 


Der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger/VDZ zeichnet in diesem Jahr Ensaf Haidar mit der "Goldenen Victoria 2017" für Pressefreiheit aus. 

Seit 2013 tritt sie als Buchautorin, Stiftungsleiterin und Verteidigerin der Presse-, Meinungs- und Religionsfreiheit in Saudi-Arabien weltweit auf. Durch ihre bewunderungswürdige Aktivität hat sie die erschreckende Situation der Menschenrechte in diesem Land in den Blick der westlichen Welt gerückt und viele zu einem größeren Engagement in puncto Meinungs- & Religionsfreiheit animiert. Unermüdlich setzt sie sich für die Freilassung ihres Mannes ein.

Von Kanada aus ist sie mit der von ihr gegründeten "Raif Badawi Foundation for Freedom" aktiv. In Deutschland hat Ensaf Haidar gemeinsam mit der Friedrich-Naumann-Stiftung den "Raif Badawi Award" initiiert, der mutige Journalisten aus überwiegend islamisch geprägten Ländern auszeichnet und in diesem Jahr schon zum dritten Mal vergeben wird. 

Die "Goldene Victoria 2017 – Pressefreiheit" wird Ensaf Haidar am Abend des 6. November auf der "VDZ Publishers' Night" in Berlin überreicht. Die Laudatio wird der im Vorjahr ausgezeichnete, ehemalige Chefredakteur der türkischen Zeitung Cumhuriyet, Can Dündar, halten. Ensaf Haidar steht durch ihre Auszeichnung in einer Reihe mit weiteren Persönlichkeiten, die mit außergewöhnlichem Mut und Einsatz für die Sache der freien Presse kämpfen.



Ich bewundere nach wie vor den Elan so vieler Menschen, die sich immer wieder neue Aktionen überlegen oder einfach nicht nachlassen in ihren Bemühungen ( wie die österreichischen Grünen, die heute in Wien ihre 144. Mahnwache abgehalten haben ), um die Aufmerksamkeit der Welt in Bezug auf das Schicksal des saudi - arabischen Bloggers aufrechtzuerhalten, damit dem Blogger endlich Gerechtigkeit widerfährt und ihm die Freiheit wiedergegeben wird.

Man muss die Sache am Kochen halten und für ständige Aufmerksamkeit sorgen, nur so kann man Raif Badawi am besten schützen - das habe ich in diesem Blogpost schon einmal zitiert. Bewundernswert finde ich, wie viel Menschen einfällt, die sich als Mitglied einer allumfassenden Gemeinschaft empfinden, um einem Einzelnen zu helfen.







Übrigens: Saudi-Arabien wird nicht politisch freier, nur weil Frauen Auto fahren dürfen. Da sollte man sich nicht blenden lassen. Im Post der letzten Woche habe ich versucht darzustellen, wie der Kronprinz zweigleisig fährt...

11 Kommentare:

  1. Ja, es ist wirklich bewundernswert mit wie viel Kreativität und Klugheit Menschen Freiheitskämpfe führen können. Das erinnert mich ein wenig an Aikido, wo im Bestfall die gegnerische Energie genutzt und umgewandelt wird in einen eigenen Vorteil: «Die wahre Kunst des Aikido besteht nicht allein darin, einen Angreifer, wenn nötig, unerbittlich zu bezwingen, sondern ihn so zu führen, dass er freiwillig seine feindliche Einstellung aufgibt.» (Morihei Ueshiba)
    Dazu benötigt es Haltung und Respekt - selbst vor dem Gegner.
    Nicht, dass ich Aikido könnte, aber die Gedanken dahinter finde ich höchst interessant.
    Möge der Kampf der Freunde von Raif Badawi in diesem Sinne bald erfolgreich sein.
    Wenn die Frauen in Saudi Arabien erstmal im Auto allein unterwegs sind, werden dort auch Energien wach werden, die sich nicht mehr so leicht in die Flasche zurückstecken lassen werden.
    Wollen wir es hoffen!
    GLG Sieglinde

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  2. Liebe Astrid, ich könnte mir jedenfalls gut vorstellen, dass es einzelnen Personen im Saudischen Strafvollzug nicht sehr angenehm ist, wenn Raif Badawi weiterhin so viel Aufmerksamkeit erhält und sich sogar Menschen bereit erklären, Bestrafungen an seiner Stelle entgegenzunehmen. Eine solche Haltung kann den Bestrafenden beschämen und ich glaube, das könnte ein gutes Ergebnis erzielen...
    Wenn Raif Badawi jemals freigelassen wird, ist er hoffentlich nicht zerstört, sondern stattdessen ähnlich stark und weise geworden wie z.B. ein Nelson Mandela...
    Herzliche Rostrosengrüße und ein schönes Wochenende!
    Traude
    https://rostrose.blogspot.co.at/2017/09/island-kreuzfahrt-teil-5-cawdor-castle.html

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  3. das ganze schreiende Unrecht in der Welt kann einem
    schon manchmal alle Freude verleiden....
    ich finde es gut dass sich nach wie vor so viele einsetzen
    der Ansatz von Traude ist gut..
    aber ich fürchte diese Menschen lassen sich durch nichts beschämen..
    denn dann müssten sie eine Herz haben :(
    liebe Grüße
    Rosi

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  4. Hallo Astrid,
    du gehörst für mich auch zu den Menschen,
    die für Aufmerksamkeit sorgen und damit
    Raif Badawi schützen.
    Liebe Grüße, Kerstin

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  5. zum thema "autofahren für frauen" konnte ich gestern nur bitter auflachen. so ein verdammte farce dieser herren!
    lg, mano

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  6. Liebe Astrid,
    auch durch deine regelmäßigen Berichte trägst du dazu bei, dass das Schicksal des Bloggers immer gegenwärtig ist. Ich hätte ansonsten kaum etwas über diese unmenschliche Situation und die bewundernswerten Aktionen seiner Familie und Freunde erfahren.
    Danke dir, dass du da am "Ball" bleibst.
    Lieben Gruß, Marita

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  7. Musste ebenfalls an Nelson Mandela denken und hoffe, dass sich vielleicht doch eines Tages etwas ähnliches tut in diesem Fall. Ich drücke ihm die Daumen.
    Liebe Grüße und danke für´s in Erinnerunghalten, dass es ihn und seine Lage (und nicht nur seine) noch unverändert gibt!
    Solveig

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  8. Liebe Astrid, gut, dass Du am Ball bleibst. Ich habe große Schwierigkeiten, mit der deutschen Politik gegenüber Saudi-Arabien umzugehen. Hast Du mitbekommen, dass die CDU Thüringen zusammen mit der AfD gegen das Gedenken an die Opfer des Holocaust stimmt? Ich habe gerade an die CDU Thüringen geschrieben. Jetzt muss ich erstmal meinen Frust verarbeiten.
    Magdalena

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    1. Es geht um die NSU - Opfer und ein Mahnmal für diese. Trotzdem in der Begründung sehr entlarvend...
      LG

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    2. Es geht um die NSU - Opfer und ein Mahnmal für diese. Trotzdem in der Begründung sehr entlarvend...
      LG

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  9. Das ist wirklich klasse, dass Raif Badawi auch nach dieser langen Zeit nicht vergessen wird, sondern sich so viele für ihn einsetzen. Besonders den Imam muss ich einfach bewundern - auch wenn es unwahrscheinlich ist, dass die saudische Regierung das Angebot annimmt, bleibt ja doch dieses kleine Restrisiko.

    Und was die autofahrenden Frauen betrifft: Natürlich ist das eine feine Sache. Aber man hat schon auch einfach den Eindruck, dass das eigentlich nur eine Art PR-Gag war, um einfach mal wieder positive Schlagzeilen zu produzieren, nicht wahr?

    Liebe Grüße
    Sabrina

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst!

Ich wünsche mir allerdings nach wie vor, dass ein Name am Ende des Kommentars steht.
Da die anonymen namenlosen Kommentare zuletzt wieder zugenommen haben, hier der ausdrückliche Hinweis:

Ich werde sie ab jetzt wieder konsequent NICHT freischalten.

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