Freitag, 15. September 2017

Raif-Badawi-Award 2017 an Ahmet Şık


Stellvertretend für die, die nach wie vor trotz der autokratischen Politik des Herrn E. kritischen Journalismus in ihrem Land betreiben, wird der türkische Journalist Ahmet Şık am 11. Oktober mit dem Raif-Badawi-Award 2017 ausgezeichnet.

Den Preis, der von der Friedrich-Naumann-Stiftung verliehen wird, kann er auf der Frankfurter Buchmesse allerdings nicht persönlich in Empfang nehmen, denn Ahmet Şık steht momentan vor einem türkischen Gericht. Der Vorwurf: Terror-Propaganda für PKK und die Gülen - Bewegung. Es drohen ihm siebeneinhalb Jahre Haft. Grundlage: Artikel 7, Absatz 2 "Propaganda für eine terroristische Organisation" des "Gesetzes zur Bekämpfung von Terrorismus" sowie Artikel 301 des türkischen Strafgesetzbuches.

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Ahmet Şık wurde schon einmal im Jahr 2011 gemeinsam mit anderen Journalisten beschuldigt, der Untergrundorganisation "Ergenekon" ( hier Informationen über Hintergründe und den Prozess ) geholfen zu haben. Nach vier Monaten wurde er im Jahr darauf aber wieder aus der Haft entlassen. Ende letzten Jahres erfolgte eine zweite Festnahme wegen seiner Artikel für "Cumhuriyet" und seiner Tweets, die angeblich Terror-Propaganda sind und Staatsorgane beleidigt haben sollen. Vor Gericht sagte er am 28. Juli 2017: 
"Ich habe es durch meine journalistische Arbeit geschafft, der Buhmann jeder einzelnen politischen Periode zu sein. Für mich ist das eine Ehrenauszeichnung. Aus dieser Perspektive haben sie sogar recht, ich bin Teil einer Organisation, ihr Name ist: Wahrheit."
Ahmet Şık kritisiert die Gülen-Bewegung ebenso wie die Regierung des unsäglichen Herrn E's. Das Manuskript seines Buches "Die Armee des Imam" über die Gülenisten wurde schon vor Erscheinen 2011 konfisziert und galt als das "gefährlichste Buch des Landes". Eine Kopie des Entwurfs ( Titel: "Wer berührt, verbrennt" ) wurde ins Internet gestellt und schon am ersten Tag über hunderttausend Mal heruntergeladen.
"Journalismus ist kein Verbrechen. Das, was die Tyrannen am meisten fürchten, ist der Mut. Und die Tyrannen sollten wissen, dass keine Grausamkeit den Fortschritt der Geschichte aufhalten kann. Nieder mit der Tyrannei. Lang lebe die Freiheit."

Einen etwas ausführlicheren Bericht zum Prozess gegen Ahmet Şık et alii kann man hier lesen.


Zum Schluss noch die neueste Information zu Deniz Yücel, der nun seit 214 Tagen inhaftiert ist:

Heute hat nämlich der Außenamtssprecher Martin Schäfer in Berlin mitgeteilt, dass die türkischen Behörden dem Auswärtigen Amt einen erneuten Besuch bei dem inhaftierten Journalisten untersagt haben. Dies sei dem deutschen Generalkonsul ohne Angabe von Gründen mitgeteilt worden.

Die konsularische Betreuung ist eigentlich rechtlich klar geregelt, die Bundesrepublik Deutschland könnte daher eine Klage erwägen. Bis es allerdings zu einem Urteil darüber käme, könnten Jahre ins Land gehen. 

Diese erneute Männchenmacherei des Herrn E. provoziert zum wiederholten Mal den Wunsch reinzuschlagen. Mit etwas kühlerem Kopf kann man sich dann jedoch klar machen, was hinter solchem Imponiergehabe steckt, und mit weiter kühlem Kopf darüber nachsinnen, was den Herrn tatsächlich treffen würde. Erfahrungsgemäß wirkt das Zudrehen von Geldhähnen am effektivsten...




5 Kommentare:

  1. Ja, da bin ich ganz deiner Meinung: mit kühlem Kopf effektiv handeln.
    Ach, wenn einem das nicht nur alles so bekannt vorkäme...
    Liebe Grüße
    Andrea

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  2. Hallo Astrid,
    hoffentlich hat bald mal einer einen kühlen Kopf.
    Liebe Grüße, Kerstin

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  3. leider nichts Neues..
    die "Schreckensregime" sind überall im Vormarsch :(
    die Menschheit lernt nichts dazu
    es ist ein Trauerspiel
    fragt sich nur in wieviel Akten
    liebe Grüße
    Rosi

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  4. ich bin auch für einen kühlen kopf, aber manchmal hätte ich gern ein paar boxhandschuhe.
    liebe grüße
    mano

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  5. Kühlen Kopf und heißes Herz. So sehr mich der Award freut, lieber wäre mir, diese willkürlichen Inhaftierungen hätten endlich ein Ende. Herzlichen Gruß ins Wochenende Ghislana

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst!

Ich wünsche mir allerdings nach wie vor, dass ein Name am Ende des Kommentars steht.
Da die anonymen namenlosen Kommentare zuletzt wieder zugenommen haben, hier der ausdrückliche Hinweis:

Ich werde sie ab jetzt wieder konsequent NICHT freischalten.

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