Freitag, 21. April 2017

Nach wie vor beschäftigt mich das Schicksal des Bloggers Raif Badawi


Bald jährt sich das Datum, an dem er von einem saudischen Gericht zum Ungläubigen erklärt wurde, zum fünften Mal. Beinahe genau so lange sitzt er in Haft, weitere Jahre werden folgen. Neben der Verurteilung zu zehn Jahren Gefängnis wurde Badawi eine Geldstrafe von umgerechnet etwa € 250.000 und tausend Peitschenhiebe auferlegt. 

Eine so hohe Anzahl an Schlägen kommt einem Todesurteil gleich: Auch wenn die Schläge auf mehrere Aktionen aufgeteilt werden, wie es bei Raif Badawi exerziert werden sollte, kann das kein menschlicher Körper unbeschadet überstehen. Die erste und bisher einzige Auspeitschung fand am 9. Januar 2015 statt. Weitere wurden dann aus gesundheitlichen Gründen abgesagt. Das Video davon, von einer Handykamera aufgenommen, ist bis heute auf Youtube zu sehen. Damals lenkte es weltweit die Aufmerksamkeit auf Saudi - Arabien und dessen Rechtssprechung.




Badawis Ehefrau Ensaf Haidar  lebt mit den drei gemeinsamen Kindern in Kanada im politischen Asyl. Ihr ist es erlaubt — unregelmäßig und für kurze Zeit — mit ihrem Mann zu telefonieren. Sie ist die einzige Nachrichtenquelle für die, die sich für den Blogger seit über zwei Jahren einsetzen.

Alles begann 2008, als Raif Badawi das Blog "Die saudischen Liberalen" einrichtete. Dort äußerte er sich über die strenge Religionspolizei, die, legitimiert durch die Scharia, die Menschen in Saudi-Arabien kontrolliert. So ist es ein Vergehen, die Religion in Frage zu stellen. Macht man sich verdächtig, nicht an Allah zu glauben, wird man vor ein Gericht gestellt und im schlimmsten Fall zum Tod verurteilt ( "Apostasie" ). Badawi warf man außerdem vor, dass er Christen, Juden und Atheisten als den Muslimen gleichgestellte Gläubige bzw. Mitmenschen ansah.

In Österreich findet bis heute jeden Freitag eine Mahnwache für Badawi vor dem König-Abdullah-Zentrum in Wien am Schottenring statt ( heute zum 121. Mal ).  Auch ich versuche hier an dieser Stelle, freitags an den Blogger zu erinnern, der sich für Meinungs- und Religionsfreiheit, ja für die Menschenrechte eingesetzt hat, auch, weil weltweit die Wertschätzung für diese Werte zu sinken scheint. Dass diese Privilegien so in Misskredit geraten, macht mich manchmal richtig traurig, traurig über die Dummheit der Menschen.

Mit den anderen politischen Ereignissen der vergangenen Tage konnte & wollte ich mich in dieser Woche aus Selbstschutz nicht weiter beschäftigen, geschweige denn hier schreiben. Loslassen braucht ruhige Begleiter, schrieb mir so zutreffend Frau Rotkraut heute...



7 Kommentare:

  1. Schrecklich... Situationen und Zustände, die wir uns kaum vorstellen können. Ja, wir sollten unsere Presse- / Schreib- Freiheit wirklich hoch schätzen! In dieser Selbstverständlichkeit, in der wir leben, fällt sie gar nicht mehr so auf. Manchmal fühle ich mich trotzdem so Ohnmächtig. Alles liebe und ja, auch Ruhe, Miuh

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  2. Da fällt mir grad zu Deinem Vorletzten Satz nur eines ein ...""" macht mich manchmal richtig traurig, traurig über die Dummheit der Menschen""" .
    ...ich kenne kein Tier was über so viel Dummheit verfügt, wie manche Menschen . Trauriges Fazit .
    LG Heidi

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  3. Hallo Astrid,
    ein wunderschönes Bild, ich nehme an eine Decke,
    die zum träumen von 1001 Nacht einlädt und
    dem gegenüber steht die grausame Wirklichkeit.
    Danke das du hier immer an Raif Badawi erinnerst!
    Kerstin

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  4. Liebe Astrid,
    genau richtig, dass du das immer wieder postest! Das ist wichtig, Raif Badawi darf nicht vergessen werden!LG Marita

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  5. Ich kann es mir nicht vorstellen, wie es dem Mann in diesem Gefängnis geht.
    Allein an der Vereinsamung würde ich zugrunde gehen und dann auch noch die Gewissheit, die könnten machen, wofür ich hier eingesperrt bin. Und das alles dafür, weil er zur Gleichheit "aufgerufen" hat.
    Dieser verdammte Glauben
    Andrea

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  6. eine unendlich lange zeit...
    möge sie bloß bald einmal enden.

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  7. Deine nachdenklichen Worte umspielen dieses sagenhaft schöne Foto und damit die ganze Spanne dessen, wozu Menschen fähig sind. Auch ich denke jeden Freitag an Raif Badawi, deine rhythmischen Posts zu dem Thema haben es auch in mir festgesetzt und ich schicke meine guten Wünsche. Wir waren bis nachts unterwegs (Geburtstagsgeschenk..., MET im Kino, Tränen vergossen...), und ich war dankbar vor dem Einschlafen noch zu lesen, wie tapfer und friedlich Köln sich gestern gehalten hat rund um die Ereignisse im Maritim... Lieben Morgengruß aus Sachsen Ghislana

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst!

Ich wünsche mir allerdings nach wie vor, dass ein Name am Ende des Kommentars steht.
Da die anonymen namenlosen Kommentare zuletzt wieder zugenommen haben, hier der ausdrückliche Hinweis:

Ich werde sie ab jetzt wieder konsequent NICHT freischalten.

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