Andreas Gryphius
Morgen-Sonett
Die ewig helle Schar will nun ihr Licht verschlissen,
Diane steht erblaßt; die Morgenröthe lacht
Den grauen Himmel an, der sanfte Wind erwacht
Und reizt das Federvolk, den neuen Tag zu grüßen.
Das Leben dieser Welt eilt schon die Welt zu küssen,
Und steckt sein Haupt empor, man sieht der Strahle Pracht
Nun blinken auf der See: O dreimal höchste Macht
Erleuchte den, der sich jetzt beugt vor deinen Füßen.
Vertreib die dicke Nacht, die meine Seel' umgibt,
Die Schmerzen Finsternis, die Herz und Geist betrübt.
Erquicke mein Gemüth und stärke mein Vertrauen.
Gib, dass ich diesen Tag in deinem Dienst allein
Zubring' und wenn mein End' und jener Tag bricht ein,
Daß ich dich, meine Sonn, mein Licht, mög' ewig schauen.
"Das Leben dieser Welt eilt schon die Welt zu küssen" - welch eigenwillig - wunderbare Formulierung für ein Gefühl, das mich ab und an morgens befällt, wenn ich die Jalousie an meinen Schlafzimmer hochziehe.
Gryphius gehört seit Schulzeiten zu meinen Lieblingsdichtern. Und die Sonett - Form hat mich auch damals schon fasziniert. Als mir dieses Sonett in die Finger kam ( auch, weil es so gut zu meinem derzeitigen Lebensgefühl passt ), wollte ich es gerne im Blog vorstellen.
liebe astrid, wie wunderbar morgens von einem solchen post begrüßt zu werden! mach das bitte öfter!! ich meine, hier gedichte vorzustellen und so schön zu bebildern. ich mag poetisches sehr, komme aber im alltag viel zu wenig dazu, mich einmal in ruhe damit zu beschäftigen. dein post ist mir jetzt ansporn dazu.
AntwortenLöschenliebe gutenmorgengrüße
mano
Zu Deiner Eingangsfrage: Ja, ich liebe Lyrik. Ich hab das Glück, dass mir die Schule (Deutsch-Leistungskurs) dies nicht vermiest hat. Du hast das Gryphius-Sonett auch wunderschön illustriert. Es ist doch spannend, dass, wenn man offen dafür ist, ein Stückchen Literatur einen selber eine Wegstrecke des Lebens begleitet. Ich habe ein paar Jahre lang solche Gedichte und Zitate in einem Büchlein notiert. Wenn ich das heute durchblättere, ist es fast wie ein Fotoalbum jener Zeit.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Andrea
Ja, ich auch.
AntwortenLöschenErstmal bestätige ich alles, was die geschätzten Vorschreiberinnen erwähnten( abzüglich des Deutsch-Leistungskurses)
Mich begleiten einige Gedichte schon seit Jahren. Manche seit Jahrzehnten.
In meiner Erzählerzeit durfte ich auf manchen Veranstaltungen rezitieren, was andere, lyrisch Gebildetere, zusammengestellt hatten. Da gab es manche Entdeckung.
"Der ewige Brunnen" steht doppelt in meinem Bücherschrank. Oder dreifach?
Eine schöne Anregung, liebe Astrid. Vielleicht sollten wir das alle regelmäßig machen. Lyrik ist eine wunderbare Entschleunigungsmaschine.
Und manchmal eben auch ein Gebet. Für alle.
Lieben Lisagruß!
Liebe Astrid, ich hoffe, ich habe in fast 40 Jahren keinem den Gefallen an Lyrik vermiest :-) !Genau das Gedicht hatte ich in einer meiner letzten Kursarbeiten, und es gab tolle Texte dazu, umwerfend!Und weil ich Lyrik liebe, gibt es ja auch eigene mit passenden Fotos in einem kleinen Bändchen. Danke für den schönen Morgenauftakt! Herzlich, Sunni
AntwortenLöschenNatürlich liebe ich Lyrik - im Allgemeinen und auch hier im Besonderen.
AntwortenLöschenEin schöner Auftakt für einen Frühlingstag. Und dies mit den Büchlein bei Andrea Holunder, das hab ich auch einige Jahre gemacht. Warum hab ich eigentlich damit aufgehört...
Liebe Grüße
Lyrik? Das fällt mir schwer. Trotzdem ein sehr schönes Gedicht.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Astrid rechtsrheinisch
Was für eine Überraschung! So ein schöner Gryphius mit deinen feinen Bildern und Gedanken. Das begleitet mich nun zwar nicht in den Tag, sondern in den Abend hinein. Mein Lyrik-Regal habe ich griffbereit gleich neben mir und meistens liegen ein paar Gedichtbände "draußen", in die ich immer wieder mal hineinblättere. Ein Gedicht kann einen aufatmen lassen. Mir hat die Schulzeit da nichts anhaben können, und ich habe es geliebt Gedichte zu rezitieren, und lese sie auch heute noch gern vor, zum Beispiel auf meinen poetischen Spaziergängen. Ja, gerne öfter Lyrik im Blog! Herzliche Grüße und einen schönen Abend euch noch - Ghislana
AntwortenLöschenWie schön!
AntwortenLöschenDein Post wird mich motivieren, mal wieder in meinen gesammelten Gedichten zu blättern.
Liebe Grüße
Christine
...Lyrik steht bei mir nicht in vorderster Reihe, liebe Astrid,
AntwortenLöschenaber ich mag sie lesen...noch dazu, wenn du sie so schön bebilderst...ein erbaulicher Post,
liebe Grüße Birgitt
Wie schön! Ja, ich mag Lyrik. Man muss sich dafür Zeit nehmen. Ich glaube, das werde ich mal wieder tun.
AntwortenLöschenLG
Magdalena
Ich mag Lyrik. Allerdings eher auf griechisch. Es ist aber nicht so, dass ich sie oft lese. Da gibt es meinen Lieblings Musiker, dessen Songtexte alle so verfasst sind. Und ich liebe die. Vertreib die dicke Nacht die meine Seel umgibt... einfach wundervoll!
AntwortenLöschenHerzlichst Nica
Wie schön das zu lesen ist, liebe Astrid! Ich mag Lyrik sehr und oft oft finden die Worte gleich Zugang zu meinem Herzen.
AntwortenLöschenglg Susanne
wie schön
AntwortenLöschendas Sonett war mir unbekannt
(der Dichter auch ;) )
ein Büchlein mit eingeschriebenen Gedichten (in Schönschrift ;) )
hatte ich auch
wir mussten in der Schule noch viele Gedichte auswendig lernen
und mir hat das immer Freude gemacht
wie schön die passenden Bilder dazu
liebe Grüße
Rosi
Liebe Astrid, bei dir entdecke ich "neue Welten", so schön, danke! Ich mag ja Sprache sehr und gerade dieser Teil... "Und reizt das Federvolk, den neuen Tag zu grüßen" ... genauer "Federvolk" liess mich mehr als nur schmunzeln. Ja, ich konnte das Vogelgezwitscher beinahe hören... . Das letzte Bild ist einfach zauberhaft! Sonnig-warme Grüsse, Sibylle
AntwortenLöschenDas ist alles so schön & hat mich deshalb dazu inspiriert Lyriks von Victor Marie Hugo (1802-1885, französischer Lyriker, Romantiker
AntwortenLöschenund Maler zu veröffentlichen.
Herzliche Grüße
Gerda