So oft habe ich nun also schon Informationen gesammelt, aufbereitet und in meinem Blog veröffentlicht, um zu verhindern, dass das Schicksal des saudischen Bloggers in Vergessenheit gerät .
Momentan sehe ich wieder jedem Freitag mit einem mulmigen Gefühl entgegen und scanne die mir bekannten Nachrichtenquellen an diesem Tag fast stündlich ab. Veröffentlichungen lasse ich mir die Woche über mit Google Alerts per Mail mitteilen, um alles im Auge behalten zu können. ( Wenn ich mir eine Aufgabe selbst gestellt habe, kann ich ganz schön am Ball bleiben...)
Die gute Nachricht zuerst: Die öffentliche Auspeitschung ist heute wieder nicht erfolgt.
Die schlechte Nachricht: Am Mittwoch dieser Woche jährte sich zum dritten Male der Tag der Festnahme des saudischen Bloggers. So lange lebt also schon die ganze Familie im Ungewissen. Ensaf Haidar spricht in dieser Veröffentlichung von einem "inferno of unbearable torture". Am Donnerstag erhielt sie das Zertifikat, auf den Namen ihres Mannes ausgestellt, das ihm die Einwanderung aus humanitären Gründen nach Kanada garantiert.
Bei den saudischen Machthabern rührt sich nichts. Der "Hüter der beiden Heiligen Moscheen", König Salman bin Abdulaziz, versicherte gestern, dass er das Land und seine Bevölkerung von Sektierertum und Volksverhetzung bewahren wird. Er richtete sich an das Volk von Saudi-Arabien und die Muslime der ganzen Welt aus Anlass des Beginns des heiligen Monats Ramadan. Ganz schön anmaßend, sich als Vertreter aller Muslime zu sehen, ist der saudi - arabische Wahabismus doch eher eine "vorsintflutliche & reduzierte" Version des Islam, die als Erweckungsbewegung im 18. Jahrhundert aufkam.
Sehr aufschlussreich dazu der Beitrag von Kunwar Khuldune Shahid in "The Nation", einer englischsprachigen Tageszeitung aus Lahore, Pakistan. ( Quelle hier ) Er spricht im Zusammenhang mit Saudi - Arabien übrigens von "islamisch-kapitalistischem Vandalismus" und "Islamophobie" und entlarvt die wirtschaftlichen Interessen und die Hegemoniebestrebungen der Mächtigen im Lande.
Übrigens tut sich auch nichts beim Wiener Abdullah-Zentrum, "das sich künftig mehr zu Menschenrechtsfragen äußern soll, geht auf den Fall in einem Statement auf „Presse“-Anfrage dagegen nicht direkt ein: Das Zentrum weise alle Formen der Gewalt zurück, einschließlich jener, die im Namen der Religion verübt werde. Es unterstützte die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte und vertrete nicht irgendeinen Staat..." ( Quelle hier )
Der Autor & Publizist Matthias Gronemeyer beleuchtet in einem - auch wegen seines Informationsgehaltes - hochinteressanten Beitrag für Deutschlandradiokultur die neurotische Seite unser aller Umgang mit den superreichen Saudis und weist auf unsere Doppelmoral im Umgang & der Bewertung von König Salman im Vergleich mit Putin oder Ayatollah Chamenei hin. Unbedingt hier lesen!
Und im britischen "Independant" fragte in dieser Woche Francis Wheen:"Saudi Arabia is teaching Isis a lesson in cruelty, yet the UK continues to defend them. How medieval does a regime have to be before ministers pause to consider the relationship?" ( Quelle hier ) So antwortete Joyce Anne Anelay, Baroness Anelay of St John's, Minister of State of the Foreign and Commonwealth Office, im Haus of Lords auf die Aufforderung zu einer Stellungnahme zur Inhaftierung und Auspeitschung Raif Badawis: "Meine Herren, ich glaube, wir müssen erkennen, dass die Aktionen der saudischen Regierung in dieser Hinsicht die Unterstützung der großen Mehrheit der saudischen Bevölkerung hat."
Da bleibt auch mir die Luft weg...
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Die gute Nachricht zuerst: Die öffentliche Auspeitschung ist heute wieder nicht erfolgt.
Die schlechte Nachricht: Am Mittwoch dieser Woche jährte sich zum dritten Male der Tag der Festnahme des saudischen Bloggers. So lange lebt also schon die ganze Familie im Ungewissen. Ensaf Haidar spricht in dieser Veröffentlichung von einem "inferno of unbearable torture". Am Donnerstag erhielt sie das Zertifikat, auf den Namen ihres Mannes ausgestellt, das ihm die Einwanderung aus humanitären Gründen nach Kanada garantiert.
Bei den saudischen Machthabern rührt sich nichts. Der "Hüter der beiden Heiligen Moscheen", König Salman bin Abdulaziz, versicherte gestern, dass er das Land und seine Bevölkerung von Sektierertum und Volksverhetzung bewahren wird. Er richtete sich an das Volk von Saudi-Arabien und die Muslime der ganzen Welt aus Anlass des Beginns des heiligen Monats Ramadan. Ganz schön anmaßend, sich als Vertreter aller Muslime zu sehen, ist der saudi - arabische Wahabismus doch eher eine "vorsintflutliche & reduzierte" Version des Islam, die als Erweckungsbewegung im 18. Jahrhundert aufkam.
Sehr aufschlussreich dazu der Beitrag von Kunwar Khuldune Shahid in "The Nation", einer englischsprachigen Tageszeitung aus Lahore, Pakistan. ( Quelle hier ) Er spricht im Zusammenhang mit Saudi - Arabien übrigens von "islamisch-kapitalistischem Vandalismus" und "Islamophobie" und entlarvt die wirtschaftlichen Interessen und die Hegemoniebestrebungen der Mächtigen im Lande.
Übrigens tut sich auch nichts beim Wiener Abdullah-Zentrum, "das sich künftig mehr zu Menschenrechtsfragen äußern soll, geht auf den Fall in einem Statement auf „Presse“-Anfrage dagegen nicht direkt ein: Das Zentrum weise alle Formen der Gewalt zurück, einschließlich jener, die im Namen der Religion verübt werde. Es unterstützte die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte und vertrete nicht irgendeinen Staat..." ( Quelle hier )
Der Autor & Publizist Matthias Gronemeyer beleuchtet in einem - auch wegen seines Informationsgehaltes - hochinteressanten Beitrag für Deutschlandradiokultur die neurotische Seite unser aller Umgang mit den superreichen Saudis und weist auf unsere Doppelmoral im Umgang & der Bewertung von König Salman im Vergleich mit Putin oder Ayatollah Chamenei hin. Unbedingt hier lesen!
Und im britischen "Independant" fragte in dieser Woche Francis Wheen:"Saudi Arabia is teaching Isis a lesson in cruelty, yet the UK continues to defend them. How medieval does a regime have to be before ministers pause to consider the relationship?" ( Quelle hier ) So antwortete Joyce Anne Anelay, Baroness Anelay of St John's, Minister of State of the Foreign and Commonwealth Office, im Haus of Lords auf die Aufforderung zu einer Stellungnahme zur Inhaftierung und Auspeitschung Raif Badawis: "Meine Herren, ich glaube, wir müssen erkennen, dass die Aktionen der saudischen Regierung in dieser Hinsicht die Unterstützung der großen Mehrheit der saudischen Bevölkerung hat."
Da bleibt auch mir die Luft weg...
Nachtrag: Einer Veröffentlichung des österreichischen Standard von heute Abend über eine Veranstaltung in Paris auf Einladung des Wiener König-Abdullah-Dialogzentrums KAICIID an Vertreter von Weltreligionen, Journalisten und Mitglieder zivilgesellschaftlicher Organisationen entnehme ich, dass die Teilnehmer im Rahmen des sogenannten "Europäischen Medienforums" unter anderem folgende Empfehlung herausgeben haben: "Sobald Religion als Rechtfertigung für die Ausübung von Gewalt herangezogen werde, seien Gläubige dazu aufgerufen, sich öffentlich dagegen auszusprechen." ( Quelle hier )
Verlogener geht's nimmer...
Liebe Astrid,
AntwortenLöschenes ist gut, dass du immer wieder an ihn erinnerst.
Es ist ein Drama, dass er immer noch eingekerkert ist.
Ich finde es auch unmöglich, wie man eine Auspeitschung
befürworten kann.
Ich wünsche dir einen guten Start ins Wochenende
Irmi
Danke Astrid, vor ein paar Tagen habe ich einer Freundin, die bei mir das Büchlein von Badawi fand und las, von deinem "Dranbleiben" und deinen Posts erzählt... Die Betrachtung von Gronemeyer ist ja erschreckend entlarvend... Dass es wohl nicht mal die (auch von mir bisher vermuteten) "wirtschaftlichen" Aspekte sind, die unser Land so kuschen lässt, das ist unfassbar und sehr beschämend... Liebe Grüße zu dir Ghislana
AntwortenLöschenDanke dir, Astrid.
AntwortenLöschenSchon einmal schrieb ich dir dazu, dass ich kotzen könnte wenn ich allein an unsere Rüstungsexporte "dorthin" denke ... und M.Gronemeyer hat noch einige Fakten dazugetragen ...
Trotzdem - dir einen schönen Freitagabend - Monika
Danke, den Beitrag schaue ich mir später genau an!
AntwortenLöschenAstrid, ich finde das so gut, dass du am Ball bleibst. Ich muss zugeben, ich hätte Raif Badawi wohl schon vergessen, wenn es dich nicht gäbe. Jeden Freitag bist du mein schlechtes Gewissen und machst mir klar, wie wenig ich tue, wie unpolitisch ich somit bin. Wie nur auf mich und mein nahes Umfeld ich achte. Und gleichzeitig ist es so schrecklich, sich damit zu beschäftigen. Dass es sowas im Jahre 2015 noch gibt!
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Jutta
Was für ein inniges Bild...jetzt könnte ich heulen...über das alles...LG Lotta.
AntwortenLöschenich Danke Dir , das Du immer wieder daran erinnerst!
AntwortenLöschenliebe Grüße
anja
Liebe Astrid!
AntwortenLöschenAnlässlich deines 25. Posts möchte ich dir einmal sagen, wie klasse ich es finde, dass du Raif Badawi für uns alle in Erinnerung hältst, dass du die Medienberichte im Auge hast, uns immer wieder auf den neuesten Stand bringst und deine Quellen verlinkst. Die Medien berichten ja meist nur am Anfang und gehen schnell zum nächsten Thema über. Raif Badawi dürfen wir aber nicht vergessen! ... Wie so viele andere eigentlich... seufz
Liebe Grüße
Katharina
Der ganzen Situation Machtlos gegenüber stehend wünsche ich mir
AntwortenLöschendas Raif Badawi, am liebsten noch heute, seine Kinder wieder so innig
in die Arme schließen kann.
Kerstin
Wenn es um Öl, Waffen und Geld geht, kennen 'die' nix ... Toll, dass du so am Ball bleibst.
AntwortenLöschenHut ab Astrid wie Du am Ball bleibst!!!
AntwortenLöschenDanke dafür, denn so bleib ich auch mit am Ball.
Viele liebe Grüße und einen schönen Sonntag,
Kerstin
Es ist zum wahnsinnig werden. Ich mag gar nicht so innig an der Geschichte dranbleiben wie du. Aber du bleibst dran und ich folge dir.
AntwortenLöschenAus lauter Ungerechtigkeit auf der Welt weiß man gar nicht mehr was man machen soll.
Danke für die interessanten Links.
manchmal halte ich deine posts zu raif badawi fast nicht aus! und dann denke ich daran, was dieser junge mann aushalten muss und lese es trotzdem. wieder einmal: vielen Dank für deine recherchen und dein engagement!
AntwortenLöschen♥ monika