Donnerstag, 10. Juli 2014

Triste




Vorneweg: Ich habe mich natürlich auch über das fulminante Ergebnis der deutschen Fußballnationalmannschaft vorgestern gefreut. Und doch mischte sich unter dieses Gefühl Traurigkeit, war auch ich "triste", vor allem wenn ich an die Menschen in Brasilien dachte...

Die meisten von ihnen leben in ihrem Land unter sehr prekären Bedingungen, wie es die Proteste vor der Austragung der WM - Spiele uns allen deutlich gemacht haben müssten. Ihre Regierung hatte hoch gepokert und Milliarden ausgegeben, ja verschwendet, in der Hoffnung auf einen Titelgewinn, der die Gegensätze in diesem Land überdecken und Arm und Reich versöhnen sollte. 


Nun ist dieses Vorhaben geplatzt wie eine Seifenblase und ich wage mir nicht auszumalen, was das für das Land bedeutet. Ein Land, dem ich sehr viel zu verdanken habe, seit ich als Schülerin Freunde aus eben jenem Belo Horizonte gewonnen hatte, die mir ihre Musik nahe brachten. Eine Musik, die mich bis heute glücklich macht, auch oder gerade, weil sie die widersprechendsten Gefühle in sich zu vereinen weiß. Für mich hat Antônio Carlos Jobim eine ebensolche Bedeutung wie Johann Sebastian Bach oder Gustav Mahler oder, oder - vermag sie doch die ganze Bandbreite menschlicher Empfindungen & Erfahrungen auszudrücken. Und ich bin mir sicher, dass in ihr auch das aktuelle Lebensgefühl der Brasilianer zu hören ist:




Wie Carina Braun vom "Stern" schrieb: "Man sollte mitfühlen mit den Brasilianern. Größe im Sieg ist auch ganz schön."
Genau!

Ganz besonders mag ich übrigens die Fassung von Ella Fitzgerald,  die hierzulande nicht bei Youtube zu hören ist...


15 Kommentare:

  1. Das hast du sehr schön geschrieben. Nun tun mir die Brasilianer auch wieder leid. Aber als sie im Spiel so böse mit den eigenen Leuten umgegangen sind, schrumpfte mein Mitleid... zumal ja auch immer wieder die gleichen Bilder der weinenden Fans gezeigt wurden...

    Ganz herzliche Grüße
    Martina, die sich aufs Finale freut

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  2. Wunderschöne Worte und noch schönere Musik hast du uns heute geschenkt, vielen Dank!
    Ich hätte es den Brasilianern wirklich auch gegönnt vor allem als ich die Bilder der verzweifelten Fans gesehen habe, der kleine Junge mit seinem Cola Becher war doch herzzerreißend...Aber so ist das nun mal, es gibt immer einen Gewinner und einen Verlierer.
    Liebe Grüße, Dani

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  3. Liebe Astrid,
    Du sprichst mir aus dem Herzen.
    Ich denke eine Niederlage ist ja vielleicht auch noch zu verkraften, aber das war ja doch auch irgendwie demütigend...
    Ich fand gestern auch die Nachrichten über die Ausschreitungen in Brasilien traurig...

    Aber offensichtlich ist die deutsche Mannschaft sehr gut und es wird nartürlich am Sonntag nochmal spannend!

    GLG Kerstin

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  4. Liebe Astrid,

    auch wenn mich Fußball überhaupt nicht interessiert (Warum sollte ich erwachsenen Männern beim Ballspielen zuschauen?) - die politischen und sozialen Effekte finde ich spannend und so bin ich schon froh, das es kein Endspiel Niederlande/Deutschland gibt. Was Du schreibst, hat mir gut gefallen, das Spektakel als Ablenkung von den Problemen, das gilt für Brasilien im Besonderen, aber nicht nur. Mal sehen, was daraus jetzt wird.

    Schöne Musik! Vielen Dank! Ella Fitzgerald finde ich auch hinreißend und werde auf die Suche nach dieser Version gehen.
    Dir einen schönen Tag!
    Deine Sarah

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  5. Mir war auch ganz schlecht..., als ich Fußballbanause gestern vormittag dann endlich mal das Ergebnis mitbekam...Toll die Musik. Liebe Grüße Ghislana

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  6. Liebe Astrid,
    obwohl ich mich keinen Deut für Fußball interessiere, kann ich Deinen Worten nur voll und ganz zustimmen. Trotzdem hast Du mir meinen Tag versüßt, indem Du uns eines meiner Lieblingslieder aller Zeiten mit auf den Weg gibst.
    Ganz liebe Grüße,
    Karin

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  7. liebe astrid,
    als alle vier jahre mal fußball-beobachterin, stehe ich dem allen auch und besonders sehr kritisch gegenüber. das besagte match sah ich fassungslos, beruhigter allerdings dann, die gar nicht triumphierenden sieger. beinah schien es, als hätten sie ein schlechtes gewissen über den hinrichtenden verlauf des spieles.
    über die kluft zwischen arm und reich kann man nicht hinwegtäuschen, auch nicht mit der austragung einer solchen veranstaltung - ganz im gegenteil.
    dank dir für deinen kritischen beitrag. und für das wunderschöne lied!
    herzliche grüße
    dania

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  8. Liebe Astrid, Du hast so recht. Nachdem ich dann erfahren habe, dass der selbe Torwart vor 4 Jahren einen entscheidenden Fehler gemacht bei der WM und darauf Morddrohungen bekommen hat und fast 2 Jahre mit schwersten Depressionen gekämpft hat, bin ich einfach auch traurig. 2:1 hätte auch gereicht. Wäre nicht so demütigend gewesen. Aber das hat man nicht in der Hand.
    glg Susanne

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  9. liebe astrid, der Fussball ist heutzutage un lien entre les peuples, und ich kann es verstehen dass man so triste ist wenn der pays organisateur verliert. aber dein lied von elis regina hat soeben die sonne von brasilien in meinem salon gebracht, wo es doch draussen regnet. "l'échec est la mère du succès, Lao zi" nichts ist verloren !
    herz. grüsse monique

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  10. Brot und Spiele.

    Das *Volk* wird hingehalten.
    Und dann bricht das hochfliegende Kartenhäuschen zusammen und übrig bleiben Emotionen und* tolle* neue Arenen.

    Fußball ist Breitensport und Vereinssport, in dem *unheimlich* viel Geld verdient und verschoben wird!!!

    ♥ Franka

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  11. Ihr Lieben, es freut mich, dass ihr die Sache mit mir so differenziert seht. Noch mehr freut mich eure Reaktion auf die Musik, die mir sooo viel bedeutet & dass diese es schafft "Sonne in den Salon" zu bringen, wie es Monique so toll ausgedrückt hat. Ich könnte euch jeden Tag mit einem anderen wunderbaren brasilianischen Stück versorgen, so groß ist meine Sammlung ;-)
    Astrid

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  12. Liebe Astrid,
    ich durfte drei Mal in der Nähe von Rio privat Urlaub machen und habe deshalb auch ein besonderes Mitgefühl mit den Brasilianern. Ebenso gibt es bei mir Musik, die mir sehr am Herzen liegt.
    Ich bin kein großer Fußballfan, sehr sporadisch. Diesmal eher weniger. Einerseits finde ich es faszinierend, wie ein Spiel solche Massen begeistern kann, andererseits sehe ich es als unseren Zeitgeist. Es ist eigentlich kein Spiel mehr (Geldwahn) und die Massen reagieren sich kollektiv daran ab, in jede Richtung.
    Roswitha

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  13. deine worte haben mich sehr berührt. ich steh dem den ganzen fussballwahnsinn (nationalstolz, fahnen, menschenaufläufe, nerviger lärm, nicht nachvollziehbare gefühlsausbrüche, ausbeutung, lobbywitschaft, bestechung, unangemessene gehälter, krank machender leistungssport) irgendwie verständnis-und fassungslos gegenüber... und damit meistens sehr allein;)
    sei gegrüßt von birgit, die ihren sohn früher trotzdem brav zum trainig und spielen begleitet hat;)

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  14. du sprichst mir aus dem herzen!
    herzlichste grüße & wünsche an dich
    amy

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  15. Ein wahrer Held kann auch verlieren.
    Danke für deinen Post.

    LG Eva

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