Sonntag, 29. März 2020

Mein Freund, der Baum: Chinesische Nusseibe

Da ist mir ja vor ein paar Wochen mal ein seltener Baum im Botanischen Garten vor die Linse gekommen, obwohl er auch etwas irgendwie Vertrautes ausstrahlte: 
Es handelt sich um eine Chinesische oder auch Große Nusseibe Torreya grandios, synonym Torraya parvifola T.P.Y1, Tumion grande (Fortune ex Lindl.). 

Das hört sich schon nach viel Baum- Adel an, finde ich. Und tatsächlich ist die Gattung Torreya, eine der sechs Gattungen der Eibengewächse, eine selten bis stark bedrohte Art. Den Namen hat sie übrigens zu Ehren des amerikanischen Botanikers John Torrey, der im 19. Jahrhundert gelebt hat, erhalten.

Es gibt sechs Torreya - Arten. Bis auf Torreya nucifera, der Japanischen Nusseibe, und T. californica, der Kalifornischen, werden diese Nusseiben in Deutschland aber nur selten kultiviert. Alle sechs sind selbst von Fachleuten kaum zu unterscheiden ( mit Ausnahme der Kalifornischen und der Torreya jackii aus dem Osten Chinas, die eindeutige Merkmale haben ). In botanischen Sammlungen tauchen zudem Hybriden auf. Und am natürlichen Standort gibt es oft Kreuzungen zwischen der Chinesischen Nusseibe und der Torreya jackii. Zu meinem Glück hatte dieser Baum ein Namensschild umhängen!

Alle Nusseiben sind in den südöstlichen sowie westlichen Teilen der Vereinigten Staaten und in China sowie Japan zu finden. Da spricht man dann in der Fachwelt von Disjunktion, was heißt: Ein einstmals zusammenhängendes Gebiet mit einheitlicher Bepflanzung wird durch klimatische Einwirkungen wie z.B. Eiszeiten getrennt und die Art entwickelt sich dann, angepasst an die jeweiligen Standortbedingungen, in verschiedene Richtungen weiter. 

Da die Torreya-Arten überwiegend an den Pazifikküsten vorkommen, geht man inzwischen auch von einer ehemals kontinuierliche Verbreitungszone über die Beringstraße aus. In Georgia (nur im Decatur County ) und in Florida (nur in Gadsden, Jackson und Liberty County) findet man eine weitere Art, die Eibenblättrige Nusseibe oder Florida-Nusseibe ( Torreya taxifolia ARN. )


Das Verbreitungsgebiet der Chinesischen oder Großen Nusseibe liegt im östlichen Zentral-China in den Küstenprovinzen Fujian, Zhejiang, Jiangsu sowie in den westlich angrenzenden Provinzen Anhui, Guizhou, Hunan und Jiangxi Zhejiang ( hier eine Karte ) Im Bereich südlich von Wuhan - das jetzt jeder bei uns zur Genüge kennt  - überschneidet sich ihr Verbreitungsgebiete mit dem der Torreya fargesii, die auf der Roten Liste der gefährdeten Arten steht.

Die Chinesische Nusseibe wächst als immergrüner Baum und kann bis zu 25 - 35 Metern groß werden, während Torreya fargesii nur 20 Meter erreicht. Diese Nusseibe ist sehr langlebig und kann ein Alter von 400 bis 500 Jahren erreichen. Sie wächst in subtropischen Breiten bis auf eine Höhe von 1400 Metern, was erklärt, dass sie bei uns nur in Weinbaugebieten gedeiht ( Winterhärtenzone 8 ). In ihrem Ursprungshabitat mag der Baum gerne die Gesellschaft von Gingko biloba oder des Formosischen Amberbaumes sowie der Goldlärche.

Durch Übernutzung und Umwandlung von Wäldern in landwirtschaftliche Nutzflächen ist die Chinesische Nusseibe erheblich in ihrem Bestand bedroht.


Im Alter wächst die Krone schirmartig mit abstehenden und aufsteigenden Ästen. Auf meinem Bild handelt es sich also noch um einen recht jungen Baum. Die Borke ist zunächst graubraun, im Alter wird sie dunkelgrau und unregelmäßig fein längsrissig. 

Die Nadeln sind meist gerade, nur ein bis knapp zwei Zentimeter lang, nur leicht sichelförmig gekrümmt, oberseits gelblichgrün und glänzend, steif, ziemlich dünn, mit einer kurzen, scharfen, aber kaum stechenden Spitze. 

Von allen anderen Torreya-Arten unterscheidet sich die Chinesische Nusseibe durch das Fehlen eines auffälligen intensiven Duftes, wenn man die Nadeln zerreibt. Diese gesamte Eibengattung wird deshalb auch oft mit dem Begriff "Stinkeiben" belegt.


Der Baum ist überwiegend zweihäusig. Die Samen reifen zwischen September und Oktober des zweiten Jahres. Die eiförmigen, hartschalige Samen sind von einem dicken, fleischigen Samenmantel (Arillus) von rötlich-brauner bis dunkelgrüner Farbe, weiß bereift, umgeben. Zur Reife platzt der Samenmantel auf und gibt die Nuss fre

Die gerösteten Früchte sind in China eine begehrte Delikatesse. Das aus den Samen gewonnene Öl wird zum Kochen genutzt, und aus dem Samenmantel wird ein weiteres ätherisches Öl gewonnen. Das Holz  der Chinesischen Nusseibe findet Verwendung als Bauholz für Gebäude, Brücken, Möbel und Schiffe. Der Baum gehört auch zu den Gestaltungselementen traditioneller chinesischer Parkanlagen, in denen sonst blühende Bäume Vorrang haben.

Und nun seid ihr wieder dran! Die Verlinkung ist bis zum nächsten letzten Sonntag im Monat geöffnet. Den Backlink bitte nicht vergessen!





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10 Kommentare:

  1. Wenn mein Lieblingspark nur leider geschlossen ist, kann ich mich wenigstens an deinem exotischen Baum erfreuen. Stinkeiben, haha, das ist lustig. Aber diese macht also einen Unterschied. Spannend.
    Liebe Grüße
    Andrea

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  2. Liebe Astrid,
    von Deinem interessanten Projekt wusste ich bisher noch nichts. Deshalb "nur" ein Kommentar und kein passender Beitrag von mir.
    Danke für die Vorstellung und die vielen Infos rund um diesen interessanten Baum. Ich glaube nicht, dass ich so einen hier bei uns schon gesehen habe. Beachtlich ist, dass er sooo alt werden kann.
    Feinen Sonntag und lieben Gruß
    moni

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  3. Ein sehr schöner, wunderbar altwerdender Baum mit attraktiven Nadeln. Eiben kenne ich schon bei uns, sie sind aber doch giftig, oder? Dass man die Samen von der Großen Nusseibe essen kann, ist interessant.
    Ohne Wuhan geht derzeit anscheinend nichts...
    Einen schönen Sonntag und herzlichsten Gruß von Sieglinde

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  4. ...was du nicht immer für Bäume findest, liebe Astrid,
    da hast du wirklich ein Auge für...und belegst alles mit interessanten Informationen...danke,

    liebe grüße Birgitt

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    1. Kein Thema, wenn man in den Botanischen Garten geht, da gibt es eine große Vielfalt, und oft auch beschildert.
      Danke für den netten Kommentar!

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  5. Guten Morgen Astrid,
    was für ein außergewöhlicher Baum...die Nuss und die Eibe hätte ich gedanklich kaum zusammengebracht. Der Botanischen Garten in Münster steht für mich im Mai auf dem Programm - ich hoffe bis dahin ist es wieder möglich dort hinzugehen. Für diese Party habe ich am Mittwoch eine Verlinkung. ;-)
    Lieben Gruß...hier scheint bei - 3,5°C die Sonne, Marita

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  6. Wie spannend, liebe Astrid. Ich habe eben bei uns in der Gehölzdatenbank des Landesaboretum nachgeschaut und tatsächlich gibt es diesen Baum dort nicht, sondern auch "nur" den Torreya nucifera.
    Viele Grüße
    Anni

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  7. ein wunderschöner Baum
    der mir gänzlich unbekannt ist
    wieder etwas dazu gelernt ;)
    danke fürs vorstellen
    ich wüßte auch nicht wo es hier so einen gibt

    liebe Grüße
    Rosi

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  8. Liebe Astrid,
    im Gegensatz zu der verlinkten Trauerweide sind die Zieräpfel doch eher klein...aber auch für einen kleinen Garten einfach wunderbar - meine Begeisterung für sie ist groß. ;-)
    Lieben Gruß, Marita

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  9. Zuvor hatte ich noch nie von einer Nußeibe gehört?
    Erstaunlich auch wie groß diese doch werden kann?
    Schön und ausführlich hast du diesen Baum beschrieben,
    so dass ich viel über ihn lernen kann.
    LG Heidi

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst!

Ich wünsche mir allerdings nach wie vor, dass ein Name am Ende des Kommentars steht.
Da die anonymen namenlosen Kommentare zuletzt wieder zugenommen haben, hier der ausdrückliche Hinweis:

Ich werde sie ab jetzt wieder konsequent NICHT freischalten.

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