Kunst beschäftigt mich zeitlebens, Literatur naturgemäß nicht ganz so lange, denn dazu musste ich erst gut lesen können. Kommt beides zusammen, habe ich ein besonderes Vergnügen.
So war es mit dem kleinen, feinen Büchlein "Das gemalte Zimmer" der dänischen Autorin Inger Christensen, die ich noch persönlich auf der Museumsinsel Hombroich kennen lernen durfte, denn 2009 ist sie verstorben.
Maria Gazetti nennt es eine "betörende und labyrinthische Erzählung", zu der sich Christensen hat anregen lassen durch die von Andrea Mantegna für Lodovico II Gonzaga zwischen 1465 und 1474 ausgemalte "Camera degli sposi", das Zimmer der Eheleute, das sich im Herzogspalast der Gonzaga in Mantua befindet.
Ein Kunstraum, der an den vier Wänden und der Decke fast vollständig mit Fresken ausgemalt ist! Sie zeigen die Mitglieder des Fürstenhofes der Gonzaga vor dem Hintergrund einer weiten Landschaft, 33 Figuren insgesamt in einem acht mal acht Meter großen Raum. Die Decke ist durch die runde Öffnung eines gemalten Okulus mit an der Balustrade lehnenden Putten und Frauen in einen azurblauen gemalten Himmel erweitert – ein "frommer Betrug", aber ausgesprochen faszinierend!
Inger Christensen verknüpft in ihrem Buch das auf den Fresken Sichtbare mit unsichtbaren Hintergrundgeschichten und entwickelt assoziativ eine vielschichtiges Gebäude an erzählerischen Bezügen. Sie berichtet von den realen Intrigen am Mantuaner Hofes und komponiert ganz neue Geschichten, so "daß alle Elemente, die ich in den Gemälden sah, in der Erzählung enthalten sein sollten." Dazu setzt sie drei Erzähler ein:
Da ist einmal Marsilio Andreasi, Sekretär des Herzogs Lodovico II Gonzaga, dessen Geliebte Nicolosia Bellini den Maler Mantegna heiratet.
Dann ist da die Farfalla, jene dunkelhäutige Beobachterin im Oculus, bei Inger Christensen eine türkische Prinzessin, Kriegsbeute des Lodovico Gonzaga.
Da ist einmal Marsilio Andreasi, Sekretär des Herzogs Lodovico II Gonzaga, dessen Geliebte Nicolosia Bellini den Maler Mantegna heiratet.
Dann ist da die Farfalla, jene dunkelhäutige Beobachterin im Oculus, bei Inger Christensen eine türkische Prinzessin, Kriegsbeute des Lodovico Gonzaga.
Und schließlich noch der Humanist Enea Silvio Piccolomini, der als Papst Pius II einen Kongress in Mantua einberuft, mit der Absicht, Lodovico II ins Feld gegen die Türken zu schicken, um seine Frau ungestört lieben zu können.
Mit einem verbotenen Garten, geheimnisvollen Gestalten, kunstvoll arrangierten Toden & Morden werden die historische Fakten mit Fiktivem vermischt, alles zieht einen in die magische Atmosphäre des gemalten Zimmers.
Mit einem verbotenen Garten, geheimnisvollen Gestalten, kunstvoll arrangierten Toden & Morden werden die historische Fakten mit Fiktivem vermischt, alles zieht einen in die magische Atmosphäre des gemalten Zimmers.
Wie die Abbildungen im Prachtband über die "Camera degli Sposi", den mir der Herr K. seinerzeit von einer Italienreise mitgebracht hat. Damals hat mir das alles Lust gemacht, auch einmal von einem Kunstwerk ausgehend zu schreiben.
Weniger gelungen ist das beim belgischen Autor John Vermeulen, diese Mischung aus Fiktion, historischer Figur und seiner Malerei in seinem Buch "Der Garten der Lüste" rund um den flämischen Maler Hieronymus Bosch, der geschworenes Mitglied einer religiösen Bruderschaft war, bestehend aus Personen der höchsten aristokratischen beziehungsweise patrizischen städtischen Schicht. Diese Tatsache sowie die unglaublichen Bildwerke des Malers könnten zusammen schon eine tolle Geschichte ergeben.
Auf der Grundlage von wenigen bekannten Fakten und vielen Vermutungen versucht John Vermeulen denn auch, den eigenwilligen Künstler zu neuem Leben zu erwecken und erzählt von seinen Abenteuern als freier Geist und von seiner Fertigkeit, seine Fantasien malerisch umzusetzen.
Entstanden ist ein relativ spannender Historienroman mit Hexenverbrennung und anderer Grausamkeit, verbotener Geschwisterliebe, Denunziantentum & Inquisition, geheimen Bruderschaften und Alchemie. In meinen Augen besteht bei historischen Romanen allerdings leicht die Gefahr, dass sie vor lauter Detailverliebtheit viel zu lang werden und im letzten Drittel enorm an Spannung einbüßen. So auch bei diesem Buch: Der Schwung des Anfangs nimmt mit fortschreitender Lektüre ab.
Da gefällt mir der opulente Bildband mit Boschs Werken sehr viel besser, denn er zeigt viele kleine Bildausschnitte aus den geheimnisvollen Bildtafeln, die sonst untergehen. Außerdem bekommt man einen guten Eindruck von der Malweise des bis heute geheimnisumwobenen Künstlers.
Ich habe noch ein paar andere Versuche, Malerei in Literatur zu verwandeln, im Regal, aber wo? Ich habe sie auf die Schnelle nicht mehr gefunden...
Auf der Grundlage von wenigen bekannten Fakten und vielen Vermutungen versucht John Vermeulen denn auch, den eigenwilligen Künstler zu neuem Leben zu erwecken und erzählt von seinen Abenteuern als freier Geist und von seiner Fertigkeit, seine Fantasien malerisch umzusetzen.
Entstanden ist ein relativ spannender Historienroman mit Hexenverbrennung und anderer Grausamkeit, verbotener Geschwisterliebe, Denunziantentum & Inquisition, geheimen Bruderschaften und Alchemie. In meinen Augen besteht bei historischen Romanen allerdings leicht die Gefahr, dass sie vor lauter Detailverliebtheit viel zu lang werden und im letzten Drittel enorm an Spannung einbüßen. So auch bei diesem Buch: Der Schwung des Anfangs nimmt mit fortschreitender Lektüre ab.
Da gefällt mir der opulente Bildband mit Boschs Werken sehr viel besser, denn er zeigt viele kleine Bildausschnitte aus den geheimnisvollen Bildtafeln, die sonst untergehen. Außerdem bekommt man einen guten Eindruck von der Malweise des bis heute geheimnisumwobenen Künstlers.
Ich habe noch ein paar andere Versuche, Malerei in Literatur zu verwandeln, im Regal, aber wo? Ich habe sie auf die Schnelle nicht mehr gefunden...
Verlinkt mit dem Monatsthema der Zitronenfalterin
In Mantua hatte leider der Palast geschlossen als wir dort waren. Von außen schaut er ja nicht so grandios aus, fand ich, aber innen soll er es in sich haben. Wie Dein Buch es schon zeigt. Von der dänischen Autorin hatte ich noch etwas gehört, aber es klingt spannend.
AntwortenLöschenWie und was Bosch alles gemalt hat, finde ich immer total ver-rückt und überraschend für sein Zeitalter. Was mit Malerei alles möglich war in früheren Zeiten, finde ich sowieso immer verwunderlich. Da gabs ja fast keine Tabus.
Wahre Bücherschätze hast Du. Wenn Kunst mit Literatur zusammenkommt, das hat oft noch einen Tick mehr Faszination...
GlG Sieglinde
Betörend schöne Bildbände! Da kann man herrlich in die Bildwelt eintauchen. Wenn aus dem Gemälden dann auch noch Geschichten entstehen, finde ich das auch sehr spannend. Ich muss jetzt, wo man sich gern aufs Sofa verzieht, auch mal wieder ein paar der schweren Bildbände aus dem Regal ziehen.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Andrea
Ohhhhh, Deine Bücherschätze - sage ich da nur wieder!
AntwortenLöschenIch hätte auch nochn paar in dieser richtung und den Bosch-Band habe ich auch, nicht den Roman... aber mein bloggen findert derzeit kaum statt bzww. meist nur in vorbereiteten Posts vom Speicher-Stapel. Abet dafür ist hier andres dran.
Dunkelblauleisefrühabendgrüsze
Mascha
Wunderschön sind deine Bildbände. Und die Verknüpfung der gemalten Geschichte mit Prosa natürlich besonders interessant. Es gibt so viele interessante Gemälde, die sicher Hintergrundgeschichten bergen, über die man Romane schreiben könnte.Wobei manches sicher auch ohne eine Geschichte dazu spannend und beeindruckend ist. Danke für den Einblick! Ich habe mich gestern und heute dem wunderschönen Murnauband zugewendet, als Trost bei dem Wetter. Herzlich, Sunni
AntwortenLöschenohhh sehr schön, bin extra in madrid zum prado.. da sind mehrere bosch's zu besichtigen.. in den baux de provence war auch eine lichtbild austellung ..bin bosch-fan :)))) liebe grüsse
AntwortenLöschenTolle Büchervorstellung! Vielen Dank!
AntwortenLöschenWünsche dir noch eine schöne Restwoche und grüße herzlich
Was würden wir ohne diese herrlichen Bücher machen? Gar nicht auszudenken!
AntwortenLöschenLG
Magdalena