Dienstag, 31. Juli 2018

Kindermund


"Das muss man doch verstehen, dass man nicht sterben will", so meine Enkelin vor Wochen zu mir, als das Gespräch auf Kinder kam, die mit ihren Erwachsenen aus Syrien zu uns geflohen sind und nun in ihrer Schule in sogenannten Übergangsklassen unterrichtet werden.* So viel Einfühlung in menschliche Grundbedürfnisse wünschte ich manchem Erwachsenen hierzulande. Klammer auf: Vor allem diesen vorlauten Lautsprecher, die sich einbilden, die Mehrheit zu sein, weil wir anderen sie durch unsere Zurückhaltung peu à peu an die Macht schweigen. Klammer zu.

Leben, das will ein Kind zuallererst, behütet von wohlwollenden Erwachsenen in einer ebenso wohlwollenden, friedlichen Umgebung, nicht hungern müssen und nicht frieren, sich bewegend und lernend diese Welt erobern und zu eigen machen und dafür Anerkennung bekommen. Und dafür braucht es eine verlässliche Umgebung, eine stabile Gemeinschaft, einen Schutzraum. 

Es gibt Menschen in unserem Land, die in ihrer freien Zeit versuchen, den Kindern, die das alles verloren haben, einen solchen Raum zu bieten. Manche Bloggerinnen gehören dazu, so auch die "Miesi", die Anfang Juni einen Schulranzen suchte für das Mädchen, um das sie sich kümmert und welches Mitte August eingeschult wird. Damit konnte ich ihr nicht dienen, aber eine kleine Freude wollte ich dem Kind machen und habe ihm ein Schlampermäppchen mit seinem Namen ( auf der Rückseite ) genäht:




Von meiner Ma weiß ich, wie weh es tut, wenn man nach der Flucht dort, wo man zufällig untergebracht worden ist, abgelehnt wird. Und von mir selbst weiß ich, wie schön es ist, wenn man als Kind willkommen geheißen wird...


Verlinkt mit dem 
CreadienstagHandmadeontuesday und Dienstagsdinge... 








Wer es aushält, möge sich Bilder von der syrisch-jordanischen Grenze anschauen oder die aktualisierten Datensätze des UNHCR anschauen. Die Wortwahl mancher Mitbürger & Politiker lassen sich daraufhin gar nicht mehr ertragen.

18 Kommentare:

  1. heute habe ich einige minuten um dir zu schreiben... menschen die helfen..auch mit kleinen überraschungen, so wie du das machst..ein grosses BRAVO! liebe grüsse... die hitze kommt!

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  2. Gutes tun fängt mit Kleinigkeiten an. Das Mädel wir sich freuen und dann später, wenn sie erwchsen ist, evtl. davon erzählen. Es ist traurig und beängstigend, dass man heute wieder über Flucht und ... sprechen muss. Nachdenkliche Grüße von Rela

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  3. Sehr hübsch, da würde ich mioch auch freuen, ich, die kaum ermessen kann, wie sich das anfühlt, solcher Krieg und solche Flucht.
    Gerne würde ich mich da auch engagieren, aber in dieser kleinen Stadt: no way, wenn man selbst hier nicht rauskommt. Seufz!
    Würde Dir gerne die Kaltfront eines Tiefs schicken, aber, woher nehmen???
    Hitzegeplagte Grüsze mit flügellahmer durstiger Brieftaube
    Mascha

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  4. Die Wortwahl mancher Politiker ist völlig aus der Bahn. Wenn sie sich dann noch christlich nennen, möcht' ich ihnen am liebsten das ABC neu beibringen.
    Machtgier kennt nun mal keine Grenzen.
    Es ist zum Dauerschämen .. oder zum Aufstehen! :-)

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  5. Ein wunderhübsches Mäppchen, das dieses Kind ganz persönlich willkommen heißt. Was für eine schöne Idee!
    Dass Du Deine persönlichen Erinnerungen erzählst, finde ich so wichtig. Es muss doch viele Menschen geben, die solche haben. Diese zu erzählen, wäre doch schon mal eine gute Möglichkeit gegen das an die "Macht schweigen" der anderen.
    GLG Sieglinde

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  6. Was für ein Schatz für ein kleines Mädchen, egal aus welchem Land. Da wird die Freude riesengroß sein.
    Liebe Grüße
    Andrea

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  7. Liebe Astrid,
    du und deine Enkelin sprechen mir aus dem Herzen.
    Seit sechs Jahren betreue ich jeden Dienstagvormittag bei meiner ehrenamtlichen Arbeit an der Kinderkleiderbörse eine Asylantin. Sie erhält so Gelegenheit, die Sprache zu lernen, Kontakte im Dorf zu pflegen und am sozialen Leben (wir Mitarbeiterinnen haben einige Anlässe zusammen) teilzunehmen. Diese langjährige Mitarbeiterin und ihre Familie lebt heute selbständig und sie arbeitet seit kurzem nicht mehr bei uns. Die Eltern haben Stellen (sie hat sogar den Auto-Fahrausweis) und die Kinder sind in der Lehre oder Primarschule. Das ist so schön!
    Das ist nur ein Tropfen auf den heissen Stein, aber so kann ich mindestens etwas kleines bewirken. Nicht alleine, denn ich erhielt aus dem Umfeld grosszügige Sachspenden für die Familie.
    Beim Sozialamt meldete ich, dass ich wiederum Zeit und Arbeit für eine Asylantin hätte, jetzt bin ich gespannt, ob und wer Mitte August kommt.
    Dir einen schönen Tag und
    liebe Grüsse
    Eda

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  8. So ein liebes Geschenk von dir zum Schulanfang! LG Ulrike

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  9. Jede Geste hilft sich ein Stück willkommen zu fühlen.
    Deine Enkelin bringt es auf den Punkt.Knapp und klar wie Kinder noch zu denken in der Lage sind.
    VG Karen

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  10. Liebe Astrid,

    Kinder sind "noch" nicht so berechnend wie viele Erwachsene. Für sie spielt es auch keine Rolle, welche Hautfarbe, welcher Herkunft ein Kind ist, sie gehen ganz anders mit der Situation um.
    Du hast es auf den Punkt gebracht. Diejenigen, die stets gegen Flüchtlinge wettern, sollten mal darüber gründlich nachdenken, was es bedeutet, Terror, Krieg erlebt zu haben, wochenlang auf der Flucht gewesen zu sein, in einem Schlauchboot über das Meer zu schippern ohne zu wissen, ob man überhaupt ankommt.
    Wir haben als direkte Nachbarn eine syrische Familie und ich kenne das ganze Elend aus ihren Erzählungen. Hilfe anbieten, für einander da sein, das ist angesagt, als feindliche Parolen loszulassen. Besonders für die Kinder ist es wichtig.

    Ich finde es schön, dass du diesem Mädchen das hübsche Schlampermäppchen genäht hast. Es wird sich darüber mit Sicherheit sehr freuen. :-)

    Liebe Grüße
    Christa

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  11. Was für eine schöne Geste, Astrid...das Mäppchen wird sicher geliebt werden, so ein wunderschönes Teil zur Einschulung.
    Lieben Gruß, Marita

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  12. da kannst du aber mächtig stolz sein auf deine enkelin! aber kein wunder bei der oma ;-)! das täschchen ist allerliebst und wird dem kleinen mädchen sicher ganz viel freude bereiten.
    ♥ monika

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    1. Da spielen sicher die französischen Gene eine Rolle, sie ist so rational, ganz anders als ich...
      LG

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  13. Liebe Astrid,
    würde das doch jeder so sehen wie die Kinder.
    Klar und einfach, ohne irgendwelche Grenzen.
    Das Mäppchen ist klasse geworden. Da wird sich die Maus drüber freuen.
    Und Dir wünsche ich einen schönen Nachmittag, lieben Gruß
    Nicole

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  14. wie recht deine Enkelin doch hat
    und wenn Kinder nicht von Erwachsenen "verbogen" werden haben sie ein sehr gutes Gespür
    für die Ungerechtigkeiten
    ein wunderschönes Mäppchen hast du gemacht
    und das Mädel wird sich sicher freuen

    liebe Grüße
    Rosi

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  15. Liebe Astrid, wider Erwarten bat's heute früh ein paar Minuten getröpfelt und wir haben unseren Schulgartengang auf später verschoben. Da blättere ich mich ein wenig durch deine Posts... Wie sehr ich an dir mag, dass dein Herz wie meins schlägt und du Gedanken formulierst (Saudi Arabien), die ich so präzise nicht schaffe auszudrücken. Gefreut habe ich mich über dein Liesl K. Porträt, gehörte sie doch auch zu deinen drei Paarbänden, die du uns zur Hochzeit zugedachtest... Liebe Sonntagsgrüße, nun mach ich mich auscden Federn, der Lütte schläft noch, Gärtnerleben zehrt 😃. Ghislana 💛

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst!

Ich wünsche mir allerdings nach wie vor, dass ein Name am Ende des Kommentars steht.
Da die anonymen namenlosen Kommentare zuletzt wieder zugenommen haben, hier der ausdrückliche Hinweis:

Ich werde sie ab jetzt wieder konsequent NICHT freischalten.

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