Sonntag, 25. Mai 2025

Mein Freund, der Baum: Felsenbirne

Bei meinem Aufenthalt in München vor einem Monat fielen mir Reihen kleiner Bäume auf, deren Kronen fast wie weiße Wolken aussahen, so üppig waren sie mit kleinen Blütensternchen übersät. Meine Neugier war geweckt und heute schreibe ich an dieser Stelle über die so von mir entdeckten Felsenbirnen.


Die Felsenbirnen Amelanchier sind eine Pflanzengattung, die zu den apfelfrüchtigen Kernobstgewächsen Pyrinae innerhalb der Familie der Rosengewächse Rosaceae gehören und die hauptsächlich in Nordamerika zu Hause sind. Dort wurde sie bereits vor ca. 3.000 Jahren von den Ureinwohnern Amerikas als Heilpflanze und Energielieferant geschätzt. Nur zwei der 25  bekannten Arten haben ihre Heimat in Europa, Kleinasien und Ostasien, eine Art ist in Europa bis Kleinasien und zwei Arten in Asien heimisch.

Felsenbirnen erfreuen sich inzwischen so großer Beliebtheit, weil sie robust und pflegeleicht sind und keine besonderen Ansprüche stellen. Die Pflanzen überstehen selbst eine sommerliche Trockenphase unbeschadet.

Ihren Namen habe diese hübschen Bäume bzw. Sträucher von der französisch-provencalischen Bezeichnung amélanche für die Früchte des dort heimischen Amelanchier ovalis. Das Wort 'amelanche' ist keltisch-gallischen Ursprungs und bedeutet Äpfelchen. Zum ersten Mal schriftlich erwähnt wird diese Felsenbirne im Jahr 1549 durch einen Schweizer Botaniker, der sie in seinem Land entdeckt hat, die Gattung Amelanchier dann 1789 von Jean-Baptiste de Lamarck systematisiert. In Österreich heißt dieser kleine Baum oder reich verzweigte und dichtkronige Strauch auch Edelweißstrauch.

Diese Felsenbirne, auch Echte oder Gemeine Felsenbirne geheißen, ist ein sommergrüner Strauch bzw. Baum von anderthalb bis drei Metern Höhe. Bei uns kommt am häufigsten die Kahle bzw. Essbare Felsenbirne Amelanchier laevis 'Ballerina' vor, die bis zu acht bis zehn Metern hoch werden kann bei einer ähnlichen Kronenbreite. Im Alter ist die Felsenbirne oft breiter als hoch gewachsen.

Das sommergrüne Blätterkleid der Amelanchier ist grün bis dunkelgrün oder blaugrün gefärbt. Im Herbst nehmen die Blätter ganz spektakuläre Farben wie feuerrot, gelb oder orange an. Sie befinden sich wechselständig  an einem etwa 15 mm langen Stiel an den Zweigen, sind elliptisch bis eiförmig geformt und spitz zulaufend, je nach Sorte zwischen ca. 3-10 cm lang. Der Blattrand ist ganzrandig oder leicht gesägt. Die Blattspreite ist häufig fein behaart, als junge Triebe zunächst auch an der Blattunterseite. Bei einigen Exemplaren sind die Blätter im Austrieb kupferfarben wie bei der bei uns auch sehr beliebten Kupfer-Felsenbirne Amelanchier lamarckii, auch als Korinthenbaum bekannt.

Wie eingangs beschrieben, hat mich die Felsenbirne mit ihren zahlreichen wunderschönen weißen Blüten sehr beeindruckt. Die Blüte erscheint an vielen Sorten noch vor dem Blattaustrieb, bei einigen Sorten aber auch gleichzeitig. Sie verströmen einen intensiven, angenehmen Duft.

Diese - übrigens zwittrigen - Blüten sehen aus wie kleine Sterne, sind radiärsymmetrisch und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die fünf freien Kelchblätter sind ganzrandig. Die fünf freien Kronblätter sind meist weiß, länglich oder lanzettlich. Zehn bis zwanzig Staubblätter zieren die Mitte der Blüte, dazu zwei bis fünf Griffel. Die Blüten werden ca. 2-3 cm breit und sind in traubenartigen Blütenständen angeordnet, aus drei bis fünfzehn Blüten bestehend. Viele Blütenstände der Amelanchier sind aufrechtstehend, bei einigen Sorten hängen sie herab. 

Die Bestäubung erfolgt durch Insekten. Für die sind die Felsenbirnen ein sehr wichtiges Gehölz.

Die Herausbildung der Früchte geschieht relativ rasch nach der Insektenbestäubung der Blüten. Schon ab Juni erscheinen die kugeligen Früchte am Baum bzw. Strauch und verbleiben bis Juli/ August. Diese Früchte sind erbsengroß mit einem Durchmesser von ca. einem Zentimeter. Am Anfang sind die Früchte rot gefärbt, im reifen Zustand dunkel purpurfarben bis blauschwarz, mit einem bläulichen Reif überzogen. Sie sind essbar und ihr süßlicher Geschmack eignet sich hervorragend für Säfte oder Marmeladen. Geschmack wie Äußeres erinnern an Heidelbeeren mit einem angenehm marzipanartigen Beigeschmack. Sie enthalten jede Menge Vitamine C, Calcium und Eisen und wirken sich durch ihre Inhaltsstoffe positiv auf den Schlaf, das Herz und den Blutkreislauf, heißt es. Die Früchte der Kupfer-Felsenbirne können sogar getrocknet verzehrt werden - daher auch der Name Korinthenbaum. 

Der Geschmack & Duft der Früchte locken natürlich auch viele heimische Vögel an. Die Früchte sind im Allgemeinen ungiftig. Das in den Samen und Blättern enthaltene cyanogene Glykosid kann allerdings beim Verzehr großer Mengen zu Magen- und Darm Beschwerden führen. Unreife Früchte sollte man sich gar nicht einverleiben.


Die Rinde der Felsenbirnen ist olivgrau bis braungrau gefärbt. Das Feinwurzelsystem wächst eher flach und dicht verzweigt und kommt mit sehr wenig Erdreich gut zurecht, weshalb sie in der Natur auf steinigen Böden oder in Felsspalten wachsen kann. Ein kalkhaltiger Boden wird bevorzugt, der nicht zu feucht sein sollte. Die Felsenbirne verträgt keine Staunässe. Sie ist wind- & wetterfest und gut winterhart. Auch Temperaturen von bis zu -28,8 °C schaden ihr nicht und dem Stadtklima ist sie ebenfalls gut gewachsen.

Der Wuchs ist locker und meist mehrstämmig. Im Alter ist die Ausbildung einer Krone immer deutlicher zu erkennen und die Zweige beginnen überzuhängen. Bei uns kommen die Felsenbirnen gerne - wie auf meinen Fotos zu erkennen - als Schirmform oder als Hochstamm zum Einsatz. Dann kommt die weiße Blütenpracht besonders gut zur Geltung, denn Krone und Stamm sind dabei deutlich voneinander getrennt. Beim Hochstamm kann die Krone auch gut "getrimmt" werden, hin zu einer Kugel, einem Schirm oder einem Pilz. Inzwischen wird auch eine kleinkronigere Sorte im Handel angeboten, Amelanchier arborea 'Robin Hill', die auch für die Kübelhaltung auf der Terrasse oder im Dachgarten, aber besonders auch für kleine Gärten und Innenhöfe, geeignet ist.

Jetzt seid ihr wieder dran, liebe Baumfreundinnen & Baumfreunde! Was habt ihr in diesem Frühsommer bereits entdeckt? Die Verlinkung ist wieder bis zum 28. Juni möglich.

                                                                

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10 Kommentare:

  1. Liebe Astrid,
    oh ja, Felsenbirnen sind wunderbare Gewächse! Wir haben auch solch ein Bäumchen bei uns im Garten - als ich in einer Gartenzeitschrift las, dass Felsenbirnen durch die tolle Blüte im Frühling, die köstlichen Beeren im Sommer und die wunderschöne Blattfärbung im Herbst 🍂 bestechen und außerdem noch für Insekten und Vögel 🐝🕊️ wichtig sind, war mir klar, dass ich solch einen Strauch oder Baum haben möchte. Den Namen „Edelweißstrauch“ kannte ich noch gar nicht – spannend! Ich finde, die Früchte schmecken ein bisserl wie weiche Birnen 🍐 – Marzipan hab ich allerdings noch nie rausgeschmeckt.
    Von mir bekommst du heute die Stieleiche und all die anderen Bäume, die in meinem aktuellen Post vorkommen.
    Ganz liebe Grüße, Traude 🌞🌻🌳
    https://rostrose.blogspot.com/2025/05/freundinnen-tag-in-der-klimt-villa-und.html
    PS: Wann war denn dein Wien-Besuch mit Klimt-Schwerpunkt? Falls es vor 2012 war – die Klimt-Villa wurde damals fast abgerissen! Nach vielen Protesten wurde sie liebevoll saniert, und die Ausstellung „Klimt lost“ gibt’s erst seit 2018 🎨.

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  2. Ja liebe Astrid, ich finde die Felsenbirnen auch so wunderschön. Ein ganz tolles Gewächs ist das. Im Nachbargarten konnte ich sie lange bewundern im Frühjahr die tolle Blüte, im Sommer die Beeren und im Herbst dann das schöne Laub. Sie wurde einfach abgesägt wie all die anderen Gewächse und Bäume in diesem Grundstück...das ist jetzt schon ein paar Jahre her und ich vermisse sie immer noch! Passiert ist in dem Grundstück seither nichts mehr, da hätten die Bäume auch stehen bleiben können :-(((

    Liebe Grüße
    Kerstin und Helga

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  3. Dankeschön für die wunderbare Beschreibung dieses Baumes. Ich habe dies alles einfach noch nicht gewusst. Es war sehr informativ für mich.

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  4. Auf solch ein üppiges Exemplar hoffe ich noch, denn mein Hochstamm könnte gerne weiter zulegen. Bislang ist die Blüte eher mickerig, aber die Herbstfärbung zufriedenstellend. Jedenfalls ist es ein tolles Gehölz, welches du heute so ausführlich vorstellst.
    Lieben Gruß und eine gute neue Woche wünscht dir Marita

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  5. Your deep appreciation and knowledge of the serviceberry truly shine through—it's wonderful how you bring to life both its history and beauty. Reading this feels like a quiet walk beneath those starry blossoms. I just shared a new post. Check it out. Thank you.

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  6. ich hatte drei felsenbirnen im garten und sie waren mir die liebsten bäumchen. sie wurden bei mir nicht höher als 3 m und ich habe sie eher zu den sträuchern gerechnet, denn sie hatten keinen stamm und waren von unten her weit verzweigt. ihre zauberhaften sternchenblüten im frühling waren ein hochgenuss und im sommer habe ich mich regelmäßig mit den amseln gestritten, wer zuerst die reifen früchte bekommt. im herbst wurden sie zu einem leuchtenden feuerwerk in rot und orange - einfach nur toll.
    danke für die vielen infos, ich wusste das meiste nicht. ich habe sie noch nie als bäume gesehen, stelle mir das aber ganz wunderbar vor. ihren französischen namen amélanche lieb ich und finde es schön, dass sie in der provence entdeckt wurde, aber schon so lange den ureinwohnern amerikas als wohlschmeckende und gesunde früchte dienten.
    ich hab dir heute einige linden mitgebracht. die knubbeligen stehen am lindenweg an der lutter und die großen vor dem dom und im garten des kreuzgangs. die kaiser-lothar-linde hinter dem dom mit ihren ca 900 jahren konnte ich diesmal leider nicht fotografieren. hier findest du sie aber: https://manoswelt.blogspot.com/2023/01/rund-um-den-dom-in-konigslutter.html . dort sieht man die linden vor dom auch ohne blattwerk.
    liebe grüße von mano

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  7. weggefaehrtin.blogspot.com26.05.2025, 09:47:00

    danke für diese vorstellung der felsenbirne. die meisten menschen hier wussten nict, dass man diese früchte essen kann. es herrscht oft ein mißtrauen gegen natur, statt wissen. wir mögen diesen baum sehr. lieben gruß, roswitha

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  8. liebe Astrid, danke für deinen so lieben Kommentar bei mir der mich tief berührte...ob Zufall, Schicksal, Bestimmung uns alleine zurücklässt- es hat wenig Sinn darüber zu grübeln, es ändert sich nichts an der Trauer die wir darüber empfinden....
    Deine so feinsinnige fast liebevolle Recherche über die Felsenbirne hat mich sehr mitgenommen denn jedes Gewächs, jeder Baum auch ohne dass ich ihn näher kenne fasziniert jedes Jahr das ich älter werde - meine Augen und Sinne. Allein schon deshalb möchte ich nicht mehr in einer Stadt wohnen die keine Alleen, Bäume und Parks hat. Die Natur hier hilft mir beim Leben weiter - ich könnte es nicht besser beschreiben als mit diesem Satz.
    herzlichen Dank für diese wundervolle Vorstellung eines so prachtvollen Gewächses und würde gerne meine Nase in ihre Duftblüten stecken..
    sie verströmt einen unglaublichen Zauber und bringt mich zum dankbaren lächeln..so schön ist sie... prachtvoll ja das ist die richtige Bezeichnung für sie...herzlich Angel

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  9. Wir haben auch eine Felsenbirne im Garten, liebe Astrid. Schon seit Jahren - doch leider will das Bäumchen nicht blühen. Also gibt es auch keine Früchte - dafür schenkt es uns immer im Herbst eine wunderbare Blätterfärbung. Vielen Dank für die schönen Bilder und die Informationen. Grüne Grüße, Nicole

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  10. Ich muss gestehen, ich kannte diesen wunderbaren Baum bisher gar nicht. Bewusst habe ich diesen Baum noch nicht gesehen, zumindest nicht in der Blütezeit. Diesen herrlichen Anblick hätte ich in Erinnerung. Danke für die interessanten Informationen.
    Liebe Grüße, Claudia

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