Dienstag, 3. Juni 2025

Bücherlese Mai

Seit ich im vergangenen Sommer in meinen Gewohnheitsträcker den Punkt "30-Minuten-Lesen" aufgenommen habe, hat sich die alte Leselust wieder in gewohnter Weise zurückgemeldet, und ich hole nach, was ich in den Jahren der Pflege & der Trauer verpasst habe. 

Diese Rubrik in meinem Blog hab ich mir dann überlegt, um einmal für mich selbst festzuhalten, welche Bücher ich im zurückliegenden Monat gelesen habe, pflege ich doch die meisten von ihnen gar nicht mehr in die proppevollen Regale in unserer Bibliothek einzuordnen, sondern alsbald zum Bücherschrank unseres Bürgerzentrums zu bringen ( nur die mit fünf Sternen von mir Bedachten dürfen bleiben, momentan auf dem Fußboden stehend ).

So gut wie alle Bücher beschaffe ich mir im modernen Antiquariat, und auch unter den heute hier festgehaltenen ist nur eines ganz neu, von der Freundin aus Nord-Holland mitgebracht und also ein Geschenk.

Anregungen für die Lektüre bekomme ich u.a. von Bloggerinnen wie Andrea oder Roswitha. Und oft verfolge ich dann - bei Gefallen - weitere Veröffentlichungen dieser Autor*innen. Gerne schaue ich auch beim "Perlentaucher" vorbei. Die "Spiegel"- Bestsellerliste präsentiert mein Veedelsbuchladen, oft bestückt mit Kärtchen, auf denen sich Mitarbeiter*innen zu dem jeweiligen Buch äußern. Aber ich greife da so gut wie nie zu, habe ich ja aus den vergangenen Jahren noch viel aufzuholen.

Auf dem fotografierten Stapel fehlen zwei Bücher, die schon den Gang zum Bücherschrank antreten mussten sowie das, welches ich mir als Ebook gekauft habe: Das ist das Sachbuch "Unter Wert" von Emma Holten und "Frei" von Lea Ypi und "Judith und Hamnet" von Maggie O'Farrell sind nicht lange im öffentlichen Bücherschrank stehen geblieben.

Mein zweites Buch von Maggie O'Farrel in diesem Monat - "Porträt einer Ehe" - war eine echte Überraschung für mich, bin ich nicht unbedingt eine Leserin historischer Romanstoffe. Doch das Schicksal der Lucrezia de' Medici in ihrer Ehe mit Alfonso II. d'Este hat mich so mitgenommen, dass ich manches Mal aufhören wollte weiterzulesen, weil ich ja um das bittere Ende der Sechzehnjährigen wusste. Ich bin froh, dass ich das nicht getan habe, denn die Autorin hat für mich eine gute, befriedigende Lösung gefunden.

Auch das zweite Buch, das bleiben darf, ist die Folge einer Erstlektüre: Benjamin Myers "Offene See" hat mich mit seinen Beschreibungen der Natur, einer wundersamen Liebesgeschichte und als ein gelungenes Beispiel des literarischen Genres "Coming-of-Age" ( in meiner Schulzeit noch Bildungsroman genannt ) zu überzeugen gewusst. 

Saša Stanišic, diesmal vertreten mit "Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne", hat aufgrund seiner sprachlichen Qualitäten & seines Humors eh ein Stein im Brett bei mir. Noch mehr in Richtung "Skurrilität und Schönheit in schiefen Bildern" gingen die Geschichten von Jan Snela, dessen neuestes Buch jedenfalls vorgemerkt ist. 

Ein Buch ist auf dem Stapel, welches ich schon vor über zwanzig Jahren gelesen habe, nämlich das von Martin Doerry über seine Großmutter: "Mein verwundetes Herz". Das hat mich auch diesmal erschüttert. Ursache für die erneute Lektüre war allerdings meine Recherche für einen Great-Women-Post. Einen solchen habe ich wiederkehrend im Kopf über die Philosophin Hannah Arendt. Der "Non-fiction-Comic" von Ken Krimstein "Die drei Leben der Hannah Arendt" hat mich endgültig überzeugt, dass ich einen solchen bald mal schreiben sollte.

Unterhaltsam und daher schnell gelesen war "Tschick" von Wolfgang Herrndorf ( der ist mir vor fünfzehn Jahren durch die Lappen gegangen ). Nicht so schnell klappte das mit Helen Macdonalds "Abendflüge": So viele Informationen & Beschreibungen zu Landschaft, Natur, besonders Vögeln & Insekten, zu ihrer eigenen Lebensgeschichte, der Englands, so viele Gedanken zum Miteinander, Gesellschaft & Politik - da musste ich oft innehalten & simelieren. 

Ähnlich verhalten verlief die Lektüre von Renske Jonkmans Buch "Vom Glück, mit dem Wind zu leben". Das lag aber nicht am Wind, der sich einem entgegen stemmte, sondern an der fast unübersehbaren Bilderflut, gespeist aus Erinnerungen an die Polderlandschaft der Niederlande und an die niederländische Malerei durch die Jahrzehnte, die vor meinem inneren Auge vorbeizogen wie die Wolkenschiffe am Himmel in jenen Urlaubstagen, die ich im Nachbarland so oft verbracht habe. Und dann ist da noch eine andere Gemeinsamkeit mit der Autorin, die sie in Worte gefasst hat, die meine hätten sein können. So soll ein schönes Buch für mich sein...

Dass mich inzwischen Bücher mit Naturerfahrungen besonders anzusprechen vermögen, ist neu. Und ja, bei diesem Genre greift man am besten auf Veröffentlichungen englischsprachiger Autoren zurück. Das kann ich nur bestätigen.

Ich hoffe, dieser Beitrag erfüllt nicht nur den Zweck eines Memoposts für mich selbst, sondern ermuntert zu der einen oder anderen Lektüre. So wie es andere Bloggerinnen getan haben. Denen möchte ich noch einmal "Danke" sagen...                                                                              

15 Kommentare:

  1. liebe Astrid - das ist natürlich ein ganz besonderer Post wie für mich geschrieben - es dürfte dich nicht verwundern ; - er begeistert mich. Sehr interessant ist deine gesamte Bibliothek für mich die ich oft schon in deinen Beiträgen als Bild entdecken konnte und mir sehr lange überlegte : *Was steht da alles Interessantes - wo würde ich anfangen zu suchen - wann wieder gehen - wenn ich darüber die Zeit vergesse. Wahrscheinlich nach Jahren noch nicht. Welch ein Fundus an Schätzen unterschiedlichster Art.
    Dass du nun vermehrt wieder zu Büchern greifst -nach der langen Trauerphase ist toll und freut mich sehr. Für mich sind Bücher ein Trostspender der meinen Wissensdurst stillt, mich ablenkt, begeistert -oder auch manches Mal etwas enttäuscht zurück lässt. Durch unsere Stadtbibliothek habe ich dort die Möglichkeit und die Chance neue Autoren kennen zu lernen, alte aufzufrischen um sie erneut zu lesen und kann hemmungslos zugreifen - je nach Stimmung und Gemütslage.
    Was du dir ausgesucht - danebengelegt hast um sie uns vorzustellen - liest sich interessant weil es so unterschiedliche Bücher sind.
    Es gibt für mich kaum Schöneres als sich über Bücher auszutauschen....
    ich danke dir sehr...herzlich Angel...

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  2. Leider lese ich ja zu wenig, aber ich denke, das wird sich auch wieder ändern.
    Dein Lesestapel schaut eindrucksvoll aus und manches davon könnte mich auch reizen.
    Finde ich ja interessant, dass Du Bücher mit Naturerfahrungen nun verstärkt schätzt.
    Weißt Du, was Dir daran so besonders gefällt?
    Mir ist auf der Höri wieder aufgefallen, wie schön Natur sein kann. Besonders mit einem See dabei.
    Herzlich,
    Sieglinde

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    1. Im Alter spielt die Kindheit bzw. die Erinnerung daran wieder eine große Rolle. Ich bin ein Landkind und habe Flora & Fauna damals stark in mich aufgenommen, kleine Tiere beobachtet, Vögel, Amphibien, unterstützt von meinem Vater. Die Jahreszeiten habe ich gerne und ganz bewusst erlebt. In jungen Jahren kam der Sinn für die verschiedensten Landschaften dazu. Es sind Erinnerungen an glückliche Zeiten, die diese Bücher zurückholen, so meine Interpretation.
      GLG

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  3. Schön, dass Du so regelmäßig jeden Tag lesen kannst und magst. Mir gelingt es nicht mehr. Abends, wenn ich vor dem Einschlafen früher immer gern gelesen habe, bin ich nun ratzfatz weg. Tagsüber, sollte ich Zeit haben, finde ich gerade keine Ruhe
    Bücher mit Naturbeschreibungen waren und sind oft bei unseren englischen Nachbarn zu finden, da hast Du recht.
    Viel Freude und liebe Grüße
    Nina

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  4. Einen Gewohnheitstracker festzulegen und 30 Minuten zu lesen. Finde ich eine ganz wundervolle Idee, liebe Astrid. Und wie schön, dass das geklappt hat. Ich müsste das auch mal intrigieren, denn leider bin ich auch schrecklich lesefaul geworden. Früher habe ich Bücher verschlungen! Und jetzt brauche ich für einen Roman eine Ewigkeit. Es fluppt nicht mehr. Dir einen lieben Gruß, Nicole

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  5. Wie schön, dass Du das Lesen wiedergefunden hast liebe Astrid.
    Bücher können einen aus manch einsamen Moment holen und wunderbar aufbauen.
    Gerade lese ich eins, was mich ein wenig runterzieht, ich glaube, das werde ich abbrechen und in den Bücherschrank geben.
    Weiterhin viel Freude beim Schmökern und lieben Gruß
    Nicole

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    1. Das kann ich gut nachempfinden! Deshalb mag ich in der Regel auch keine Krimis, die machen mir zu viel bad vibrations. Da lege ich auch schon mal ein Buch ganz beiseite..
      Einen gemütlichen Feierabend!

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  6. Der Stapel gefällt mir. Ohne lesen kann ich mir mein Leben nicht vorstellen. Es ist hilfreich und beglückend in andere Welten zu tauchen. Leider weiß ich, dass ich wohl nie das alles schaffen werde, was ich mir zu lesen wünsche. Allein die Bücher meiner Eltern, wo es noch so viele gibt, die ich unbedingt lesen möchte und Neues kommt ständig dazu. Aber inzwischen wandern dann auch viele in die Bücherzelle. Besondere bleiben z.B "Offene See", von Saša Stanišic "Herkunft". Nur wenige haben Potential ein zweites mal gelesen zu werden.
    Viele Grüße Karen

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    1. „Herkunft“ hat mich auch sehr angesprochen. Es freut mich, dass du „Offene See“ magst. Kennst du „Der perfekte Kreis“? Durfte auch bleiben….
      GLG

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  7. liebe astrid, da freue ich mich, dass dir manche der von mir empfohlenen bücher auch gefallen. das mit dem zeittracker für lesezeit mache ich seit über 25 jahren. damals hörte ich auf zu rauchen, stattdessen setzte ich mich hin und las, egal was sonst war. mein argument war, zum rauchen hatte ich ja auch zeit, nun gönne ich mir lesen. und das tollste ist, ich kann jedes buch kaufen, das ich will, und spare trotzdem geld. im freundeskreis freuen sich einige, weil ich die bücher immer zum lesen weitergebe. bücher sind für mich lebensmittel, jeden tag.
    es ist wunderbar, dass du auch freude und zeit dazu hast. hab es gut, lieben gruß, roswitha

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    1. Was für eine geniale Idee! Mit den vielfältigsten positiven Auswirkungen!
      Dir einen guten Tag!

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  8. ich danke dir für diesen post und deine tipps! offene see war für mich das liebste buch der letzten jahre. noch im juni kommt "strandgut" von benjamin myers heraus, darauf freue ich mich schon. den perfekten kreis habe ich noch nicht gelesen, kommt aber noch.
    ansonsten hole ich mir alle bücher in der öffentlichen bücherei (auf vorberstellung bekommt man auch die neueren) oder suche sie gebraucht online. manchmal finde ich auch gutes in telefonzellen oder bei oxfam. gute anregungen finde ich auch bei blogs oder in unserer guten örtlichen buchhandlung.
    liebe grüße von mano


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  9. Liebe Astrid,
    ich habe das mit den30-Minuten-Lesezeit noch nicht hinbekommen. Die Idee finde ich nach wie vor genial! Muss ich noch dran arbeiten.
    Aber Dank Deiner Empfehlung sind die beiden Gretchenbücher nun gelesen und mich hat auch das zweite sehr angesprochen. Was für Lebensgeschichten!
    Danke für Deine Empfehlung. Und wer weiß, vielleicht landet eins Deiner heute vorgestellten Bücher auch wieder hier bei mir.
    LG
    Elke

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  10. ich war ja schon immer eine Leseratte ;)
    im Moment schiebe ich auch öfter mal wieder ein Buch dazwischen
    ist aber gefährlich weil ich dann Zeit und Raum vergesse..(nach 30 min aufhören .. das gänge gar nicht ;) )
    auch wenn es eher leichte Romane sind
    ist das "Auftauchen" dann ab und zu nicht so einfach
    dein Lesestapel sieht gut aus und wird dir sicher manch schöne Zeit bescheren
    liebe Grüße
    Rosi

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    1. 30 Minuten sind das Mindestmaß, nach oben ist alles offen!
      LG

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