Mittwoch, 29. März 2017

Lieben Sie Lyrik?


Andreas Gryphius
Morgen-Sonett 
Die ewig helle Schar will nun ihr Licht verschlissen, 
Diane steht erblaßt; die Morgenröthe lacht

Den grauen Himmel an, der sanfte Wind erwacht

Und reizt das Federvolk, den neuen Tag zu grüßen.

Das Leben dieser Welt eilt schon die Welt zu küssen,

Und steckt sein Haupt empor, man sieht der Strahle Pracht

Nun blinken auf der See: O dreimal höchste Macht

Erleuchte den, der sich jetzt beugt vor deinen Füßen.

Vertreib die dicke Nacht, die meine Seel' umgibt,

Die Schmerzen Finsternis, die Herz und Geist betrübt.

Erquicke mein Gemüth und stärke mein Vertrauen.

Gib, dass ich diesen Tag in deinem Dienst allein

Zubring' und wenn mein End' und jener Tag bricht ein,

Daß ich dich, meine Sonn, mein Licht, mög' ewig schauen.


"Das Leben dieser Welt eilt schon die Welt zu küssen" - welch eigenwillig - wunderbare Formulierung für ein Gefühl, das mich ab und an morgens befällt, wenn ich die Jalousie an meinen Schlafzimmer hochziehe.


Gryphius gehört seit Schulzeiten zu meinen Lieblingsdichtern. Und die Sonett - Form hat mich auch damals schon fasziniert. Als mir dieses Sonett in die Finger kam ( auch, weil es so gut zu meinem derzeitigen Lebensgefühl passt ), wollte ich es gerne im Blog vorstellen.
























Es ist ein schönes Beispiel dafür, wie ein "Morgengebet" zu einer allgemeingültigeren Daseinserfahrung führt, das auch eine Agnostikerin anzusprechen vermag.

15 Kommentare:

  1. liebe astrid, wie wunderbar morgens von einem solchen post begrüßt zu werden! mach das bitte öfter!! ich meine, hier gedichte vorzustellen und so schön zu bebildern. ich mag poetisches sehr, komme aber im alltag viel zu wenig dazu, mich einmal in ruhe damit zu beschäftigen. dein post ist mir jetzt ansporn dazu.
    liebe gutenmorgengrüße
    mano

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  2. Zu Deiner Eingangsfrage: Ja, ich liebe Lyrik. Ich hab das Glück, dass mir die Schule (Deutsch-Leistungskurs) dies nicht vermiest hat. Du hast das Gryphius-Sonett auch wunderschön illustriert. Es ist doch spannend, dass, wenn man offen dafür ist, ein Stückchen Literatur einen selber eine Wegstrecke des Lebens begleitet. Ich habe ein paar Jahre lang solche Gedichte und Zitate in einem Büchlein notiert. Wenn ich das heute durchblättere, ist es fast wie ein Fotoalbum jener Zeit.
    Liebe Grüße
    Andrea

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  3. Ja, ich auch.
    Erstmal bestätige ich alles, was die geschätzten Vorschreiberinnen erwähnten( abzüglich des Deutsch-Leistungskurses)
    Mich begleiten einige Gedichte schon seit Jahren. Manche seit Jahrzehnten.
    In meiner Erzählerzeit durfte ich auf manchen Veranstaltungen rezitieren, was andere, lyrisch Gebildetere, zusammengestellt hatten. Da gab es manche Entdeckung.
    "Der ewige Brunnen" steht doppelt in meinem Bücherschrank. Oder dreifach?
    Eine schöne Anregung, liebe Astrid. Vielleicht sollten wir das alle regelmäßig machen. Lyrik ist eine wunderbare Entschleunigungsmaschine.
    Und manchmal eben auch ein Gebet. Für alle.
    Lieben Lisagruß!

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  4. Liebe Astrid, ich hoffe, ich habe in fast 40 Jahren keinem den Gefallen an Lyrik vermiest :-) !Genau das Gedicht hatte ich in einer meiner letzten Kursarbeiten, und es gab tolle Texte dazu, umwerfend!Und weil ich Lyrik liebe, gibt es ja auch eigene mit passenden Fotos in einem kleinen Bändchen. Danke für den schönen Morgenauftakt! Herzlich, Sunni

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  5. Natürlich liebe ich Lyrik - im Allgemeinen und auch hier im Besonderen.
    Ein schöner Auftakt für einen Frühlingstag. Und dies mit den Büchlein bei Andrea Holunder, das hab ich auch einige Jahre gemacht. Warum hab ich eigentlich damit aufgehört...
    Liebe Grüße

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  6. Lyrik? Das fällt mir schwer. Trotzdem ein sehr schönes Gedicht.

    Liebe Grüße
    Astrid rechtsrheinisch

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  7. Was für eine Überraschung! So ein schöner Gryphius mit deinen feinen Bildern und Gedanken. Das begleitet mich nun zwar nicht in den Tag, sondern in den Abend hinein. Mein Lyrik-Regal habe ich griffbereit gleich neben mir und meistens liegen ein paar Gedichtbände "draußen", in die ich immer wieder mal hineinblättere. Ein Gedicht kann einen aufatmen lassen. Mir hat die Schulzeit da nichts anhaben können, und ich habe es geliebt Gedichte zu rezitieren, und lese sie auch heute noch gern vor, zum Beispiel auf meinen poetischen Spaziergängen. Ja, gerne öfter Lyrik im Blog! Herzliche Grüße und einen schönen Abend euch noch - Ghislana

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  8. Wie schön!
    Dein Post wird mich motivieren, mal wieder in meinen gesammelten Gedichten zu blättern.
    Liebe Grüße
    Christine

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  9. ...Lyrik steht bei mir nicht in vorderster Reihe, liebe Astrid,
    aber ich mag sie lesen...noch dazu, wenn du sie so schön bebilderst...ein erbaulicher Post,

    liebe Grüße Birgitt

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  10. Wie schön! Ja, ich mag Lyrik. Man muss sich dafür Zeit nehmen. Ich glaube, das werde ich mal wieder tun.
    LG
    Magdalena

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  11. Ich mag Lyrik. Allerdings eher auf griechisch. Es ist aber nicht so, dass ich sie oft lese. Da gibt es meinen Lieblings Musiker, dessen Songtexte alle so verfasst sind. Und ich liebe die. Vertreib die dicke Nacht die meine Seel umgibt... einfach wundervoll!
    Herzlichst Nica

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  12. Wie schön das zu lesen ist, liebe Astrid! Ich mag Lyrik sehr und oft oft finden die Worte gleich Zugang zu meinem Herzen.
    glg Susanne

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  13. wie schön
    das Sonett war mir unbekannt
    (der Dichter auch ;) )
    ein Büchlein mit eingeschriebenen Gedichten (in Schönschrift ;) )
    hatte ich auch
    wir mussten in der Schule noch viele Gedichte auswendig lernen
    und mir hat das immer Freude gemacht

    wie schön die passenden Bilder dazu
    liebe Grüße
    Rosi

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  14. Liebe Astrid, bei dir entdecke ich "neue Welten", so schön, danke! Ich mag ja Sprache sehr und gerade dieser Teil... "Und reizt das Federvolk, den neuen Tag zu grüßen" ... genauer "Federvolk" liess mich mehr als nur schmunzeln. Ja, ich konnte das Vogelgezwitscher beinahe hören... . Das letzte Bild ist einfach zauberhaft! Sonnig-warme Grüsse, Sibylle

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  15. Das ist alles so schön & hat mich deshalb dazu inspiriert Lyriks von Victor Marie Hugo (1802-1885, französischer Lyriker, Romantiker
    und Maler zu veröffentlichen.
    Herzliche Grüße
    Gerda

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst!

Ich wünsche mir allerdings nach wie vor, dass ein Name am Ende des Kommentars steht.
Da die anonymen namenlosen Kommentare zuletzt wieder zugenommen haben, hier der ausdrückliche Hinweis:

Ich werde sie ab jetzt wieder konsequent NICHT freischalten.

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